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Autor Thema: [Guide bis FM18] So findest du die richtige Dynamik  (Gelesen 12236 mal)

Tery Whenett

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[Guide bis FM18] So findest du die richtige Dynamik
« am: 23.April 2015, 12:53:34 »

>> Guide auf FM.Zweierkette lesen

So wählst du die richtige Philosophie

Philosophie (oder Dynamik, wie sie mittlerweile übersetzt wird) ist das Konzept im Football Manager, das für Anfänger wohl am schwierigsten zu fassen ist. Doch es gibt eine gute Nachricht: Man kann die richtige finden, ohne sich das Hirn zu verknoten. In diesem Beitrag stelle ich drei unterschiedliche Ansätze vor. Zusammen ergeben sie hoffentlich ein klareres Bild von Philosophie – in jedem aber Fall solltest du danach einen passenden Weg gefunden haben, die für dich passende auszuwählen. Also, folgendes habe ich im Angebot:

  • Philosophie für Analysten
  • Philosophie für Pragmatiker
  • Philosophie für Rollenspieler

Für Rollenspieler: Welcher Schule gehörst du an?

Knorrige Schleifer, eloquente Männer von Welt, detailversessene Pendanten – der Fußball hat schon die unterschiedlichsten Typen an der Seitenlinie gesehen. Im Football Manager kann man seinen eigenen Charakter ins Leben rufen, wenn auch weniger offensichtlich als in klassischen Rollenspielen. Neben der Art des Umgangs mit Presse und Spielern gibt es jedoch auch ein taktisches Werkzeug für die eigene Identität: die Philosophie.

Im Grunde kann man in zwei extreme Fußballschulen unterteilen (mit ein paar Abstufungen dazwischen): Die eine – rigide – steht für stark strukturierte Systeme, die so präzise sind wie ein Schweizer Uhrwerk. Jeder Spieler kennt genauestens seine eigene Aufgabe und muss sich einzig auf deren Umsetzung konzentrieren. Dementsprechend spezialisiert sind sie: der knochenharte Verteidiger muss nichts mit dem Ball anfangen können, solange er auch eine Kiste Bier aus dem Strafraum köpft. Für das Angriffsspiel sind andere zuständig: der vor Kreativität sprühende Spielmacher zum Beispiel, der den eiskalten Torjäger in Szene setzt. Auf sie ist dieses System zugeschnitten.

Die andere – fluide – Fußballschule heißt voetbal total: Das Spiel ist im Fluss und jeder hat Teil daran. Fußball ist unberechenbar, deshalb sollen die Spieler ihre eigenen Entscheidungen treffen können. Und sie müssen sich in jeder Situation und Spielphase wohlfühlen. Das erfordert komplette Spieler: der Torwart ist der erste Angreifer und der Stürmer der erste Verteidiger – elf Spielmacher sollt ihr sein.

Welcher Schule gehörst du an? Gibst du deinen Spielern einen präzisen Plan vor, der exakt befolgt werden soll? Oder lässt du sie auf dem Platz ihre eigenen Entscheidungen treffen? Oder versuchst du einen Mittelweg?



Für Pragmatiker: Spezialist oder Generalist?

In einem Fußballspiel gibt es verschiedene Aufgaben zu bewältigen: Man muss den Ball erobern, den Gegner stören, den Ball in den eigenen Reihen halten, attackieren und Tore schießen. Wer für welche und wie viele dieser Aufgaben verantwortlich ist, bestimmt die Philosophie.

Eine sehr strikte Herangehensweise verteilt diese Aufgaben so über die Mannschaft, dass jeder Spieler genau eine dieser Aufgaben zu bewältigen hat. Die Verteidiger sollen den Ball erobern, das defensive Mittelfeld stört den Gegner, der Spielmacher übernimmt das Aufbauspiel, die Flügel attackieren und die Torjäger sehen zu, dass sie den Ball am Ende im Netz unterbringen.

