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Autor Thema: [Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen  (Gelesen 22746 mal)

Tery Whenett

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[Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen
« am: 10.März 2015, 16:55:13 »

Diesen Guide gibt es bebildert (und leicht aktualisiert) auf FM.Zweierkette.


Hallo zusammen,

eine eigene Taktik zu erstellen ist nach wie vor eine der anspruchsvolleren Aufgaben im Football Manager. Die Optionsfülle ist überwältigend: eine große Anzahl an Spielerrollen und Duties, zahlreiche Team- und Spieleranweisungen, Mentalitäten, dazu die Philosophie. Es gibt Abermillionen Kombinationsmöglichkeiten, von denen nur die wenigsten in einer funktionierenden Ausrichtung enden. Aber genau dazu hat uns die virtuelle Vereinsführung ja in den virtuellen Trainersessel befördert - das Problem müssen wir mit unserem (hoffentlich nicht bloß virtuellen) Fußballsachverstand schon selber lösen.

In vielen Taktikthreads, wo Spieler ihre Probleme vorstellen, ist mir aufgefallen, dass die meisten eine klare Vorstellung davon haben, wie sie spielen lassen wollen - und das ist wunderbar! Denn das ist der erste Schritt zur eigenen Taktik. Die Probleme entstehen meistens dann, wenn es an die Umsetzung geht. Da werden Formationen, Teamanweisungen und Spielerrollen gewählt, die gar nicht so richtig zur eigentlichen Idee passen. Dadurch wird es kompliziert, die Taktik gewinnt an Schwachstellen und Unausgewogenheiten.

In diesem Guide möchte ich einen möglichen Weg aufzeigen von der Idee zur funktionierenden Taktik zu kommen. Allerdings wird es keine festen Regeln geben, an die man sich halten kann. Im Gegenteil will ich ein paar Fragen aufwerfen, auf die man eigene Antworten finden muss. Das erfordert ehrliches Nachdenken, aber am Ende steht dann hoffentlich eine funktionierende Taktik - selbst entwickelt und passend für das eigene Team. Ich wünsche mir zwei Dinge:

A.) Dass eine rege Diskussion entsteht, in der auch andere ihren eigene Herangehensweise vorstellen.
B.) Dass dieser Guide eine kleine Hilfe ist, sich selbst die richtigen Fragen zu stellen.


Los geht's:

I. Wie kann ich spielen lassen? Die Teamanalyse.

Viele Trainer bringen ihre eigene Philosophie mit in den Verein und setzen sie unabhängig vom Spielermaterial um. Andere passen sich komplett dem Kader an und entwickeln ein neues System auf Grundlage dessen, was sie vorfinden. Oder aber, sie versuchen beides unter einen Hut zu bringen und schauen, wie sie beider Stärken vereinen können. Die Entscheidung muss jeder für sich treffen – alles hat seine Vor- und Nachteile.

Egal wie, die erste Frage lautet: Welche Rahmenbedingungen gibt mir das Team vor? Sind alle Mannschaftsteile ausgeglichen besetzt?  Zwingt mich der Mangel an Außenverteidigern zu einer Dreierkette? Reicht mein Stürmerangebot nur für ein Ein-Stürmer-System? Können die Außen nur einfach besetzt werden? Und so weiter – wir kennen das.
Spieler umzulernen ist eine großartige Möglichkeit, vakante Positionen intern zu füllen. Es lohnt sich also seine Spieler genau anzuschauen. Vielleicht ist der schnelle, aber zu eindimensionale Zehner genau der Typ, der als Wingback die Außenlinie rauf und runter laufen kann ... Und könnte der bissige, aber kleine Innenverteidiger nicht wunderbar auch im Mittelfeld aufräumen?

In einem zweiten Schritt schauen wir uns die Werte der Mannschaft im ligaweiten Vergleich an. Wie schnell sind unsere Verteidiger? Wie zweikampfstark ist das Mittelfeld? Wie kopfballstark die Stürmer? So gewinnen wir einen groben Eindruck von unserem Kader – wollen wir besonders akribisch sein, notieren wir uns alles, was uns auffällt.


