Es menschenverachtend zu finden, dass ich sage, Menschenleben wird die ganze Sache so oder so kosten, ist dann schon etwas abwegig. Ich halte es eher für realistisch. Aber gut, gegen den Mainstream zu sein, ist eben auch hier im Forum nicht gern gesehen.
Sorry Starkstrom, aber du brauchst dich hier jetzt hinstellen und so tun, als seist du der Außenseiter, der vom bösen Mainstream ausgegrenzt wird. Was du erzählst passt einfach hinten und vorne nicht zusammen, wie dir von mehreren Seiten gesagt wurde.
Zugegeben, mein Post war entgegen meiner üblichen Maxime auch etwas polemisch verfasst, weil mich deine Haltung wirklich ärgert. Ich möchte aber gerne auch noch etwas Inhalt zuliefern. Du schreibst:
Und irgendwann (hoffentlich bald) bröckelt die Zustimmung der Bevölkerung auf immer wieder neue Einschränkungen und wir finden zu einem normalen Leben zurück, auch wenn das einige Menschenleben kostet.
Wie soll dieses normale Leben aussehen? So wie ich deinen Post lese, heißt das, zurück zum Leben vor Corona. Das Problem ist: aktuell ist die Ausbreitung von Corona noch aufgrund der Maßnahmen und dank vieler umsichtiger Menschen, die mehr tun als offiziell vorgegeben, gebremst. Zurück zum "normalen" Leben bedeutet, dass Corona ungebremst durch die gesellschaft rauscht. Dann hast du eben kein R 1,4 oder niedriger, dann ist dein Exponent nicht mehr nahe 1. Was sagt das dem Mathematiker in dir? Ich kann dir sagen, was das praktisch bedeutet: überfüllte Krankenhäuser, überlastetes Klinikpersonal, dass dazu noch reihenweise aufgrund einer Corona-Erkrankung ausfällt. Heißt eine noch weiter reduzierte Versorgungsleistung. Es bedeutet viele Menschen, die sterben, weil ihnen nicht mehr geholfen werden kann - ob mit oder ohne Corona. Es bedeutet Militärlaster in den Straßen, um die Toten abzutransportieren. Das und mehr verhindern wir durch die ergriffenen Maßnahmen. Diese mit einer Rückkehr zur "Normalität" abzuschaffen, bedeutet unnötig viele Opfer in Kauf zu nehmen, Opfer die leicht hätten verhindert werden können. Und ja, eine solche Haltung nenne ich menschenverachtend. Davon abgesehen: Was sagt das über eine Gesellschaft aus, wenn sie sagt, die Alten, die Kranken, die Schwachen setzen wir dem Risiko einer potenziell tödlichen Erkrankung aus, damit der Rest von uns weitermachen kann als sei nie etwas gewesen(was wir nicht könnten, weil volle Krankenhäuser, reihenweise kranke Arbeitnehmer*innen usw. sich deutlich bemerkbar machen würden)?
Und ja, natürlich müssen die Maßnahmen begründet und zeitlich befristet sein. Und ja, natürlich darf und soll man einzelne Maßnahmen kritisieren, wenn sie unverhältnismäßig erscheinen. Und ja, auch der Rechtsweg ist eine Möglichkeit - wir leben immerhin in einem (weitestgehend) funktionierenden Rechtsstaat. Ist doch toll! Und ja, ich sehe es auch kritisch, dass der parlamentarische Weg im Moment außer Kraft gesetzt ist. Gerade hier hätte man im Sommer in Ruhe Pläne für verschiedene Pandemiephasen abstimmen können, über die dann die Parlamente debattiert hätten. Das hat man verpennt, ganz klar.
Und zur Belegung der Intensivbetten siehe z.B. hier:
https://www.zeit.de/wissen/2020-04/coronavirus-intensivbetten-deutschland-auslastung-kapazitaeten-tagesaktuelle-karte?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.ecosia.org%2FAm 6.10. waren nur 1% der Intensivbetten durch Coronapatient*innen belegt. Heute sind wir bei 5%.
Hier kann man auch nochmal im Detail gucken, wo z.B. engpässe bei Betten mir Beatmungsgeräten gemeldet werden:
https://interaktiv.morgenpost.de/corona-deutschland-intensiv-betten-monitor-krankenhaus-auslastung/Das kannst du gerne in den kommenden Tagen und Wochen im Auge behalten und gucken, was sich verändert. Ich bin mir sicher, die orangenen und roten Punkte werden deutlich zunehmen. Trotz Maßnahmen.
Und dann immer wieder Panikmache unterstellen: Wer von offizieller Seite macht Panik? Welche Expertin, welcher Experte verbreitet Panik? Und auch weiter Teile der Bevölkerung bleiben meinem Empfinden nach ruhig. Aber ja, übernimm' du ruhig das Framing von Querdenkern und Rechtspopulisten.
Btw: Lauterbach hat klargestellt, dass er keine Wohnungen durchsuchen lassen will und der private Raum privat bleiben soll. Ihm geht es darum, darauf hinzuwirken, dass die Leute auch im privaten vernünftig bleiben und Feiern unterlassen. Aber nicht durch das Durchsuchen von Privaträumen. Aber es passt halt ins Bild, gell?