4:3 n.E. in HamburgButt entscheidet Nervenkrimi25.01.2011
Nach einem hochdramatischen Spiel in der Hamburger Imtech Arena steht der FC Bayern verdient im Halbfinale des DFB-Pokals. Im Viertelfinale bezwang der FCB den Hamburger SV mit 4:3 nach Elfmeterschießen. Nach der torlosen Verlängerung hatte es 1:1 gestanden. Die Auslosung für das Halbfinale findet am Donnerstag (27.01.) dieser Woche statt.
Beide Teams schenkten sich nichts, Großchancen waren Mangelware. Das blieb auch nach dem frühen Tor von Ribéry so, beide Teams waren sehr bemüht, aber nicht zwingend genug. Zum Ende der ersten Halbzeit verpasste der FCB die Führung zu erhöhen. van Nistelrooy erzielte nach einem kapitalen Schnitzer von Butt den Ausgleich, es ging in die Verlängerung. Dort überwog die Nervosität und Unsicherheit. Im Elfmeterschießen avancierte Butt letztendlich doch noch zum Matchwinner, indem er zwei Elfmeter hielt und einen selbst verwandelte.
Stürmer Ivica Olic sah gegen Mainz die Gelbe Karte und fehlte damit, denn es war seine Fünfte. Für den Kroaten durfte Miroslav Klose spielen, Gomez nur auf der Bank. van Bommel hingegen hat seine Gelbsperre abgesessen und durfte wieder in die Mannschaft, was zur Folge hatte, dass Tymoshchuk wieder auf die Bank musste. Auch Daniel van Buyten durfte von Beginn an spielen und ersetzte damit Demichelis, der mit Badstuber gegen Mainz das Pärchen in der Innenverteidigung bildete. Bei Arjen Robben reichte es noch nicht für die Startelf, er musste zunächst auf der Bank Platz nehmen, um die Belastung nicht zu groß werden zu lassen.
Ribéry mit dem frühen TorEs herrschten keine guten Bedingungen, es war kalt und es schneite in Hamburg. Dies hielt Franck Ribéry (3.) aber keinesfalls davon ab, die frühe und wichtige Führung für den FC Bayern zu erzielen, mit Wucht schoss er den orange gefärbten Ball an Rost vorbei ins Tor, welches die ganze Mannschaft dazu aufrief mit dem Franzosen und den eigenen Fans in der Kurve zu jubeln. Der Hamburger Sportverein versuchte sich in der Folge am Spiel zu beteiligen, dies gelang durch einige Vorstöße, allerdings fehlte es bei den wenigen Abschlüssen an der Genauigkeit. Die großen Chancen bzw. die zweite große Chance hatte wieder der FCB. Müller (18.) scheiterte freistehend vor Rost. Guy Demel klärte den Abpraller zur Ecke und klärte diese brenzlige Situation. Die Münchner ließen sich etwas in die Defensive drängen und spielten zudem einige unnötige Fouls, welche zu vielversprechenden Freistoßsitutionen für den HSV führten. Eine davon nutzte beinahe Stürmer Choupo-Moting (23.) der in der Folge einer dieser Freistöße zum Abschluss kam. Butt konnte aber gerade noch parieren.
Das Gästeteam setzte immer mal zu sehenswerten Ballstaffeten an, ohne allerdings den nötigen Durchbruch zu erwirken. Strafraumaktionen waren Mangelware auf beiden Seiten, vor allem Hamburg versuchte es einige Male aus der Distanz. Torwart-Oldie Frank Rost vereitelte nach rund 40 Minuten einen strammen Schuss von Hamit Altintop von der Grenze des Sechzehnmeterraumes. Mathijsen sah im Zweikampf mit dem etatmäßigen Robben-Vertreter nicht gut aus und konnte sich beim Schlussmann bedanken, der den Ball mit den Fingerspitzen zur Ecke lenkte. Ecken sind eine Paradedisziplin der Münchner, nach dieser Art von Standards ist vor allem ein Spieler immer eine große Gefahr für jede Mannschaft: Daniel van Buyten (41.), der hochgewachsene Belgier musste sich aber Rost geschlagen geben. Die Führung zur Halbzeit ging aufgrund der aktiveren Schlussphase der ersten Halbzeit in Ordnung.