Demgegenüber steht die sehr fluide Philosophie, bei der alle Spieler zu jeder Aufgabe etwas beitragen: d.h. der Abwehrspieler darf (und soll) sehr wohl auch den öffnenden Pass spielen, der Außenverteidiger den Gegner attackieren und der Torjäger Bälle zurückerobern. Natürlich werden abhängig von der Position manche Aufgaben öfter oder weniger oft anfallen – grundsätzlich sind diese aber breit über die Mannschaft verteilt.

Folglich benötigt die erste Herangehensweise viele Spezialisten, die ihren Bereich perfekt ausfüllen können (“Fachidioten”), während die zweite eher Generalisten benötigt (“Kann alles ein bisschen, aber nix richtig.”), die auch mit komplexen Aufgabenstellungen klar kommen und sich in verschiedenen Bereichen des Spiels wohlfühlen.

Diese Interpretation von Philosophie und die Kopplung an Spielerrollen geht auf wwfans “How To Play FM – A Twelve Step Guide” (engl.) zurück. Dieser liegt auch in einer deutschen Übersetzung von Aachen4ever im Meistertrainerforum vor. Lesenswert ist auch der Kommentar von The Hand of God dazu.

So weit, so verständlich. In dem oben verlinkten Guide teilt wwfan alle Rollen in Spezialisten und Generalisten (und Zwitter) ein und stellt eine Faustregel auf, wie viele Spezialisten welche Philosophie benötigt/verträgt:

  • highly structured: 4–5 Spezialisten
  • structured: 3–4 Spezialisten
  • flexible: 2–3 Spezialisten
  • fluid: 1–2 Spezialisten
  • very fluid: 0–1 Spezialisten

Den Überblick über die Spielerrollen findest du auf FM.Z im Kompendium, ich habe dort eine Spalte mit der Einordnung als Spezialist/Generalist hinzugefügt. Auch in der oben verlinkten Übersetzung von Aachen4ever gibt es die Liste.

Abschließender Hinweis: Die Spezialisten-Theorie genießt in der Community zurecht breite Anerkennung, weil sie einen pragmatischen Umgang mit der Philosophie eröffnet hat. Doch auch sie ist nur eine Interpretation. Man kann ihr folgen, muss man aber nicht. Ich für meinen Teil habe die Philosophie bei der Rollenverteilung zwar im Hinterkopf, zähle aber keine Punkte zusammen.

 


Für Analysten: Angestaubte Schieberegler

Eigentlich wollte ich vermeiden, jemals auf die Slider einzugehen, da diese Ära zum einen vorbei ist und ich das zum anderen sehr begrüße. Dennoch möchte ich diesen Rückgriff wagen – betone aber ausdrücklich, dass die folgenden Informationen aus einer alten Version des Football Managers stammen (FM12) und keiner außer den Entwicklern weiß, inwiefern sie noch stimmen. Wenn du es also nicht zu genau wissen musst, begnüge dich mit den ersten beiden Ansätzen.

Nun, kurz nochmal die Grundlagen: Während Mentalität die Ausrichtung der Mannschaft festlegt, strukturiert die Philosophie dieselbe, indem sie die konkreten Aufgaben verteilt (s.o.). Mit den Slidern konnte man genau nachvollziehen, WIE sie das tat. Das Wissen ist nicht sonderlich wichtig, war aber eben zumindest transparent (was ein Pro-Argument für die Slider ist).

