@starkstrom:
Ich fand dein Posting auch nicht extrem und einiges was ich jetzt schreibe dürfte deutlich extremer sein
Kleines Vorwort:
Die Zahlen die ich gleich in den Raum werfe sollen nur als Beispiel dienen also nagelt mich bitte nicht auf die genauen Zahlen fest. Man möge es mit ebenfalls nachsehen wenn ich es nicht geschafft habe alle Punkte in die nötige Reihenfolge zu setzen da mir das zunehmend schwerer fällt. Aber das übergeordnete Thema ist, was Starkstrom angesprochen hat, die persönlichen Einschnitte die jeder hinnehmen muss.
Ohne persönliche Opfer Aller, egal ob Bürger, Industrie oder Politik, werden die Probleme einfach nicht zu bewältigen sein.
Ich komme selbst aus einem kleinen Ort in dem es zig Geschäfte, Kneipen, Restaurants etcpp gab und niemand sich Sorgen machen musste solange es das benachbarte Bergwerk noch gab. Das Bergwerk ist nach dem Ende der Subventionen seit 2005 geschloßen und seitdem ging es mit unserem ort rapide bergab. Bevölkerungsschwund um ein Drittel, kaum noch Kinder im Ort weil die Jungen alle wegziehen, Freizeitangebote aus Kostengründen alle eingestellt und von den ganzen Geschäften sind nur noch der Metzger und ein Zeitungslädchen geblieben, welche auch nur noch an 2 Tagen die Woche ganztägig geöffnet haben.
Quasi jeder hier war bei der DSK beschäftigt und musste sich nach dem Ende des Bergwerks einen neuen Arbeitgeber in seinem erlernten Beruf suchen, umschulen, in Frührente gehen und viele Frauen mussten mindestens halbtags arbeiten gehen weil das neue Gehalt des Ehemanns nichtmehr ausgereicht hat. Das war nicht einfach für die Leute und es wird auch für andere Menschen nicht leicht die sich wegen der Energiewende einen anderen Job suchen müssen.
Erstens ist die Energiewende aber alternativlos und zweitens wird nur ein Bruchteil der Beschäftigten bei den Energiekonzernen sich einen neuen Arbeitgeber suchen oder umschulen müssen. Bei RWE, Vattenfall etc stellen sie doch nicht zum 01.01.2030 den Betrieb ein wenn die Regierung beschließen würde das ab dem Zeitpunkt nur noch regenerative Energien erlaubt sind. Die Energiekonzerne werden massiv in regenerative Energien investieren müssen um auch ab 2030 weiter Strom liefern zu müssen und diese ganzen Anlagen muss dann ja auch irgendjemand bauen und warten. Und wer macht das? Der liebe Gott oder doch eher Elektriker, Ingenieure etc die schon seit Jahren bei Energieversorger X arbeiten?
Einem Elektriker ist es egal ob er ein Kohlekraftwerk, eine Solaranlage, ein Windrad oder ein Haus verkabelt. Gib dem einen Schaltplan und der wird das schon auf die Reihe bekommen. Und einem Zerspanungsmechaniker ist es auch egal ob da jetzt Ersatzteile für eine Gasturbine durch seine Maschine laufen oder Teile für ein Windrad.
Wegen der Energiewende bekommen nur die Vorstände der Energieversorger und ihre Aktionäre Panikattacken. Weil die Energiewende bedeutet das ein nicht kleiner Teil des Gewinns in die Erforschung regenerativer Energien fließen muss statt an die Aktionäre ausgeschüttet zu werden. Die Aktionäre weinen weil sie mit ihrem Spekulantentum weniger Geld verdienen und die Vorstände haben Angst das die Aktionäre sie wegen geringerer Gewinne vor die Tür setzen.
Und das ändert sich eben nur wenn man von Seiten der Politik mit Strafen und Subventionen regulierend eingreift. Eine Möglichkeit ist ja die schonmal vorgestellte CO²-Abgabe die einfach jedes Jahr steigen müsste, angefangen mit 10% und 10 Prozentpunkten mehr pro Jahr für die ersten 10 Jahre und danach gibt es dann jedes Jahr 50% mehr Steuer. So lange bis die Firmen pleite gehen die nur auf kurzfristige Gewinne statt nachhaltiges Wirtschaften aus sind.
