Ich gebe zu, dass ich der Einzige bei uns im Unternehmen bin, der so lange Urlaub macht am Stück.
Aber nicht weil es sonst niemand dürfte. Es ist spezifisch für unsere Abteilung, was an unserem Abteilungsleiter liegt. Es redet ihm da auch keiner rein.
Für die Unternehmensführung zählt nur, dass es immer eine Besetzung XY gibt und man eben nicht zu viele Überschneidungen hat im Urlaub.
Man kann mit allen Mittel und Tricks meine 43 Tage am Stück, sogar auf 49 ausweiten. Das werde ich irgendwann einmal probieren.
Wir haben Standard 30 Tage, plus 3 Tage, welche man definitiv im Jahr an Überstunden generiert. Wenn man dann auch noch den freien Tag am Anfang des Urlaubs und am Ende geschickt legen kann, dann kann es wirklich auf 49 Tage am Stück kommen.
Sicherlich ist es ein Privileg hier zu arbeiten bzw. unter diesem Abteilungsleiter, der einfach eine geniale Menschenführung hat. Selbst kritische Worte motivieren einen.
Bei ihm ist es z.B. so, dass man ihm sagen kann, dass man am nächsten Tag erst um 14 Uhr zur Arbeit erscheinen kann und wenn es die Besetzung erlaubt, dann wird das genehmigt. Er fragt nicht nach dem Grund, da er uns klar kommuniziert: 'Wenn es für sie/dich wichtig ist, dann ist es dass für mich auch!'
Ebenso kann man zu ihm gehen und sagen, dass man in Woche XY einen zusätzlichen freien Tag braucht, aber sein Urlaubskonto nicht angreifen will. Wenn es die Besetzung erlaubt, dann bekommt man den Tag auch, wenn es plausibel ist. Er verlangt dann auch nicht, dass man dann eine andere Woche komplett durcharbeitet. Denn im Gegenzug notieren wir keinerlei Mehrstunden. (Also diejenigen, welche auf diese Vertrauensbasis arbeiten) Dafür ist halt eine große Portion Vertrauen und Zuverlässigkeit notwendig.
Obendrein scheint er bereits bei den Bewerbungen ein super Händchen zu haben, da diese Verfahrensweise meines Wissens noch nie ausgenutzt wurde, nicht einmal von mir
Würde das einer tun, hätte er sicher ein dickes Problem mit unserem AL und vor allen Dingen riskiert man halt, dann nicht mehr für diese Abteilung tätig zu sein. Der Gedanke ist dann doch eher nicht so toll.
Ferner haben wir ein Anrecht darauf eine Sommerarbeitszeit zu nehmen, die nur sehr geringfügige Gehaltseinbußen mit sich bringt. Zwischen 1 und 4 Monaten im Jahr kann man dann eben von 5 auf bis zu 3 Tage die Woche runtergehen.
Dein Abteilungsleiter ist ein schlauer Mensch. Mit dieser Art von Mitarbeiterführung wird er dauerhaft motivierte und flexible Mitarbeiter haben. Ich habe Mitarbeiterinnen (junge Mütter), die Teilzeit arbeiten und teilweise aus dem Home Office tätig sind. Denen (und anderen möglichst auch) gewähre ich maximal mögliche Flexibilität und bekomme dafür maximale Motivation, Einsatz und immer zeitgerechte Rückmeldungen bzw. Erledigungen. Eine Mitarbeiterin hat schon besser dotierte Angebote abgelehnt, da sie nicht sicher sein konnte, dass sie bei ihrer neuen Stelle auch so flexibel handeln könne...
Leider in meiner Branche (Bankwesen) noch weit verbreitet, dass Führungskräfte flexible Arbeitszeitmodelle als "zu aufwendig für die Planung" bzw. aus anderen fadenscheinigen Gründen negativ ansehen und somit Mitarbeiter in enge Korsetts zwängt, für höhere Ausfallquoten sorgt und dauerhaft unzufriedene Mitarbeiter schafft.
Ich habe da ausnahmslos gute Erfahrungen mit flexiblen Modellen gemacht. Voraussetzung ist natürlich immer, dass die Mitarbeiter die Flexibilität eigenverantwortlich gestalten und nicht ausnutzen. Im letzteren Fall würde ich den Hahn auch sehr schnell abdrehen...
