Bisher sind wir uns alle im Prinzip einig, dass sowohl CDU/CSU als auch SPD absolut unsäglich sind.
Mich würde interessieren ob hier überhaupt noch jemand ist, der den Standpunkt hat, einer dieser Parteien mache das Richtige und gehört deswegen an die Regierung?
In meinem privaten Umfeld kenne ich keinen mehr, der diese Parteien wählen würde.
Ich habe am Sonntag die CDU gewählt. Nicht, weil ich von denen überzeugt bin, aber weil es der beste Kompromiss war. Ich bin mit Schwarz-Grün mittlerweile einverstanden, möchte aber da starke Union-Positionen dagegen und keine SPD, denn die Einschnitte dürfen nicht zu stark sein. Meine halbe Bekanntschaft arbeitet in einem Kohlekraftwerk und deshalb bin ich (und auch weite Teile meines Umfelds) nicht einverstanden, dass Deutschland allein jetzt aus der Kohle aussteigen soll. Zumindest nicht, wenn zugleich auch Atomkraft böse sein soll. So kann man die Energieversorgung des Landes nicht sichern und muss Strom importieren, den dann die Kohle- und Atomkraftwerke der Nachbarländer für uns produzieren. Dazu werden meine Cousins mit jetzt 32/30 Jahren doch nicht ihren gut bezahlten (im Vergleich zu fast allen anderen der Region) Arbeitsplatz verlassen, um perspektivisch für 2038 einen anderen Job zu haben, wenn der Kohleausstieg kommt. Und in 20 Jahren sind sie über 50 - wer lernt sie noch um bzw. stellt sie dann ein? Große Klimakämpfer sehe ich immer nur aus den Bereichen kommen, deren Arbeitsplätze natürlich bei einer wirklichen Energiewende nicht gefährdet sind oder die als Schüler/Studenten nichts zu verlieren haben. Eine eindimensionale und genauso egoistische Sichtweise wie meine aus der anderen Ecke.
Dieses aktive Kämpfen für den Klimawandel muss weltweit erfolgen oder zumindest zusammen mit den großen Industrienationen. Nationale Alleingänge und moralische Überlegenheit, weil man ja das Vorbild ist, sind für mich unter diesem Hintergrund völlig fehl am Platz. Ich würde dafür lieber in die Forschung investieren, um die Speichermöglichkeiten der regenerativen Energien bspw. zu verbessern. Wenn dann tolle Lösungen entwickelt werden, wird der Markt von allein (evtl. unter etwas staatlicher Mithilfe) auf die neuen Energien umschwenken. Das geht eher nicht, wenn man Leute zwingt. Dann spaltet man weiter in Grün vs. Rechts. Ich als junger Mensch sehe auch meine Nachkommen nicht in einer düsteren Welt aufwachsen, sondern sehe es nüchterner ohne große Emotionen. Und da sehe ich immer größer werdenden Wohlstand und sicher auch Probleme des Klimawandels, die Wissenschaftler und nicht Politiker lösen werden.
In der Innenstadt einer Großstadt (in der ich lebe) bin ich jedoch auch gegen Diesel (oder Autos allgemein). Dazu muss aber aktiv am ÖPNV-Ausbau mit entsprechender Qualität gearbeitet werden und das dauert eben Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Aber nicht aus irgendwelchen Klimaschutzgründen, sondern weil die Abgase (vor allem, wenn der Motor den Schadstoff noch nicht richtig verbrennt) gesundheitsschädlich sind. Ich esse auch kaum Fleisch aus Gesundheitsgründen, aber Kükenschreddern oder Ferkelkastrationen lassen mich kalt. Ein auto besitze ich nicht, da ich per Fahrrad oder Tram innerhalb der Stadt viel schneller bin und außerhalb der Stadt längere Autofahrten für mich nicht so toll sind, da ich lieber da lieber lese oder schlafe, anstatt konzentriert am Steuer zu sitzen. Ich lebe viel grüner als die meisten Grünen-Wähler, würde diese Partei aber niemals wählen, da sie zu ideologisch/dogmatisch und zu wenig realitätsnah argumentiert und nie versucht, alle Standpunkte zu betrachten. Dennoch fliege ich, wenn möglich und zeitlich besser, auch im Inland auf Dienstreise mit dem Flugzeug. Einfach, weil mir die verlorene Lebenszeit durch Zug- oder Busfahrten den positiven Beitrag für das Klima nicht wert ist.
