Bei den sehr guten Serien fehlen auf den ersten Blick "Twilight Zone", "Twin Peaks", "The Prisoner", "Sopranos" und "Cowboy Bebop".
Zu begründen, warum, ist gar nicht mal so leicht. Einfach dahergesagt, weil diese fünf Serien mit das Beste sind, was ich bisher im Fernsehen gesehen habe. Ich bemühe mich aber mal um eine tiefgreifendere Begründung und liefere für alle vier ein paar Argumente.
Twilight Zone (gemeint sind natürlich die ersten 156 Episoden; alles was danach kam ist allenfalls mäßig oder neu aufgewärmt):
- in nahezu jeder US-Serie der letzten 60 Jahre wird Bezug auf die Serie genommen
- sie ist unheimlich innovativ gewesen und hat neue Maßstäbe was Kameraführung, Perspektiven und Storytelling betrifft gesetzt
- Rod Serling
- die Geschichten sind zeitlos und zwar nahezu alle Geschichten; ich habe mir vor drei Jahren alle Episoden nach und nach angeschaut und schaue mir jetzt immer mal wieder einzelne Episoden an
- hammermäßige Pointen, die den Zuschauer atemlos zurücklassen (Stichwort: "It's a cookbook!")
Twin Peaks:
- typisches David Lynch-Flair; obwohl die Serie nicht immer den Horror und die Gebanntheit der Filme auslöst, sondern in manchen Szenen etwas Melancholisches, Leichtes, Träumerisches hat; kurzum ein Lynch, der nicht immer ein Albtraum, sondern manchmal ein schöner Traum ist
- einzigartiges TV-Experiment; den Mix aus Mistery, Horror und Soap Opera in der verträumten Kleinstadt "Twin Peaks" gab und gibt es sonst nirgendwo; man sieht also in jedem Fall etwas Neues, noch nicht Dagewesenes
- Dale Cooper ist ne coole Sau
- einzigartige, nuancierte, aber immer nachvollziehbare Charaktere, die sich im Laufe der Serie entwickeln, immer mehr von sich preisgeben, aber doch immer interessant bleiben
- perfekte von Lynch eigens komponierte musikalische Untermalung, die die Stimmung in vielen Szenen noch intensiviert und zum außergewöhnlichen Gesamt-Gefühl beiträgt
The Prisoner (gemeint ist selbstverständlich das Original von '67):
- auch hier, eine Geschichte, die ihresgleichen sucht und den dramatischen Suspense-Effekt bis zu den letzten Episoden aufrechterhält; mich persönlich hat die Serie von Anfang bis Ende gefesselt und ich habe förmlich nach Antworten auf die vielen offenen Fragen gelechzt
- Meilenstein unter den TV-Serien
- das legendäre "enttäuschende" Ende mit Symbolcharakter (Ich habe drei Phasen der Verarbeitung durchgemacht: Als ich die Auflösung gesehen habe, bin ich erstmal in lautstarkes Gelächer ausgebrochen. Dann war ich einfach nur noch wütend und habe die Serie verteufelt. Erst ganz zum Schluss habe ich endlich angefangen, mir Gedanken über die mögliche Bedeutung der Auflösung zu machen und inzwischen kann ich mit Freude auf die Serie zurückblicken und sie jedem empfehlen.)
Sopranos (hier muss ich gleich anmerken fällt mir nicht so viel ein, was die Serie außergewöhnlich macht, daher nenne ich einfach mal die Vorzüge):
- perfekter Mix aus schmutzigem Mafia-Geschäft und Familien-Alltag, der sich wie ein Blick hinter die Kulissen einer kriminellen Organisation anfühlt
- die Charaktere befinden sich bisweilen in einem moralischen Zwiespalt (so ähnlich wie die Protagonisten der Serien "Breaking Bad" und "Dexter"), bleiben aber sowohl in Alltagssituationen, als auch in 'geschäftlichen' Momenten stets nachvollziehbar und nehmen auch eine logische Entwicklung
- das Storytelling ist überragend; es gibt viele kleine Geschichten, die sich auf alle Lebensbereiche der Protagonisten und deren Dynamik untereinander auswirken; immer wieder werden kleine Steine, die lange zuvor ins Rollen gebracht wurden, aufgegriffen und die Entwicklung aufgezeigt, die diese ausgelöst haben
Cowboy Bebop:
- ein weiterer Serien-Meilenstein; es gibt nur eine einzige vergleichbare Serie, nämlich "Samurai Champloo", und die ist vom selben Regisseur
- hier stimmt einfach alles: die perfekt gezeichneten, stimmungsvollen, futuristischen Bilder des Jahres 2071 und das breite musikalische Spektrum (Funk, Rap, Jazz, Ska, Rock, Klassik), das sich jeder Szene unauffällig und natürlich anpasst, bilden eine perfekte audio-visuelle Symbiose
- auch hier: großartiges Story-Telling; viele kleine Geschichten, die zur Entwicklung der Charaktere beitragen und ihnen Profil verleihen, und eine übergeordnete große Geschichte, auf deren Auflösung die Bebop durchs unendliche All unaufhörlich zusteuert