Und hier die Geschichten:
Der Drachentöter
Daryos Höhle roch nach verfaultem Fleisch. Sabri saß vor dem Eingang an ihrem Lagerfeuer und sah in die Flammen. Es gab nichts zu tun. Ihr Auftrag war, Daryo zu bewachen. Das bedeutete, mittags die Fleischportionen, die die Jäger des Dorfes gesammelt hatten, vor die Höhle zu legen. Und den Rest des Tages zu warten. Es kam vor, dass Daryo das Fleisch nicht reichte. Dann war es Sabris Aufgabe, sich fressen zu lassen. Das war der Preis dafür, in der Nachbarschaft des alten Drachen zu leben.
Die Flammen leckten die Äste empor und färbten das Holz schwarz und weiß. Sabri sah dem Schauspiel zu, bis ihre Augen schmerzten. Sie dachte an König Artus und die Ritter der Tafelrunde. Sie stellte sich vor, wie so häufig, dass ein Ritter kam, und den Drachen erschlug. So war das in den alten Geschichten, die Sabri sich täglich auf Schallplatte anhörte, wenn sie zu Hause auf dem Fußboden saß, während der "Paradiesstunde", wenn es im Dorf Strom gab. Von Rittern, die auszogen, um den Drachen zu töten, und die Jungfrau zu retten, die dem Drachen geopfert werden sollte. War das nicht genau die Situation, in der Sabri steckte? Aber es gab keine Ritter mehr, wenn es sie jemals gegeben hatte. Ihr Vater predigte immer wieder, wie glücklich sie sich schätzen sollten, dass sie hier ein Stück lebenswertes Land gefunden hatten. Sabris Blick wanderte in die Dunkelheit, hinter den Höhleneingang. Es war nichts zu erkennen außer der Schwärze der Nacht, aber sie wusste, dass einige Meter dahinter die Pflöcke mit den roten Plastikfahnen in den Boden gerammt waren. Die Pflöcke, die davor warnten, dass dahinter die tödliche, verseuchte Wüste begann, in der die Luft vergiftet war, und kein Mensch lebend heraus kam. Die Dorfgemeinschaft lebte auf einer glückseligen, fruchtbaren Insel, umgeben von tödlicher Wüste. Dafür musste man in Kauf nehmen sich diesen Flecken Land mit Daryo zu teilen. Und Daryo verlangte einen Preis für das Zusammenleben.
Sabri zog die Decke höher und sah wieder in die Flammen. Wenn Daryo sie heute Nacht fressen wollte, dann war das so. Die geopferten Fleischrationen der vergangenen Tage waren sehr üppig gewesen, vermutlich kam daher der Gestank: Der Drache hatte gar nicht alles verschlingen können, bevor das Fleisch faulte. Heute Mittag hingegen hatten die Jäger nur ein paar Hasen vorbeigebracht. Zu wenig, eigentlich. Gut möglich, dass Daryo heute Nacht Hunger verspürte. Sabri lauschte in sich hinein, ob sie Angst verspürte, aber da war nichts. Sie hatte 19 Jahre gelebt, und es waren gute Jahre gewesen. Nur um ihren Vater tat es ihr leid.
Das Knacken der brennenden Äste begleitete Sabri in die Träume. Vor ihrem Auge sah sie einen Mann in knarzender Ritterrüstung bis vor die Höhle reiten. Mit seiner Lanze durchstach er die alte Echse, die einen grässlichen Schrei von sich gab, und befreite das Dorf von der Schreckensherrschaft.
***
Am nächsten Tag standen tatsächlich sechs Ritter in der Mitte des Dorfes. Sie steckten in weißen Rüstungen, die ihre Körper komplett verdeckten. Kein Stück Haut, kein Gesicht war von ihnen zu sehen. Nur spiegelndes Weiß, dicke Platten aus undurchdringlichem Plastik. Die Köpfe steckten hinter schwarzem Spiegelglas. Sie wirkten fremd, die Ritter, auf dem schlammigen Dorfplatz, inmitten der Wellblechhütten, der hölzernen Verschläge, den rostigen Eisenbeschlägen und den angelaufenen Generatoren. Sabri war ins Dorf zurückgekehrt, um das Fleisch für Daryo zu holen. Noch zwei Tage, dann würde sie von einem anderen Dorfbewohner abgelöst. Sie sah ihren Vater vor seiner Wellblechhütte stehen, sein Gesicht war fahl, wie der Wüstensand jenseits der roten Plastikfahnen.
