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Autor Thema: [Beendet] Ein Deutscher im Schottenrock  (Gelesen 33001 mal)

Purzel89

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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #80 am: 04.November 2014, 22:59:18 »

Fun Fact of the Day: Um ihren Feinden zu drohen schleudern Flusspferde ihren Kot zu allen Seiten.

Kapitel 42: Der Morgen stirbt nie

16.08.2013

Scheinbar hatte sich durch meine Zeitreise nicht nur die familiäre Situation geändert sondern auch die Stärke der Mannschaft. War Greuther Fürth vorher noch im Tabellenmittelfeld sah ich uns jetzt nach 3 Spieltagen immer noch punktelos am Ende stehend. Ein Sieg musste her aber das war eine verkehrte Welt was die Spieler auf dem Platz machten. Obwohl Stieber mehrmals zum Mann des Spiels nominiert wurde, bekamen wir eine Klatsche nach der Anderen.

Greuther Fürth - FC Ingolstadt 04: 2 - 3
Azemi (38., 72.) - Hartmann (23.), Ilso (32.), Matip (68.)

23.08.2013

Greuther Fürth - SC Paderborn 07: 2 - 3
Azemi (21.), Pledl (35+2) - Kerk (32., 37.), Kachunga (77.)

31.08.2013

1. FC Union Berlin - Greuther Fürth:2 - 1
Terodde (42., 85.) - Rahman (62. Elfmeter)

06.09.2013

Ein ganz plötzlicher Einbruch in der siebzigsten Minute führte zu einem desaströsen Spielergebnis, das so völlig schockierend war.

Serbien - Schottland: 3 - 0
Djurdjic (71., 85.), Ljajic (78.)

10.09.2013

Im Spiel gegen den Tabellenführer zeigten wir dann, wie es eigentlich auch gegen Serbien hätte aussehen müssen.

Schottland  - Kroatien: 1 - 1
Rhodes (42.) - Petric (40.)

13.09.2013

Erzgebirge Aue - Greuther Fürth: 3 - 1
Rau (19.), Sylvestr (63., 88.) - Mudrinski (37.)

18.09.2013

Das Spiel gegen die Mannschaft aus der bayrischen Landeshauptstadt war wegen der Länderspiele verschoben worden. Zufälligerweise war diese Zeitverschiebung wohl gut geeignet für unsere Spieler, denn wir schafften unseren ERSTEN SAISONSIEG - am achten Spieltag!

Greuther Fürth -  1860 München: 3 - 2
Vallori (15. Eigentor), Pledl (40.), Mudrinski (54.) - Stark (28.), Lauth (90+1)

Doch wann würde der Geduldsfaden des Vorstands reißen?
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Purzel89

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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #81 am: 06.November 2014, 08:02:32 »

Fun Fact of the Day: Der längste Streik in der Geschichte Deutschlands ging 395 Tage und betraf die Mitarbeiter der Herweg-Busbetriebe in Leverkusen.

Kapitel 43: Screw the rules, i have money!

20.09.2013

Der schleichende Niedergang war auch gegen Dresden ein Thema. Völlig indiskutable Statistiken und taktisch nicht erklärbare Ergebnisse standen auf dem Papier.

Greuther Fürth - Dynamo Dresden: 1 - 3
Azemi (10.) - Kempe (19.), Fiél (45+1), Poté (77.)

29.09.2013

Eine erschütternde Ohrfeige von Bielefeld ließ schließlich eine konsequente Entlassung nach sich folgen.

Arminia Bielefeld - Greuther Fürth: 7 - 2
Schönfeld (5.), Klos (16., 25., 45+1 Elfmeter, 48., 50.), Rahn (78. Elfmeter) - Azemi (71.), Djurdjic (80.)

Während in der Trolli Arena fleißig nach einem Nachfolger suchte, suchte ich verzweifelt einen neuen Job. Ich bewarb mich bei De Graafshap Doetinchem und SC Telstar, die aber beide nicht mit meinen gewünschten Transfer- beziehungsweise Gehaltsbudgets einverstanden waren. Aus einer Laune heraus bewarb ich mich sogar bei Schalke und bekam tatsächlich eine Antwort. Sie sagten mir, dass sie im Moment meiner Nachricht gerade den neuen Trainer verpflichtet und das nur noch nicht öffentlich preisgegeben hatten.

Es folgten viele Monate, in denen ich viel Zeit mit meiner Familie verbringen konnte. Mia war durch die Zeitreise schon achtzehn, obwohl das eigentlich unmöglich war. Denn 2013 war sie noch nicht volljährig. Ihre Bewerbungen für einen neuen Job als Automechanikerin versandeten im Nichts und so hatten wir alle Zeit der Welt, um uns zu unterhalten.

Papa, kann ich mir dein Auto heute nochmal ausleihen? fragte Mia.
Wieso nochmal? Das wäre doch das erste Mal!
Hast du das etwa schon wieder vergessen? Andauernd vergisst du alles! Was ist bloß los mit dir?
Also... Also! Da muss ich erst deine Mutter fragen. Ich kann mich daran nicht erinnern.
Ich bin wirklich bereits mit dem Stratus gefahren! Bitte Papa, stell dich nicht so an!

Obwohl mein Vernunftsgefühl dem widerstrebte, wollte ich unsere Familie nicht wieder ins Chaos stürzen. Die Kristalle hatten mir diese Zeitreise ermöglicht, damit ich es diesmal besser machen konnte.

Na gut, aber fahre vernünftig und schnall dich an!
Klar, mache ich!

Ich legte den Autoschlüssel auf den Tisch und sie nahm ihn. Dann verschwand sie und verließ das Haus. Eigentlich hätte ich gern gewusst, wo sie hinwollte, aber sie war zu schnell weg.

11.10.2013

Im Stade Maurice Dufrasne in Lüttich, wo auch Europameisterschaftsspiele stattgefunden hatten, sicherten wir uns durch den verletzungsbedingten Ausfall unserer Nummer 1 Allan McGregor die nächste einschneidende Niederlage.

Belgien - Schottland:  3 - 0
Lukaku (26., 31., 49.)

15.10.2013

Gegen Mazedonien wurde es noch schlimmer. Nicht wegen der Anzahl der Tore sondern weil Mazedonien eigentlich deutlich schlechter war als wir.

Mazedonien - Schottland: 3 - 0
Noveski (17.), Pandev (30. Elfmeter), Osmani (87.)

15.11.2013

Genau einen Monat nach dem Mazedonien-Spiel ging es nach Tel Aviv zum Länderspiel gegen Israel. Obwohl Allan immer noch verletzt war, hatte sich unser Ersatz im Tor langsam eingespielt und es gelang ihm alles besser.

Israel - Schottland: 1 - 2
Levi (25.) - Bannan (14.), Rhodes (80.)

Für die EM 2016 wurden wir in eine Gruppe mit Deutschland, Lettland, Tschechien und Zypern gelost. Unsere härtesten Rivalen waren Deutschland un Tschechien, da Lettland nach der Zeitreise nicht mehr so stark wie früher war.

05.03.2014

Mein erstes Spiel ohne Gegentor seit meiner Entführung durch die Kristalle gelang mir gegen Tunesien.

Schottland  - Tunesien: 3 - 0
McArthur (32.), Rhodes (54., 78.)



Ich hätte auch schon früher einen Job gehabt aber ich habe nicht geschnallt, dass man in FM 14 auf keinen Fall mehr Gehalt oder mehr Transferbudget verlangen darf. WAS IST DAS FÜR EINE SCHEISS FUNKTION?! Du darfst im Vorstellungsgespräch danach fragen, ABER WENN DU ES MACHST NEHMEN SIE DICH NICHT!!! BROOKLYN RAGE!
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Purzel89

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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #82 am: 07.November 2014, 22:18:15 »

Fun Fact of the Day: Der teuerste Parkplatz der Welt kostet 1 Millionen Dollar und befindet sich in New York

Kapitel 44: Forfar, far away!

13.05.2014

Die Monate vergingen und meine Suche nach einem Arbeitsplatz bei einem Verein schien aussichtslos. Einmal im Monat flog ich nach Glasgow, den Rest der Trainerarbeit erledigte ich vom Laptop aus. Als ich Mitte Mai einen Termin bezüglich unserer erfolglosen WM-Qualifikation bekam, war ich nicht sehr gut gelaunt. Im Gebäude der schottischen Nationalmannschaft wurde ich von der Vorstandsetage freundlich begrüßt und die Gesprächsthemen wurden abgesteckt. Das schlechte Abschneiden der Mannschaft wurde zwar als Unfall bezeichnet und ich durfte mein Amt behalten, aber es wurde von mir erwartet, dass ich zur EM 2016 fahren würde.

Genauso schlau wie vorher verließ ich wieder das Gebäude und auf dem Vorplatz kam mir ein grauhaariger Mann entgegen, der mit seiner abgeranzten Trainingsjacke einen Bettler-Eindruck machte. Ich winkte ab, weil ich ihm kein Geld geben wollte, aber er versperrte mir den Weg.

Sind Sie Michael Lagwitz? wollte der Mann wissen.
Ja, jetzt bin ich wieder Michael.
Mein Name ist Alastair Donald und ich bin Chairman bei Forfar Athletic. Sind Sie auf der Suche nach einem Vereinstrainerjob?
Das ist richtig, aber ich will keinen Leichtathletikverein trainieren.
Nein Sie verstehen mich falsch. Der Forfar Athletic Football Club ist ein Fußballverein. Wir spielen in der dritten schottischen Liga.
Klingt aufregend. Wo liegt Forfar?
Das ist schwer zu beschreiben! Aber Ihr Navi wird den Weg wissen. Sollten Sie Interesse haben... Er kramte eine Visitenkarte aus der Hosentasche und gab sie mir. ...hier ist meine Visitenkarte.
Gut, dann melde ich mich sobald ich mich entschieden habe. Ich muss jetzt los, sonst verpasse ich meinen Flieger.
Sie brauchen sich nicht melden! Kommen Sie einfach vorbei. Das ist bei uns alles ganz unkompliziert.
Na gut, dann werde ich den Flug umbuchen um mir noch etwas Bedenkzeit zu geben. Es schadet eh nicht, wenn ich mich mal paar Tage mehr mit der Nationalmannschaft beschäftige.

Als ich abends im Hotel ankam, schaltete ich meinen Laptop ein und suchte im Internet nach der Webseite von Forfar Athletic. Mit 6,777 Zuschauern Fassungsvermögen war das Stadion ganz ordentlich. Gut... Es war jetzt nicht die Anfield Road oder das Old Trafford. Aber mal im Geburtsland des Fußballs zu trainieren hatte seinen Reiz. In Forfar lebten doppelt so viele Einwohner wie ins Stadion passten. Bei Heimspielen konnte also theoretisch das halbe Dorf im Stadion sein. Aber ich fiel aus allen Wolken als ich auf der Karte sah, wo das Dörfchen Forfar lag. Direkt an der A90 zwischen Perth und Aberdeen gelegen war die größte Sehenswürdigkeit das Pub. In der gaelischen Sprache hieß das Dorf Baile Fharfair.

Tatsächlich hatte der Vereinspräsident nicht gelogen und der Verein hatte in der dritten Liga gespielt. Allerdings war man in der gerade abgelaufenen Saison abgestiegen. Statt Hamburg und erste Liga jetzt also Forfar und vierte Liga. Das war mal ein heftiger Karrieresturz.

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Nach einer langen und quälenden Überlegung machte ich mich am nächsten Tag auf den Weg und fuhr die 90 Kilometer nach Forfar. Wir klärten alle Formalitäten und ich unterschrieb den Vertrag. Ich wurde auch gleich in das Vereinsgeschehen eingebunden und durfte schon am ersten Tag erste Amtshandlungen ausführen.

Omar Kader wechselte ablösefrei zu Auchinleck Talbot. Das war vernachlässigbar. Doch es fehlte ein dritter Torwart, weshalb ich Callum Speedie für 5,760 Euro verpflichtete. Ebenfalls nicht mehr zu halten waren Martyn Fotheringham und Verteidiger Michael Dunlop, die ab sofort vereinslos waren. Für ihre Abgänge waren noch Verpflichtungen nötig, auf die ich im nächsten Teil eingehen werde. Bis dahin kam aber erstmal noch Martin McLean von Brora Rangers, also vom nördlichsten Zipfel Schottlands.





Sorry, heute keine Spielberichte. Aber ich hatte erneut Zeit aufzuholen. Im nächsten Teil werdet ihr dann erfahren, wie Mia auf ihren neuen Wohnort reagiert  :D
« Letzte Änderung: 07.November 2014, 22:22:51 von Mieguy »
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Purzel89

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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #83 am: 08.November 2014, 18:56:19 »

Fun Fact of the Day: "Liebe" hat mehr Googletreffer als "Hass".

Kapitel 45: Loony Tunes

18.06.2014

Zuhause in Deutschland verbreitete die Nachricht unseres Umzuges nach Schottland blankes Entsetzen unter Mia und Anita.

Ich will nicht in den Irak!
Forfar liegt in Schottland.
Alle Städte die ich nicht kenne sind doof. Da will ich nicht hin.
Dann habe ich aber mehr Zeit für euch, weil ich nicht einmal im Monat nach Schottland fliegen muss. Wenn wir da hinziehen bin ich nur für Auswärtsländerspiele weiter weg.
Und du kannst dein Englisch verbessern Mia. unterstütze mich Anita obwohl sie eigentlich auch nicht nach Schottland wollte.
Ich helfe dir auch bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.
Okay erstmal komme ich mit aber ich werde mir eine eigene Wohnung in Deutschland suchen. Ich will hier bleiben!
Stell dich nicht so an! Das wird dir gefallen!

Abends hatte ich wie üblich die Zeit, das Vereinsgeschehen zu verfolgen. Wir schafften es, den Engländer Graeme Owens für 16,500 Euro von Brechin City abzulösen.

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Von der Werkself der ehemaligen Lokomotivfabrik der Great North of Scotland Railway, dem Inverurie Loco Works F.C., kauften wir für 1,100 Euro den Außenverteidiger Paul McMullan. Die Saisonvorbereitung war wohl als gut zu empfinden, denn trotz der Auftaktniederlage gegen Berwick Rangers hatte die Mannschaft einige überzeugende Aktionen gezeigt.

Forfar Athletic - Berwick Rangers: 2 - 3 (Tore: Templeman, Neilson)
Forres Mechanics - Forfar Athletic: 0 - 5 (Tore: Reid, Crawford, Templeman 2x, McMullan)
Leith Athletic - Forfar Athletic: 1 - 0
Forfar Athletic - Rotherham United: 3 - 2 (Tore: Adarabioyo 3x)

Tja, wer ist dieser Adarabioyo? Er schien eine eierlegende Wollmilchsau zu sein und war ein absoluter Glücksgriff für mich. Da meine Scoutkenntnisse nicht übers Wasser reichten, hatte ich nur Schotten und andere Briten im Repertoire.  Zuerst war er nur beim Probetraining und das Spiel gegen Rotherham war sein erster Auftritt für unsere Mannschaft. Gleich im ersten Spiel einen Hattrick machen? Nicht schlecht! Klare Sache, danach ließ ich Fisayo Adarabioyo den Vertrag unterzeichnen und er gehörte uns. Er war zuletzt vereinslos nach seinem Rausschmiss aus der Jugendelf von FC St. Johnstone.