Vielen Dank, dass du so etwas schreibst Tony. Ich bin total bei dir. Frage mich auch, wann es der Großteil der Unternehmer kapiert, dass enge Korsetts, zu viel Reglementierung und Druck zu allem führen, nur nicht zu langfristig gewünschten Ergebnissen. Insbesondere hohe Ausfallquoten sind ein weitverbreitetes Resultat. Ich spreche nicht von dem einen Mitarbeiter, den fast jedes Unternehmen hat und der 2-3x im Jahr langzeitkrank ist. Ich spreche von der Masse und die kann ich super verstehen. Denn wenn man sich im Job nicht wohlfühlt, greifen viele zu dem Strohhalm Krankenschein, um sich selbst rauszunehmen aus Druck, Überforderung und ständiger Erreichbarkeit.
Natürlich jammern wir auf hohem Niveau, da andere Menschen auf der Welt hungern müssen, im Krieg leben und nicht mal wissen, wie sie den Tag überstehen.
Aber wir müssen halt gucken, was bei uns förderlich ist.
Ein Mitarbeiter der Respekt, Wertschätzung, teils Privilegien und auch Wünsche erfüllt bekommt, der wird in der Regel lange bleiben und gute Ergebnisse liefern. So ist das bei uns. Es gibt wenig Gefälle.
Leider versteht man im Leben das meiste immer nur rückwärts. Mein vorheriger Arbeitgeber veranlasste mich, unter fadenscheinigen Gründen, zu kündigen. Nach einer Phase des Frustes darüber, eröffnete sich diese Möglichkeit aus einem reinen Zufall und war das Beste was einem passieren kann.
Früher hieß es immer erreichbar sein. Erst per Handy, später per Smartphone. Seit nunmehr 4 Jahren, lebe ich ohne Smartphone und besitze nur ein Notfall Handy von SonyEricsson, was 3/4 der Zeit aus ist und 3 von 5 Arbeitstagen zu Hause vergessen wird.
Man bekommt mit, dass viele Firmen mittlerweile verstärkt über WhatsApp untereinander kommunizieren. Die ständige Erreichbarkeit hat sich noch verschärft.
Sorry, aber ausgenommen von Ärzten, Rettungskräften, Polizei und Feuerwehr sehe ich nicht den geringsten Grund für so etwas.
Ohne dieses Medium Smartphone lebt es ich derartig entspannt und frei, dass kann man glaube ich nur nachvollziehen, wenn man es selbst macht. Natürlich schlafen ein paar Kontakte dadurch ein. Es wäre gelogen, würde man was anderes behaupten, aber hey.........!
Zurück zu Arbeitgebern. Ich habe ja nichts gegen Regeln und es muss auch nicht gleich jeder von zu Hause aus arbeiten, aber die Richtung, in welche sich das Ganze entwickelt, finde ich gefährlich.
Es werden teils total überzogene Vorgaben gemacht, in den meisten Branchen, du wirst wissen wovon ich rede.
Es sind keine motivierenden Werte, sondern Werte, die einen unter Druck setzten bzw. 'unten' halten. Zwar verstehe ich die Idee dahinter, jedoch nicht die Durchführung und Praktik.
Die heutigen Praktiken sind einfach nur durchführbar und erhalten eine Illusion, weil man die Mitarbeiter oft wechselt wie Unterhosen. Hire & Fire
Ich kann Leute gut verstehen, die 'aussteigen' oder auswandern, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Besser = weniger Stress und weniger Druck.
Klar gibt es auch Leute, die Druck brauchen, weil sie ansonsten zu faul sind um was auf die Kette zu bekommen, doch das hat doch dann jeder Arbeitgeber selbst in der Hand, diese auszusortieren.
Na ja, bevor ich mich weiter in Rage schreibe, beste Grüße
Edit: Eine schlimme Folge ist, dass junge Menschen nicht einfach mal locker über eine Familienplanung nachdenken können, da es viel zu viele Unsicherheiten gibt und einem die Zukunftsplanung quasi nicht ermöglicht wird in vielen Branchen.