Die Stimmen der Ritter klangen gleichförmig. Metallische, blecherne Stimmen, die durch Lautsprecher in den Rüstungen tönten. Sabri näherte sich dem Dorfplatz, langsam. Ihr Herz pochte. Waren die Ritter gekommen, um Daryo zu erlegen?
"… alle jungen Frauen zwischen 15 und 22 Jahren", hörte sie die eine der metallischen Stimmen sagen. "Bis morgen früh um zehn Uhr."
"Ihr Hunde!", schrie Mont, der Vater ihrer besten Freundin. "Was habt ihr denn jemals für uns getan? Ihr taucht alle Jahre einmal auf, und bringt nur Verderben! Lasst uns in Frieden leben! Wir schulden der Stadt nichts. Wir kaufen und handeln mit euren Drohnen, reicht euch das nicht?"
Die Stadt. Die sechs weißen Ritter kamen aus der Stadt? Sabri wusste nur sehr wenig über die Stadt. Es war eine große Ansammlung von Häusern, auf der anderen Seite der verseuchten Wüste. Einmal im Monat kamen die Händler-Drohnen leise surrend diesen Weg, und brachten Waren zum Tausch gegen Gemüse und Getreide. Aber die Drohnen waren leblose Roboter. Sabri konnte sich nicht erinnern, dass jemals Menschen aus der Stadt gekommen waren. In ihrer Vorstellung war die Stadt bevölkert von Drohnen, Robotern und Maschinen. Auch niemand aus dem Dorf war je dort gewesen. Man überlebte den Weg durch die verseuchte Wüste nicht. Sabri betrachtete die Ritter noch interessierter.
In diesem Moment zog der vorderste der Männer eine Waffe von seiner Hüfte und richtete sie auf Mont. Ein surrendes Zischen ertönte, und Mont griff sich an den Bauch und sackte leblos zusammen. Mehrere Umstehende schrien auf. Sabri stand wie vom Donner gerührt. Zwei der Männer griffen die schreiende und um sich schlagende Mont und schleiften sie mit sich fort. "Die anderen Mädchen morgen. Zehn Uhr", sagte eine Stimme, blechern und verzerrt. Dann wandten sich alle um und verließen das Dorf.
***
"Warum wollen die Ritter die jungen Frauen mitnehmen, Vater?"
Das Gesicht ihres Vaters war ascheweiß.
"Geh zurück zu Daryo, Sabri", flüsterte ihr Vater. "Auch in katastrophalen Zeiten wie diesen dürfen wir unsere Pflichten nicht vernachlässigen."
"Wer sind die Ritter? Warum tun sie das?"
"Die Ritter stammen aus der Stadt, hinter der verseuchten Wüste, Sabri. Nicht irgendeine Stadt. Die Stadt. Eine Metropole. Eine Megametropole, wie es sie selbst früher nicht gab, vor der Apokalypse. Ich wollte dir nie von all dem erzählen, Sabri. Es ist nicht wichtig. Nicht für unser Leben hier."
Dann erzählte er doch. Sabri lauschte. Sie verstand nicht alles. Eigentlich das wenigste. Von einer Katastrophe. Enklaven. Nuklearer Verseuchung. Einer Megametropole ohne Ackerland. Von Soldaten in Kampfanzügen. Uniformen Rüstungen, die allem widerstanden. Von einem Vertrag. Aussichtslosigkeit.
"Wir können diesen Männern nicht widerstehen, Sabri. Sie werden dich morgen mitnehmen. Um dich zu …"
Ihr Vater brach ab.
"Geh", sagte er dann leise.
Sabri ging zurück zur Höhle. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie Angst.
***
Rennon sah ihr nach. Auf seinem Sichtschirm flimmerten die Daten, die seine Sensoren über sie erfassten. Alter, Größe, Gewicht, Augenfarbe… Er setzte seine vollautomatische Rüstung in Bewegung. Man fühlte sich wie ein Gott, wenn man darein steckte. Sie verbesserte Bewegungen, lieferte Daten, Wasser, Nahrung. Man musste den Anzug im Grunde nie verlassen. Er war ein kleines Weltwunder. Rennon schritt der jungen Frau hinterher, die sich aus dem Dorf entfernte. Vermutlich eine naive Dorfbewohnerin, die versuchte, einem Leben in den Bordellen und Vermehrungsanstalten der Stadt zu entkommen. Die Stadt brauchte Frischfleisch. Rennon und seine Begleiter waren hier, um es zu besorgen.