Dazu habe ich Freunde, die für den Landkreis die Asylbewerber aufnehmen, verwalten und die Heime begutachten. Und von dort kommt die einhellige Meinung, dass Kriegsflüchtlinge und deren Familien ohne Wenn und Aber aufzunehmen sind. Wenn man aber die Armutsflüchtlinge konsequent ablehnen (was schon getan wird) und dann auch abschieben (was nicht getan wird) würde, wäre das Asylproblem schon lange vorbei und die AfD wohl auch nicht mehr besonders stark. Das trifft natürlich persönliche Schicksale, aber darauf dürfen der Stadt und seine Bediensteten keine Rücksicht nehmen. So wird auch Abschreckung demonstriert und viele Wirtschaftsflüchtlinge kommen gar nicht erst. Damit leugne ich auch nicht deren persönliche Angst, aber Europa ist einfach überfordert, alle Sorgen der Welt zu lösen. Und da das in der CDU noch am ehesten erkannt wird, sehe ich mich dort auch eher gut vertreten. Die AfD und noch weiter in den rechten Abgrund kann ich persönlich nicht wählen, da ich an Lösungen interessiert bin und nicht nur an einer Auflistung von Problemen. Da sehe ich bei der AfD keine Konzepte. Ferner sehe ich mich als überzeugtem Europäer, der gern auch durchgehend den Euro als Währung hätte. Ich wähle ja keine Partei, die eher spaltet als vereint.
Man könnte natürlich auch wie die FDP neben Kriegsflüchtlingen auch Fachkräfte aufnehmen, also gebildete Leute aus armen Ländern. Dagegen habe ich im Grundsatz nichts, aber dann bluten die armen Länder immer weiter aus. Das sehe ich im kleinen Rahmen ja an meiner Heimat, wo die fähigen Leute wegziehen und es immer weiter bergab geht. Deshalb bin ich auch für einen Mindestlohn, damit die Erzieher/Pfleger/Hilfsarbeiter/etc. nicht noch weiter ausgebeutet werden, da sie ja jederzeit durch genug andere Bewerber zu ersetzen sind.
Ferner bin ich auch ein Verfechter einer starken, harten inneren Sicherheitspolitik. Gegen die Polizeigesetze und mehr Befugnisse für die Polizei habe ich absolut nichts. Für meinen Geschmack müssen sie sich hierzulande eh zuviel gefallen lassen.
Andere Randthemen wie die Homo-Ehe, das Aufschreien diverser Minderheiten oder Religionsgeschichten interessieren mich dagegen fast nicht und spielen bei der Wahlentscheidung keine Rolle. Und zum Thema Inklusion könnte ich mit behinderten Angehörigen nochmal einen ellenlangen Text über Sinn und Unsinn schreiben (sowie praktische Umsetzung) - das lasse ich jetzt aber.
Kurzum: Die CDU vertritt mich am besten, auch wenn ich wohl mit den meisten Thesen nicht besonders d'accord gehe. Eine GroKo oder Schwarz-Gelb wären meine Wunschmodelle im Bund wie im Land, auf Kommunalebene dürfen die Grünen gern stark sein.
So und jetzt steinigt mich, weil ich die unpopuläre Position eingenommen habe. Da ich das jetzt auch einfach so weggetippt habe, sind sicher Grammatik- und inhaltliche Fehler drin. Dürft ihr gern korrigieren. Wenn es euch zu extrem war, dann bitte Rezo um ein Video mit dem Titel "Die Zerstörung von Starkstrom_Energie." bitten oder selbst eins drehen.
EDIT: Ein Grund, warum ich auch denke, dass die fähigen Leute keine Politiker werden: Der Ruf ist schlecht, die Bezahlung im Vergleich zur Wirtschaft auch und man steht permanent am Pranger. Wer will sich da schon seinen Ruf oder sein Leben ruinieren, im besten Fall noch Drohungen an die Familie bekommen für etwas Macht (wir haben ja keine Diktatur)? Deshalb denke ich, dass ca. 95% der Politiker die Sache mit Herzblut und unter vollen Einsatz ihrer Möglichkeiten tun, aber es eben nicht genug fähige Leute für die Posten gibt. Deshalb wähle ich aber auch rein nach Inhalten und nicht nach Personen, denn diese stehen im Normalfall auch nicht direkt zur Wahl (Zweitstimme).