II. Wie will ich spielen lassen? Die Teameinstellungen.

Jetzt kommt der entscheidende Punkt: Wie will ich spielen lassen? Wie werden die Fans ins späteren Jahrzehnten unsere Ära in Erinnerung haben? Erfolgreich sowieso, aber wofür stehen wir? Früh attackieren und dem Gegner keinen Raum zum Atmen lassen? Oder lieber tief stehen, den Druck absorbieren und dann blitzschnell die offenen Räume überbrücken? Wie greifen wir an? Wir erobern wir den Ball zurück?

Wenn meine Idee klar ist, wähle ich die entsprechenden Anweisungen für meine Mannschaft. Zu Beginn beschränke ich mich auf maximal vier – so stelle ich sicher, dass ich nur das auswähle, was mir wirklich wichtig ist. Andere kann ich später mit dazu nehmen, um mich auf den Gegner einzustellen.

Wenn ich mir bei einer Anweisung nicht sicher über ihre Wirkung bin, lasse ich sie weg – oder lese vorher nach, was es damit auf sich hat. Denn worüber ich mir nicht sicher bin, erschwert mir hinterher die Analyse dessen, was ich im Spiel wahrnehme. Und Anpassungen werden wir vornehmen müssen – ganz sicher.

Einen guten, aber durch das Alter unvollständigen Überblick über die Team Instructions gibt es im Guide "Welche Seitenlinienanweisungen gibt es? Was bewirken sie?".

III. Wie viel Risiko will ich gehen? Eine Frage der Mentalität.

Die nächste Frage lautet, wie viel Risiko wir gehen wollen, wenn wir den Gegner attackieren. Kennen wir nur eine Richtung: nach vorne? Oder sind wir eher geduldige Vertreter und spielen sichere Pässe, bis wir den Gegner da haben, wo wir wollen?

Offensivfußball verbindet man mit Attraktivität - aber Vorsicht: Nicht alles, was offensiv aussieht, ist auch auf Angriff eingestellt. Die Mentalität als eine Skala für Risikofreude zu betrachten, ist vielleicht ein besserer Ansatz. Vielleicht spielen die Bayern am Ende doch nur mit Konter-Mentalität ...

Mehr zur Mentalität gibt's im Guide "Was bewirkt die Mentalität?".

Hast du die passende Einstellung gefunden? Dann ab zum nächsten Schritt:


IV. Wo müssen meine Spieler stehen? Das Zahlenspiel.

Nachdem ich nun weiß, wie die Mannschaft spielen soll, muss ich mir die Frage stellen, wie ich meine Spieler über das Feld verteile. Viele fangen zuerst mit der Formation an, da das intuitiver ist. Ich habe diese Reihenfolge gewählt, um deutlich zu machen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Spielweise und der Formation gibt – aber eine andere, als man landläufig annehmen mag. Ein 3-4-3 ist ziemlich offensiv, richtig? Und ein 5-4-1 ziemlich defensiv, oder? Nein – beide sagen darüber gar nichts aus! Es sind nur Zahlen.

Nehmen wir an, wir wollen tief stehen, viele Spieler hinter dem Ball haben und in Ballbesitz geduldig sein, den Ball laufen lassen und auf die Lücke beim Gegner warten. Unsere Mentalität ist defensiv. Welche Formation wählen wir?

Ich finde ein 3-4-3 würde da ganz gut passen. Warum? Nun, zum einen haben wir genügend Spieler, die den Gegner vorne beschäftigen, sodass wir den Ball laufen lassen können. Durch die defensive Mentalität stehen wir ohnehin recht tief und eng, sodass eine offensichtlich „defensive“ Formation wie 5-4-1 nur dafür sorgen würde, dass der Gegner uns leicht einschnüren könnte. Wir hätten keine Anspielstationen um uns sicher zu befreien. Der einzige Stürmer hätte es ganz schön schwer gegen den gesamten Defensivverbund einen Ball zu behaupten, geschweige denn Tore zu erzielen. Defensiv heißt ja nicht, dass man keine Tore machen will ...