Butt ein Opfer des WettersDer zweite Durchgang begann mit einem Wechsel auf Seiten von Bayern München, denn Behrami musste angeschlagen vom Platz gehen. Arjen Robben machte sich in der Pause warm um und wurde dann auch für den Schweizer Nationalspieler eingewechselt. Hamit Altintop rückte von Rechtsaußen in die Viererkette, Robben durfte auf seiner angestammten Position ran. 56 Sekunden nach dem Wiederanpfiff kam der HSV, der gut aus der Kabine kam, zu einer Kopfballchance durch Ruud van Nistelrooy, der sonst unauffällig agierte. Die Kugel ging etwa einen halben Meter über die Latte. Die Partie sollte für Arjen Robben nicht lange andauern, ein Foul von Marcell Jansen verletzte den Niederländer leicht, Felixius ging aber kein Risiko ein und wechselte erneut. Vorher bereitete der Rechtsaußen aber noch eine Chance für Thomas Müller (58.) vor, die der Nationalspieler nicht nutzen konnte um auf 2:0 zu erhöhen. Shaqiri zog sich sein Trikot an und kam für Robben ins Spiel. Der Eckball, der aus der Chance von Müller resultierte, war der Ausgangspunkt für einen sehr gefährlichen Schuss von Ribéry (60.), der aber nur den Außenpfosten traf. Rost wäre wohl machtlos gewesen. Die Witterungsverhältnisse wurden nicht besser, es schneite weiter, und dies wurde Jörg Butt in der 68. Minute zum Verhängnis. Einen Freistoß von Zé Roberto von der linken Außenbahn glitt Butt durch die Hände, der Ball prallte nach vorn ab und van Nistelrooy staubte ab zum Ausgleich für die Hansestädter.
Felixius stellte sein Team ein wenig um, Thomas Müller gesellte sich zum vereinsamten Klose in die Sturmspitze, allerdings etwas hängend hinter Klose. 10 Minuten vor dem regulären brachte der Coach dann auch nochmal Verstärkung in Form von Anatoliy Tymoshchuk um die Zentrale zu stärken, da Schweinsteiger etwas angeschlagen wirkte und dies auch anzeigte. Mark van Bommel (83.) nahm sich dann mal ein Herz und erzwang eine Chance aus etwa 30 Metern, allerdings zeigte Frank Rost eine Glanzparade und lenkte den Ball über den Querbalken zur Ecke, die allerdings keine Gefahr brachte. Die Hamburger hatten erstaunlich viel Platz, die Unsicherheit war aber beiden Teams anzumerken. Denn klar war: Wer jetzt einen Fehler macht, ist so gut wie ausgeschieden. Allerdings gab es noch eine Chance für den FC Bayern in der Nachspielzeit, auch wenn nur durch einen Freistoß von Ribéry (90.+1), den er etwas zu hoch ansetzte. Das war's, Verlängerung!
Große NervositätSo ging es in die Verlängerung, und noch immer merkte man die Dramatik, die Spannung war mit den Händen zu greifen. So gingen die ersten 10 Minuten ereignislos vorrüber. Ribéry (100.) wollte dem ein Ende setzen, war aber ziemlich allein mit seinem Drang auf das Tor, versuchte einen Weitschuss, der genau in die Arme von Rost flog. Die zusätzliche halbe Stunde war von großer Nervosität geprägt, sodass beide Teams nicht mehr auf die Beine brachten, auch weil die Beine immer schwerer wurden. So musste das Glück über Sieg oder Niederlage, über Triumph und bitterem Aus entscheiden.
