Verloren? Niedergetrampelt und gedemütigt wurden sie. Ich hatte schon Bauchschmerzen wegen der Defense, die hat die letzten Wochen unheimlich an Konstanz verloren und schon gegen West Virginia konnte ein einziger Spieler 344 yards gegen die Defense erlaufen, ein 3rd String QB von Oklahoma State hat über 300 yards und 48 Punkte erreicht und generell sah es so aus, als ob sich die Teams auf die Man-2-Man-Schemes von Mike Stoops (dem Bruder von Bob Stoops, dem Headcoach der Sooners) eingestellt hätten und diese kaum variiert wurden.
Was gestern geboten wurde, habe ich wirklich auch im College-Football selten gesehen. Klar, Manziel hat nicht umsonst die Heisman-Trophy gewonnen, der ist schon gut, aber was die Defense dort veranstaltet hat, war schlicht Arbeitsverweigerung. Absolut gar kein Pass-Rush, Linebacker, die selbst die einfachsten tackles whiffen, einzig die Pass-Protection war einigermaßen stabil, aber das bringt nichts, wenn der QB 8 Sekunden Zeit hat. Mit 8 Sekunden Zeit in der Pocket hätte selbst ich die Defense zerlegt. Auch die Kommentatoren haben sich enorm gewundert über den völlig nonexistenten Pass-Rush. Die Linebacker waren so schlecht, dass Stoops sich am Anfang vom 4. Quarter dazu entschieden hat, komplett ohne zu spielen für eine Serie, die D-Line, die für den schlechten Pass-Rush verantwortlich war, konnte er ja leider nicht austauschen. Ich habe keine Ahnung, wie das gestern zustande gekommen ist, aber so hoffnungslos und verzweifelt habe ich noch kein Footballspiel angeschaut. Ich habe irgendwann aufgehört, mir Fehler im Kopf abzuspeichern, es waren einfach zuviele.
Dann dieses Lustlosigkeit, sobald der Manziel an der D-Line vorbei war, gab es kein pursuit, Gaps wurden nicht gedeckt (gerusht aber auch nicht, ich habe mich manchmal gefragt, ob die Spieler sich in Luft aufgelöst haben) und es gab absolut KEIN Containment gegen einen Quarterback, der ausgesprochen gut rushen kann.
Eigentlich hätte das Spiel gegen West Virginia als Blueprint dienen können. Geno Smith hatten die Sooners verzüglich contained, der konnte kaum laufen, musste in der Pocket bleiben, nur hat das Räume für den Running Back eröffnet, woraufhin dieser über 340yards droppen konnte. Darauf hätte mensch aufbauen können, indem mensch sich anschaut, welche Löcher dort ausgenutzt wurden und was exploited wurde. West Virginia hatte einen exzellenten Fullback, der Linebacker ohne Probleme blocken konnte und sie haben sehr viele Pull-Plays gespielt, bei denen der Offensive Guard, Tackle oder Center nicht blockt, sondern nach außen zieht (=pull), um dort einen Blocker mehr zu haben, weil dort das Play langgeht. Durch diese Plays, die perfekt das Man-2-Man ausgenutzt haben (da sich jeder auf seinen Gegenspieler konzentrierte, herrschte Außen eine Blockerüberlegenheit) war West Virginia so stark. Theoretisch hätten die Linebacker einfach nur Zone spielen müssen und hätten so flexibel auf Pulls reagieren können, ohne containment zu verlieren. Ich habe mich damals schon gefragt, ob ich irgendwas übersehen habe, denn eigentlich ist diese Reaktion aus dem 1 mal 1 des Footballs und ich konnte mir nicht vorstellen, dass Mike Stoops, der eigentlich ein erwiesenermaßen hochqualifizierter Defensive-Coordinator ist, das übersehen kann. Vermutlich haben die Linebacker damals einfach nicht viel Zone-Coverage im Training gehabt und die Coaches wollten kein Risiko eingehen, das Spiel gegen West Virginia wurde ja sogar noch gewonnen.