Im Gegenzug muss man aber auch die Erforschung regenerativer Energien fördern mit zB anfangs 50% und 5 Prozentpunkten weniger für 10 Jahre.
Damit würde man die Firmen dazu zwingen schnellstmöglich regenerative Energien zu erforschen da die Fördergelder sehr schnell niedriger ausfallen als die Verluste durch die CO²-Steuer. Den Umstand das ein früherer Einstieg in die Forschung auch einen Technologievorteil gegenüber Mitbewerbern beuten kann noch nichtmal berücksichtigt.
Das Modell kann man dann gleich auf die Autobauer übertragen, welche auch einen großen Teil ihrer Gewinne daraus ziehen das sie seit jahrzenten fertig erforschte (Antriebs)Technologien verwenden statt in neue Antriebe wie Elektromotor und Brennstoffzelle zu investieren. Wobei der Elektromotor schon seit Tesla (Nikola, nicht Elon) fertig erforscht ist und es nur noch darum geht den Motor sowie den Stromspeicher effizienter zu machen.
Bei der Gelegenheit schmeißen wir dann auch noch alle Autos aus den Städten mit wenigen Ausnahmen für körperlich beeinträchtigte Menschen, Lieferdienste, ÖPNV, stundenweise mitbarer Elektrofahrzeuge etcpp.
Über 40% der Grundfläche deutscher Städte geht für das Auto drauf, was absoluter Wahnsinn ist. Ein nicht geringer Teil davon sind Straßen, welche auch von Radfahrern oder dem ÖPNV benutzt werden aber es wird einfach zuviel Raum für Parkplätze, Parkhäuser etc gebraucht weil jeder Depp alleine in seinem Auto durch die Gegend tuckern und bitte genau dort einen Parkplatz haben will wo er hin muss.
Ich kann die Menschen vollkommen verstehen die meinen das es ohne Auto (noch) nicht geht. Ich wohne JWD und wenn ich mit dem ÖPNV zu meinem Arbeitgeber fahren würde sähe das für mich wie folgt aus:
- 30 Minuten mit dem Bus zur nächsten Stadt
- 15 Minuten mit dem Zug in die Stadt meines Arbeitgebers
- wenn ich den Bus am Hauptbahnhof verpasse 15 Minuten auf den nächsten Bus warten
- 20 Minuten mit dem Bus durch die Stadt gurken
- nochmal 5 Minuten Fussweg
Wenn ich stattdessen mit dem Auto fahre bin ich selbst mitten im Berufsverkehr in 20-25 Minuten direkt vor der Tür meines Arbeitgebers.
Natürlich tut sich sowas kein vernünftiger Mensch an, besonders weil man hier auf dem Land eh ein Auto braucht um in den benachbarten Ortschaften einkaufen zu gehen. Wenn es aber außerhalb der Stadt meines Arbeitgebers anständige "Park and Ride"-Parkplätze gäbe auf dennen ich komfortabel parken könnte und deren Anbindung an den ÖPNV so gut wäre das ich mit Bus oder S-Bahn in maximal 20 Minuten bei meiner Arbeitsstelle wäre würde ich das sofort machen. Nicht während des Berufsverkehrs im Schneckentempo durch die Innenstadt, keine Parkplatzsuche und Parkgebühren, am besten noch eine App mit GPS damit ich nach Feierabend mein Auto auf dem P&R-Parkplatz nicht suchen muss.
Das wäre problemlos möglich wenn der ÖPNV massiv ausgebaut würde und der in der Stadt auch schnell vorwärts kommen würde weil nicht zehntausende Autos die Straßen verstopfen.
Dazu dann in der Stadt noch stundenweise mitbare Elektroautos für Menschen die ihren Wocheneinkauf nicht mit dem ÖPNV transportieren könnten, die Möglichkeit für Firmen ihren Kunden den Einkauf vor die Haustür zu liefern (bestenfalls in Transportern die nicht nur für einen einzelnen Kunden fahren oder eben mit kleinen Elektroautos) etcpp und schon hat man in der Stadt riesige Flächen die man für Parkanlagen sowie andere Einrichtungen nutzen oder die man auch als neuen Wohnraum nutzen könnte.