Während weiter Daten außerhalb seines Sichtfelds herunterratterten und links ein Koordinatensystem erschien, verlangsamte Rennon seine Schritte. Die junge Frau hatte sich an einem heruntergebrannten Lagerfeuer niedergelassen. Rennon zoomte die Sicht um mehrere hundert Meter heran und betrachtete sie. Sie war bildhübsch. Die vollautomatische Rüstung konnte vieles. Daten liefern. Ernähren. Eines konnte sie nicht. Oder nur unzureichend: Befriedigung verschaffen. Rennon drückte auf einen Knopf. Es zischte. Datenkolonnen informierten ihn über Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck, und darüber, dass die Radioaktivität an diesem Ort ungewöhnlich hoch war. Eine Warnung blinkte. Er ignorierte sie. Die Lichter erloschen.
Rennon stieg aus der Rüstung und schlich geduckt auf die junge Frau zu.
***
Sabri dachte über Ritter nach. Es klang nicht ehrenwert, was diese Menschen taten. Sabri stocherte in der Asche herum. Sie hörte nicht das leise Knirschen näherkommender Schritte. Sie sah den Mann nicht, der sich ihr näherte.
Erst, als es zu spät war.
Plötzlich lag der schwere Körper auf ihr, drückte sie in den harten Boden. Sabri schrie. Sie trat, versuchte zu schlagen, warf den Kopf zur Seite. Ein Lachen ertönte. Sabri hörte, wie jemand ihre Tunika zerriss. Sie schrie wieder.
Als Antwort ertönte ein schriller Schrei, lauter als alles, was sie jemals gehört hatte. Etwas knirschte. Ein Mann stöhnte. Dann wurde das Gewicht von ihrem Körper genommen. Sabri sah hoch.
Über ihr ragte der Kopf eines gigantischen Leguans auf. In einer Klaue hielt er einen zermalmten Körper. Dann warf die Echse sich den Körper ins Maul. Es knirschte. Daryo leckte sich mit einer langen, dunkelblauen Zunge die Lippen, und verschwand in seiner Höhle.
***
Die sechs Söldner in den weißen Rüstungen nahmen am nächsten Morgen die jungen Frauen und Mädchen des Dorfes in Empfang und bugsierten sie in den Laderaum ihres Lastfahrzeugs. Die Dorfbewohner sahen stumm zu. Es war der Lauf der Dinge.
"Wir kommen zurück", sagte eine verzerrte, scheppernde Stimme. Dann setzten die sechs Männer sich in Bewegung und verließen das Dorf.
Auf dem Bildschirm ratterten rechts Datenkolonnen entlang, links war eine Landkarte zu sehen. Sabri verstand nicht viel von dem, was sie sah, aber die Rüstung schien sich demjenigen, der in ihr steckte, anzupassen. Innerhalb weniger Stunden hatte Sabri es bereits geschafft, die Bewegungen und Sprachfunktionen komplett zu meistern.
Zusammen mit den anderen fünf Männern stapfte sie durch die verseuchte Todeszone, in Richtung der großen Stadt. In eine Zukunft, die größer war, als alles, was sie sich bislang hätte vorstellen können. "Ich komme zurück", dachte sie. Für ihren Vater. Und für Daryo, ihren Ritter, der den bösen Drachen gefressen hatte.
1561 Wörter / verwendete Stichwörter Mega-Metropole, Schallplatte und Ritterrüstung
DIE BIENENKÖNIGE
Als ich die Tür des alten Steinhauses öffnete und auf die kleine Veranda trat, begrüßte mich ein zauberhaft schöner Frühlingsmorgen. Die Sonne wärmte meine müden Glieder, die von der nächtlichen Kälte noch ganz steif waren. Ich reckte mich, gähnte herzhaft und sah mich mit noch vom Schlaf verklebten Augen um. Die ersten Obstbäume öffneten zart ihre Knospen und während ich mir mit den Händen den Schlafdreck aus den Augenwinkel rieb, hörte ich ein beruhigendes Summen. Ein paar wenige Vögel stimmten einen melodiösen Gesang an und der Wind ließ die Grashalme wogen, als er durch die leicht geneigte Wiese fuhr.
