Ich bin mit der ersten Staffel von The Witcher durch und kann zumindest einen Teil der Kritikpunkte nachvollziehen.
Man merkt der Serie das geringere Budget gegenüber einer Mammutserie wie GoT schon an, wobei GoT dafür bei der Story und Logik gespaart hat. Zumindest nachdem die Macher am Ende von JJRMs Vorlage angekommen sind. Die Kostüme der Statisten sowie von ein paar Nebendarstellern sehen billig produziert und wie frisch aus der Schneiderei aus und Bergarbeiter ohnen ein Staubkorn an der Kleidung stören die Immersion doch etwas.
Auch die CGI ist nicht immer State of the Art und man kaschiert viel durch Einsatz von Nebel oder dem Drehen in Dunkelheit.
Der Story zu folgen war für mich jetzt kein Problem, ich kann mir aber vorstellen das man damit ein wenig Probleme haben kann wenn man die Serie nicht innerhalb von 2 Tagen durchzieht. Das es mehrere Zeitebenen gibt bekommt man erst Mitte der Staffel wirklich mit und da kann es schon zum Problem werden wenn man sich schlagartig an Sachen erinnern muss die zig Stunden vorher passiert sind um einen Zusammenhang herzustellen. Aber wir reden hier über eine Netflixserie und nicht über eine Serie im linearen Fernsehen. Wenn man Probleme hat sich an etwas zu erinnern kann man problemlos nochmal zu dem Punkt zurück und der Veröffentlichungszeitpunkt der Serie läd geradezu dazu ein die Serie innerhalb von 2-3 Tagen durchzuziehen.
Was mir aber gefallen hat waren die Schauspielleistungen und besonders Henry Cavill bringt die stoische Art von Geralt sehr gut rüber. Man darf bei Cavill halt, genau wie bei Yennefer, nicht den Fehler machen und sie anhand der Ähnlichkeit zu den games zu bewerten, auch wenn die Serie viele Elemente der Games und auch ein paar Szenen aus den Games übernommen hat. Anya Chalotra als Yennefer macht ebenfalls einen sehr guten Job und der größte Unterschied ist dabei auch einer der auf die Videospielvorlage zurück geht. Die Games spielen aber Jahre nach den Büchern sowie der Serie und bestimmte Charaktereigenschaften sind direkte Auswirkungen von Ereignissen die erst später in den Büchern passieren.
Die Kampfszenen sind deutlich besser als in anderen Produktionen, gegen Ende merkt man hier aber auch das fehlende Budget gegenüber einer Serie wie GoT. Es wird viel mehr mit Schnitten gearbeitet um die mangelnde Zeit für die langenden Choreographien aus den ersten Folgen zu kaschieren, man spart sich Zeit und Geld indem Verstümmelungen etc nicht on Screen zu sehen sind und man merkt das die Kämpfe nichtmehr mit der Intensität und bis zum Ende durchgezogen werden wie in den ersten Folgen.
Man bekommt kein "The Raid" oder ersten Teil der Bourne Trilogie aber glücklicherweise sind die Kampfszenen in The Witcher weit entfernt von Schrott wie den "Taken"-Filmen. Man darf aber auch nicht vergessen das da Henry Cavill vor der Kamera steht und nicht jemand wie Iko Uwais, Tony Jaa oder Keanu Reves, die allesamt privat seit Ewigkeiten Kampfsport betreiben und mit den besten Choreographen zusammenarbeiten.
Storytechnisch hat mich die Serie überzeugt und auch der Aufbau sowie Entwicklung der Charaktere ist, soweit die geringe Zeit es zugelassen hat, gut gelungen. Wenig Zeit für Charakterentwicklung hört sich bei 8x 60 Minuten Serie bekloppt an aber es gibt einfach so viele Handlungstränge und so viele Sachen zu erklären das da für eine komplette Erklärung der Charaktere wirklich die Zeit fehlt.
Was nicht bedeutet das es die nicht noch geben wird. Die zweite Staffel wurde schon vor Ausstrahlung der ersten Staffel angekündigt und nach dem Ende der ersten Staffel hat man den Eindruck als wäre das nur die Spitze des Eisbergs. Die Zuschauermeinungen sind sehr gut und lediglich die Ratings der Journalisten sind gemischt. Wobei da halt auch Reviews von "Journalisten" mit reinspielen die die Story nicht verstehen weil sie die ersten 4 Episoden übersprungen haben und dann die Serie wegen der schwer verständlichen Story zerreißen.
Das sind so "Experten" wie die Tante von der BILD... ahm WELT die nach 45 Minuten aus dem Joker raus ist weil ihr die Karten zu teuer (als ob sie die Karten selbst bezahlen müsste) und der Film Überlänge hatte (Frage: "Wie schlimm ist ihr ADHS?" Antwort: "Ja") und dann meinen den kompletten Film beurteilen zu können.
TL;DR
Wenn man Fantasy mit guter Story und tollen Schauspielern mag ist die Serie klar zu empfehlen. Bei den Kostümen, der CGI und ein paar anderen kleinen Dingen sieht man der Serie allerdings an das Netflix im Kampf gegen Disney jeden cent braucht.