Man muss bei einer/m solchen Diskussion/Thread auch in Betracht ziehen, wer hier alles schreibt. Wir alle sind Fußballfans und das Forum besteht zu 98% aus Männern (siehe Statistik). Und wenn ich das richtig einschätze, dann beteiligen sich hier aktiv am Forengeschehen auch fast ausschließlich Männer. Demzufolge herrscht eine männliche Sichtweise vor, die teilweise stark polemisierend aber natürlich auch differenzierend ist. Das mal vorab.
Mein Vergleich mit der Regionalliga-Zuschauerzahl kam nicht von ungefähr. Der Zuschauerschnitt bei der Frauenbundesliga bewegt sich nun mal in diesen Regionen. Diese Zahlen lügen nicht. Er wird meines Erachtens nach auch nicht über 3.Liga-Niveau hinauskommen, weil die Marke "Fußball" durch die Herren aktuell omnipräsent ist und der Markt einfach übersättigt ist mit dem runden Leder. Und ich glaube auch nicht, dass sich da ein großer Markt für die Frauen entwickeln wird. Aber das mache ich den Damen auch gar nicht zum Vorwurf. Ich akzeptiere es, wenn es bei ihnen noch nicht so professionell ist, dass im U10-Bereich bereits um die Messis von morgen gebuhlt wird. Das ist sicherlich auch eine Spur zu viel des Guten im Herrenbereich. Und genauso akzeptiere ich, dass die Strukturen in Ländern wie Äquatorialguinea oder Kolumbien eben kaum vorhanden sind. Und das entwickelt sich ja noch alles und braucht noch Jahrzehnte in manchen Ländern, bis die mal auf den Stand der Deutschen gekommen sind.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Frauen sind (noch) nicht auf dem Level wie die Herren, was die Professionalisierung angeht. Und das akzeptiere ich und ich denke, darüber sind wir uns auch alle einig.
Was ich hier allerdings merkwürdig finde, ist das Frauen-WM-Bashing, was hier immer wieder betrieben wird. Vorab: Ich kann mit dem Fußball der Frauen auch nicht viel anfangen. Ich habe ein paar Spiele gesehen, aber Stimmung will da bei mir einfach nicht aufkommen. Ich ziehe automatisch die Parallelen und denke mir dann immer: "Da ist so viel Raum, so viel Platz, das müsste doch viel besser ausgenutzt werden" oder: "Die Dynamik fehlt mir einfach, keine zieht mal einen Sprint an oder rennt mit Dampf auf die Abwehrreihe zu oder geht in ein 1 gegen 1" Natürlich weiß ich über die Voraussetzungen Bescheid und weiß auch, dass Frauen nun mal nicht so lange, so weit und schnell rennen können wie die Herren. Aber ich ziehe nun mal unweigerlich diese Vergleiche beim Ansehen der Spiele. Und wenn der Ball unbedrängt ins Seitenaus gespielt wird, frage ich mich, wo da die taktische Übersicht ist. Und all diese Ungereimtheiten summieren sich dann eben zu einem unrunden Gesamteindruck: Es ist nett anzusehen, aber echte Begeisterung kommt keine auf.
Ich denke, dass man das so formulieren darf und auch muss. Manch einer sieht sich dann aber genötigt, hier ein Fass aufzumachen und das dann zu verunglimpfen oder darüber her zuziehen. Das liegt mir einfach fern und ich wünschte, ihr würdet das einfach unterlassen. Es ist unnötig und wirft ein schlechtes Licht nicht nur auf euch sondern auch auf uns "klassische" Fußballfans im Allgemeinen.
Wer keinen Frauenfußball mag, der möge das sagen und hoffentlich auch begründen. Aber dann seitenlang über dieses und jenes her zuziehen. Wo ist der Sinn dabei?
Natürlich. Das Handspiel war absolut kurios und die Schiedsrichterleistungen sind teilweise unterirdisch. Aber das ist nicht anders zu erwarten, wenn man sich mal die Strukturen für Frauenfußball in diesen Ländern anschaut. Da sind dann eben auch "Amateure" oder eben nur Semiprofessionelle mit dabei, die hier viel Lehrgeld zahlen müssen. Wir können nun mal nicht die Bibiana für alle Spiele ansetzen, die in einer äußerst professionellen Umgebung groß geworden und mit harter Arbeit in diese Position der vermutlich aktuell besten Schiedsrichterin gekommen ist.
Insofern würde ich alle anderen darum bitten, sich einfach etwas sachlicher an der Diskussion zu beteiligen oder eben diesen Thread zu meiden. Es gibt natürlich zu kritisierende Dinge, aber den Frauenfußball nur des Frauenfußballs wegen zu verunglimpfen halte ich einfach für schwach.