Die Fragetechnik im Spiegel-Interview war ja teilweise haarsträubend... Ich sehe das Thema ähnlich kritisch, habe das Buch jedoch noch nicht gelesen. Für mich ist klar, dass ein Demokratieexport nicht von heute auf morgen funktionieren kann und gerade in Kulturräumen, die ein völlig anderes Verständnis von Gesellschaftsstrukturen haben, zunächst scheitern muss - seien es Stammesstrukturen oder stark patriarchalische Systeme.
Mahbubani muss natürlich ein wenig auf die Pauke hauen, um gehört zu werden, denn dass der Westen sich komplett heraushalten sollte, sehe ich definitiv nicht so. Vielmehr sollte der interkulturelle Austausch noch stärker gepflegt werden, um einander besser zu verstehen. Versteht man den anderen besser, kann man dann im Diskurs Denkanstöße geben, die hin zu mehr Bürgerrechten und persönlicher Freiheit und Rechtssicherheit führen. Dazu sind in anderen Kulturen nun mal Umwege nötig und vor allem Zeit. Ich finde das jedenfalls nicht verwerflich und finde auch nicht, dass man semi-demokratische Staatsordnungen verteufeln, sondern sich anschauen sollte, wieso diese im jeweiligen Land so praktiziert werden.