26.07.2014

Unseren Umzug nach Schottland hatten wir abgeschlossen und wohnten nun in einem typischen britischen Vororthäuschen. Wer schon mal einen "Harry Potter" Film gesehen hat, kann sich das sicher gut vorstellen. Der einzige Unterschied war, dass unser Haus von außen grau war. England gewann die Weltmeisterschaft 2014 und für uns ging es in die erste Runde des Ramsden Cups.



FC Falkirk  - Forfar Athletic: 3 - 0
Luongo (11.), McGeever (29.), Rees (51.)

Neil McCabe wechselte ablösefrei zu Elgin City und wir bereiteten uns auf das nächste Pokalspiel vor. In Schottland gab es nämlich zwei Pokale. Den kleinen Ramsden Cup und den großen Scottish League Cup, wo wir in der 1. Runde gegen Zweitligist FC Livingston spielen sollten.

02.08.2014 Scottish League Cup 1. Runde

Es war ein spektakuläres und nervenzerfetzendes Spiel. Wir hatten doppelt so viele Schüsse wie die favorisierte Gastmannschaft. Trotzdem ging gerade mal ein Viertel unserer Schüsse aufs Tor. Unsere Chancenverschwendung sorgte dafür, dass wir in die Verlängerung mussten. In der regulären Zeit hatte sich bereits Aaron McGregor verletzt, jetzt gesellte sich in der 96. Minute auch noch Duncan Reid dazu. In der hundertersten Minute dann der wichtige Führungstreffer für uns. Ich glaubte schon an einen Sieg und setzte alles auf Abwehr. Hinten wurde fleißig Beton gerührt und wir mauerten so hoch wie wir konnten.

Aber drei Minuten vor dem erlösenden Schlusspfiff machte Danny Mullen den Ausgleich. Damit hieß es für uns, dass wir das erste Elfmeterschießen unter meiner Führung zu absolvieren hatten. Templeman, Faero und Owens machten ihre Pflichttreffer, aber ausgerechnet unser letztjähriger Spieler des Jahres - Dods - verschoss seinen Elfmeter und wir waren, nachdem McMullans Schuss gehalten worden war, aus dem Pokal ausgeschieden.

Forfar Athletic - FC Livingston: 0 - 0 (1 - 1 n.V.) (3 - 4 n.E.)
Templeman (101.) - Mullen (117.)

Elfmetertreffer: Templeman, Faero, Owens - Wielkie, Davie, Wemmer, McDonalds

Jörn Wemmer war übrigens ein gebürtiger Deutscher und hatte auch einen deutschen Pass. Auch wenn dieses Pokalaus sehr sehr bitter war, musste ich meine Mannschaft irgendwie wieder motivieren. Vielleicht sollte ich mal eine Teambesprechung im Pub machen?

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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #84 am: 11.November 2014, 22:37:15 »

Kapitel 46: Höher und Höher

09.08.2014

Es startete der Ernst des Lebens! Unser erster echter Ligaspieltag. Heidewitzka, ging das ab! Außerdem verpflichtete ich den Mittelfeldspieler Dwayne Coultress, während Craig Smith nach schlechten Leistungen in der Vorsaison für 5,000 Euro zu Elgin City wechselte.

Forfar Athletic - FC Montrose: 2 - 0
Templeman (10. Elfmeter, 90+2)

16.08.2014

Wir konnten zwar unser Wunder nicht wiederholen, aber was nicht war, konnte ja noch werden. Harry Potter machte das Siegtor. Äh Quatsch... John Potter meinte ich.

Stirling Albion - Forfar Athletic: 1 - 0
Potter (70.)

Ich blieb stur bei meiner Linie und holte mir ebenfalls kostenlos Neil Robertson. Außerdem kam Aaron MacWalter aus der Jugendmannschaft in die A-Mannschaft. Schande auf mein Haupt: Es gab natürlich sogar drei Pokale in Schottland. Sorry für meinen kleinen Fauxpas im letzten Part. Im William Hill Scottish Cup hieß unser erster Gegner Turriff United.

30.08.2014

Dann geschah etwas, was in meiner ganzen Managerkarriere noch nie geschehen war. Nach dem Sieg gegen Peterhead wurde ich zum Trainer des Monats gewählt! Mein Spieler Templeman bekam die Auszeichnung Spieler des Monats.



FC Peterhead - Forfar Athletic: 2 - 4
Wills (68.), Kleczkowski (90.) - Adarabioyo (24.), Crawford (46., 58.), Templeman (80.)

02.09.2014

Obwohl man schon jetzt von einem perfekten Start sprechen konnte, wollten wir nicht nachlassen und siegten erneut. Coultress machte in seinem ersten Einsatz sein erstes Tor.

Forfar Athletic - FC East Stirlingshire: 2 - 1
Templeman (14.), Coultress (36.) - MacGregor (68.)

05.09.2014

Aufgrund unserer Siegesserie in der schottischen Liga habe ich die Ergebnisse unserer Länderspiele nur am Rande notiert. Lange werde ich vermutlich nicht mehr Nationaltrainer sein wenn man sich diese Peinlichkeiten anschaut.

Italien - Schottland: 3 - 0
Balotelli (9.), Osvaldo (13.), de Rossi (44.)

09.09.2014

Zypern - Schottland: 3 - 0
Giasoumi (34., 37.), Nikolaou (62.)

(click to show/hide)

13.09.2014

Elgin City - Forfar Athletic: 1 - 2
Smith (26.) - Crawford (62.), Templeman (90+2)

20.09.2014

Forfar Athletic - FC Clyde: 2 - 1
Dods (8.), Templeman (35. Elfmeter) - McColm (86.)

Fünf Siege in sechs Spielen! Ist das nicht ein Hammersaisonstart?! Mich hauts vom Hocker. Wir sind Tabellenführer!



23.09.2014

Unsere Siegesfahrt stoppte erst bei unserem härtesten Konkurrenten Annan Athletic. Aber selbst die konnten uns nur einen Punkt abknausern.

Annan Athletic - Forfar Athletic: 2 - 2

Auf den ziemlich unwichtigen William Hill Scottish Cup gehe ich heute aus Zeitgründen nicht ein aber wir sind mit einem Unentschieden nach Hause gefahren.



Leute, ich verstehe es wenn das grad alles ziemlich langweilig zum Lesen ist. Aber ich habe mir was lustiges ausgedacht fürs Wochenende wo ich mehr Zeit habe . Wenn das in "Aktuelle Station" verschoben soll, dann macht das. Ich habe kein Problem damit.
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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #85 am: 18.November 2014, 21:37:43 »

Heute nochmal ein kleines Statusupdate wie es hier weiter gehen wird.

Es wird weitergehen aber ich kann nicht sagen wann. Selbst meine Wochenenden sind meistens voll ausgeplant und da bleibt keine Zeit zum Weiterschreiben.

Deshalb ist das jetzt erstmal für eine Weile gestoppt und ich werde dann sobald es weiter geht es euch wissen lassen. Bitten den Thread nicht schließen weil ich es definitiv irgendwann forsetzen werde.
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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #86 am: 09.Januar 2015, 22:33:01 »

Kapitel 47: Psychologische Kriegsführung

Die tasmanische Gitarrenpflanze heißt so, weil sie wie eine Gitarre aussieht. Verrückt!

Warum schreiben Sie eigentlich ihr Tagebuch nicht mehr weiter Herr Lagwitz?
Weil... weil ich...
Weil Sie keine Zeit haben? Es gibt soviele Leute die ein Tagebuch schreiben und die Meisten sind auch berufstätig. Sie arbeiten nur einmal pro Woche!
Da sieht man wieder, dass Sie keine Ahnung vom Fußball haben! Ich stehe fast jeden Tag auf dem Platz. Außerdem ist mein Kopf vollgestopft mit Gedanken, dass wenn ich Zeit zum Schreiben habe, alle meine Erinnerungen wie weggewischt sind.
AHA! Also glauben Sie immer noch, dass jemand versucht Sie umzubringen! Na dann kann ich mich schon mal darauf vorbereiten, die nächsten Sitzungen zu beantragen!

Entnervt sprang mein Psychologe aus seinem bequemen Sessel auf und stürzte sich auf mich. Mein Stuhl kippte nach hinten und ich schlug mit dem Hinterkopf auf den harten Boden. Im Kopf drehte sich alles und die Stimme des Psychologen dröhnte wie ein Vorschlaghammer in meinem Kopf.

Sie sind so paranoid, dass es mich wundert, warum Sie nicht unter Verfolgungswahn leiden! Immerhin sind sechs Vereine hinter Ihnen in der Tabelle und verfolgen Sie! Ich will, dass Sie endlich Ihr Tagebuch an einen Verlag geben und dann werden Sie mir alle Einkünfte aus dem Buchverkauf geben. Denn ich habe Sie auf die Idee gebracht. Das Geld steht mir zu! NUR MIR!



Können Sie leiser schreien? Ich fühl mich als ob mir beim Sturz der Schädel gespalten wurde!
Wenn Sie Ihr Buch nicht veröffentlichen, dann muss ich Sie umbringen! Das Buch eines Toten verkauft sich sowieso besser.

Der Psychologe zog aus seiner Hosentasche eine Walther PPK/S Kaliber 22, entsicherte sie und schoss mir damit in den Kopf, noch bevor ich reagieren konnte.

PENG!

Als ich im nächsten Moment meine Augen öffnete, starrte ich in die eisblaue Iris von Anita. Ich spürte immer noch einen höllischen Schmerz im Schädel und versuchte mich zur Seite zu drehen.

Was-? Wo bin ich? Bin ich tot? War ich die ganze Zeit tot? Ich meine, du bist tot also bin ich jetzt auch tot oder?
Schatz, du hattest einen Alptraum und bist aus dem Bett gefallen! Du lebst noch.
Aber da war dieser Knall -  wie von einem Schuss.
Da war kein Knall. Das hast du nur geträumt.
Nein, das war nachdem ich aus dem Bett gefallen bin. Mein Ps... Ich traute mich nicht, zuzugeben, dass ich von meinem Psychologen geträumt hatte. Ich lag auf dem Boden und jemand stand über mir und hat mich erschossen.
Außer mir ist hier niemand. Alles ist gut. Vergiss deinen Traum ganz schnell wieder und schlafe weiter.
Ich muss mir erst ein Kühlpack holen. Wenn ich solche Schmerzen habe, kann ich nicht einschlafen.

Vorsichtig stand ich auf und tastete mich durchs dunkel zum Schlafzimmerlichtschalter. Als ich das Licht anmachte, ging ich langsam weiter zur Küche wo unser Notfallkasten war. Bei jedem Schritt vibrierte mein Schädel und ich versuchte mich beim Gehen irgendwo festzuhalten.

Endlich in der Küche angekommen, beugte ich mich hinab und öffnete die kleine weiße Schranktür und zog den Kasten heraus. Dann fiel mir ein, dass das Kühlpack erst einige Zeit in das Gefrierfach musste, um kalt zu sein. Also legte ich es schnell wieder zurück und schaute in unser großes Gefrierfach, wo Tiefkühl-Gemüse, Hühnerbeine und die Reste des Truthahns von Weihnachten lagerten. Ich griff mir die kleinste Tüte Gemüse heraus und legte sie auf meinen Hinterkopf.

Als ich aus der leicht gebeugten Haltung wieder hoch kam, schaute ich für einen kurzen Moment aus dem Küchenfenster. Draußen auf der Straße stand im schwachen Licht einer Laterne eine dunkle Gestalt mit Kapuze. Ich erschrak mich so sehr, dass ich zurückwich und prompt mit dem Hinterkopf gegen den Rahmen der Küchentür knallte und auf den kalten Fließen zusammensackte.

Später wachte ich wieder auf. Die aufgehende Morgensonne wagte sich über den fernen Horizont und strahlte durch unser Küchenfenster. Ich kämpfte mich hoch und zog mich an einem unserer Küchenschränke hoch, um stehen zu können und aus dem Fenster zu schauen. Die mysteriöse Person war längst verschwunden und ich fragte mich, wie lange ich wohl bewusstlos in der Küche gelegen hatte. Anita war eingeschlafen ohne zu merken, dass ich nicht mehr wieder gekommen war.

Während ich mich auf den Rückweg ins Schlafzimmer machte, stellte ich fest, dass meine Benommenheit stärker geworden war. Ich wusste nicht, ob der zweite Schlag auf den Hinterkopf mein Denkvermögen erhöht hatte, aber er hatte meinen dröhnenden Schmerz intensiviert.

Im Schlafzimmer angekommen schaute ich auf unser gemeinsames Doppelbett. Es war leer und die Bettdecke lag ordentlich und sauber da. Für den ersten Moment machte ich mir darüber keine Gedanken und zog mich an. Obwohl ich keine Ahnung hatte, wie spät es war, ging ich danach wieder zurück in die Küche und bediente mich erstmal an meinem kleinen Vorrat Bierflaschen. Eine Flasche des dänischen Carlsberg-Bieres sollte vorerst reichen, um meinen Schmerz zu lindern, also schüttete ich soviel in mich rein, wie ich in einem Atemzug trinken konnte.

Aus dem Flur hörte ich ein gruseliges Rascheln, dass mich sofort aufhorchen ließ. Auf Zehenspitzen ging ich zum Flur und in Richtung Haustür. Direkt vor unserer Tür lag die Tageszeitung. Das war eine Erleichterung. Kein Geist hatte das Rascheln verursacht, sondern der Zeitungsausträger hatte bloß die Zeitung durch den Briefschlitz in der Tür geschoben. Mit der Zeitung bewaffnet torkelte ich ins Wohnzimmer. Einen positiven Nebeneffekt hatten meine nächtlichen Alkoholexzesse der Vergangenheit gehabt: Ich wusste bereits, wie es einem gelingen konnte, schwankend durch unseren Flur zu laufen. Nur diesmal wusste ich nicht, ob das Schwanken durch die Kopfverletzung oder das Bier entstanden war.

Möglichst leise schob ich einen Stuhl vom Wohnzimmertisch zurück, um Mia nicht zu wecken. Dann setzte ich mich auf den Stuhl und verzichtete darauf, den Stuhl wieder an den Tisch zu ziehen. Die große schottische Tageszeitung breitete ich sanft auf dem Tisch aus und las die Titelseite:

Lagwitz packt aus! Lesen Sie heute, warum Forfar Athletic so gut ist und was er vom deutschen Fußball hält. - Seite 5/6.

Ich blätterte durch den Politikteil der ersten vier Seiten und schlug dann die folgenden Doppelseite auf. Auf der linken Seite war ein Bild von mir, wie ich vor einer Trainerbank stand und mit ausgestrecktem Finger auf irgendetwas zeigte, was sich hinter dem Fotografen befand. Die rechte Seite war komplett ausgefüllt mit weißer Schrift auf einem dunklen Bildhintergrund:

Glasgow - Heute Mittag wird auf einer Pressekonferenz von Bloomsbury Publishing die Autobiografie von Michael Lagwitz vorgestellt. Bloomsbury hatte sich bereits frühzeitig die Rechte an der Verlegung des Buches ergattern können und hat bereits über 3 Millionen Vorbestellungen für das neue Buch verzeichnen können.