Zufrieden ging ich wieder hinein und kochte mir erst einmal Kaffee auf dem alten, mit Kacheln verkleideten Holzherd. Ich hatte höchstens noch eine halbe Tasse der kostbaren Bohnen, die einstmals auf der ganzen Welt verkauft worden waren. Also versuchte ich den Kaffee so lange wie möglich mit allem, was mir einfiel, zu strecken. Naheliegend waren natürlich Getreidekörner, aber auch für Baumrinde, oder vertrocknetes Laub war ich mir nicht zu schade. So manches Mal war dabei eine braun-schwarze Brühe herausgekommen, die nur noch wenig mit richtigem Kaffee gemein hatte. Ein steinharter Kanten Brot, den ich in etwas Wasser aufweichte und einer der wenigen verbliebenen, verschrumpelten Äpfel vom letzten Herbst rundeten das spartanische Frühstück ab.
Während ich angestrengt kaute und das Essen mühevoll am rustikalen Holztisch herunterwürgte, fiel mein Blick auf die alte Schallplatte, ein letztes Andenken von meinem Vater. Selbst zu seiner Zeit, waren die Vinylscheiben höchstens etwas für unverbesserliche Nostalgiker gewesen – damals, als man sich Nostalgie noch hatte leisten können. Jetzt aber wirkte die 'Abbey Road' einfach nur fehl am Platz. Dennoch hatte ich die Platte behalten, genauso wie den alten Plattenspieler, der trotz aller Widrigkeiten noch funktionierte. Ich überlegte, ob ich den Stromgenerator anwerfen und ein wenig Musik hören sollte.
Für einige kostbare Augenblicke stellte ich mir das Vergnügen vor, aus dem einen verstaubten Lautsprecher in der Ecke, die Beatles singen zu hören. Leider war das Öl, mit dem der Generator betrieben wurde, das vielleicht kostbarste Gut, das ich besaß, und ich wollte es nicht dafür verschwenden, oder besser gesagt: Ich konnte es mir nicht leisten. Also blieb die Musik nur eine blasse Erinnerung, die mit den Jahren immer schwächer wurde.
Nach dem Frühstück stattete ich dem Plumpsklo einen Besuch ab, um mich zu erleichtern. Der Abort war etwas abseits in einem kleinen Verschlag untergebracht, unter dem sich eine Jauchegrube befand. Die alte Wassertoilette im Haus funktionierte schon seit Jahren nicht mehr, schließlich gab es keine zentrale Wasserversorgung mehr, die von weither die Leitungen durchspülen könnte. Glücklicherweise blieb kaum Stuhl an meinem Hintern kleben, so dass das Gefühl beim Aufstehen und Anziehen der Hose, wenn sich die Arschbacken aneinander drückten, nicht ganz so widerlich war. Klopapier hatte ich schon lange keins mehr und die Blätter an den Bäumen und Sträuchern, die hier wuchsen, waren einfach noch zu klein, als dass sie wirklich von Nutzen hierfür wären. Es war eben erst Frühling.
Als ich den Rest der Morgenhygiene – ein Ausspülen des Mundes mit Regenwasser aus der Tonne – erledigt hatte, machte ich mich für die Arbeit fertig. Hier in unserem abgeschiedenen Tal hatte ich die wichtigste Aufgabe von allen: Ich war Imker. Während die Seuchen der letzten Jahrzehnte nicht nur unzählige Menschen, sondern auch sämtliches Vieh und überhaupt den Großteil der Fauna dahingerafft hatten, war es mir gelungen, zwei Bienenstaaten zu retten. In dem Tal, das einstmals über zwei Millionen Obstbäume verschiedenster Sorten beheimatet hatte, waren die Bienen noch vor zwanzig Jahren allgegenwärtig gewesen. Ich erinnerte mich, wie die Bienenstöcke dicht an dicht gelegen und regelrechte Insekten-Mega-Metropolen gebildet hatten. Für die Obstbauern, die hier einstmals ihren Lebensunterhalt verdient hatten und zu denen auch meine Vorfahren gehörten, waren die Bienen unersetzlich gewesen. Nur durch ihre Arbeit, wurden die vielen Blüten im Frühling überhaupt erst bestäubt, so dass die Bäume später im Jahr Früchte tragen konnten.
