Die Parteien haben ihre Ausrichtung ja nicht verändert, weil ihnen langweilig ist. Die CDU ist gesellschaftspolitisch weiter nach links gewandert, weil ihre alte Stammwählerschaft inzwischen auch mal in größere Städte und ins Internet kommt und festgestellt hat, dass neu und anders nicht zwingend schlecht ist. Die SPD rudert ziellos herum, weil es keine klassische Arbeiterschicht mehr gibt bzw. nicht mehr in der Größe, um Wahlen zu gewinnen, und man noch keine befriedigende Lösung gefunden hat, neue Wählerschichten zu erschließen, ohne die verbliebene Stammwählerschaft zu vergraulen. Die Grünen wären wahltaktisch ziemlich dumm, wenn sie sich überspitzt gesagt auf linke Utopisten konzentrieren würden, jetzt wo Umweltschutz in der Gesellschaft quasi zum Konsens gehört, und das Thema Bürgerrechte ist inzwischen von den linken Parteien vereinnahmt worden, so dass die FDP halt ein "wirtschafts-" vors liberal gepackt hat.
Es gibt inzwischen einfach nicht mehr die Schichten, in der alle ein bestimmtes Programm wählen und nur ein paar Unentschlossene oder Unzufriedene dann entscheiden, wer den Kanzler stellt. Und darauf reagieren alle Parteien nun mal, mal mehr und mal weniger erfolgreich. Dass dabei Raum für neue Parteien entsteht, ist nur natürlich.
Nur um das klarzustellen: ich persönlich finde die Entwicklung der Parteienlandschaft auch nicht gut, aber ich verstehe bei jeder einzelnen, warum sie sich so entwickelt hat, wie es jetzt ist. Wer sich jetzt aber wieder die Parteienlandschaft der Achtziger zurückwünscht, beschönigt auch die damalige Situation.