Wir durften bereits einen exklusiven Blick in das Buch werfen. Eine Sache wurde dabei schnell offensichtlich. Herr Lagwitz hat reinen Tisch mit der Fußballwelt gemacht und es gibt kaum eine prominente Person, die ungeschoren davon kommt. Besonders scharf kritisiert Herr Lagwitz den aktuellen FIFA-Präsidenten und enthüllt dabei einen Skandal ungeahnten Ausmaßes. Noch ist nicht bekannt, wie viel Wahrheit hinter den Worten des Trainers steckt, aber wenn es stimmt, was Herr Lagwitz schreibt, wird der Weltfußballverband reagieren müssen - wenn er nicht den Hass der Fußballgemeinschaft auf sich ziehen will.

Doch nicht nur das Oberhaus des Fußballs wird tabulos an den Pranger gestellt. Auch der deutsche Fußball, die Heimat des Herrn Lagwitz, bekommt den Unmut zu spüren. Ein spezielles Augenmerk wirft der Autor hierbei auf das (Zitat:) "beschissene Relegationssystem, dass der allerletzte Dreck ist." Dem RB Leipzig widmet der gebürtige Berliner sogar zwei eigene Kapitel. (Zitat:) "Die spritzen da Milliarden in den Verein und kaufen sich lauter Spieler, die gestern noch in den Kindergarten gegangen sind! Und dann, wenn Sie vor dem König (Anm. d. Red.: Bayern München) stehen, bringen sie ihr Bauernopfer."

Jetzt ist noch nicht abzusehen, welche Auswirkungen diese Bloßstellungen auf die Fußballwelt haben werden. Aber eines ist gewiss: Keiner wird diese Entwicklungen ignorieren können. Das Buch wird ein Pulverfass anzünden und keiner ist da, um die Lunte zu löschen.


Ich hatte absolut keine Ahnung, wie der Verlag an mein Tagebuch gekommen war, aber das war gar nicht der entscheidende Punkt. Viel mehr interessierte mich, wieso jemand meine Notizen so brutal verfälscht hatte. Ich dachte fast, es wäre ein Aprilscherz, aber als ich auf unseren Wandkalender schaute, war heute der erste März 2015. Für einen Aprilscherz war es zu früh.

01.03.2015

Um die "Ente" so schnell wie möglich wieder aus meinem vor Schmerz brummenden Gehirn zu verbannen, blätterte ich weiter bis zum echten Sportteil. Fisayo Adarabioyo, unser englisches Überraschungsei war zum Talent des Monats Februar gekürt worden. Seine herausragenden Leistungen und die 4 Tore in 4 Spielen hatten ihn verdient die Auszeichnung gewinnen lassen.

Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war halb 10 und ich war immer noch alleine im Wohnzimmer. Das war ungewöhnlich und als ich gerade aufstehen wollte, um nachzusehen, wo Mia blieb, hörte ich Schritte aus dem Flur kommen. Als ich meinen Kopf nach rechts drehte, um das Gespenst zu sehen, das ganz in weiß gekleidet das Zimmer betrat, tat mir mein Nacken weh. Das musste wohl eine Nachwirkung meines Sturzes in der Küche sein. Nachdem sich meine Augen auf das Gespenst fokussierten, wurde mir klar, dass es bloß Mia war, die im Schlafanzug vor mir stand.

Hab ich dich erschrocken?
Nein. log ich. Wo ist Anita?
Wer?
Nun ist aber gut mit diesen Späßen. Wo ist deine Mama?
Tot. antwortete Mia trocken.
Komm Mia, du veralberst mich! Sag die Wahrheit.
Ich mache keine Scherze über den Tod. Das solltest du doch wissen!
Irritiert entschied ich mich spontan dazu, das Thema zu wechseln: Heute ist ein seltsamer Artikel über mich in der Zeitung. Ich stehe sogar auf der Titelseite.
Ja natürlich, weil heute doch dein Buch veröffentlicht wird!
Warum bin ich der Einzige, der davon nichts weiß? Wer hat dem Verlag das Buch ausgehändigt?
Ähem... Papa, geht es dir gut?

Ohne zu antworten fasste ich mit der rechten Hand an meinen Hinterkopf. Es fühlte sich so warm an! Als ich auf meine Hand schaute, klebte Blut daran.

Du blutest ja! Was ist passiert?
Okay, also ist das jedenfalls kein Traum.
Wovon redest du?
Ich weiß nicht... Also das ist schon das Jahr 2015 oder?
Papa, du stinkst nach Alkohol. Hast du dich wieder voll laufen lassen? Bist du deshalb gestürzt und hast dir den Kopf aufgeschlagen?
Nein, ich habe nur EIN Bier getrunken!
Ist klar Papa... - ich mache mir mein Frühstück und du legst dich wieder ins Bett.
Warum? Ich bin nicht besoffen!

Ich zog an meinem Shirt und schnüffelte daran. Es roch nach Alkohol und den Flecken nach zu urteilen hatte jemand eine Flasche Bier über das Shirt gegossen. Das musste irgendein perverser Plan sein, meine Karriere zu ruinieren. Die Veröffentlichung des Buches war der Höhepunkt dieser Verschwörung. Aber das erklärte das mysteriöse Verschwinden von Anita nicht.

Obwohl ich über den restlichen Tag verteilt mehrere Anrufe bekam, ging ich nicht zu der Pressekonferenz und ignorierte das fast pausenlose Klingeln des Telefons. Als ich abends einen Film im Fernsehen schauen wollte, zog ich kurzerhand den Stecker aus dem Telefon und endlich war Ruhe. Vielleicht würden sie mit dem albernen Quatsch aufhören wenn ich sie ignorierte und dann würden sie endlich offenbaren, dass alles nur ein schlechter Scherz war.

07.03.2015

Meine totale Ignoranz der Außenwelt und das schweigsame Telefon, das zerstört neben seiner Steckdose lag, führten dazu, dass ich erst am nächsten Spieltag der vierten schottischen Liga die Auswirkungen der Buchveröffentlichung mitbekam. Im Spiel gegen Peterhead fehlte uns jegliche Unterstützung unserer Zuschauer. Trotz eines wackligen Starts machten wir zwar den Ausgleich, aber danach ging es in dem Spiel nur noch um Leben und Tod. Die gegnerische Mannschaft kompensierte ihren Hass auf mich damit, dass sie meine Spieler bei jeder guten Gelegenheit foulten. Die waren aber fitter als unser Gegner erwartet hatte und so kam es, dass meine Mannschaft Rache nahm. Es folgten gelbe Karten für Owens, McMullan und Dods. Der Gegner blieb zwar von Karten verschont, aber drei Spieler von Peterhead mussten das Feldlazarett neben dem Stadion besuchen.

Nach 74 Minuten Kampfsport erhöhte Kapitän Kleczkowski auf das 1:2 und alle waren froh, als irgendwann der Schlusspfiff kam. Jeder Spieler blutete und als ich mich auf dem Weg in die Umkleidekabine traurig umblickte, sah ich, dass sogar der Schiedsrichter ein blaues Auge hatte.

Forfar Athletic - FC Peterhead: 1 - 2
McCluskey (29.) - Emslie (4.), Kleczkowski (74.)
« Letzte Änderung: 09.Januar 2015, 23:22:19 von Mieguy »
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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #87 am: 12.Januar 2015, 00:43:52 »

Fun Fact of the Day: "Defenestration" bezeichnet das Hinauswerfen einer Person aus dem Fenster.

Kapitel 48: Die vollendete Zukunft

08.03.2015

Das sonderbare Verhalten von Mia und das ebenso plötzliche Verschwinden von Anita bereitete mir mehr Sorgen, als meine Seele verkraften konnte. Nahm dieser Spuk denn kein Ende? Hatten die Kristalle wieder die Fäden in der Hand?

Jedenfalls saßen wir nicht mehr so locker auf dem Aufstiegsplatz und mussten uns gut festhalten, um dran zu bleiben. Jede zusätzliche Ablenkung konnte ich nicht gebrauchen. Ich war von meinen Gedanken im eigenen Körper gefangen und wie von der Außenwelt abgeschnitten. Das sollte enden!

Als es an der Wohnungstür klingelte, wurde ich wieder einmal aus den Gedanken gerissen. Ich ging zur Tür und öffnete sie. Vor mir standen zwei schottische Polizisten mit ihren typischen signalgelben Jacken und der schwarzen Mütze, um deren Rand ein weiß-schwarz kariertes Band lief.

Sind Sie Mr. Michael Lagwitz? fragte einer der beiden Polizisten.
Ja der bin ich. Was gibt es? Ist Mia etwas passiert?
Es geht um Julia Johansson. Wir haben ihre Leiche am Ufer des Loch Ness gefunden.

Der Begriff "geschockt" wäre eine absolute Untertreibung gewesen um meine Reaktion zu beschreiben.  Ich hatte Julia seit zwei Jahren nicht mehr gesehen - nein - in zwei Jahren würde ich sie zuletzt gesehen haben. Julia war Futur II, die vollendete Zukunft! Ich kam mir vor, als wäre ich die Hauptrolle in einem guten Film mit schlechtem Drehbuch.

Nachdem ich kein Wort sagte, sprach der Polizist weiter: Wann haben Sie Miss Johansson zuletzt gesehen?
Das war vor zwei Jahren.
Sehr interessant - Sie wurde schon vor drei Jahren als vermisst gemeldet.
Ich versuchte meine Überraschung zu überspielen, indem ich hastig losplapperte: Oh naja! ich kann mich nicht mehr genau dran erinnern, wann es das letzte Mal war, dass ich sie gesehen habe. Vielleicht war es auch vor drei Jahren.
Laut Einwohnermeldeamt wohnt die Tochter von Miss Johansson bei Ihnen. Können wir mit ihr sprechen?
Sie ist gerade nicht zuhause.
Wo ist sie?
Ich habe keine Ahnung. Sie ist einfach gegangen.
Es ist Sonntag und Ihr Kind ist weg, ohne dass Sie wissen, wo sie ist.
Mia ist volljährig und sie sagt mir nicht immer wann sie wo hingeht. Wir haben uns wohl auseinandergelebt.
Wir begleiten Sie jetzt auf das Revier. Alles was Sie jetzt sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden.
Denken Sie etwa, ich hätte Julia umgebracht? Was hätte ich denn für ein Motiv gehabt?
Ihr Motiv kennen wir noch nicht, aber die Personen in Ihrer Umgebung haben die merkwürdige Angewohnheit, spurlos zu verschwinden.
Mia ist nicht verschwunden! Sie kommt sicher bald nach Hause.
Ihre Frau, Anita Lagwitz, wurde auch bereits am 23. Februar 2015 als vermisst gemeldet.

Beinahe wollte ich sagen, dass ich Anita in der Nacht zum 01. März 2015 zuletzt gesehen hatte. Aber mir wurde klar, dass ich damit nur noch alles schlimmer machen würde. Also folgte ich den Polizisten zum Streifenwagen und wir fuhren aufs Revier. Während der Fahrt sagte ich nichts mehr und überlegte mir rasch, wo ich jetzt noch schnell  einen Anwalt herbekam. Hier in Schottland hatte ich mich noch nicht so weit eingelebt, dass ich wusste, wo es einen guten Anwalt gab.

Auf dem Revier steckte man mich in eine Zelle ohne mir weitere Fragen zu stellen. Mir wurde angedroht, dass man mich vorerst für 48 Stunden hier behalten würde. Aber sechs Stunden später erschien ein blonder Engel, der mich aus den Ketten löste - im übertragenen Sinne. Anita war wieder aufgetaucht und stand jetzt im Polizeirevier. Der Polizist war genauso überrascht wie ich und sah abwechselnd auf Anita und mich, ohne es verstehen zu können.

Anita, wo warst du? Wegen deinem Verschwinden bin ich eingesperrt worden!
Das tut jetzt nichts zur Sache. Wichtig ist, dass ich dich hier heraushole.

Mit Anitas Wiederkehr musste sich die Polizei eingestehen, mich vorerst wieder laufen lassen zu müssen. Ich wurde aus der Zelle geholt, nahm meine Wertsachen aus der Sicherheitsverwahrung und machte mich mit Anita auf den Heimweg. Während wir im Auto auf der Heimfahrt waren, stellte ich Anita zur Rede.

Weißt du wo Mia ist?
Sie ist unterwegs.
Das habe ich auch gemerkt. Aber wo ist sie? Was hast du mit ihr gemacht?
Du warst sehr sehr böse Michael. Böse Menschen müssen bestraft werden.
Wovon redest du zur Hölle?
Erinnerst du dich nicht? Du warst doch dabei, als die Bombe explodiert ist und ich gestorben bin.

Ich machte mitten auf der Landstraße eine Vollbremsung. Ein Golf-Fahrer hinter mir musste ausweichen und hupte wütend.

Lass diese Gruselgeschichten weg und sag mir die Wahrheit! Wer immer auch bei der Explosion gestorben war - das kannst nicht du gewesen sein.
Du hast von der Bombe gewusst und hast mich nicht gewarnt!
Natürlich habe ich davon gewusst und ich habe dich auch versucht zu warnen. Aber dein Handy war ausgeschaltet oder der Akku war leer.
Lüge mich nicht an!
Ich habe diesen Blödsinn satt! Wo ist Mia? Hast du mit ihr das selbe gemacht wie mit Julia? Treibt ihre Leiche jetzt auch in einem schottischen Loch?
Bald wirst du es verstehen Michael, aber dann ist es für dich zu spät.
Dann erkläre es mir!

Währenddessen schaltete ich die Warnblinker an und fuhr den Wagen an den Straßenrand. Hinter meinem Wagen hatte sich bereits ein kleiner Stau gebildet und ich wollte nicht länger ein Verkehrshindernis sein.

Mia lebt, mehr musst du im Moment nicht wissen. Du solltest weiter fahren. Wenn dein Wagen noch länger hier im Halteverbot steht, wird jemand peinliche Fragen stellen. Wer wird dir dann glauben? Auch wenn die Polizei dich vorerst hat laufen lassen, hält sie dich immer noch für einen zweifachen Mörder.
Das ist also dein Plan? Du bringst Julia und Mia um und lässt es so aussehen, als wäre ich der Mörder! Vielleicht geht noch ein dritter Mord auf dein Konto. War es deine Zwillingsschwester, die in den Flammen der Explosion gestorben ist?
Lass die Sache ruhen Michael. Keiner wird dir glauben, also tätest du besser daran, deine Vermutungen für dich zu behalten.

Ich schaltete die Warnblinker wieder aus und fuhr weiter. Anita hatte Recht. Ich konnte die Beweise nur selber sammeln, denn es war wohl kaum zu erwarten, dass eine Mörderin mir alles in die Hände spielte. Doch was nützte es ihr, mich am Leben zu behalten? Es würde meinen Ruf schädigen und vielleicht landete ich im Gefängnis, wenn die Polizei die Staatsanwaltschaft überzeugen konnte, dass ich der Mörder war. Aber Anita hatte absolut keinen Nutzen davon. Das Motiv der Rache, von der sie sprach, blieb mir unerklärlich. Wenn Anita nicht tot war, konnte sie sich auch nicht rächen weil ich sie vor ihrem Tod nicht gewarnt hatte. Herrje, war das kompliziert!

