Ich meine, dass Berichterstattung dieser Art (und davon gab es in den letzten 12 Monaten reichlich Artikel) zwar ein Schlaglicht auf Probleme wirft, jedoch wird damit nur Bestandsaufnahme betrieben, die bei der Überwindung der Gegensätze nur bedingt hilfreich ist. Wenn man die sogenannten Wutbürger abholen will und von der AfD zurückgewinnen will in ein freiheitlich-bürgerliches Lager (denn als besonders freiheitlich denkend sehe ich die bestimmenden Kräfte in der AfD nicht), dann müssen Landespolitiker und auch die Bundespolitik zuhören und den Dialog suchen. Anteilnahme zeigen, Angebote schaffen und Ängste abbauen. Dieses Triple-A sollte man sich als gestaltender Politiker auf die Fahnen schreiben - egal zu welcher Partei die Person gehören mag. Nur so erreicht man, dass einen eine Mehrheit ernst nimmt und einem das Vertrauen schenkt. Ein großes Problem ist dabei mit Sicherheit auch die gefühlt seit Jahrzehnten regierende Große Koalition, die etliche als unbewegliches Monstrum wahrnehmen, das nicht genügend gestaltet. Und ich denke, dass die Politik gut beraten wäre, ihre Gesetze und Vorhaben stärker als je zuvor zu erläutern. Dass man in einer Demokratie nicht alle glücklich machen wird, ist schlicht und ergreifend so. Aber wenn man den Diskurs den zahlreichen Filterblasen im Netz überlässt, dann verliert man am Ende die Zivilgesellschaft.
Die Diskussion über Ungleichgewichte und Deutungshoheiten mag dabei wichtig sein, sie führt jedoch in aller Regel nur zu mehr Unmut, da ich bislang keine echten Lösungsvorschläge gesehen habe. Das ist kein Vorwurf an die berichtenden Journalisten, denn zu lösen haben diese Probleme Politiker, die Wirtschaft und letztlich die gesamte Zivilgesellschaft.