Matchwinner ButtDer FC Bayern gewann die Wahl und durfte als Erstes schießen. Geschossen wurde auf das rechte Tor, also in dem Bereich, indem sich auch ungefähr die mitgereisten Bayern-Fans befanden. Ribéry trat als Erster Schütze an und schoss den Ball souverän mit einem hohem Tempo in die rechte Ecke, Rost hatte es geahnt, ihm fehlten allerdings wenige Zentimeter. Ruud van Nistelrooy war der erste Schütze auf Seiten des HSV und auch er verwandelte ins rechte Eck, Butt spekulierte auf die linke Ecke. Nun konnte der erfahrene Tymoshchuk dem FCB wieder einen Vorteil verschaffen, was auch ihm souverän gelang, fast deckungsgleich mit dem Elfmeter von van Nistelrooy. Für den HSV traf als nächstes Änis Ben-Hatira an, sicher nicht der erfahrenste Akteur, was allerdings keine Rolle spielte. Denn auch er traf. Alle 4 Spieler trafen, 2:2, dann ging es in die dritte Runde, in welcher Mark van Bommel, der Kapitän der Münchner antrat. Er wurde seiner Rolle und der damit verbundenen Verantwortung gerecht und verwandelte in die linke Ecke, Rost ahnte sie, aber wieder fehlte ein kleines Stück. Ex-Münchner Marcell Jansen war nun an der Reihe und hatte den Druck, welchem er nicht gewachsen war. Er schoss unmotiviert in die Mitte, Butt ahnte dies, blieb stehen und parierte. Vorteil Bayern. Nun war es Vize-Kapitän Lahm bestimmt auf 4:2 zu erhöhen und damit eine Art Vorentscheidung herbei zu führen. Was ihm aber nicht gelang, die Latte war ihm im Wege und die Norddeutschen hatten mit dem nächsten Schützen die Chance auf 3:3 zu stellen und den Druck damit enorm zu erhöhen. Ausgerechnet Zé Roberto wurde diese Aufgabe zuteil, nun musste er gegen Butt antreten, mit dem er in Leverkusen zusammen spielte. Der Brasilianer traf ins rechte untere Eck und erhöhte den Druck auf ein unmenschliches Maß. Diesem Druck musste nun Torhüter Hans-Jörg Butt standhalten. Bekannt für seine zahlreichen Elfmetertore, selbst in der Königklasse traf er bereits vom Punkt. Und cool wie er ist, verwandelte Butt, auch wenn Rost die Ecke wieder ahnte. Damit war Guy Demel zum Treffen verdammt, denn ein Fehlschuss hätte das Aus für den HSV bedeutet.
Butt parierte und konnte sich feiern lassen, die Mannschaft rannte auf ihn zu und feierte seine Parade wie den DFB-Pokalsieg. Dabei war dies erst der Einzug ins Halbfinale des DFB-Vereinspokals.
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SPIELSTATISTIKHamburger SV - Bayern München 3:4 n.E. (0:1, 1:1, 1:1)Hamburg | Rost - Demel, Westermann, Mathijsen, Jansen - Jarolim - Diekmeier (46. Kacar), Elia (83. Ben-Hatira)- Zé Roberto - van Nistelrooy, Choupo-Moting (69. Mangala) |
FC Bayern | Butt - Behrami (46. Robben (59. Shaqiri)), van Buyten, Badstuber, Lahm - Tymoshchuk, Schweinsteiger (80. Tymoshchuk) - Altintop, Müller, Ribéry - Klose |
Ersatz: | Kraft, Demichelis, Pranjic, Gomez |
Schiedsrichter: | Florian Meyer |
Tore: | 0:1 Ribéry (3.), 1:1 van Nistelrooy (68.) |
Gelbe Karten: | Jarolim, Choupo-Moting / van Buyten, Klose |
Rote Karten: | - |
Sieg in HamburgDie Stimmen zum Spiel25.01.2011
Die Stimmen im Überblick:Felixius: "Mit der Parade von Jörg ist mir echt ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Die Mannschaft hat heute eine große Leistung gezeigt. Aber auch der HSV verdient höchsten Respekt, sie haben sich immer gegen die Niederlage gestemmt und haben uns einen riesigen Fight geboten. Ich bin einfach nur glücklich, jetzt wollen wir nach Berlin und werden das auch schaffen, egal ob gegen Cottbus, Leverkusen oder Wolfsburg. Wir sind heiß."
Hans-Jörg Butt: "Ein Wechselbad der Gefühle war das hier. Hamburg ist ja eigentlich immer noch mein echtes Zuhause, ich habe hier lange gespielt. Es war heute sehr emotional und bin sehr glücklich über das Weiterkommen."
Armin Veh (Hamburg-Trainer): "Die Bayern haben den Sieg verdient, auch wenn im Elfmeterschießen hauptsächlich das Glück entscheidet. Bayern war aktiver, hat mehr getan, sie sind verdient im Halbfinale. Aber wir haben heute eine deutliche Leistungssteigerung sehen können bei uns."