14.03.2015

Langsam versuchte ich, in das Alltagsgeschäft zurückzukehren. Mia war nicht mehr aufgetaucht. Ihr Kleiderschrank war fast voll und es gab keine Anzeichen einer spontanen Flucht. Ihr Personalausweis und Reisepass lagen da, wo sie Mia immer hingelegt hatte. Ich rief auch bei ihrer Arbeitsstelle an und mir wurde gesagt, dass sie auch nicht mehr auf Arbeit erschienen war. Mit mangelndem Schlaf und Konzentration gesegnet gingen wir in das Spiel gegen den dominierenden Tabellenführer Stirling Albion. Ich versuchte es mal ersatzweise mit Callum Speedie im Tor.

Forfar Athletic - Stirling Albion: 1 - 3
McCluskey (53.) - McKenzie (7.), White (42., 45.+1)

21.03.2015

Vor der nächsten Partie hatte ich trotz unserer bemerkenswerten Verletzungsstatistik einen neuen Physiotherapeuten verpflichtet. Erst wollte ich mir eine Dame holen, aber die Frau verlangte zuviel Gehalt. Deshalb musste ich auf Billy McLaughlin ausweichen. Der 29-Jährige hatte gerade frisch sein Studium in Perth beendet und noch völlig unerfahren im Fußball. Ich war erstaunt, dass sein stotternder Fiat Panda den Weg von Perth nach Forfar geschafft hatte, aber der Mann leistete hervorragende Arbeit. Im nächsten Spiel wollten wir uns nicht überanstrengen und deshalb kamen wir zum Entschluss, uns mit dem Gegner die Punkte zu teilen. Auch wenn die Nachwirkungen der Buchveröffentlichung nicht wegzuleugnen waren, so hatte sich die Wut mehr auf die Leute verlagert, deren Skandal dadurch aufgedeckt worden waren. Doch anstatt auf Krawall und blutige Auseinandersetzungen aus zu sein wurden die Spiele boykottiert. Eine kleine Auswahl Zuschauer wagte sich ins Geisterstadion. Meine Spieler teilten mir mit, dass es ausnahmslos Verwandte von Spielern waren.

FC East Stirlingshire - Forfar Athletic: 0 - 0
Keine Tore

27.03.2015

Als das Länderspiel gegen Tschechien anstand, war ich froh, vor der mordenden Anita flüchten zu können. Möglicherweise konnte ich in Prag meinen Kopf klären um diese Sache besser zu verstehen.

In der Generali-Arena sahen die Zuschauer ein spannendes Spiel zweier Kontrahenten auf Augenhöhe. Mit 22 Torchancen, die sich gerecht auf beide Mannschaften verteilten (11:11), war es insgesamt eine Partie, deren Ausgang nicht eindeutig war. Charlie Adam war der Erste, der seine Chance effektiv nutzte und in der 35. Minute ein Tor schoss. Danach mussten wir lange warten, bis endlich wieder eine Torchance zum Tor führte. Tomas Necid brachte in Minute 87 den Ausgleich und alles war wieder offen. Aber um nicht schon am dritten Spieltag der Qualifikation den Anschluss an die Spitze zu verlieren, mussten wir gewinnen. Glücklicherweise gelang Jordan Rhodes in der Nachspielzeit noch ein Tor. Ryan Jack gab sein Länderspieldebüt und lag mit einer Durchschnittswertung von 7 (von 10) auf einem sehr hohen Niveau verglichen mit dem Rest der Mannschaft.

Tschechien - Schottland: 1 - 2
Necid (87.) - Adam (35.), Rhodes (90.+2)



Vor unserer Abreise nach Glasgow wollten wir noch einmal in Prag übernachten, weil sich die Spieler zusammen die Stadt ansehen wollten. Da ich nicht in der Stimmung war, um mir alte Gebäude anzuschauen, blieb ich im Hotel. Plötzlich klingelte mein Zimmertelefon und ich wunderte mich, wer denn die Rufnummer dieses Zimmers hatte. Wollte ein Hotelmitarbeiter etwas von mir wissen? Gelangweilt nahm ich den Hörer ab und hielt ihn mir ans Ohr.

Hör mir jetzt genau zu Michael. Komm um 14 Uhr zur Prager Burg. Mia wartet im Ludwigsflügel des Alten Königlichen Palastes auf dich.
Wer spricht da? Anita, bist du das?

Ihre Stimme hatte verzerrt geklungen und wurde von seltsamen Interferenzen überlagert. Sie antwortete nicht auf meine Frage und plötzlich war die Leitung tot.
« Letzte Änderung: 12.Januar 2015, 00:47:01 von Mieguy »
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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #88 am: 14.Januar 2015, 10:49:26 »

Leider hat es in dieser Spielphase zwei schwerwiegende Spielabstürze kurze Zeit hintereinander gegeben. Das Spielergebnis mag daher variieren, da die Screenshots größtenteils von der Zeit vor dem Absturz stammen und sich nach dem Absturz einige Spiele geändert haben. EDIT: Bin heute noch nicht dazu gekommen, Spielberichte zu veröffentlichen.

Kapitel 49: Vergangenheit ist Zukunft

Die Prager Burg türmte sich neben der Moldau auf dem Hradschin. Obwohl schon im 9. Jahrhundert errichtet, wurde ihr Baustil durch Veränderungen oder Ergänzungen über die Jahrhundte hinaus geprägt. Verschiedene Ereignisse und Herrscher machten diese Burg zu einem einzigartigen Wahrzeichen Prags. Der letzte Umbau erfolgte ca. 1919 und ist seitdem Schauplatz archäologischer Ausgrabungen.

Das höchste Gebäude dieser Burg war die Sankt Vitus Kathedrale, die mit ihren drei majestätischen Türmen  beeindruckend war. Der Hauptturm sah dabei in der oberen Hälfte ganz anders aus als die restlichen zwei im gotischen Baustil errichteten Türme. Der lange Zeit unvollendete  Hauptturm sollte ebenfalls gotisch sein, seine Spitze wurde aber schließlich von Nikolaus Pacassi in Barock erbaut.

Doch beim Anblick der Burg war mir immer noch nicht klar, warum Anita sich ausgerechnet hier zum Austausch treffen wollte. Hatte sie vorgesehen, dass ich meine Fragen selbst beantwortete, indem ich irgendwelche Rätsel entschlüsselte? Jedenfalls hatte ich mich eine Stunde vor unserer Verabredung zu der Information begeben und so viele Prospekte wie möglich mitgenommen. Mein Augenmerk fiel dabei auf den im 16. Jahrhundert errichteten sogenannten Ludwigsflügel. Ich blätterte durch die Prospekte, bis ich darüber Informationen fand:

Im Alten Königspalast befinden sich viele wichtige Räume. Der Vladislavsaal ist Schauplatz der Vereidigung des tschechischen Präsidenten. Unter seinem gotischen Netzgewölbe wurden sogar Ritterturniere veranstaltet. In der Kanzlei finden Sie Wappen und böhmische Reichskleinodien, deren Glanz Sie bewundern dürfen. Wer sich für die Geschichte der Prager Burg interessiert, ist im Alten Königspalast genau richtig. Eine Sonderausstellung widmet sich genau diesem Thema.

Ein bedeutender Teil der Geschichte dieser Burg fand in einem Kanzleiraum im Ludwigsflügel statt. Hier wurden als Höhepunkt der böhmischen Aufstände 1618 die kaiserlichen Statthalter aus den Fenstern des kleinen Sitzungssaals geworfen. Obwohl die Statthalter den Sturz überlebten, löste dies den Dreißigjährigen Krieg aus. Während sich Frankreich, England, Schweden und die Niederlande in der Folge des Krieges zu eigenen Staaten entwickelten, kam es zu einem Bevölkerungsrückgang im deutschen Reich. Das deutsche Reich war nicht geeint sondern in viele kleine und große Fürstentümer unterteilt.


Den Rest ersparte ich mir. Irgendwo in meinen Erinnerungen an den Geschichtsunterrichts auf dem Gymnasium war da was vergraben und ich hatte keine Lust, es hervorzuholen. Denn was sollte Anita mit dem Fenstersturz und dem Krieg zu tun haben?

Um weitere Antworten zu erhalten, ging ich geradewegs zum Alten Königlichen Palast. Ich folgte heimlich einer Besuchergruppe, deren Fremdenführer einige Fakten zu den Räumen herunterleierte. Die großen weitläufigen Räume echoten so sehr, dass ich selbst aus mehreren Metern Entfernung die Stimme des Mannes hören konnte.

...Herrschersitz der böhmischen Fürsten und Könige. Dem aufmerksamen Beobachter wird auffallen, dass Bilder der Ehefrau von Vladislav II. (König von Böhmen und Ungarn) erstaunlich oft aufgehangen wurden. In jedem Raum findet man mindestens ein Bild von ihr. Mit bürgerlichem Namen hieß sie Anne de Foix-Candale und lebte von 1484 bis 1506. Durch die Heirat mit Vladislav wurde sie Königin von Ungarn. Anne starb 25 Tage nach der Geburt von Ludwig II. an den Folgen der Geburt. Ihr Grab konnte bisher nie gefunden werden.

Ich ertappte mich, wie ich dem Gerede des Fremdenführers verfallen war und mich kaum noch auf den Raum konzentriert hatte. Es war nicht schwer herauszufinden, welche Bilder Anne zeigten. Sie war wirklich sehr oft zu sehen. Auf dem größten Bild war sie mit einer Krone auf dem Kopf zu sehen, eingekleidet in ein goldenes Gewand mit braunem Ende. Ihre beiden Arme lagen vor ihrer Brust übereinander und in der linken Hand hielt sie ein Buch. Es war nicht überliefert worden, welches Buch sie hielt, aber es wäre nicht ungewöhnlich gewesen, wenn es die Bibel war. Auf dem Bild gab es keine versteckten Zahlen, Geheimschriften oder sonstige Hinweise auf ein unentdecktes Geheimnis. Der Rahmen war unauffällig und aus Holz. Scheinbar hatte der Maler keinen großen Wert auf einen schönen Rahmen gelegt. Ich versicherte mich, ob mich niemand beobachtete, dann schob ich vorsichtig einen Finger hinter den Bilderrahmen und tastete den Bildrücken ab. Aber das blieb ergebnislos, da ich schließlich nur den äußersten Rand der Rückseite abtasten konnte. Hinter dem Bild selbst spürte ich nur die kalte Steinwand. Da war kein geheimer Durchlass oder ein versteckter Schalter. Es war aussichtslos. Wenn Anne tatsächlich in so vielen Bildern hier zu sehen war, könnte ich Tage oder gar Wochen brauchen, um jedes einzelne Bild zu untersuchen. Irgendwo in dieser Burg musste es einen zweiten Hinweis geben. Oder gab es gar keinen Hinweis und Anita lud mich einfach nur auf eine Geschichtstour ein?

Nervös sah ich auf meine Armbanduhr. Ich hatte noch fünf Minuten Zeit, um mich mit Anita zu treffen. Sie hatte nicht konkret gesagt, wo sie im Ludwigsflügel auf mich wartete, also ging ich in den kleinen Sitzungssaal, der Schauplatz des zweiten Prager Fenstersturzes war. Hier gab es keine besonderen Deckenverzierungen und die Fenster schlossen fast mit der Wand ab. Der Raum war optisch nichts besonderes. Auch hier starrten Anne de Foix-Candales schläfrig wirkenden Augen aus einem Bild in den Raum hinein. Ich folgte ihrem Blick, der nach schräg rechts am Bildmaler vorbei zu gehen schien. Übertrug man diesen Blickpunkt auf den Raum, so schaute sie auf den Holzkamin, der im Sitzungssaal vorhanden war. Langsam ging ich auf den Kamin zu und vergewisserte mich ein weiteres Mal, unbeobachtet zu sein. Dann glitt ich langsam mit der rechten Hand über das Brett oberhalb des Kamines. Das Holz war schlecht geschliffen und uneben.

Da wirst du nichts finden Michael!

Schnell drehte ich mich herum und sah zur Eingangstür. Anita war gekommen und ging weiter in den Raum hinein um schließlich genau vor dem Bild von Anne zu stehen.

Wo ist Mia?
Du wirst sie schon bald sehen.
Aber du hast gesagt, dass Mia hier auf mich wartet! Hol sie sofort her!
Mia ist schon hier. Doch sie kann sich dir nicht zeigen.
Dann erkläre mir endlich, was das alles zu bedeuten hat!
Ich hatte es dir bereits erklärt und doch hast du es nicht begriffen. Mia lebt in mir und ich lebe in Mia. Tatsächlich war ich in dieser Explosion und trotzdem habe ich es überlebt. Weil ich nicht sterben kann.
Du sollst aufhören mit diesen Spielchen habe ich gesagt! Ich hasse Gruselgeschichten.

Anita trat einen kleinen Schritt zur Seite näher zum Fenster hin. Jetzt stand sie direkt neben dem Bild und verschränkte die Arme genau wie die Frau auf der Malerei. Mir fiel auf, dass das Bild bis an den Rand der Wand reichte und die Füße anders als auf den anderen Bildern hier nicht aufgemalt waren. Die Beine endeten am unteren Rand. Plötzlich wurde mir klar, dass Anne de Foix-Candale überlebensgroß und maßstabsgetreu gemalt wurde. Wenn man sich den Rest der Beine und die Füße vor dem geistigen Auge vorstellte, berührten sie den Boden des Saals, indem ich stand. Der Standort des Bildes vermittelte den Eindruck, als würde die Ehefrau des böhmischen Königs gerade in diesem Moment im selben Raum wie ich sein.

Aber... aber... Ich schüttelte den Kopf und wollte es nicht wahrhaben. Du bist seit 1506 tot!
Und doch stehe ich hier. Ein unsterblicher Mensch mit Leib und Seele, der dich immer geliebt hat. Aber dann hast du mich verraten und dafür sollst du in der Hölle schmoren.
Kein Mensch kann unsterblich sein! Ein Bild einer Frau, die zwar gewisse Ähnlichkeit mit dir hat, ist längst kein Beweis. Wo sind die schlagkräftigen Beweise?!
Wenn du es mir nicht glaubst, kannst du Kommissar Verpakovskis anrufen und fragen, ob du meine Leiche mal sehen kannst. Vielleicht schafft das Klarheiten.
Dann war das eben deine Zwillingsschwester von der du mir nichts erzählt hast.
Ich hatte keine Zwillingsschwester! So glaube mir doch!
Nein, das ist unmöglich!
Um mich an dir zu rächen tötete ich Julia und warf sie in den Loch Ness in Schottland. Dummerweise wurde ihre Leiche nicht gefunden. Also versuchte ich dich mit der Veröffentlichung des Tagebuches inklusive einiger kleiner Korrekturen in den Ruin zu treiben. Dank meiner unsterblichen Seele hatte ich Zugang zu Informationen mit hohem Wahrheitsgehalt, die ich in dein Tagebuch einarbeitete. Ich wusste, dass es die richtigen Leute treffen würde. Von da an war ich fest überzeugt, dass man dich für ewig hassen würde, weil du der Schreiber dieses frevelhaften Buches warst. Doch wieder einmal kam alles anders als ich erhofft hatte. Bis eines Tages endlich Julias Leiche gefunden wurde. Aber ich belauschte die Polizisten auf dem Revier und sie sagten, dass sie dich aufgrund mangelnder Beweise nach 48 Stunden wieder laufen lassen mussten. Deshalb sorgte ich dafür, dass du schon vorzeitig nach Hause gehen durftest. Ich beschloss, die Sache nun selbst in die Hand zu nehmen und dich hier her zu locken.
Verstehe ich das richtig? Mias Tod war unnötig?
Mia lebt noch! Würde ich dich im Angesicht deines Todes anlügen?
Bei dir kann man wohl nicht sicher sein!