Also, die entscheidende Frage hier ist: Wo brauche ich meine Spieler? Formation gewählt? Dann ab zu den Rollen:


V. Welche Aufgabe soll der einzelne Spieler erfüllen? Die Rollenverteilung.

Die Rollenverteilung ist mein Lieblingswerkzeug – und meines Erachtens das Herzstück jeder Taktik. Wir müssen uns erneut vergegenwärtigen, wie wir spielen lassen wollen – und das diesmal von der Mannschaft auf einzelne Mannschaftsteile und Spieler herunter brechen:
  • Wer soll die Tore machen?
  • Wer sorgt dafür, dass der Gegner permanent Entscheidungen treffen muss (durch Läufe aus der Tiefe, durch ausweichende Bewegungen)?
  • Wie kommt der Ball in die gefährliche Zone?
  • Was passiert, wenn dieser Weg vom Gegner aus dem Spiel genommen wird (bspw. durch Manndeckung meines Spielmachers)? Gibt’s einen Plan B?
  • Wer sichert ab, wenn wir den Ball verlieren?
  • Wie gewinnen wir den Ball zurück?

Haben wir diese Fragen geklärt, verteilen wir entsprechend die Rollen. Wichtig: Hier wird maßgeblich festgelegt, wie die Spieler sich bewegen und wie sie miteinander interagieren. Es ist also von entscheidender Bedeutung, die Funktionsweise der einzelnen Rollen zu kennen, um zu wissen was man tut. Wer sich nicht sicher ist, kann gerne hier nachfragen oder sich einen der exzellenten Guides zu dem Thema durchlesen.

Tiefer in die Spielerrollen kannst du dich im Guide „Vom Torwart bis zum Knipser“ einlesen, in dem jede Rolle beschrieben ist. Das englische Standardwerk ist "Pairs and Combinations" von llama3.


VI. Wer übernimmt Verantwortung für das Spiel? Eine Frage der Philosophie.

Im echten Leben steht diese Frage viel weiter oben, da sie den Fußball in zwei Schulen unterteilt (mit Grautönen dazwischen). Hier aber soll sie als letztes beantwortet werden, da die Philosophie im FM viel Verwirrung gestiftet hat und ich einen einfacheren, gangbaren Weg vorschlagen will.

Die Frage, die du beantworten musst, ist einfach: Kollektiv oder individuelle Klasse?
Hast du ein, zwei, drei herausragende Figuren in deiner Mannschaft, mit denen dein Spiel steht oder fällt? Dann wähle eine rigidere Philosophie – so werden diese Spezialisten ihre besonderen Fähigkeiten am besten einbringen können und den Unterschied für dich ausmachen, während der Rest der Mannschaft sich verlässlich an deine Vorgaben hält.

Oder bist du Anhänger des „voetbal total“, wo der Verteidiger der erste Stürmer ist und der Stürmer der erste Verteidiger? Dann wähle eine fluide Philosophie – das wird die Aufgaben über die gesamte Mannschaft verteilen. Du wirst für den Gegner schwerer auszurechnen sein – zumindest, wenn jeder deiner Spieler den hohen Anforderungen gerecht werden kann ...

Wenn du dir nicht sicher bist, machst du mit „ausgeglichen“ nichts verkehrt.

Wenn du wirklich mehr über die Philosophie erfahren willst, ist die Annäherung/Diskussion zur Philosophie ein guter Einstieg. Anfänger seien gewarnt: Lasst euch erst darauf ein, wenn alles andere klar ist; sonst werdet ihr nur verwirrt.


VII. Spielen – und sehen.

Jetzt kommt der spannende Teil – und der schwierigste: Die Taktik tritt in Aktion. Stelle die Kamera so ein, dass du das gesamte Spielfeld überblicken kannst und schaue das erweiterte oder ganze Spiel. Wenn du in Ballbesitz bist, pausiere einfach Mal das Spiel und schau dir genau an, was passiert. Wo sind die Passoptionen? Wer läuft wo hin? Wo sind die Räume?

Wenn eine kritische Situation auftritt, spule das Spiel bis zu der Stelle zurück, wo der Spielzug begann. Wo lag das Problem? Warum kam es z.B. zum Ballverlust? Keine Anspielstationen? Warum konnte der Gegner so schnell Kapital schlagen? Wo war die Absicherung?

Schau einfach, was passiert – und versuche zu verstehen, warum etwas passiert. Das ist schwierig, aber mit etwas Übung zu meistern.


