Für die breite Masse, außerhalb der genannten Spezialgruppen, hat eine Schusswaffe für mich auch als einzigen erkennbaren Zweck, Leben zu gefährden. Über Sinn und Unsinn des Second Amendment haben wir hier bereits diskutiert, und es gab ja auch keinen echten Widerspruch gegen die Auffassung, dass hier ein 28. Zusatz zu dessen Einschränkung, Präzisierung oder Abschaffung eine effektive, aber extrem schwer umsetzbare Lösung wäre.
Hierfür müsste allerdings zunächst der Boden bereitet werden, einen Schlüssel dazu hält die laute und einflussreiche NRA, deren Arm bis ins Weiße Haus reicht. Um hier den gedanklichen Boden zu bereiten, überhaupt über einen 28. Zusatz zu sprechen, müsste dieser Einfluss gebrochen werden. Dazu bräuchte es entweder generelle massive Einschnitte in den Lobbyismus, oder es müsste sich eine Art Anti-NRA formieren, die ähnlich laut auftritt und sich nicht nur personell und finanziell, sondern gerade im Zuge solcher Ereignisse auch argumentativ so aufstellt, dass sie auf Nominierungen und Wahlen Einfluss nehmen kann, genauso wie es die NRA seit Jahrzehnten macht. Die zweite Variante halte ich für realistischer, da die starken Einschnitte mit zu vielen starken, reichen und wichtigen Gruppen nicht realistisch machbar sind. Hier braucht es mutige Aushängeschilder, Menschen, die sich wie Charlton Heston als ehemaliger NRA-Chef sichtbar an die Spitze stellen und die auch bereit sind, sich mit Forderungen nach weniger Waffen bei einigen Gruppen unbeliebt zu machen.
Als nächstes muss die Anzahl der umlaufenden Waffen reduziert werden. Es stimmt, dass das Problem sicher auch die illegalen Waffen sind, deren Existenz und Menge kaum nachzuhalten sind, allerdings möchte ich doch arg bezweifeln, dass Smith & Wesson, Browning, Colt und Konsorten direkt ab Werk für den illegalen Markt produzieren. Das heißt, wenn der Zufluss aus den Werken auf den derzeit weithin ungeregelten legalen Markt limitiert wird, dann fließen zwangsläufig auch weniger Waffen über mehrere Ecken und dunkle Kanäle auf den illegalen Markt. Daher hätte eine Einschränkung des legalen Marktes durchaus einen Effekt, denn der illegale Markt kann nur trockengelegt werden, wenn dieser keinen Nachschub bekommt, und hier setzt man am besten an der Definition des legalen Marktes an, um die Schnittstellen zu kappen.
Genauso wie halb- und vollautomatische Waffen, bei denen die Argumente zum Verkauf außerhalb des Militärs ohnehin mehr als mager sind, gehören Zielscheiben in Menschenform konsequent aus der Öffentlichkeit verbannt - bei keinem Zivilisten sollte die Tötungshemmung herabgesetzt werden. Körperliche Unversehrtheit ist schließlich ein Menschenrecht, und den diesem entgegenwirkenden Effekt solcher Zielscheiben hat Maddux schon hinreichend dargelegt.
Schließlich braucht es regelmäßige Prüfungen darüber, ob diejenigen, die dann noch eine Waffe führen dürfen, auch tatsächlich in der Lage sind, diese zu führen. Dies schließt verpflichtende Schießübungen genauso ein wie psychologische Tests und unangemeldete Prüfungen, wie denn die Waffe getragen, gelagert,... wird. Dies mit einer eher restriktiven Herangehensweise unter der Prämisse, im Zweifel die Erlaubnis zum Führen der Waffe zu widerrufen.
All diese Regelungen müssen allerdings so gestaltet sein, dass sie auch vor dem Supreme Court Bestand haben, sonst werden sie für ungültig erklärt, bevor sie einen Effekt haben können - mit entsprechender Symbolkraft für diejenigen, die sich eingesetzt haben.
Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten, aber ohne den offen sichtbaren politischen und gesellschaftlichen Willen dazu wird nichts passieren. Diesen kann ich allerdings aus der Entfernung leider nur jeweils für ein paar Tage wahrnehmen, wenn einmal mehr etwas passiert ist - der Gedanke muss einfach dauerhaft, und vor allem dauerhaft sichtbar, in die Köpfe und in die Öffentlichkeit, um der NRA, die genau dies seit Jahrzehnten bereits umsetzt, etwas Wirksames entgegenzusetzen.