Anita zog einen kleinen aber scharfen Dolch aus der Hosentasche und rannte auf mich zu. Ich wich zur Seite aus und bereitete mich sogleich auf ihren nächsten Angriff vor. Mit weit aufgerissenen Augen und einem hasserfüllten Blick stürmte sie erneut mit dem Dolch in meine Richtung. Sie hielt den Dolch fast auf Brusthöhe und so konnte ich mich unter ihrem ausgestreckten Arm wegducken und rammte ihr meinen Schädel in die Magengrube. Doch Anita hatte mehr Kraft als ich erwartet hatte und ihre Geschwindigkeit riss mich mit. Wir flogen beide gegen das Fenster, das laut klirrend auseinander brach. Ich griff nach dem Fensterrahmen und spürte einen brennenden Schmerz. In der Hast hatte ich in einen scharfkantigen Splitter gegriffen und ich heulte vor Schmerz auf.

Benommen rappelte ich mich auf und sprang zurück in den Raum. Dann drehte ich mich um und vergewisserte mich, wo Anita war. Erst dachte ich, sie wäre verschwunden, aber dann bemerkte ich, dass ihre beiden Hände sich draußen am Fenstersims festhielten. Schnell ging ich zu ihr und versuchte, sie hochzuziehen.

Nimm meine Hand Anita!
Nein! Warum willst du nicht sterben?!
Weil ich mit meiner sterblichen Seele das Leben solange genießen will wie ich kann! Jetzt reiß dich zusammen und lass mich dich hochziehen.
Ich habe dich geliebt. Du warst meine große Liebe! Niemanden habe ich jemals so sehr geliebt, seit Vladislav tot ist. Warum hast du mich verraten Michael? Warum hast du das getan?

Sie ließ absichtlich das Fensterbrett los und stürzte in die Tiefe. Ein dumpfer Aufschlag folgte und ich traute gar nicht, aus dem Fenster zu sehen.

Hoffentlich löst dieser Fenstersturz keinen dreißigjährigen Krieg aus! dachte ich und musste dabei lächeln.

Plötzlich kam ich zur Besinnung und mir wurde dann erst klar, was ich getan hatte.

Wo bin ich? Hilfe!

Das war Mias Stimme! Und es kam von draußen! Ich eilte zum Fenster und beugte mich hinaus. Mia lag blutend auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Fenster. Neben ihrem Kopf sammelte sich bereits das Blut.

Oh Shit...
« Letzte Änderung: 14.Januar 2015, 10:54:16 von Mieguy »
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Stefan von Undzu

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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #89 am: 14.Januar 2015, 14:55:45 »

Krasses Ding. Lass doch einfach dieses lästige Fußball-Zeug weg...  ;)
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Ruben8

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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #90 am: 14.Januar 2015, 18:04:16 »

Krasses Ding. Lass doch einfach dieses lästige Fußball-Zeug weg...  ;)

 ;D ;D ;D dachte ich mir auch eben! :D
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Purzel89

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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #91 am: 14.Januar 2015, 23:31:06 »

@Stefan von Undzu & Ruben8: Danke, dass es euch scheinbar gefällt.  :D Eigentlich wollte ich noch einen Fußballteil einbauen, habe es aber heut morgen nicht mehr geschafft. Die Actionszenen sind eigentlich auch bewusst kurz gehalten um mehr Platz für Fußball zu lassen. Aber so manches muss halt auch mal erklärt werden.  :laugh:

Kapitel 50: Fußball ist unser Leben - Fußball ist unser Tod

Zum fünfzigsten Jubiläum lass ich heut mal einen passenden Spruch los:
"Manche Leute sagen, Fußball sei eine Sache auf Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Es ist viel ernster als das." (Bill Shankly)

Obwohl sich Mia schwer verletzt hatte, sträubte sie sich gegen die Hilfe der Rettungssanitäter. Ich bot Mia an, sie mit meinem eigenen Auto ins Krankenhaus zu fahren. Doch sie sah mich an, als wäre ich ein fremder Mann. Sie schien bei dem Sturz das Gedächtnis verloren zu haben. Für einen Augenblick hielt sie inne und sagte schließlich:

Ich kenne Sie nicht und wenn ich die Wahl habe, dann geh ich lieber mit den Sanitätern.

Endlich ließ sie sich von den Sanitätern auf die Trage helfen und wurde in den Krankenwagen geschoben. Ich folgte ihr und wollte auch einsteigen aber der Sanitäter drehte sich um und hielt mich zurück.

Sind Sie ihr Vater?
Adoptivvater. kommentierte ich mit einem Wort. Bitte, sie müssen mich mitfahren lassen. Ich bin ihr einziger noch lebender Verwandter!
Na gut, aber Sie steigen vorne ein. Sie darf sich nicht aufregen.

Ich nickte und ging bereitwillig nach vorn, öffnete die Beifahrertür und setzte mich neben den Fahrer. Vom Fahrer erfuhr ich, dass der Rettungswagen ein Mercedes Sprinter Baujahr 2015 war, der den Rescube Kofferaufbau von Binz hatte. Voller Stolz berichtete er, dass der Rescube die modernste und aktuell beste Lösung auf dem Kofferaufbaumarkt war. Die Einrichtung war von erfahrenen Krankenhaus-Designern entwickelt worden. Sie wurde homogen gestaltet und erstmals auf der Rettmobil 2014 in Fulda vorgestellt.

Im Krankenhaus wurde Mias Platzwunde am Kopf genäht und schließlich unterschrieb sie einen Zettel, dass sie sich entgegen ärztlichen Rates selbst entließ. Dann lief Mia Richtung Ausgang und um ihr keine Angst zu machen, folgte ich ihr schweigend mit einigen Metern Abstand. Doch als sie durch die Ausgangstüren nach draußen in den kalten Frühjahrswind lief, schien ihr klar geworden zu sein, dass sie überhaupt nicht wusste, wo sie war. Sie fasste sich an den Kopf und drehte sich um, wo sie orientierungslos beinahe in mich hinein gelaufen wäre. Sie schaute mir zu auf und wirkte immer noch genauso verwirrt.

Wer bist du? Warum verfolgst du mich?
Ich bin dein Adoptivvater.
Ah! Ado- Mitten im Wort hielt sie inne. Moment... ich muss das... hä was nochmal?
Ich heiße Michael Lagwitz und ich habe dich adoptiert.
Aber... wenn du... dann muss... was ist überhaupt passiert?
Du bist aus dem ersten Obergeschoss eines Hauses gestürzt. Es war eine ziemlich harte Landung und scheinbar hast du dein Gedächtnis verloren.
Okay... oder nicht okay! Was ist mit meinen Eltern passiert?
Dein Vater sitzt im Gefängnis und deine Mutter wurde ermordet.
Hat mein Vater meine Mutter ermordet oder wie?

Für ein Mädchen, das gerade auf den Kopf gefallen war, hatte sie einen messerscharfen Verstand. Trotzdem lag sie mit ihrer Vermutung falsch.

Nein. Aber du solltest dich erstmal darauf konzentrieren, deine positiven Erinnerungen wieder hervor zu holen.
 
Plötzlich hielt vor uns ein Skoda Octavia Polizeifahrzeug und zwei Polizisten stiegen aus. Sie gingen auf mich zu und der Fahrer sprach auf tschechisch mit mir.

Mister Lagwitz? Chceme, aby se zeptat na pár otázek o defenestraci.
Ich verstand nichts außer Defenestration. No Czech. Only German and English.
Doprovázet nás na policejní stanici
Policejni? You want me to go to the police station?
Yes yes, to Polizei Bahnhof.
Ich drehte mich zu Mia: Sie wollen, dass wir zum Polizeirevier mitkommen.

Mia nickte nur und wir setzten uns beide auf die ungepolsterte Rückbank des Streifenwagen. Nach einer zehnminütigen Fahrt erreichten wir das Polizeirevier nahe des Prager Hauptbahnhofes. Wir folgten den Polizisten zu einem kleinen stickigen Raum, wo wir auf zwei Plastikstühlen an einem großen breiten Holztisch warten mussten. Auf dem Tisch waren zwei Bildschirmarbeitsplätze, deren Monitore Rücken an Rücken standen. An den Wänden hingen Fahndungs- und Vermisstenbilder sowie einige Plakate, die durchaus Abschreckungspotenzial hatten. In Tschechien kannte man scheinbar keine Tabus oder Zensuren. Die Bilder wirkten wie bizarre Malereien, deren Hauptfarbe blutrot war.

In den nächsten zwei Stunden versuchte die tschechische Polizei verzweifelt einen Dolmetscher zu finden. Währenddessen versuchte ich Mia genauso erfolglos zu erklären, dass ich ein guter Mensch war und sie beschützen wollte. Aber alle Versuche wurden von ihr abgewiesen. Irgendetwas schwelte in ihr und ich versuchte fieberhaft herauszufinden, an was sie sich tatsächlich erinnern konnte. Nach einiger Zeit klingelte mein Handy. Ich kramte in meiner Hosentasche und zog mein iPhone heraus. Doch der Polizist schüttelte den Kopf und zeigte auf eines der Plakate. Erst jetzt bemerkte ich das mehrsprachig gedruckte Plakat, auf dem "Keine Mobiltelefony - Telefonieren aus Seite." stand.

Ich versuchte zu überlegen, was das wohl bedeuten könnte und entschied dann, dass das Gespräch nicht warten konnte und verließ den Raum. Die Polizisten machten keine Anstalten, mich aufzuhalten also ging ich zum Ausgang und vor dem Gebäude setzte ich mich auf die Treppenstufen. Dann nahm ich das Gespräch an.

Hier Lagwitz, wer spricht da?
Hi Trainer, hier ist Fisayo. Wo sind Sie? Unser Bus wartet noch, sie wollten doch dem Bus hinterher fahren.
Ich bin grad bei der Polizei. Ihr könnt schon mal vorfahren, ich komm mit meinem Auto dann nach.
Bei der Polizei? Was ist passiert?
Das ist eine zu lange Geschichte und ich will euch jetzt nicht aufhalten.

Ich verabschiedete mich und legte auf. Da fiel mir ein, dass ich bei der Gelegenheit auch gleich Kriminalhauptkommissar Verpakovskis in Riga anrufen konnte. Wie immer nahm er schnell ab.

Hauptpolizeidirektion in Liepaja, Verpakovskis guten Tag.
Hallo hier ist Lagwitz.
Seine Stimme triefte voller Ironie: Lange nicht mehr von Ihnen gehört! Ich dachte schon, Sie wären tot!
Hören Sie, ich brauche Ihre Hilfe! Das ist mein Ernst!
Mit einem Schlag war alle Ironie wie verflogen und Verpakovskis sprach mit ernster Stimme. Ich bin nicht ihr Privatdetektiv! Sie sollen mich nicht einmal im Monat anrufen! Das ist mein Ernst!
Aber ich brauche den Obduktionsbericht von Anita Lagwitz und ich weiß, dass nur Sie ihn mir liefern können.
Warum das denn? Die Todesursache ist klar. Ihre Frau wurde von der Druckwelle der Explosion getötet.
Es geht nicht um die Todesursache. Wer hat die Leiche identifiziert?
Das waren Sie!
Ich habe ihren Leichnam aber nie gesehen.
Es war auch nicht nötig, dass Sie die Leiche sehen, denn da gab es nicht mehr viel zu identifizieren. Kleidungs- und Schmuckstücke waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Mir schauerte es und ich musste einen plötzlichen Würgereiz unterdrücken.

Sie hatte keine lebenden Verwandten mehr und Sie waren die einzige Person, die bezeugen konnte, dass Frau Lagwitz bei der Explosion gestorben war.
Okay, ich will die Leiche trotzdem sehen. Vielleicht gibt es irgendetwas, dass Sie übersehen haben.
Was soll das heißen? Denken Sie, dass die lettische Polizei korrupt ist? Wir haben es nicht nötig, einen Obduktionsbericht zu fälschen. Glauben Sie ernsthaft, dass bei so einer Explosion irgendetwas übrig bleibt? Wir waren froh, dass wir noch die Körperteile zusammensetzen konnten.

Jetzt war es zu spät. Mein Mageninhalt kam schneller hoch, als ich "Scheiße" sagen konnte. Die Speisen meiner letzten drei Stunden ergossen sich auf die Treppenstufen.

Scheinbar hatten meine Kotzgeräusche sein Mitgefühl angeregt, denn Verpakovskis sagte schließlich: Also meinetwegen können Sie die Leiche sehen, aber machen Sie sich nicht allzu große Hoffnungen.
Ich melde mich, sobald ich wieder in Liepaja bin.
Lassen Sie sich Zeit, die Toten können warten. sagte Verpakovskis und versuchte die Unterhaltung ins Lächerliche zu ziehen.
Aber die Lebenden nicht! Ich habe demnächst ein Länderspiel gegen Lettland. Dann komme ich und Sie bereiten alles vor.
Ich stelle das Fleisch schon mal in die Mikrowelle, dann ist es warm wenn Sie da sind.
Sie sind ein Arschlosch, wussten Sie das?
"Man soll die Hand nicht fressen, die einen füttert." - Ist ein deutsches Sprichwort. Wussten Sie das?

Verpakovskis hatte aufgelegt und ich hatte das Gefühl, dass Verpakovskis sich bald eine neue Telefonnummer zulegen würde.

Als ich zurück in das Polizeigebäude lief und in den Raum ging, wo die Polizisten auf mich warteten, war auch endlich der Dolmetscher da. Meine Zeugenaussage wurde aufgenommen und man erzählte mir auch, dass es einen weitern Augenzeugen gab, der ausgesagt hatte, dass ich die stürzende Anita versucht hatte festzuhalten. Anitas Leiche wurde nicht gefunden, also vermutete die Polizei einfach, dass der Augenzeuge das Alter der stürzenden Person falsch einschätzte und in Wirklichkeit Mia gesehen hatte.  Es gab niemanden, der gesehen hatte, wo Anita hin verschwunden war. Die tschechische Polizei kam zu dem Schluss, dass der Sturz ein tragischer Unfall war und ich durfte wieder gehen.