VIII. Anpassungen. Weniger ist mehr.

Meistens (!) sind es nur kleine Schrauben, die an einer mittelprächtigen Taktik gedreht werden müssen. Oft reicht es, nur eine Spielerrolle zu ändern und die Dynamik des Spiels kippt zu deinen Gunsten. Versuche zu verstehen, wo die Räume sind, die du bespielen kannst und die du schützen musst und versuche darauf möglichst einfache Antworten zu finden. Mit einer veränderten Spielerrolle, einer leicht höheren/tieferen Mentalität oder ein, zwei ergänzenden Shouts kann man den Gegner meistens schon vor neue und größere Probleme stellen.

Je einfacher du deine Änderungen vornimmst, desto einfacher fällt es dir auch zu sehen, was du geändert hast und zu beurteilen, ob es gut war oder nicht. Der Gegner verändert sich im Laufe der Partie, sei also immer auf neue Herausforderungen gefasst!




Ich hoffe, der Guide hilft dem ein oder anderen auf dem Weg zur eigenen Taktik. Die Fragen zielen darauf ab, Entscheidungen bewusst zu treffen und nicht irgend etwas zusammen zu klicken. Das ist nicht so einfach – dafür lernt man was über Fußball. Seit ich mit dem FM14 angefangen habe, mich mit der Materie auseinanderzusetzen schaue ich auch im TV Spiele ganz anders – und sehe trotzdem nur ein Bruchteil dessen, was andere dort herauslesen können. Aber Übung macht den Meister und daneben macht es einfach Spaß, wenn ein Plan funktioniert :)


Beste Grüße
Tery Whenett
« Letzte Änderung: 05.Dezember 2016, 21:15:50 von Tery Whenett »
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Bayernfahne

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Re: [Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen
« Antwort #1 am: 11.März 2015, 00:34:22 »

Sehr schöner Guide, Tery! Gut verständlich geschrieben und auch nicht zu lang, um einen Neueinsteiger zu erschlagen.
Gerade auf den Tipp mit dem Zurückspulen wäre ich von alleine nie gekommen.  :D

Bei mir war es zu Anfang auch so, dass ich das Forum hier schon länger kannte, ohne das Spiel je besessen zu haben. Als ich es dann zum ersten Mal bewusst gespielt habe (das eine mal anno 2005 bei meinem Cousin zählt nicht  :D) hatte ich mir schon den einen oder anderen Guide durchgelesen und wusste zumindest ein paar Kleinigkeiten. Allerdings bin ich mir sicher, dass ich ohne mich zuvor zu informieren so ziemlich alles falsch gemacht hätte. Von dem her ist dieser Guide ein echt guter Denkanstoß. Vor allem, der Verweis darauf, dass Bayern mit Counter Mentalität spielen könnte gefällt mir. Ich spiele auch meistens mit dieser Mentalität, zudem strikt und trotzdem entsteht dabei vor allem gegen schwächere Gegner ein dem Spiel der Bayern nicht unähnlicher Stil. Tatsächlich glaube ich, dass überfallartige Konter, bei denen Mann den Gegner wirklich Dortmund-Like überrennt eher mit 'Angreifen' und schnelle Kurzpassstafetten in der gegnerischen Hälfte eher mit 'Kontern' als Mentalität erreicht werden.
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Tery Whenett

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Re: [Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen
« Antwort #2 am: 11.März 2015, 10:44:53 »

Danke fürs positive Feedback :)

Ich habe jetzt in den einzelnen Abschnitten noch Links zu verwandten Guides eingefügt für diejenigen, die sich weiter einlesen wollen.
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DeDaim

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Re: [Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen
« Antwort #3 am: 11.März 2015, 21:49:43 »

Toller Guide, danke dafür! :) Da sind wieder mal ein paar interessante Denkansätze dabei. Gerade was Mentalität (= Risikobereitschaft) und daraus folgend die taktische Aufstellung anbelangt sind das neue Denkrichtungen für mich. Da habe ich bisher wohl zu eindimensional gedacht. Ich finde auch die Idee hinter dem Guide gut: er fördert nochmal das eigenständige Denken und sorgt dafür, dass man sich die richtigen Fragen stellt. Auch die Reihenfolge ist interessant und macht in Anbetracht deiner Ausführungen absolut Sinn, wenngleich es sicherlich zig Ansätze gibt.