Ich habe so viele Bekannte die in Städten wie Berlin, Frankfurt, Stuttgart etc wohnen und keinen Führerschein haben oder sich nur mal einen Mietwagen nehmen wenn sie ihre Stadt verlassen weil man Dank dem ÖPNV in den Städten kein Auto braucht. Und der ÖPNV ist in den Städten bei Weitem noch nicht so gut wie er sein könnte.
In Japan sowie China gibt es schon fast autofreie Städte und immer mehr sind in Planung, mit ua ehemaligen Vorstandsmitgliedern von
TOYOTA als Mitverantwortliche an der Planung. Bei uns geht das leider nicht weil unsere Autobauer von heute auf morgen Konkurs anmelden müssten. Sagen die Autobauer und CDU-Politiker aus den Bundesländern der Autobauer. Und wenn man aus der Geschichte etwas gelernt hat dann natürlich das bei unseren Autokonzernen nur herzensgute Menschen arbeiten dennen man bedingungslos vertrauen kann.
Man kann sich auch nicht damit rausreden das man keinen nationalen Alleingang starten könnte sondern eine globale Lösung her muss. Die globale Lösung haben wir schon lange mit den ganzen Klimabkommen und es passiert genau null weil jedes Land nur sein eigenes Ding macht um kurzfristig die Gewinne der Konzerne zu sichern und dann wird sich damit rausgeredet das die Anderen ja auch noch nicht angefangen haben.
Erstens haben wir (leider noch) keine Weltregierung wie zB in Star Trek und zweitens haben andere Länder schon lange damit angefangen in regenerative Energien und alternative Antriebe zu investieren. China ist uns bei der Solarenergie bald uneinholbar enteilt und was alternative Antriebe wie Elektromotoren oder die Brennstoffzelle angeht sind wir ebenfalls meilenweit davon entfernt zu den führenden Nationen zu zählen.
Wenn die Politik nicht regulierend eingreift und die Konzerne zwingt werden wir unsere Technologie irgendwann nichtmehr in China produzieren sondern in Deutschland asiatische Technologie auf Lizenzbasis herstellen. Und das dann zum Mindestlohn beim günstigsten Anbieter. Die Chinesen lassen doch nicht in Deutschland produzieren wenn eine Produktion in China plus anschließende Verschiffung nach Europa billiger ist.
Mit der CDU bekommt man solche nötigen Änderungen aber nicht hin. In einer Partei mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren macht sich niemand Gedanken um die Zukunft. Und da die Politiker sich durch ihre Wirtschaftspolitik sehr gut abgesichert haben müssen sie sich auch keine Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder machen. Am Klimawandel sterben die Kinder armer Menschen und nicht die Kinder von Seehofer, Trump oder wer sich sonst noch einen Scheiß für den Klimawandel interessiert.
Das die eigenen Nachkommen massiv unter dem Klimawandel zu leiden haben ist auch der einzige Grund warum normale Bürger ihren Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasen leisten sollten. Warum soll Max Mustermann sein Haus energiesanieren, mit einem Elektroauto oder dem ÖPNV fahren, auf lange Flugreisen verzichten, mehr regionale Produkte und weniger Fleisch essen wenn die Politik den Umweltzerstörern Milliarden über Milliarden in den Hintern schiebt damit die im Hausfrauenpanzer zum Bäcker fahren, mit dem Privatjet an die letzten unzerstörten Strände fliegen und die Erderwärmung in der klimatisierten Villa aussitzen können?
Das Einzige was für Max Mustermann Sinn macht ist Parteien zu wählen welche die Konzerne dazu zwingen ebenfalls ihren Beitrag zu leisten und massive Strafen für Verweigerer einführen. Gerne nicht nur finanziell sondern auch Haftstrafen.
Auf das Flüchtlingsproblem wegen dem Klimawandel gehe ich jetzt nichtmehr ein.
Edit:
2030 und nicht 2020. Ein paar Jahre Vorlaufzeit sollten die Energiekonzerne schon haben bevor sie endgültig auf regenerative Energien umstellen müssen