04.04.2015

Unglaublicherweise schaffte ich es tatsächlich, mich endlich wieder auf Fußball zu konzentrieren. Ein wunderschönes 4:1 hielt unsere Aufstiegshoffnungen noch am Leben. Nach unserem glänzenden Saisonstart mit 6 Siegen in Folge und langer Tabellenführung war unsere Mannschaft in der zweiten Saisonhälfte massiv eingebrochen.

Forfar Athletic - Elgin City: 4 - 1
Adarabioyo (38.), Crawford (44., 61.), McMullan (53.) - Cameron (14.)

11.04.2015

Auf absolutes Unverständnis seitens der Fans traf ich, als wir gegen die heimschwache Mannschaft aus Clyde verloren.

FC Clyde - Forfar Athletic: 1-0
Carine (3.)

25.04.2014

Ein Gegner in Sachen Aufstiegsambitionen war die Mannschaft aus Fife. Auch hier verloren wir mit nur einem Tor Unterschied.

FC East Fife - Forfar Athletic: 1 - 0
Duffy (6.)

02. Mai 2015

Doch am allerschlimmsten war das Unentschieden gegen FC Queens Park. Trotz zweier verwandelter Foulelfmeter konnten wir nicht gewinnen.

Forfar Athletic - FC Queens Park: 2 - 2
Templeman (40. Elf., 47. Elf.) - Cummings (76., 85.)

Abschlusstabelle Saison 2014/15





Zum fünfzigsten Jubiläum noch ein Wort von Uwe Ochsenknecht (Bild aus "Fußball ist unser leben"):


« Letzte Änderung: 14.Januar 2015, 23:41:21 von Mieguy »
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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #92 am: 18.Januar 2015, 12:00:48 »

Fun Fact of the Day: Büsingen am Hochrhein ist eine deutsche Stadt innerhalb Schweizer Grenzen.

Kapitel 51: Der Tag der Abrechnung

03. Mai 2015

Einen Tag nach unserem missglückten Aufstieg wurde ich entlassen. Das kam nicht sonderlich überraschend, also hatte ich bereits einige Bewerbungen vorbereitet, die ich dann am Tag der Entlassung in den Briefkasten warf.

13. Mai 2015

Erst zehn Tage später kam eine Antwort. Ich wurde nach Berwick-upon Tweed eingeladen. Obwohl die Berwick Rangers in der dritten schottischen Liga spielten, lagen der Verein und das Stadion in England. Die Verhandlungen wurden kurz gehalten und die Verträge wurden am selben Tag unterschrieben. Denn der Verein hatte eine ganz besondere Aufgabe für mich: Ich sollte die Playoffs gewinnen und so den Klassenerhalt sichern.





Mir wurde auch eine kleine Einführung in die Vereinsgeschichte geboten. Der letzte Meisterschaftstitel war der Gewinn der vierten Liga im Jahr 2007.

14.05.2015

Doch mein erstes Spiel begann nicht so prickelnd. Nach einer halben Stunde lagen wir schon mit zwei Toren im Rückstand. Jonathan Black brachte uns glücklicherweise den Ausgleich, aber zehn Minuten später ging Annan Athletic wieder in Führung und gewann das Hinspiel.

Annan Athletic - Berwick Rangers: 3 - 2
Stokes (14.), Russell (31., 69.) - Black (54., 59.)

16.05.2015

Im Rückspiel lief es dann ganz anders als erwartet. Diesmal legten wir vor und Annan Athletic hatte aufzuholen. Das gelang ihnen auch in der 60. Minute, sodass es im Gesamtstand unentschieden stand. Eine Verlängerung musste die Entscheidung bringen und tatsächlich erzielte Ross Gray in der 105. Spielminute den Siegtreffer. Jetzt ging es ins Playoff-Finale.

Berwick Rangers - Annan Athletic: 3 - 1 (5 - 4 Gesamtstand)
Frizzell (14.), Buchanan (43.), Gray (105.) - Davidson (60.)

19.05.2015

Mit voller Motivation spielten wir im Finalhinspiel ein überragendes Match.

Berwick Rangers - FC Peterhead: 4 - 0
Black (12.), Gray (30.), Currie (37.), Lavery (40.)

23.05.2015

Aber unglaublicherweise offenbarte sich eine Auswärtsschwäche, denn im Balmoor Stadium warfen wir fast noch den Klassenerhalt weg.

FC Peterhead - Berwick Rangers: 4 - 2 (Gesamtstand 4 - 6)
Linn (1.), Willis (6.), McGlinchey (38.), McKeown (78.) - Gray (63.), Stewart (90+2)

Logischerweise wurde Ross Gray verdientermaßen Spieler des Monats und ich selbst wurde Trainer des Monats.

01.06.2015

Zu Beginn der Sommerpause kam ein alter Bekannter über die Grenze. Odmar Færø von Forfar Athletic wurde ablösefrei verpflichtet. Außerdem hielt ich nach einem dritten Torwart Ausschau, hatte aber noch niemanden gefunden, der für uns spielen wollte.



Graeme Holmes' Vertrag wurde aufgelöst, nachdem seine schwachen Leistungen und seine Gehaltsvorstellungen nicht zu meinem Mannschaftskonzept passten.

12.06.2015

Zypern tauchte wohl in den Alpträumen aller Mannschaften auf. Immer noch an der Tabellenspitze liegend wollten wir Zypern endlich vom Thron stoßen. Klappte auch 79 Minuten ganz prima und wir sahen schon wie der sichere Sieger aus. Aber die Zyprioten durfte man niemals zu früh abschreiben. Innerhalb von 10 Minuten glichen zwei vereinslose Spieler aus und so stand es am Ende 2 - 2.

Schottland - Zypern: 2 - 2
Rhodes (2.), Adam (74.) - Tsiaklis (79.), Theofanous (89.)

Man mag es kaum glauben, aber Zypern blieb damit Tabellenführer und hatte bereits fünf Punkte Vorsprung auf uns. Das nächste Spiel gegen Lettland musste gewonnen werden, um die Bedrohung durch Deutschland abzuwenden.

« Letzte Änderung: 18.Januar 2015, 12:31:39 von Mieguy »
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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #93 am: 20.Januar 2015, 22:54:16 »

Fun Fact of the Day: Im US-Bundesstaat Ohio ist es verboten, einen Fisch betrunken zu machen. http://www.dumblaws.com/laws/united-states/ohio

Kapitel 52: Highway to Hell

Ähnlichkeiten zu "Alarm für Cobra 11" sind rein zufällig.

16.06.2015

Da es noch einige Zeit dauerte, bis endlich das Auswärtsspiel gegen Lettland kam, war ich überrascht, als eines Tages Kommissar Verpakovskis bei mir anrief.

Zur Begrüßung fragte ich belustigt: Oh, habe ich was verpasst? Seit wann ruft die lettische Polizei ihre Augenzeugen an?
Mir fallen tausend Gründe ein, gleich wieder aufzulegen, aber ich habe wichtige Informationen für Sie, die nicht warten können.
Welche Informationen wären das?
Auch wenn einige Teile des Opfers weit versprengt wurden, - Er legte eine kurze Pause ein, damit ich es sacken lassen konnte. - konnte man die ungefähre Körpergröße der Leiche feststellen. Ich weiß wie bescheuert das klingt, aber -
Moment, ich öffne eine X-Akte und schreibe mit.
Also das ist nicht unbedingt mysteriös, aber es ist seltsam. Sie sind sich ganz sicher, dass es Anita Lagwitz war, die in der Explosion ums Leben kam?
Entweder war sie es oder eine Frau, die ihr ähnlich sah.
Sie können mit Sicherheit ausschließen, dass die Person kein Kind war?
Ja, natürlich kann ich das ausschließen!
Ich frage dies deshalb, weil die Leiche schätzungsweise nicht größer als 1 Meter 53 war. Obwohl wie gesagt einige Körperteile nicht mehr gefunden werden konnten, kann der Leichenbeschauer mit 95 prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass das Opfer noch nicht die Volljährigkeit erreicht hatte. Eine höhere Wahrscheinlichkeitsrechnung lässt sich nicht mehr machen.
Das ist unmöglich! Anita war fast 180 Zentimeter groß. Hat jemand den Obduktionsbericht fälschen können?
Ich habe die Leiche selbst gesehen... Selbst ohne medizinische Fachkenntnisse waren die Vermutungen des Arztes einleuchtend.
Und wenn jemand die Leiche ausgetauscht hat?
Sie spekulieren zuviel. Anita Lagwitz war eine ganz normale Person und da sehe ich keinen Grund für irgendwelche postmortalen Eingriffe durch kriminelle Personen.
Wenn Sie gesehen hätten, was ich gesehen habe, dann hätten Sie tausend gute Gründe, gleich wieder aufzulegen - um dann der Sache sofort nachzugehen.
Dann sagen Sie mir, was Sie gesehen haben!
Das geht nicht am Telefon! Bringen Sie den Obduktionsbericht persönlich nach Glasgow, wir treffen uns dort. Ich werde Ihnen Zeit und genauen Ort mitteilen, sobald Sie unterwegs sind.
Ich mache keine Auslandseinsätze. Das schottische Hoheitsgebiet fällt nicht in meinen Aufgabenbereich.
Dann nehmen Sie Urlaub! Diese Sache duldet keinen Aufschub! Wenn es stimmt, was ich vermute, dann läuft da ein ganz großes Ding!

Um 19:30 Uhr gab es in Glasgow unser Länderspiel gegen Lettland und ich musste wegen des Timings von Verpakovskis schon fast ein wenig schmunzeln. Wir gönnten uns am Anfang und Ende der zweiten Halbzeit jeweils ein Tor und machten einen lockeren Sieg spruchreif.

Schottland - Lettland: 2 - 0
Rhodes (46, 90+2)



17.06.2015

Janis Verpakovskis brauchte es sich nicht zweimal sagen lassen, den Obduktionsbericht nach Glasgow zu bringen. Auch wenn er die seltsame und zugleich nervige Art von Herrn Lagwitz nicht mochte, war er doch interessiert, zu erfahren, was der deutsche Fußballtrainer herausgefunden hatte. Janis hoffte lediglich, dass es auch wirklich wichtige Informationen waren. Denn er muste auf eigene Kosten nach Glasgow fahren. Fliegen war zu teuer, also blieb nur als Alternative sein GAZ Wolga. Obwohl der Wagen Baujahr 2002 war, blieb gelegentlich das Getriebe im dritten Gang hängen und an roten Ampeln würgte sich der Motor manchmal von selbst ab. Aber im Allgemeinen war Janis Verpakovskis mit dem Wagen zufrieden. Als Lette fühlte er sich einfach verpflichtet, einen Wagen einer russischen Marke zu besitzen, zumal er auch noch Hauptkommissar in Liepaja war. Seine eigenwilligen Rechercheanfragen und das Hängen am Lagwitz-Fall hatte ihn auf der Abschussliste der lettischen Regierung ganz oben stehen lassen. Das hieß für ihn entweder Pension oder Versetzung. Streifendienst war langweilig und bedauernswert. Aber es könnte ja noch schlimmer kommen: Bildschirmarbeit!

Auf der A2 bei Braunschweig war wieder mal eine Baustelle und Janis war froh, dass sich der Verkehr in normalem Tempo durch das Nadelöhr bewegte. Kein Stau stand Janis im Weg aber er konnte einen slowakischen Reisebus in der Baustelle nicht überholen, weil sein Wagen zu breit für die eingeengte linke Spur war. Der Verkehr wurde auf die Gegenfahrbahn umgeschwenkt und schlängelte sich nun zwischen zwei niedrigen Betonmauern links und rechts hindurch. Obwohl Janis aus Lettland schlimmere Baustellen gewohnt war, bereitete ihm die schlechte Absicherung zur Gegenrichtung ein wenig Unbehagen. Auf der rechten Seite arbeiteten Bauarbeiter auf einer Teermaschine, die den Teer auf den Sand schüttete. Eklig riechender Dampf von der Maschine zog wie eine plötzliche Nebelfront über den Baustellenbereich und Janis vergrößerte sicherheitshalber den Sicherheitsabstand zum Reisebus.

Als Janis durch die Dampfwolke gefahren war sah er in mehreren Metern Entfernung einen Bagger, der in der Baustelle den alten Asphalt aufriss, während eine Walze bereit stand, um den Sand zu plätten. Ihm fiel nicht der mattschwarze Skoda Superb auf, der ihm bereits seit der deutschen Staatsgrenze folgte. Im Superb saß auf der Rückbank ein fein gekleideter Herr. Der Mann griff nach seinem Handy und ließ dabei den Wagen von Verpakovskis nicht aus den Augen. Wie der Herr bereits erwartet hatte, nahm sein Gesprächspartner den Anruf rasch an.

Ja? fragte der Angerufene.
Alpha an Omega, Falke nähert sich dem Nest.
Eine kurze Pause, dann reagierte der Angerufene: Aber da ist der Reisebus im Weg!
Dann stoß ihn um!
Da sind unschuldige Menschen im Bus!
Mach jetzt!! Ich dulde keine Widerrede! Der Falke muss erlegt werden!

Wirsch legte der feine Herr den Anruf auf und schob sein Handy wieder in die Hosentasche. Er tippte seinem Fahrer zum Zeichen zweimal auf die rechte Schulter. Der Skoda beschleunigte, scherte zum Überholen aus und fuhr an dem Wolga und dem Reisebus vorbei.

Der Bagger stand ganz dicht an der Leitplanke und der Baggerführer schwenkte die Schaufel herum. Die Schaufel schlug in die Seite des Reisebusses ein. Begünstigt durch den leichten Seitenwind kippte der Bus um und fiel auf die Gegenfahrbahn. Verpakovskis hatte das Unglück zu spät kommen sehen. Er versuchte, dem kippenden Bus auszuweichen und raste in die Baggerschaufel, die wie eine ausgestreckte Hand über der rechten Fahrbahn hing. Das Dach des Wolga wurde abgeschert und die Schaufel traf Verpakovskis am Kopf. Der Kommissar war auf der Stelle tot und das Auto rollte unkontrolliert in eine Nothaltebucht hinein. Der Wagen traf die Unterbrechung der Leitplanke in einem solchen Winkel, dass der Wagen hoch stieg, durch die Luft flog und in einen mit den Resten des alten Asphalts beladeten LKW krachte.

Als der Bus über die provisorische niedrige Mittelleitplanke kippte, hatten die Autofahrer auf der Gegenfahrbahn kaum Reaktionszeit zur Verfügung. Durch den geringen Platz genügte allein dieser Unfall, um eine Massenkarambolage auszulösen. Als der erste PKW in die Front des auf der Seite liegenden Busses einschlug, war dies erst der Anfang. Zwei weitere Autos schafften es ebenso nicht und die zerstörten Wracks blockierten die Fahrbahn. Die nächsten Fahrzeuge schafften mit quietschenden Bremsen den Stillstand und es kam nur zu Auffahrunfällen.  Aber ein Tanklasterfahrer, der unkonzentriert gewesen war, bremste viel zu spät. Er schob die bereits stehenden Fahrzeuge wie Spielzeugautos zusammen und der Fahrer riss das Lenkrad herum, um nicht auch noch in den Bus zu rasen. Durch das hastige Lenkmanöver geriet der Tankanhänger ins Schlingern und kippte um. Der Anhänger löste sich von der Zugmaschine und rutschte in den Bus. Eine gewaltige Explosion folgte und Trümmerteile flogen in alle Richtungen.