Ich gehe grundsätzlich so vor:
1.) Team- und Spieleranalyse
2.) taktische Aufstellung anhand des Spielermaterials
3.) Mentalität einstellen (dadurch werden ja auch schon einige richtungsweisende Einstellungen in Sachen Pressing, Ballbesitzzeit, Passspiel usw. gegeben), hier lege ich meist auch schon die Dynamik fest, weil diese ja u.U. auch mit der taktischen Aufstellung korelliert ("flache" Aufstellung -> fluid, "gefächerte" Aufstellung -> strikt)
4.) Spielweise durch Teamanweisungen anpassen/ Feinschliff
5.) Verteilung der Spielerrollen, evtl. nochmal anpassen der Teamanweisungen
Und dann natürlich beobachten und anpassen. Ich denke, insgesamt ist einfach wichtig, dass am Ende das Gesamtkonstrukt passt und man sich die richtigen Gedanken zu seiner Taktik macht. Ich werde aber definitv mal deine Vorgehensweise ausprobieren, denn wer rastet, der rostet schließlich. ;) Und damit gibt's nen Euro ins Phrasenschwein... :P


Ist das eigentlich Absicht, dass ab VII alles kursiv ist?
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Nicht jeder, der 'ne Leiter hat, darf fahren wie die Feuerwehr!

Bayernfahne

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Re: [Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen
« Antwort #4 am: 12.März 2015, 00:49:49 »

Dazu hätte ich auch noch mal eine Frage/Idee: Wäre es eigentlich sinnvoll, mit 'Verteidigen' und 'Dynamisch' (evtl. auch 'Ausgeglichen') einen Versuch zu starten, aus einer hohen Abwehrkette heraus mit langsamem, kontrolliertem Kurzpassspiel den Gegner pausenlos hinten zu beschäftigen und so die Kontrolle nach Möglichkeit 90 Minuten zu halten? Die Idee dahinter ist, dass man bei Ballverlust durch die geringe Risikobereitschaft immer 4 Mann hinter dem Ball hat - egal ob das jetzt die 4 Verteidiger sind oder andere Spieler. In etwa wie Rehhagels Idee der 'kontrollierten Offensive.'
Dazu vielleicht die Team Instructions: Ball halten, kurze Pässe, weiter aufrücken, Gegner Platz lassen, niedrigeres Tempo, Mitspieler überlaufen, spielerisch lösen, geduldig spielen sowie disziplinierter spielen.
Das ganze im 4-4-2 oder 4-5-1 um dem Spiel Breite zu geben und zu jeder Zeit viele Anspielstationen, vor allem für den Rück- oder Querpass zu haben. Über die Rollen habe ich mir noch nicht so detaillierte Gedanken gemacht, aber ein BBM und ein CM (Automatisch) im Mittelfeld, sowie ein Kompletter Stürmer (Support) würden mir als erstes einfallen.

Oder würden da durch die "zu geringe" Risikobereitschaft und die nicht auf Direktspiel ausgelegten TI die Offensivspieler zu wenig Zug zum Tor entwickeln? Hat schon mal jemand Erfahrungen damit gemacht?
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Tery Whenett

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Re: [Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen
« Antwort #5 am: 12.März 2015, 11:30:04 »

Danke fürs Feedback und fürs aufmerksame Lesen - jetzt ist nur noch das kursiv, was auch kursiv sein soll ;-)

@Bayernfahne: Das von dir skizzierte System gefällt mir sehr gut - wäre auf jeden Fall einen Versuch wert. Lustigerweise versuche ich gerade bei Straßburg etwas ähnliches aufzuziehen. Bislang hab ich ein tiefes 4-4-2 mit Defend gespielt, wollte zur neuen Saison in Ermangelung eines guten zweiten Stürmers auf 4-5-1 (DM-2xCM-2xAM/rl) oder 4-2CM-3-1 wechseln. Ob Pressing oder nicht, muss ich noch testen - denn:

Über Gegner Platz lassen und Disziplinierter spielen bin ich mir noch nicht sicher, v.a. ersteres ist ja durch Defend schon grundsätzlich gegeben - das könnte dann zu fiesen Kontern führen.

