Was ist denn das für ein andauerndes Silvester-Totschlagargument? Man stelle sich kommendes Silvester doch mal mit einer Pyrofackel in die Menge auf den Stuttgarter Schloßplatz - es wird im Normalfall keine zwei Minuten dauern, bis man von netten uniformierten Herren zur Seite geführt und alles beschlagnahmt wird, was man (auch an legalen) Feuerwerkskörpern noch so bei sich hat, man einen Platzverweis für den kompletten Innenstadtbereich und ein paar Wochen später Post von der Staatsanwaltschaft wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung und Verstoß Sprengstoffgesetz bekommt...vergangenes Jahr dutzendfach passiert und das Gejammer bei den Betroffenen war groß.
Ging (natürlich ohne die Strafanzeigen) übrigens auch schon Personen so, die "nur" z.B. eine Rakete aus der Hand gezündet haben und dabei gesichtet wurden.
Ähnlich erging es jedem, der im Rahmen der Public Viewing Veranstaltungen im Sommer meinte, unbedingt Pyrofackeln in der Menge zünden zu müssen da er sich ja so fürchterlich emotional fühlte. Allein bei den Spielen der Kroaten habe ich hier Kenntnis von knapp 40 Anzeigen wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung "nur" für das Zünden einer Fackel in einer Menschenmenge.
Aber weil jetzt irgendwo auf dem Dorf keiner was sagt (weil keiner da ist, der was sagen kann), wenn einer zündelt, darf man das in Stadion plötzlich auch? Wer ist denn dieser "jemand", der beim Fußball Strafen fordert, aber im restlichen öffentlichen Raum angeblich nicht? Das alles steht doch nur so im Fokus, weil die Öffentlichkeitswirksamkeit im Stadion bei einem bundesweit im Fernsehen zu sehenden Spiel einfach um ein Vielfaches größer ist, als beim Dorfsilvester in Hintertupfingen, das halt auch nur einmal im Jahr stattfindet...und die armen Ultras regelmäßig so laut weinen müssen, wenn sie mal wieder vor den Fakt gestellt werden, dass ihr ersehnter rechtsfreier Raum im Stadion genau das nicht ist und die böse Gegenseite regelmäßig am längeren Hebel sitzt.
Legalisieren? Also staatlich zulassen, dass mehrere Tausend Grad heiße Fackeln von nicht-Fachleuten mitten im Getümmel gezündet werden und die Rauchschwaden mit spannenden Inhaltsstoffen quer durchs Stadion ziehen dürfen (und wenn es zu neblig wird unterbricht der Schiri halt kurz, macht ja nix)? Utopie. Sämtliche Kompromisslösungen (kontrolliertes Zünden der Fackeln vor dem Block, Nutzung der "kalten" Fackeln wie in Schweden (?) getestet) sind doch viel zu uncool für die Szene und vor allem völlig untauglich, um seine heldenhafte Provokation und Ablehnung der Obrigkeit darzustellen. Man müsse sich ja dann auf die Darbietungen auf dem Rasen anstatt die eigene Selbstdarstellung konzentrieren, wie langweilig.