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Autor Thema: Der Name verpflichtet  (Gelesen 2157 mal)

A. Sacchi

  • Sesselfußballer
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Der Name verpflichtet
« am: 20.Januar 2009, 17:38:25 »


Es läuft die 39.Spielminute im Camp Nou vor 97000 Zuschauern. Ancelotti hat den Ball an der Mittellinie, spielt nach links zu Donadoni. Die Nummer 7 mit viel Platz, läuft, guckt und flankt richtung Strafraum. Der Ball kommt zu Gullit, der die Flanke mit dem rechten Spann aufnimmt, er lässt den Ball einmal auftippen, sein Gegenspieler macht ehrfürchtig einen Schritt zurück, und dann schießt Ruud Gullit den Ball einfach ins rechte obere Eck! Ein herrliches Tor, das 3:0 gegen Steaua Bukarest! Immerhin ein Team um die rumänischen Topspieler Popescu, Haghi, Stoica oder Lacatus.
Doch Milan ist einfach eine Klasse besser und gewinnt am Ende mit 4:0 und zum 3.Mal den Landesmeister-Pokal. 

Das Finale ist jetzt 19 Jahre her. Für Milan war es der Höhepunkt einer großartigen Europa-Pokal-Saison, hatte man doch schon im Halbfinale Real Madrid 5:0 im San Siro geschlagen. Das Team um die Holländer Rijkaard, Gullit und van Basten, dazu Baresi, Ancelotti, Tassotti, Donadoni und Maldini – sie spielten damals den effektivsten Fussball.
Nicht zuletzt ist es aber der Erfolg eines ehemaligen Schuhverkäufers aus Fusignano, der Allenatore von Milan und später sogar der Squadra Azzurra wurde. Ein Mann, der selber kein großer Fussballer war aber den italienischen Fussball mit seinem Stil entscheidend beeinflusste. Sein Name: Arrigo Sacchi!

Wenige Wochen nach dem Finale feierte ich meinen 13.Geburtstag, doch im Gegensatz zu meinen Freunden war ich nicht in jeder freien Minute am Ball oder vergötterte die Fussballer in der damals besten Liga der Welt, der Serie A. Es ist nicht so das ich mich damals überhaupt nicht für Fussball interessierte, aber damals beschäftigte ich mich eher mit Schach und Mathematik. War ich ein Streber? Nun meine Freunde sahen in mir wohl definitiv Einen...

Heute weiß ich das ich, der nie wirklich aktiv Fussball gespielt hat, eine andere Sicht auf das Spiel entwickelt habe. Ich sehe es anaylitischer mit weniger Emotionen. Es ist die Sicht des Schachspielers, der die Fähigkeiten des Einzelnen im Kollektiv richtig eingesetzt sehen will und nicht nur den nächsten Spielzug sondern auch immer schon die darauf folgenden sowie die mögliche Antwort des Gegners einbezieht. Ich habe mich nie in den Fussball verliebt wegen all der tollen Spieler die in der Serie A Woche für Woche zu sehen waren. Mir ging es immer um die taktischen Winkelzüge und das Zusammenspiel des Teams auf dem Platz. Es ist oftmals eine recht kalte Liebe – aber nicht frei von Leidenschaft und Höhepunkten.

Ich bin nun 31 Jahre alt und seit zwei Jahren besitze ich die Lizenz als Trainer zu arbeiten. Doch was mache ich damit? Naja... ich arbeite für den Verband, leite ein paar Seminare, scoute Spieler für Regionalauswahlen oder auf Anfrage auch für Vereine. Meine Meinung bei der Spielanalyse ist beim Verband, bei Vereinen, ja manchmal sogar bei Medien gefragt. Doch richtig als Trainer bei einem Verein arbeiten? Nein, auf die Idee bin ich noch nicht gekommen... 
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Ich glaube an den ganzheitlichen Fußball, in dem die Grenze zwischen Offensive und Defensive verschwimmt. Ich will einen Körper aus elf Personen schaffen.