Diesmal war es aber kein reines Problem mit den Schemes. Zwar haben die Linebacker wieder nur Man-2-Man gespielt, aber die vorderen 7 Spieler waren eh so schlecht, dass es keinen Unterschied gemacht hätte, in welcher Coverage sie agieren. Mike Stoops hat am Ende des 3. Quarters sein Headset abgenommen, es nicht wieder aufgesetzt und kein Wort mehr gesagt, nachdem er sich vorher die Seele aus dem Leib geschrien hat. Der war extrem pissed und ich kann es verstehen. Ich habe mich im 3. Quarter, als das Spiel völlig überraschenderweise noch offen war vom Punktestand her (in der Realität hat OU über 60 Minuten keinen Stich gesehen), auch noch aufgeregt, im 4. Quarter habe ich dann mit der Flasche Sekt, die eigentlich für die Rückkehr meiner Freundin heute kalt gestellt war, den Frust im Alkohol ertränkt. Ich bin mir sicher, dass jeder OU-Fan das gleiche getan hat und die Stoops es am liebsten auch getan hätten. Das war einfach nur mies, ich bin gespannt, was es da für Konsequenzen gibt. Ich weiß auch nicht, wie lange sich Bob Stoops das noch antun will, ich habe so das Gefühl, dass der dieses Jahr in die NFL geht, obwohl er Oklahoma eigentlich sehr liebt und auch von seiner Art der ideale College-Coach ist.
Nächstes Jahr könnte bitter für OU werden, rebuilding ist angesagt. Ich sehe momentan keinen vernünftigen QB, Blake Bell überzeugt mich nicht, die RBs sind ganz ordentlich, aber die O-Line braucht ein Upgrade aber das wird nichts werden, da sich das Recruiting auf die Defense konzentrieren wird. 2 Starter der recht soliden Secondary werden in die NFL gehen und die D-Line+Linebacker werden hoffentlich allesamt rausgeschmissen...ok, das letzte meine ich nicht ernst, aber da müssen sich einige wirklich mal fragen, was sie dort die letzten Wochen so gemacht haben.
Aber naja, das Gute ist, dass es heute weitergeht. 22.30Uhr, die Bengals gegen Houston. Vor 3 Wochen hätte ich keinen Cent darauf gewettet, dass Houston den 1st Platz in der AFC verliert, aber dann haben die seit der katastrophalen Niederlage gegen die Pats massiv abgebaut. Ich weiß ehrlich gesagt nichtmal, woran das liegt. Also alle Mannschaftsteile haben nachgelassen, aber ich kann jetzt keinen richtigen Grund dafür ausfindig machen. Das scheint ein mentales Problem zu sein, die waren sich zu früh zu sicher und jetzt kommt die Panik dazu. Normalerweise würde ich 200€ auf die Texans setzen, aber so, wie die unter Druck gespielt haben letzte Woche, mit einem angeschlagenen Arian Forster und zerstörtem Selbstvertrauen gibt es sogar eine gewisse Chance für die Bengals. Das dürfte also ein sehr spannendes Spiel werden, aber der Knaller kommt heute Abend. Schon letzte Woche war das Duell der Vikings gegen die Packers, diese Woche wieder, nur diesmal in Lambeau. Schon letzte Woche ging es um viel, diese Woche geht es um alles. Ich bin wirklich überrascht, dass die Packers mit den Vikings nicht so richtig zurechtkommen. Dass die Vikings in den Playoffs sind, ist schon eine gewaltige Überraschung, deren Defense ist bei weitem nicht so gut, wie sie manchmal dargestellt wird. Ich gebe den Vikes, um ehrlich zu sein, keine Chance. Aber natürlich drücke ich AD die Daumen, auf dass er Lambeau umpflügt und die Packers nach hause schickt. Ich mache mir aber keine Hoffnungen, ich wurde dieses Wochenende schon genug enttäuscht, was Football angeht.