@Fuchs: Deine Reihenfolge mache ich in der Regel fast genauso. Glaube aber, dass man sich dadurch leichter zu undurchdachten Entscheidungen hinreißen lässt - gerade als Anfänger, weshalb ich mir überlegt habe, wie man das anders angehen kann. Mit der Zeit entwickelt man ja auch ein Gefühl für viele Sachen und muss dann gar nicht mehr explizit darüber nachdenken. Oder man möchte unbedingt eine bestimmte Formation spielen (ich versuche bei jeder Station was anderes zu machen).


Grüße
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Bayernfahne

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Re: [Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen
« Antwort #6 am: 12.März 2015, 14:27:26 »

Meine Idee war, dass die Abwehrreihe zwar bei Ballbesitz hoch stehen soll, um möglichst viele Anspielmöglichkeiten zu generieren, bei Ballverlust aber eben nicht den Gegner attackieren, sondern sich möglichst schnell tief zurückziehen soll, um gar nicht erst die Möglichkeit eines Konters aufkommen zu lassen. Wegen der dynamischen Philosophie sollte es dann auch egal sein, ob die 4erkette dann aus allen 4 Verteidigern besteht, oder ob gerade zufällig einer der AV aufgerückt war und deswegen ein AM seinen Platz in der Viererkette vorübergehend einnimmt.
Könnte natürlich bei Fehlpässen der Innenverteidiger auch ganz schnell ganz hässlich enden, aber da habe ich mir überlegt, einen BPD einzusetzen, der dann auch mal den Ball ruhiger verteilen kann, statt wie das bei Verteidigern mit Defend-Mentality üblich ist, die Bälle eher direkt nach vorne zu bolzen.

In meinem derzeit einzigen Savegame ist gerade Winterpause und der gesamte Kader ist im Urlaub, da ist wenig Möglichkeit zum Testen und für ein neues Savegame fehlt mir momentan die Motivation. Vielleicht starte ich demnächst mal einen Test-Save im FMC, nur um diese Taktik auszuprobieren, aber Test-Saves fühlen sich immer so an, als würde man das Spiel verarschen...  :D
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Tery Whenett

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Re: [Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen
« Antwort #7 am: 12.März 2015, 15:06:09 »

Meine Idee war, dass die Abwehrreihe zwar bei Ballbesitz hoch stehen soll, um möglichst viele Anspielmöglichkeiten zu generieren, bei Ballverlust aber eben nicht den Gegner attackieren, sondern sich möglichst schnell tief zurückziehen soll, um gar nicht erst die Möglichkeit eines Konters aufkommen zu lassen. Wegen der dynamischen Philosophie sollte es dann auch egal sein, ob die 4erkette dann aus allen 4 Verteidigern besteht, oder ob gerade zufällig einer der AV aufgerückt war und deswegen ein AM seinen Platz in der Viererkette vorübergehend einnimmt.

Mmmh, wäre einen Versuch wert. Dann würde ich aber drauf achten, keinen Verteidiger unter 15 Acc/Pace aufzustellen ;D
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Bayernfahne

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Re: [Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen
« Antwort #8 am: 12.März 2015, 15:15:10 »

Es sei denn, der Gegner hat langsame Angreifer  ;D
Glücklicherweise ist mir vorhin beim nachdenken über einen möglichen Verein für dieses System eingefallen, dass ich mal vor ewiger Zeit im FMC bei Palmeiras angefangen habe, es mich dann aber noch vor dem ersten Spiel nicht mehr gereizt hat - dort werde ich jetzt mal einen Versuch mit der Taktik starten  :)
Wenn ich schnell vorankomme wird es dazu heute Abend schon ein paar Eindrücke geben, wenn nicht, dann wohl erst wieder am Sonntag. Einen großen Kader hab ich, hoffentlich sind schnelle Verteidiger dabei  ;)
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Re: [Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen
« Antwort #9 am: 12.März 2015, 16:20:26 »

Ich spiele zur Zeit bei København (4-5-1; mit zwei DMs und ZM) und Kiel (4-4-2) recht erfolgreich mit einer defensiven Mentalität. Dabei setze ich auf ein fluides System mit erhöhter Defensivlinie und erhöhtem Pressing. Ebenso verwende ich enger spielen, die Abseitsfalle, spielerisch lösen und engere Deckung.   