Der schwarze Superb hatte hinter der Unfallstelle angehalten und der feine Herr dachte eigentlich, dass sie in sicherer Entfernung waren, aber dann schlug plötzlich ein brennendes großes Trümmerteil vor dem Skoda in den Asphalt. Sie warteten, bis der Baggerfahrer zum Skoda gerannt war. Dann öffnete der Baggerfahrer die rechte Hintertür des Skoda. Der feine Herr zog eine tschechische CZ 75 neun Millimeter Pistole aus seiner Manteltasche und schoss dem überraschten Baggerfahrer dreimal in die Brust. Als der feine Herr sich sicher war, dass der Mann tot war, klopfte er seinem Chauffeur erneut zweimal auf die rechte Schulter. Der mattschwarze Skoda setzte sich erst langsam in Bewegung und wurde schließlich immer schneller, bis er verschwunden war.
« Letzte Änderung: 20.Januar 2015, 22:59:11 von Mieguy »
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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #94 am: 23.Januar 2015, 22:58:53 »

Fun Fact of the Day: Am 23. Oktober 1989 konnte Pilot Heinz-Dieter Kallbach erfolgreich eine Ilyushin IL-62 auf einer 900 Meter langen Ackerlandebahn landen. Das Flugzeug war modifiziert, denn eine gewöhnliche IL-62 braucht eine Landebahn von mindestens 2500 Metern Länge.

Kapitel 53:

05.07.2015

Es war schwierig, zu Mia eine Bindung aufzubauen. Sie konnte sich an kaum etwas erinnern und akzeptierte nur widerwillig, dass sie bei mir wohnen musste. Ich versuchte ihr, alle Erinnerungen wieder hervorzurufen, aber sie wehrte sich dagegen. Das hieß, ich musste wieder ganz von vorne anfangen. Ihre Ängste wegen der Entführung im Kindesalter waren durch den Verlust ihrer Muter sehr ausgeprägt und wie es meine Erfahrung lehrte, passte ich diesmal besser auf. Die Haustür schloss ich nicht mehr ab.

Besonders ungewohnt für Mia war es, nicht mehr zur Schule gehen zu müssen. Weil sie mir nicht glauben wollte, versuchte sie per Anhalter nach Hamburg zu kommen. Doch glücklicherweise wurde ihr Vorhaben bereits frühzeitig im Keim erstickt und ich brachte sie sicher nach Hause. Dann suchte die Rufnummer ihrer alten Schule aus, wählte die Nummer im Telefon und gab ihr schließlich den Hörer. Einige verdutzte Augenblicke später legte sie wieder auf und starrte vor sich hin. Schließlich ging sie kommentarlos auf ihr Zimmer und kam erst zum Abendessen wieder heraus.

Ich versuchte in der Zwischenzeit Kommissar Verpakovskis anzurufen und glaubte schließlich, dass der lettische Polizist die Verabredung nicht wahrnehmen wollte und seine Rufnummer abgeschaltet hatte. Sicher war ihm die Geschichte zu verrückt und er wollte nichts mehr davon wissen. Denn egal wann ich anrief, immer war er nicht zu erreichen. Doch als ich abends den Papierkorb in der Mülltonne entleeren wollte, entdeckte ich in einer alten Zeitung vom Juni einen Zeitungsartikel, der mich erschaudern ließ.

Ich nahm das zerknitterte Papier und trennte den Artikel vorsichtig vom Rest der Zeitung.

Massenkarambolage auf der A2 - 5 Tote
Braunschweig - Ein Baggerfahrer hat gestern Nachmittag in der Baustelle zwischen den Anschlussstellen Braunschweig-Flughafen und Braunschweig-Ost einen Verkehrsunfall mit mehreren beteiligten Fahrzeugen verursacht. Unter den fünf Toten war der Baggerfahrer selbst und ein lettischer Polizist, der außerdienstlich unterwegs war. Der Baggerfahrer ist mit drei Kugeln in der Brust tot aufgefunden und daher prüft die Polizei in Braunschweig zurzeit einen Zusammenhang zwischen den zwei Personen. Da der Baggerfahrer keine Ausweise dabei hatte, ist seine Identität bisher noch unklar. Doch die Polizei geht davon aus, dass der Mann kein deutscher Staatsbürger ist.

Für einen schrecklich kurzen Moment der Ruhe vergaß ich völlig, dass ich heute als neuen dritten Torwart Scott Mathieson von meinem Exklub Forfar Athletic verpflichtet hatte.



Mein letzter Hoffnungsschimmer glitt dahin. Wie sollte ich ohne den Obduktionsbericht und ohne Leiche mehr über Anita heraus finden? Welche Alternativen waren mir erhalten geblieben?

Zum Freundschaftsspiel hatte ich übrigens meinen Co-Trainer geschickt und ich hatte tatsächlich nicht viel verpasst. Außer der Verletzung von Nick Watson brachte das Unentschieden uns keine Einblicke in den Wert meiner Taktik.

Berwick Rangers - FC Millwall: 0 - 0
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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #95 am: 24.Januar 2015, 22:59:53 »

Fun Fact of the Day: Edinburgh war die erste Stadt der Welt mit einer eigenen Feuerwache, gegründet 1824.

Kapitel 54: Wer Wind sät...

Freundschaftsspiele (28.06. - 20.07.2015)

Berwick Rangers - FC East Fife: 1 - 1 (Tor: Lavery)
Civil Service Strollers - Berwick Rangers: 0 - 4 (Tore: Doyle 2x, Black, Kane)
Berwick Rangers - Hearts of Midlothian: 2 - 2 (Frizzell 2x)

Hearts of Midlothian wurde zum Start dieser Saison unser neuer Mutterverein.

In der WM-Qualifikationsgruppe wurden wir zu folgenden Teams gelost (alphabetisch sortiert):

  • Bulgarien
  • Kasachstan
  • Moldawien
  • Österreich
  • Schottland
  • Spanien

Eine machbare Aufgabe, aber wie immer wird volle Konzentration gefragt sein. Gegen Spanien wird kein Kraut gewachsen sein, daher sind Siege gegen Bulgarien und Österreich wichtig, um uns auf der oberen Tabellenhälfte zu festigen.

In den "kleinen" Pokalen spielen wir auswärts gegen FC Livingston und Heart of Midlothian. Unser Mutterverein wird alles dran setzen wollen, sich von uns nicht blamieren zu lassen. Die Auslosung für den großen Schottischen Pokal steht noch aus, da Drittligisten in der ersten Runde ein Freilos haben.

25.07.2015

Heart of Midlothian bewies in der Pokalbegegnung, dass das Ergebnis aus dem Freundschaftsspiel lediglich auf die Schonung der A-Elf zurückzuführen war. Sie ließen zwar zwei Gegentore zu, versäumten es aber nicht, selber genug Tore zu schießen, um das Weiterkommen zu ermöglichen.

Heart of Midlothian - Berwick Rangers: 5 - 2 Ramsden Cup 1. Runde
Ryan (35., 47.), Talbot (50.), Beth (71.), Carrick (87.) - Devlin (51.), Black (79.)

Stürmer Darren Lavery musste aus Kostengründen verkauft werden, aber ich war bereits auf der Suche nach Ersatz. Lavery wechselte zu Dunfermline Athletic.

01.08.2015

Leichter fiel uns das Pokalspiel gegen FC Livingston, wo wir klar dominierten und in die zweite Runde einzogen, in der es dann gegen Ross County gehen würde.

FC Livingston - Berwick Rangers: 0 - 6 Scottish League Cup 1. Runde
Currie (28., 82., 86.), Buchanan (38.), Black (42.), Gray (48.)

08.08.2015

In unserem ersten Spiel in Liga 3 durften wir erneut gegen Livingston spielen, diesmal allerdings vor eigenem Publikum.

Berwick Rangers - FC Livingston: 3 - 0
Frizzell (20.), Black (22.), Currie (31.)

Wie versprochen holte ich einen wertigen Stürmer von den Cove Rangers. Keiran McGachie überschlug zwar die Einnahmen unseres letzten Verkaufs, verlangte aber weniger Gehalt.



15.08.2015

Bisher konnten unsere Neuzugänge, allen voran Odmar Færø, nicht glänzen und ich war sehr enttäuscht. Scott Mathieson war im Training nicht besser als Stammtorwart Michael Andrews und durfte deshalb vorerst unsere Ersatzbank warmhalten.

Ayr United - Berwick Rangers: 0 - 0

25.08.2015

In einem anstrengenden Pokalspiel, indem wir Trainer am Ende beide heiser waren angesichts der kapitalen Fehler in der Umsetzung der jeweiligen Taktik, dauerte es 85 Minuten, bis die Action losging. Aber dann ging die Post ab!!

85. Minute: Petar Sliskovic erzielt das 1:0 für Ross County
93. Minute: Ewan Saunderson erzielt das 1:1 für die Berwick Rangers
Verlängerung
94. Minute: Petar Sliskovic erzielt das 2:1 für Ross County
109. Minute: Alex Cooper erzielt ein Eigentor, 2:2 für die Berwick Rangers
121. Minute: Gerry  McLauchlan erzielt ein Eigentor, 3:2 für Ross County.
123. Minute: Lee Currie verwandelt einen Foulelfmeter, 3:3 für Berwick Rangers!



So kuriose Geschichten schreibt nur der Football Manager...

Es folgte das Elfmeterschießen, und auch das wurde erst mit Schütze Nummer 9 entschieden. Ewan Saunderson, der uns bereits den späten Ausgleich beschert hatte, machte das entscheidende Tor im Penalty-Schießen und wir waren in Runde 3 des "kleinen" Pokals.

Ross County - Berwick Rangers: 3 - 3 (4 - 5 nach Elfmeterschießen) Scottish League Cup 2. Runde
Sliskovic (85., 94.), McLauchlan (120+1 Eigentor) - Saunderson (90+3), Cooper (109. Eigentor), Currie (120+3 Elfmeter)
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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #96 am: 26.Januar 2015, 23:16:15 »

Fact of the Day: Adolf H. plante eine Dreimeter-Breitspur. Die breitesten Spuren haben Russland und Finnland mit anderthalb Metern Breite.

Kapitel 55: Wer Wind sät... (II. Teil)

27.08.2015

Nachdem uns für die dritte Runde des bisher sehr spannend verlaufenen Scottish League Cups der FC St. Mirren zugelost wurde, schaltete, ich den Fernseher aus und setzte mich neben Mia auf die Couch. Mia las entspannt einen Liebesroman und ich schielte ein wenig hinüber.

Ich habe nächste Woche ein Länderspiel in Hamburg. Möchtest du mitkommen?
Hamburg ist meine Heimatstadt! freute sie sich, doch ihr Enthusiasmus ebbte schnell ab, als ihr klar wurde, dass es sie immer noch ängstigte, mit mir allein zu reisen.
Mia, ich tue dir nichts! Das hast du doch gemerkt oder?
Ja aber du hast mir nie gesagt wie ich gestürzt bin.
Wir waren gemeinsam auf der Jagd nach der Königin Anne de Foix-Candale in Prag. Sie ist 1506 in Budapest gestorben, aber ich wollte mehr über sie heraus finden. Doch dann bist du gestürzt und ich habe das Vorhaben abgebrochen.
Vielleicht kann ich dir helfen!
Ich habe keinen Anhaltspunkt, wo die Suche weiter geht. Sie ist die Königin von Böhmen und Ungarn gewesen und da endet schon die Geschichte. Mehr weiß ich nicht.
Wo liegt Böhmen?
Das liegt in Tschechien.
Da warst du schon, also müssen wir nach Ungarn!
Warum bist du plötzlich so ehrgeizig?! Ungarn ist groß, wir brauchen schon mehr Informationen. Selbst wenn wir an ihrem Sterbeort in Budapest beginnen, bringt uns das nicht weiter. Ich reise erstmal nach Hamburg und dann kann ich nur auf einen Geistesblitz warten.

Plötzlich vibrierte mein Handy auf dem Wohnzimmertisch. Ich sprang auf, rannte zum Tisch und sah auf das Display. Es war eine SMS:

Reisen Sie nach Hamburg. Die Spinne hat eine fette Beute im Netz gefangen.

Da ich die Nachricht für einen Scherz meines Co-Trainers hielt, wollte ich ihn anrufen und mich beschweren. Doch als ich die Nummer auf dem Display sah, bemerkte ich, dass es eine Telefonvorwahl aus dem Ausland war. Ich prüfte schnell nach, ob die eingespeicherte Nummer von Verpakovskis auch die gleiche Vorwahl hatte. Es war 00371...

Ich habe eine SMS aus Lettland bekommen!
Aha - und was heißt das jetzt?
Das ist glaube ich der nächste Hinweis. Was bedeutet der Satz "Die Spinne hat eine fette Beute im Netz gefangen."?
Ich habe keine Ahnung!
Ich hasse Rätsel!

29.08.2015

Berwick Rangers - Alloa Athletic: 1 - 4
Frizzell (29.) - Blair (5.), Shirkie (11., 26.), Orsi (64.)
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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #97 am: 28.Januar 2015, 17:02:27 »

Fun Fact of the Day: Das Miniaturwunderland in Hamburg ist die größte Modelleisenbahnanlage der Welt.

Kapitel 56: ...wird Sturm ernten

02.09.2015

FC Stenhousemuir - Berwick Rangers: 1 - 1
Ramsay (42.) - Black (44.)

04.09.2015

Nach einem kurzen Abstecher in Richtung Berwick-upon-Tweed, wo ich Mia abholte, ging es mit dem Flieger inklusive Zwischenstopp in London nach Hamburg. Im Terminalgebäude des Hamburger Flughafens, dessen Dach wie eine sich auftürmende Welle aussah, gingen wir in Richtung der Taxis. Erst hatte ich einen Mietwagen in Erwägung gezogen, aber in Hamburg war die Parkplatzsuche sehr mühsam und das Geld vom schottischen Fußballverband reichte aus, um sich die Fahrt mit dem Taxi statt mit den Öffentlichen zu gönnen.  Auf dem Weg zu den Taxis blieb Mia neben einem großen Netzplatz von Hamburg stehen, der an der Wand aufgehangen worden war.

Weißt du, wie die Berliner einen solchen Plan nennen?
Nein, das weiß ich nicht.
Sie nennen es "Netzspinne." Der erste Berliner Netzplan wurde bereits im Jahre 1914 veröffentlicht. In ihm sind alle Linien des öffentlichen Nahverkehrs eingezeichnet.
Okay... ich wusste, es lohnt sich dich mitzunehmen. Dein immenser Informationsfundus überrascht mich immer wieder.
"Die Spinne hat eine fette Beute im Netz gefangen." Was wäre, wenn dein Informant damit einen Hinweis auf den Netzplan von Hamburg geben wollte?
Aber was soll die fette Beute sein?
In den Netzspinnen sind große Verbindungsbahnhöfe durch breite und hohe weiße Rechtecke markiert. Unser Problem ist allerdings, dass es in Hamburg zwei Bahnhöfe gibt, die ein gleich großes Rechteck bekommen haben: Der Hauptbahnhof und Jungfernstieg.
Beide Bahnhöfe passen nicht zu unserer Suche. Der Hauptbahnhof wurde 1906 erbaut und der Bahnhof Jungfernstieg sogar erst 1931. Da war Ane de Foix-Candale schon lange tot.
Zu den Lebzeiten deiner Königin war die Eisenbahn allerhöchstens in Form von Grubenbahnen bekannt. Das waren auf hölzernen Gleisen fahrende Loren, also hat das nicht einmal annähernd mit den Bahnhöfen zu tun, von denen ich rede.
Du lockst mich auf die falsche Fährte Mia... Dein Versuch war ganz nett, aber zu einfach und durchschaubar. Wenn der Informant etwas verstecken wollte, dass nur ich finden sollte, dann musste das Rätsel schon schwieriger sein. Außerdem ist der Begriff "Netzspinne" in Lettland sicher ein Fremdwort.