Jetzt, da nur noch ein trauriger Rest davon übrig war, wurde dies umso deutlicher. Nur noch an wenigen Bäumen reiften die Blüten nach einiger Zeit zu Früchten heran. Die zwei Bienenvölker, die ich hatte durchbringen können waren einfach zu wenige, um alle Blüten zu befruchten. Viele der alten Bäume schienen sich nicht einmal mehr die Mühe zu machen, Blüten auszubilden. Sie warteten einfach auf ihren sicheren Tod, ohne sich um Fortpflanzung oder dergleichen zu scheren.
Eines stand aber fest: Ohne die Bienen würden wir verhungern. Ihre Arbeit gab uns Nahrung und so war es an uns, sie zu schützen. Eine nahezu perfekte Symbiose. Ich musste oft an Albert Einstein denken, der einmal gesagt hatte: „Sterben die Bienen, so sterben auch wir“. Erst spät hatte ich gelernt, was dieser weise Mann damit hatte sagen wollen. Immerhin noch früh genug, um die Existenz der wenigen Überlebenden im Tal zu sichern. Wir waren nicht einmal mehr einhundert Seelen an diesem eigentlich paradiesischen Ort, an dem die Natur sich alle Mühe gegeben hatte, den Menschen in Staunen zu versetzen. Von Reisenden, die sich hin und wieder hierher verirrten, hatte ich erfahren, dass es in anderen Regionen noch schlimmer aussah. Die Menschen mühten sich auf den Feldern und verzweifelten am Versuch, die Bäume von Hand zu bestäuben. Eines jedoch hatten alle Berichte gemeinsam. Nirgendwo gab es noch Vieh, das die Menschen ernährte. Es schien fast so, als hätte die Tierwelt gesagt: „Schaut, wie ihr ohne uns zurechtkommt“. Die Antwort lautete: äußerst schlecht.
Ich hatte zwei Helfer, Javier und Maria, denen ich alles beigebracht hatte, was ich über die Zucht und den Schutz unserer schwarz-gelb gestreiften Freunde wusste. Wir sahen uns als eine eingeschworene Gruppe, die sich einem höherem Ziel untergeordnet hatte. Wir kämpften für unsere Freunde und Verwandten, wir kämpften für die Menschen, die uns vertrauten, und so waren wir gewissermaßen Ritter der Postapokalypse.
Wie fast jeden Morgen kamen die beiden zu meinem baufälligen Haus und ein jeder zog sich seine Ritterrüstung an: dicke Kleidung zum Schutz vor Stichen und einen Hut, von dessen breiter Krempe ein Netz rundum herunterhing, um auch unser Gesicht vor den Bienen zu schützen.
Ich konnte mich noch an Zeiten mit meinem Vater erinnern, da brauchte ich all das nicht. Doch seit die Bienen so dezimiert waren, waren sie seltsam aggressiv geworden und wir hatten keine andere Wahl, als uns zu schützen. Manchmal hatte ich den Eindruck, als handelten die Bienen aus Notwehr, da sie sich ihrer geringen Zahl bewusst waren. Vielleicht hatte sie ja tatsächlich Panik erfasst. Es war traurig, wie viele Insektenleichen unsere Arbeit zurückließ, starben die Bienen doch nachdem sie zugestoßen hatten. Immerhin blieb die Population insgesamt konstant, was uns ein wenig beruhigte. Unser Ziel, eines Tages wieder mehr Bienen zu halten, war allerdings in weite Ferne gerückt. Es war eben ein fragiles Gleichgewicht. Damit das auch so blieb, mussten wir äußerst behutsam vorgehen, um unsere Lebensgrundlage nicht zu zerstören.
„Also gut.“, sagte ich, als ich die alten, dicken Lederhandschuhe übergezogen hatte. „Bereit?“
Meine Begleiter nickten und so gingen wir die gut einhundert Schritte zu den Bienenstöcken, um unseren Kampf weiter zu kämpfen.