Damit stehe ich hinten sehr sicher und kreiere im Angriff mehr als genug Chancen, in der Regel deutlich mehr als der Gegner. Man braucht auch nicht übermäßig schnelle Verteidiger, da die meisten gegnerischen Chancen schon im Ansatz durch das Pressing unterbunden werden.

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Bayernfahne

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Re: [Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen
« Antwort #10 am: 12.März 2015, 22:43:18 »

Naja, aber ich hab ja ohne hohes Pressing spielen wollen, deswegen die schnellen Verteidiger. Bin zwar heute nicht so zum Testen gekommen wie ich das wollte, aber zu einem Spiel hats dann gereicht und bin gleich mal mit Palmeiras vom FC Sao Paulo mit 4:0 abgefrühstückt worden.  :D
Möglich, dass der Gegner zu stark war, immerhin spielte da ein Zweitligist, wenn auch ein ambitionierter, auswärts bei Brasiliens vielleicht stärkster Mannschaft, die Tore zum 3:0 und 4:0 fielen auch erst in den Schlussminuten.

Ich spielte im 4-5-1 mit einem Ballspielenden VZ, einem normalen VZ, beide auf verteidigen, dazu 2 Außenverteidiger, die beide angreifen als Duty bekamen und davor zwei Flügelspieler auf Unterstützen sowie in der Mitte Box to Box, MZ (V) und Vorgeschobener Spielmacher (A) in einer Reihe. Im Angriff stand ein Kompletter Stürmer, ebenfalls auf Unterstützen. Player Instructions gab ich nicht viele, nur dem Torhüter und den Verteidigern, dass sie den Ball kurz und weniger riskant spielen sollten, um die direkten Pässe aus der Abwehr heraus zu unterbinden, die die Defend-Mentality mit sich bringt. Zunächst hatte ich als Team Instructions: Ball halten, Kurze Pässe, Geduldig spielen, Spielerisch lösen, Mitspieler überlaufen, Disziplinierter spielen, Weiter aufrücken, Niedrigeres Tempo, Gegner Platz lassen und zu Anfang auch Spiel breiter machen. Die Idee dahinter war, den durch "Defend" ohnehin schon eng stehenden Spielern zu erlauben, dem Spiel bei Ballbesitz mehr Breite zu geben und die gegnerische Abwehrreihe auseinanderzuziehen.
Der Gegner ging recht früh nach einer weiten Flanke aus dem linken Halbfeld in Führung. Stürmer wie Pato und Luis Fabiano sind halt nicht immer zu verteidigen. Ansonsten funktionierte das defensiv schon ganz gut, allerdings blieb der Gegner über sehr lange Zeiträume in Ballbesitz. Durch "Gegner Platz lassen" wurde erst sehr spät attackiert, so konnte beispielsweise ein Spieler durch unsere gesamte Hälfte spazieren, bekam dabei aber Geleitschutz und machte locker 30, 40 Meter ohne auch nur einen Zentimeter Raum zu gewinnen. Danach war er wieder zum Rückpass gezwungen. Die befürchteten Konter kamen eigentlich auch nicht so zu Stande, die Mannschaft rückte tatsächlich sehr schnell nach hinten, obwohl keiner der Verteidiger Tempo 15 verbuchen konnte  ;)
Nach vorne sah das streckenweise sogar ganz gut aus, man kombinierte sich ruhig und ballsicher in die gegnerische Hälfte, kam immer wieder in aussichtsreiche Flankenpositionen. Die daraus resultierenden Chancen waren aber bis auf eine Szene, in der der Stürme den Ball freistehend knapp danebensetzte, nicht der Rede wert. Manchmal, selten ergab sich auch in der Zentrale eine Lücke, meistens dann wenn der Stürmer mehrere Verteidiger auf sich zog und so eine Lücke für die nachrückenden CM's schuf, die hielten aber immer aus der zweiten Reihe drauf, was dem Torhüter keine größeren Probleme bereitete.
Zwischendurch wechselte ich immer mal wieder, von der Anweisung "Spiel breiter machen" verabschiedete ich mich recht schnell, das Spiel enger zu machen funktionierte auch nicht so recht. Die goldene Mitte machte auf mich den stärksten Eindruck. Disziplinierter spielen nahm ich später auch raus, merkte aber keinen allzu großen Unterschied. Nachdem direkt mit Beginn der 2. Hälfte das 2:0 gefallen war und ich die Hoffnung auf den Ausgleich so langsam ad acta legte, begann ich etwas mehr zu experimentieren. Eine viel höhere Defensivlinie, Gegner attackieren statt Platz lassen und auch "Niedrigeres Tempo" nahm ich raus. Das Spielgeschehen verlagerte sich dann zunehmend in die gegnerische Hälfte, was allerdings auch an der Führung liegen konnte. Defensiv war die Stabilität dann allerdings dahin. Wenn der Angriff rechtzeitig unterbunden werden konnte, funktionierte alles weiterhin wunderbar, aber sobald der Schnittstellenpass einmal kam, waren wir offen. Auf diese Art fiel dann auch das 4:0, das 3. Tor war ein Standard.