Enttäuscht fuhren wir dem Taxi ins Hotel, brachten die Koffer aufs Zimmer und machten uns dann auf den Weg zum Miniatur Wunderland, dem wir bei dieser Gelegenheit auch einen Besuch abstatten wollten. Da ich die Anlage schon kannte, meldeten wir uns für eine Tour hinter die Kulissen.

Die Tour begann mit dem 2001 errichteten ersten Teil. Dazu gehörten Österreich, Knuffingen und Mitteldeutschland. Obwohl man den rückwärtigen Teil außerhalb der Führungen nicht sehen konnte, war er liebevoll ausgearbeitet. In den Hinterhöfen der Häuser saßen kleine Katzen und Hunde, die man von vorne gar nicht sah. Die kilometerlangen Kabelstränge zogen sich entlang der Anlage wie Schlangen, die sich um das Holz wanden.

Als Mia und ich den im November 2002 fertig gestellten Hamburger Teil sahen, fiel unser Blick willkürlich auf die Nachbildung des Hamburger Hauptbahnhofs. Das Dach fehlte und nur das Gerippe war zu sehen. Eine typische Modellbautechnik, damit dem Beobachter nicht der Blick auf die Züge verwehrt wurde.

Wie ein Netz, das von einer Spinne ausgebreitet wurde.
Und durch die vielen Gleise ist das ein ziemlich fettes Gebäude.
Da hast du des Rätsels Lösung. Dein Informant scheint ein cleveres Kerlchen zu sein.
Sicher ist das Geheimnis unter dem Bahnhof versteckt. Leider ist der Bahnhof von der Vorderseite besser zu erreichen. Aber für Notfälle auf der Anlage muss jeder Ort gut erreichbar sein. Ich muss wohl oder übel krabbeln.
Lass mich das machen und sorg dafür, dass es keiner merkt. Ich bin kleiner und komme besser unter der Anlage durch.
Aber du weißt nicht, wonach du suchen musst! Ich schaffe das schon!

Mir war die Sache unheimlich und so ließen wir uns ganz leicht von der Führungsgruppe zurück fallen. Noch bevor es jemand bemerkte, ging ich schnell in die Knie und begann, unter der Anlage durch zu krabbeln. Trotz der guten Beleuchtung unter der Anlage war es schwer, sich zu orientieren. Die Kabel waren mit Fachbegriffen markiert, deren Sinn ich im Moment noch nicht erfassen konnte. Ich versuchte, das Bild von oben auf die Unterwelt zu übertragen. Der Lärm der ratternden Züge über mir und die Position in der ich war, waren sehr anstrengend.

Während ich die Lage sondierte und in alle Richtungen sah, entdeckte ich einen kleinen schwarzen Kasten auf der anderen Seite. Dort krabbelte ich hin, stellte fest, dass der Kasten leicht zu öffnen war und nahm einen Zettel heraus. Auf dem Zettel stand, dass Anita Lagwitz ursprünglich in einem Stuttgarter Waisenhaus war. Deshalb war ich hier her gekrabbelt? Das war die wichtige Information?! Enttäuscht krabbelte ich wieder zurück und kam wieder nach oben. Dort sah ich direkt in den Lauf einer CZ 75 Pistole.

Gehen wir doch besser an einen Ort wo wir ungestört sind Herr Lagwitz.
Was wollen Sie? Auf dem Zettel steht nichts interessantes.
Sie wissen bereits jetzt zuviel. Gehen Sie zum Ausgang!

Der unbekannte Mann drückte mir die Pistole in den Rücken und drängelte uns zum Ausgang.

Vor Ihrem Tod haben Sie die Ehre, an einem Tag zwei Hamburger Sehenswürdigkeiten zu sehen. Waren Sie schon mal im Dungeon?

Wir gingen zum Ausgang und liefen die Treppen herunter zum Dungeon. Dort traten wir ein und der Mann drängte uns in einen dunklen Raum. An einer Wand stand in Leuchtbuchstaben "Der große Brand 1842".

Sie sind so still. Hat es Ihnen die Sprache verschlagen? - Nun denn, ein kleiner Abstecher in Hamburger Geschichte. Im Jahre 1842 gab es ein großes Feuer in Hamburg, dass mehr als ein Viertel des damaligen Stadtgebietes zerstörte. Feuer dieser Größenordnung waren damals keine Seltenheit. Man erinnere sich auch an das Feuer in London im Jahre 1666.
Wenn Sie soviel Erzählungsbedarf haben, dann erklären Sie mir doch lieber die Hintergründe für diesen heimtückischen Versuch, mich und mein Kind ins Reich der Toten zu befördern.
Wir haben vor, das alte böhmische Reich zu Glanz und Gloria aufsteigen zu lassen. Doch dazu brauchen wir einen Beweis, dass es einen lebenden Erbfolger gibt. Sie halten möglicherweise diesen in der Hand.
Da seht bloß, dass Anita Lagwitz in einem Stuttgarter Waisenhaus aufgewachsen ist. Hier können Sie es selbst lesen.

Der Mann nahm den Zettel entgegen ohne dabei die Finger von der Pistole zu nehmen.

Das ist ein Beweis, dass Anita Lagwitz eine Thronfolgerin ist. Allerdings ist Anita gestorben.
Anita hat längst die Grenzen von Leben und Tod überwunden. Sie ist unsterblich!
Sie können mir keinen Bären aufbinden! Ich habe ihre Leiche gesehen!
Aber ihren Tod gesehen habe ich auch, dennoch zweifle ich an ihrem Ableben. Warum sollte eine unsterbliche Königin ausgerechnet einen Sturz aus dem zweiten Stock nicht überleben? Sie hat Sie reingelegt, genauso wie Anita auch für mich den Tod vorgetäuscht hat. Anita war und ist Anne de Foix-Candale, die ehemalige Königin von Böhmen und Ungarn. So unglaublich das klingt, aber ich habe eine Königin geheiratet!
Wenn Sie der Ehemann von Anne de Foix-Candale sind, heißt das, dass Sie berechtigter Thronerbe sind!

Ihr Angreifer senkte die Waffe und steckte sie wieder ein.

Schließen Sie sich uns an! Gemeinsam können wir das alte böhmische Reich wieder neu errichten!
Das ist nicht sehr groß gewesen. Es umspannte natürlich Tschechien, aber nur kleine Teile vom heutigen Polen und Deutschland. Wenn ich Ihre Argumentation richtig verstehe, ist auch Anne berechtigt, den Thron zu erben.
Dabei vergessen Sie, dass Anne auch Erbin des Königs von Ungarn war. Das erstreckte sich zu damaliger Zeit über die Karpaten bis in die Walachei. Durch die enge Freundschaft zu den Habsburgern hatten sie außerdem Einfluss auf Gebiete in den Ostalpen und der Steiermark.
Das ist schön, aber sie scheinen die zwei Dinge nicht zu verstehen, die ihnen im Weg stehen: Erstens brauchen Sie mich und ich werde ungern König von Böhmen solange mich jemand mit einer Pistole bedroht. Zweitens ist Anne de Foix-Candale noch am Leben und solange wir das Geheimnis ihrer Unsterblichkeit nicht kennen, werden wir sie nicht vernichten können!
Ach das mit der Pistole war doch nur eine kleine Meinungsverschiedenheit!

Seine Mundwinkel zuckten und er fummelte wieder an seiner Hosentasche herum, wo die Pistole drin steckte.

Damit das klar ist: Wenn Sie wollen, dass wir zusammen arbeiten, werde weder ich noch meine Familie bedroht. Habe ich mich klar ausgedrückt?
Aber es muss doch auch in ihrem Interesse sein, König von Böhmen zu werden und das aktuelle politische System umzustürzen. Die Welt braucht eine Monarchie!
Sie weichen mir aus! Meine Familie wird nicht bedroht! Habe ich mich klar ausgedrückt?!
J-ja!
Was wissen Sie über Anne de Foix-Candale? Wir brauchen Hinweise auf ihre Unsterblichkeit!
Nun ja- wir wissen, dass es in der Prager Burg über 100 Gemälde von ihr gibt.
So weit bin ich bereits informiert. Wars das?
Aber nur ein Gemälde ist in Richtung der Fenster ausgerichtet. Das ist ungewöhnlich, denn Königinnen sind auf Gemälden so gezeichnet, dass sie ihr Königreich überblicken können.

Ich versuchte mich wieder daran zu erinnern, wo das Gemälde hing, indem Anne überlebensgroß gemalt worden war.

Sie sagen, Sie wollen das böhmische Reich neu errichten?
Ja wieso?
Es war Anne sehr wichtig, dass sie in der Prager Burg auf dem Hradschin, dem Hausberg des böhmischen Reiches, mehrmals aufgehangen wird. Trotzdem schaut sie nur aus einem einzigen Gemälde zum Fenster hinaus.
Was ist daran so besonders? Ich verstehe nicht, worauf Sie hinaus wollen?
Das Fenster ist das Selbe wo der berühmte Prager Fenstersturz stattfand.
Ja offensichtlicher ging es wohl nicht! Der Prager Fenstersturz war ein Ergebnis des böhmischen Ständeaufstands! Es war eine offene Konfrontation gegen Kaiser Ferdinand II., König von Böhmen und Ungarn! Darum warf man seine Statthalter zur südlichen Seite hinaus. - Wird Ihnen klar, warum Anne de Foix-Candale aus dem Fenster nach Süden schauen wollte?
Sie schaute nicht auf die bereits eroberten Gebiete nördlich von Prag. Stattdessen schaut sie auf ihre alte Heimat:
Ungarn!
Und die unsterbliche Anne täuschte ihren Tod vor, um 1618 einen Ständeaufstand vom Zaun zu brechen. Ein cleveres Mädchen!
Leider war Kaiser Ferdinand nicht so leicht zu besiegen. Selbst ein dreißig Jahre andauernder Krieg konnte seine Herrschaft nicht beenden. Er ließ 300.000 Familien aus Böhmen vertreiben und es würde mich nicht wundern, wenn Anne sich unter die Vertriebenen schlich, um das Ränkespielchen von vorne zu beginnen.
Es konnte keinen besseren Ort zum Verstecken geben als das in Herzog- und Fürstentümer zerrissene heilige römische Reich. Daraus wurde das, was wir heute als Deutschland kennen.
Womit sich der Kreis schließt und wir wieder bei diesem Zettel wären. Dann heißt unser nächstes Ziel Stuttgart!
Aber ich rate Ihnen, dass wir dieses Mal zusammen arbeiten. Wir wissen nicht, wie viele Mächte Anne bereits um sich scharen konnte.
Und denkt daran, dass Anne den Gegenstand, der sie unsterblich machte, immer bei sich haben musste.
Dann schlage ich vor, Sie lassen uns jetzt gehen. Ich habe noch ein Qualifkationsspiel, bei dem ich meine Mannschaft führen muss.

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, versuchte ich die Pistole aus meinem Gedächtnis zu verdrängen.

Das Spiel gegen Deutschland war nicht spektakulär, weil sich Deutschland vom Spielbeginn an dominant zeigte. Sie legten erst zwei Tore vor und ließen uns dann ein wenig Freiraum für Chancen. Dies konnte Jordan Rhodes zumindest einmal nutzen, aber Deutschland legte gleich danach zwei Tore drauf. Unser zweiter Anschlusstreffer wurde schließlich vom fünften deutschen Tor in den Schatten gestellt.

Deutschland - Schottland: 5 - 2
Müller (3., 47.), Kießling (35., 45., 90.) - Rhodes (43., 86.)

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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #98 am: 31.Januar 2015, 20:26:46 »

Fun Fact of the Day: Das Spielfeld in Freiburg ist fünf Meter zu kurz und hat ein Gefälle von einem Meter.

Kapitel 57: Böhmische Dörfer

12.09.2015

Berwick Rangers - FC Abroath: 0 - 1
Gunn (45.)



19.09.2015

Brechin City - Berwick Rangers: 0 - 0

22.09.2015

Nach schlechten Ligaleistungen folgte auch das Pokalaus gegen FC St. Mirren

FC St. Mirren - Berwick Rangers: 2  - 0 Scottish Leage Cup 3. Runde
Hands (45.), Dillon (60.)

Endlich kam unsere Auslosung für den schottischen Pokal, wo man als Drittligist in den ersten zwei Runden Freilos hatte. Es ging für uns in der dritte Runde gegen Alloa Athletic aus der selben Liga.

29.09.2015

Berwick Rangers - FC Cowdenbreath: 0 - 2
White (48., 59.)

03.10.2015

Stirling Albion - Berwick Rangers: 1 - 0
McKenzie (59.)

09.10.2015

Jämmerlicher Abschluss dieses Berichts war unsere vergebene Siegchance in Riga, wo wir uns um wertvolle Punkte brachten und somit die Qualifikation für die EM in Gefahr brachten.

Lettland - Schottland: 2 - 1
Rudnevs (38.), Caupa (82.) - Brown (37.)

Ergebnis dieses Unglücks war meine fristlose Kündigung vom internationalen Geschäft. Deutschland hatte sich wieder berappelt und war auf Platz Eins der Tabelle.



Zuhause fragte mich Mia sofort nach der Entlassung.

Aber wir wollten doch wenn das Freundschaftsspiel gegen Deutschland in Stuttgart ist dort unsere Suche nach dieser Königin fortsetzen! Wie machen wir das jetzt wenn du nicht mehr Trainer von Schottland bist?
Ich werde das schon irgendwie hinkriegen...


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Re: [FM 14] Ein Deutscher im Schottenrock
« Antwort #99 am: 01.Februar 2015, 21:02:28 »

Bin jetzt auch bei Berwick Rangers entlassen worden und dann habe ich von November 2015 bis Juni 2016 nicht ein einziges Vorstellungsgespräch bekommen. Selbst von FSV Frankfurt (3. Liga) kam direkt die Absage, ohne Gespräch...

Story beendet.

Ich mach eine neue wenn dieses Spiel wieder mehr Spaß macht. Da erinnere ich mich an goldige Zeiten mit der chinesischen Nationalmannschaft in FM 2012. 12 Jahre lang nicht entlassen. Mit Lettland für die EM qualifiziert als Gruppenzweiter. Aber in FM 14 schmeißen sie dich raus wenn du auf den sechsten Platz in der Liga kommst.  :-[
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