Doch, das weiß man, wie lange die nicht fließen, nämlich seit Anfang dieser Woche. Glaube mir, das wäre wesentlich früher aufgefallen, wenn die Rezeptabrechnung nicht funktioniert. Und eine Liquiditätsreserve schaffen? Aus betriebswirtschaftlicher Sicht natürlich sinnvoll, aber wovon denn? Apotheken scheffeln schon seit fünfzehn Jahren nicht mehr die große Kohle wie noch in den Achtzigern. Der prozentuale Aufschlag beträgt fix 6,50 Euro pro Medikament auf den EK zzgl drei Prozent. Von diesem Geld muss alles bezahlt werden, das ist dann der Rohertrag. Das durchschnittliche Medikament kostet 70,00 Euro im EK, das bedeutet eine durchschnittliche Handelsspanne von rund zehn Prozent. Zehn Prozent! Ich weiß nicht, ob wir BWLer hier haben, aber wenn doch, sind die gerade in schallendes Gelächter ausgebrochen.
Natürlich ist das eine Mischkalkulation. Die Spannen für rezeptfreie Artikel sind natürlich wesentlich höher. Aber Apotheken in Ärztehäusern oder solche, die nur Heime und Krankenhäuser beliefern, beziehen ihren Rohertrag ausschließlich aus Rezepten. Im Schnitt beträgt das Verhältnis der Roherträge Rezept:Rezeptfrei 80:20.
Um das etwas zu unterfüttern, wie das mit der Liquiditätsreserve aussieht: ich halte gerade ein Rezept in der Hand für Arzneimittel im Wert von 49000,-. Ein Rezept. Meine Verdienst an diesem Rezept: 1476,50 €. Das entspricht drei Prozent Handelsspanne bei einem Risiko von rund 43.000 Euro. Ich müsste dreißig Mal dieses Rezept beliefern, den Verdienst niemals ausgeben, um nur für diesen Kunden eine Liquiditätsreserve zu schaffen.