Fazit:
Torgefahr kam auf beiden Seiten sehr selten auf, die Zahlen habe ich mir nicht notiert, aber das Torschussverhältnis besagte in etwa: "Wenig : Weniger"  :D
Die defensive Stabilität, die ich mir gewünscht hatte, war trotz vierer Gegentore die meiste Zeit über gegeben, Sao Paulo war doch sehr effizient. Vorne war mir das zu harmlos, auch weil die Ballbesitzphasen nicht immer so aussahen, wie ich das wollte. Die Dreiecksbildung der Mittelfeldspieler und Stürmer war gut, auch die Außenverteidiger boten sich auf den Flügeln immer wieder gut an. Allerdings zeigte die Abwehrreihe trotz BsV (übrigens gespielt von Lucio, dem Ex-Weltmeister  ;)) und der Anweisung hoch zu stehen, wenig positives im Spielaufbau. Es war, als klaffte da ein Loch zwischen Abwehr und Mittelfeld. Zwischendurch versuchte ich das mit einem Tiefen Sechser zu stopfen, doch der agierte meist zwischen den Innenverteidigern, was mir dann erst mal Zeichen genug war, an der Grundformation in der Partie nicht mehr rumzuspielen.  ::)
Weitere negative Beobachtung: Trotz der Anweisung, Kurzpässe zu spielen, passierte es mehrmals, dass ein Mittelfeldspieler einen langen, flachen Querpass über die halbe Breite des Platzes zu spielen versuchte, welchen der Gegner dann mit schnellem herausrücken abfangen und den Gegenangriff initiieren konnte. Das Problem blieb auch bestehen, nachdem ich die Mannschaft veranlasste, das Spiel nicht mehr breit zu machen.

Normalerweise würde ich das Scheitern auf mangelnde Eingespieltheit schieben, im FMC zieht das aber nicht. Ich werde weiter dran bleiben und mal sehen, ob es gegen einen schwächeren Gegner nicht vielleicht doch funktionieren könnte.
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Tery Whenett

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Re: [Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen
« Antwort #11 am: 17.April 2015, 00:31:35 »

Den Guide gibts nun auch auf meinem Blog; leicht überarbeitet und bebildert:
"Von der Idee zur eigenen Taktik" auf FM.Z
« Letzte Änderung: 17.April 2015, 00:35:02 von Tery Whenett »
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Tery Whenett

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Re: [Guide] Ein Weg zur eigenen Taktik – Anregungen
« Antwort #12 am: 05.Dezember 2016, 21:12:20 »

Ich hab den Guide mal etwas aufpoliert.

Wer sich erstmals mit Taktik im FM auseinandersetzt, findet hier einen ganz guten Einstieg, da unter jedem Kapitel entsprechende, tiefergehende Guides verlinkt sind.


Aktualisierte Version (Stand FM17): http://fm.zweierkette.de/taktik/taktik-erstellen-fm17/
« Letzte Änderung: 05.Dezember 2016, 21:17:20 von Tery Whenett »
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