Tony, genau hier liegt leider das Problem. So sehr ich hier mit Dir einer Meinung bin, so wenig logisch und vernunftbegabt wird die Diskussion leider in den USA geführt. Ich erinnere mich noch an den Amoklauf an der Sandy Hook Elementary anno 2012, in der die Vertreter der Waffenlobby diesen Wahnsinn allen Ernstes mit mehr Waffen eindämmen wollten. Selbstverständlich gehören Menschenleben besser geschützt als die Umsätze der Waffenindustrie, und da vier von fünf Amerikanern keine Waffe in ihrem Besitz haben (Quelle bereits zitiert), ist diese Haltung unter den 'einfachen Leuten' vielleicht sogar in den USA salonfähig. Natürlich ist das Second Amendment in dieser Form ein Anachronismus aus einer Zeit der Befreiungskriege.
Leider hat allerdings die NRA einen wahnsinnigen Einfluss, und Trump hat die Wahl auch durch deren Unterstützung gewonnen - und er dürfte nicht der einzige Entscheidungsträger oder Abgeordnete in D.C. und den 50 Bundesstaaten sein, der auf diesem Ticket unterwegs ist. Dazu hatte ich bereits geschildert, wie schwierig es ist, die Verfassung zu ändern. In 230 Jahren gab es gerade einmal 27 erfolgreiche Versuche, dies zu erreichen - Änderungen im Wortlaut oder Streichungen einzelner Passagen oder gar Artikel bzw. Zusätze scheinen nicht vorgesehen zu sein, stattdessen wird 'einfach' ein neuer Zusatz verabschiedet (vgl. Prohibitionsgesetzgebung, eingeführt im 18. Zusatzartikel, aufgehoben in Nummer 21). Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse und des Einflusses einer recht kleinen, aber lauten und finanzstarken Minderheit sehe ich also keine Chance auf eine Zweidrittelmehrheit in beiden Kammern für einen 28. Zusatzartikel, der den Zweiten einschränkt oder aufhebt, und für eine Ratifizierung dieser Änderung in 38 Bundesstaaten sehe ich leider auch schwarz.
Und das, obwohl ich absolut zustimme, dass diese Änderung mehr als überfällig ist, und außerdem notwendig, um nicht nur an der Oberfläche zu kratzen, sondern wirklich einen substanziellen Wandel herbeizuführen.