Im Prinzip ist dieser Punkt also eine Vertiefung des vorhergehenden, da wir hier mithilfe der Slider sehen, wie die Aufgaben gebündelt werden. Die Philosophie strukturiert nämlich die Mentalität der einzelnen Spieler und gruppiert sie in Blöcke (Stürmer sind in dieser Betrachtung ausgenommen, da deren Mentalität noch anderen Einflüssen unterworfen ist):

Grafik mit den Mentalitätsblöcken öffnen


Wir erkennen also dasselbe, was wir oben schon festgestellt haben: Je fluider die Philosophie, desto einheitlicher nimmt das Team die Aufgaben wahr. Was neu ist: Während auf very rigid die Außenverteidiger noch im ersten Block mit der niedrigsten Mentalität stecken, wandern sie auf rigid einen Block vor die Kollegen aus der Innenverteidigung. Hier wäre also ein Ansatz, wenn man die eigenen Außenverteidiger gerne mit leicht mehr Vorwärtsdrang ausgestattet sehen würde.

Neben der Mentalität beeinflusst die Philosophie auch die kreative Freiheit. Das würde jetzt aber zu weit führen, deshalb belasse ich es bei dem zarten Hinweis. Immerhin sind die Slider lange Geschichte und dieses vermeintliche Detailwissen stiftet oft nur mehr Verwirrung, als wenn man einfach mit dem arbeitet, was man vor der Nase hat.

 


Fazit/tldr;

Die Philosophie verteilt die Aufgaben (= Verantwortung für bestimmte Spielphasen) über die Mannschaft. Je rigider das System, desto weniger Aufgaben hat ein Spieler zu bearbeiten und dementsprechend spezialisiert sollte er sein. Je fluider die Philosophie, desto mehr Aufgaben hat der Spieler zu bearbeiten (bzw. alle Spieler bearbeiten alle Aufgaben) und dementsprechend komplett sollte er sein.


Weitere Lektüre: Falls dir das nicht reicht und du dir die Überdosis geben willst, lies dir The Mentality Ladder – A Practical Framework For Understanding Fluidity and Duty (engl.) durch. Das ist der Grund, warum ich es bei diesen drei kleinen Prinzipien belassen werde. Kann man alles wissen, will man aber vielleicht nicht.

Ich hoffe, der Artikel konnte einen vereinfachten Zugang zur Philosophie geben ohne oberflächlich zu sein. Wenn nicht, lass bitte einen Kommentar da. Ebenso, wenn du Fragen zu diesem Thema hast. Ich freue mich drauf!


>> Außerdem freue ich mich natürlich über Besuch auf FM.Z :-)

« Letzte Änderung: 30.Dezember 2018, 11:14:12 von Tery Whenett »
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riquelmeone

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Hallo Tery, deine Threads haben stets Hand und Fuss. Sehr hilf- und lehrreich.
Ich habe mich jetzt sehr intensiv mit den Effekten der Mentality und Team Shape-Einstellungen sowie den jeweiligen Spielerrollen beschaeftigt.
Ich habe das schon mal in einem der Guides hier geschrieben, ich versuche aktuell den Stil des AC Mailand der spaeten 80er oder Juventus der fruehen 90er nachzustellen.
Hierbei habe ich anhand der Guides die Mentality auf control (manchmal auch attacking) und die Team Shape auf strict gestellt und versucht ein paar Spezialisten, vor allem den Trequartista zu benutzen.
Wollte nur kurz anmerken, dass das wunderbar funktioniert. Jeder uebernimmt seine Rolle und die Spezialisten haben ihren Einfluss. Wobei ich jetzt sagen wuerde, dass der limited full back fuer mich nicht als Spezialist als solcher durchgeht, weil er einfach einer von 4 Verteidigern ist und auch nichts anderes macht.

Kurze Frage, ein Roberto Baggio bei Juve in der folgenden Aufstellung als Trequartista neben einem anderen Sturmer und vor allem vor einem Spielmacher (in dem Fall Moeller), glaubst du das funktioniert auch gut beim FM? Ich selbst spiele naemlich mit der Moeller-position als Trequartista.
http://en.wikipedia.org/wiki/1993_UEFA_Cup_Final
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Tery Whenett

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Danke fürs Kompliment :)

Ja, ich kann mir das sehr gut vorstellen, das verspricht einige herausragende Kombinationen. Finde deine Idee spannend - mach weiter so!
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