Die Woche nun in der Apotheke im Backend ausgeholfen (Personal hat aktuell wichtigeres zu tun, als Waren einzuräumen und Buchhaltung zu machen), damit mehr Personal fürs Frontend da ist. Ich versuche das mal schweigepflichtgerecht mitzuteilen, was man mitteilen kann...wäre noch einiges mehr sonst...ich brauche eigentlich nen Schnaps...
Dann willkommen in meiner Welt. Wenn Du glaubst, das wäre Ausnahmesituation, solltzest Du nochmal in der Zeit nach Corona arbeiten kommen.
Bedient wird per Gegensprechanlage am Notdienstschalter. Zusätzlich halt das Übliche an Desinfektionsmaßnahmen z.B. für den Umgang mit Bargeld. Keiner darf IN die Apotheke.
Wird ausdrücklich von der Bundesapothekerkammer NICHT empfohlen. Und ich halte das auch nicht für sinnvoll. Zwei Meter Abstand halten, sollte auch in der Offizin (dem Verkaufsraum) möglich sein. Wenn nicht: Einlasskontigente.
Manche Leute wollen ERNSTHAFT 5 Liter Desinfektionsmittel (Abgabemenge in der Apotheke pro Familie pro Woche)...TÄGLICH - und fluchen rum, wenn sie es nicht bekommen.
Ja. Die Leute haben Angst und Sorgen. Niemand weiß etwas und das muss man ernst nehmen und sich nicht darüber echauffieren.
Manche Leute GEHEN zu anderen Apotheken, weil sie die Maßnahmen (Notdienstschalter und Gegensprechanlage etc.) für übertrieben halten.
Manche Leute KOMMEN von anderen Apotheken, weil sie entsetzt sind, dass dort "einfach normal drinnen am Schalter" bedient wird und "jeder rumhustet."
Wie ich oben schon schrieb: eine Ausnahmesituation. Allerdings habe ich für meine Plexiglastrennwände, die ich selbst gezimmert habe, ausschließlich und teilweise überschwänglichers Lob bekommen. Wie ich auch regelmäßig dafür großen Dank erhalte, überhaupt für die Leute da zu sein. Dass sich irgendwer über andere Apotheken beschwert, habe ich noch gar nicht mitbekommen.
Masken dürfen NICHT zu Wucherpreisen abgegeben werden. Konsequenz: Die Masken, die von (allen!) Apotheken in der Region zu schon überhöhten Preisen eingekauft wurden, werden zurückgehalten für die Hausärzte vor Ort bzw. im Umfeld (weil die nämlich kaum noch welche haben). Privatkunden kriegen KEINE. Einfacher Mundschutz ist aber erhältlich (besser als nix). Soweit, so gut. ABER der ursprüngliche Plan wäre gewesen, einfach ALLE (überschüssigen) zum Einkaufspreis ans lokale Krankenhaus zu geben. Da das nicht geht (Stichwort: "Ihr dürft nur zum normalen Preis abgeben, egal was euer Einkaufspreis war"), geht das nicht ohne Verlust. Hier lässt sich das moralische Dilemma leicht damit lösen, dass halt die niedergelassenen Ärzte unterstützt werden, die müssen ja auch am Laufen gehalten werden...aber die Anreizsetzung ist weird.
Wer verbietet die Abgabe zu erhöhten Preisen? Ich meine, ich kaufe eine FFP2-Maske für 13,50 netto ein und verkaufe sie für 19,99. Marge also lächerlich. Es gibt in Wuppertal aber Apotheken, die eine Maske für 70,00 Euro anbieten. Denen werde ich mal das Kartellamt vorbeischicken. Und überhaupt: gerade die notorisch im Verdacht der Wegelagerei stehenden Apotheken sollte jetzt gerade nicht Preise erhöhen. Das halte ich für absolut unethisch und taktisch desaströs. Ich persönlich habe sämtliche Preise beibehalten.
Apotheke arbeitet in Teams (kein persönlicher Kontakt zwischen den Teams seit knapp zwei Wochen), um funktionsfähig zu bleiben - falls Jemand Corona bekommt. Anscheinend ist das NICHT in allen Apotheken so bzw. gar nicht erst "von oben" verordnet.
Bei mir ist das Öffnungszeitbedingt (8:00 - 21:00) gar nicht möglich.
Nächste Woche ist hier im Kreis eigentlich so ne Blutdruckmessaktion und da kamen ernsthaft Kunden und wollten fragen, wann und wie die im Detail losgeht bzw. abläuft. Ich schließe daraus, dass es einige Menschen noch nicht verstanden haben, was los ist.
Richtig, es gibt einen Haufen Unverbesserlicher, denen im Grunde im Falle eines Falles die medizinische Versorgung in Rechnung gestellt werden müsste.
Insgesamt arbeite ich seit dem 29.2. auf Dauerfeuermodus. Meine Tage haben 14 Stunden. Ich habe Onlineportale geschaffen für Fernberatungen, und einen verstärkten Botendienst. Ich habe außerdem eine Coronahilfsgruppe auf Facebook ins Leben gerufen mit inzwischen 800 Mitgliedern. Ich betrachte es als meine Pflicht, in dieser Situation meinem Berufsethos zu folgen und einfach da zu sein. Und das wird sehr honoriert. Witzigerweise haben viele Onlineapotheken inzwischen ihre Shops offline gestellt mit der Begründung, sie könnten ihren Teams das nicht mehr zumuten. Ist auch eine Einstellung, aber passt zur Philosophie "Mo' Money".