1160 Wörter / verwendete Stichwörter: Mega-Metropole, Schallplatte und Ritterrüstung
Das Licht des Lebens
Blätter raschelten im Wind, eine leichte Brise streifte über seine Wangen und Sonnenstrahlen erwärmten sein Gesicht. Adam konnte sich nicht an diese Gefühle, diese Emotionen, diese Natur erinnern. Zu lange saß er fest. Zu lange war er eingesperrt. Zu lange schien es zu gefährlich, sich der Natur auszusetzen. Doch vor wenigen Stunden hatte er Signale empfangen. Signale die deutlich aufgezeigt hatten, dass über einen langen Zeitraum keine Gefahr durch Umwelteinflüsse bestanden hatte. Adam nahm diese veränderten Umstände wohlwollend zur Kenntnis, da er genau wusste, dass seine Sicherheitssysteme in der großen Anzahl, die er angesammelt hatte, endlich fehlerfrei waren. Sobald sie dauerhaft grünes Licht geben, ist es sicher. Sie gaben grünes Licht. Seit langer Zeit. So machte er sich an die Vorbereitungen, die seine erste Reise unter freien Himmeln so sicher wie möglich machen sollten. Falls nicht hatte er noch seine kleine, runde, leuchtend rote Pille, die seinen Schmerzen ein schnelles Ende setzen würde. Und vermutlich der gesamten Menschheit. Er hatte diesen Moment so lange herbeigesehnt. Jede Nacht, sofern man noch von einem Tag- und Nachtwechsel sprechen konnte, träumte er im Schlaf von blühenden Feldern, grünen Bäumen, zwitschernden Vögeln und im Freien spielenden, tobenden Kindern. Jetzt war der Tag gekommen. Er konnte zurück. Er atmete zum ersten Mal Luft, die nicht von seinen fehlerfreien Filteranlagen aufbereitet wurde. Und es fühlte sich gut an.
Seit dem 11. September 2101 wartete er auf diesen Moment. Oft wurde er von seinen Mitmenschen verspottet. Er wäre ein Sonderling, ein Feigling, ein Spinner, ein Idiot, ein Geldverschwender. Doch alles zahlte sich aus. Er lebte. Von seinen verhassten Mitmenschen fehlte jede Spur. Adam wusste, dass der Tag der Apokalypse kommen würde. Gott hatte es angekündigt. Es musste geschehen. An einem Tag, der begann wie so viele andere zuvor, deutete nichts darauf hin, das bald Licht vom Himmel regnen würde. Adam arbeitete für die britische Regierung in einem Gebäude der höchsten Sicherheitsstufe in der Megametropole London. Ironischerweise wurde sein brillanter Geist für etwas eingesetzt, das er stets verabscheute. Er glaubte an Frieden, Harmonie und Gerechtigkeit. Er wusste, dass Gott Leid genauso verabscheut, wie er es tat. Und dennoch arbeitete er an einer Waffe, von der er wusste, dass sie die Atmosphäre verbrennen könnte. Er musste das machen. Er wusste, dass es Menschen gab, die aufgrund falscher Wertvorstellungen, aufgrund eines falsch gerichteten Fanatismus Hass, Schmerz, Leid und Tod über alle anderen Menschen brachten. Er wusste, dass die Existenz dieser Waffe notwendig war, um eine gewisse Einschüchterung und Deeskalation zu garantieren.
Die Lage der Welt und die Sicherheit der Menschen hatten stark gelitten. Terror und Tod überfluteten die Straßen der Welt. Der Wille nach Frieden war so vielen Menschen abhandengekommen. Die Menschheit steuerte ihrem Untergang entgegen. An jedem schicksalhaften Tag las er in der Zeitung wieder nur von Tod und Leid. Er wartete nur auf die komplette Eskalation und hatte sich deshalb einen Bunker zugelegt. Diesen hatte er mit modernster Technik und Vorräten für Jahrzehnte ausgestattet, um sicher zu sein. Viele Menschen kritisierten das. Er wäre nur feige. Es machte sich eine deutliche Desozialisierung Adams bemerkbar, der sich immer mehr von den geltenden Normen und Werte seiner Kultur entfernte. Er war gläubig, er sorgte sich um die Zukunft der Welt, er bereitete sich auf die Apokalypse vor. Viele konnten ihn nicht verstehen. Auch seine Frau Eve sowie seine Söhne Cane, Abel und Isaac kritisierten ihn mehr und mehr.
An seinem Arbeitsplatz war er mal wieder in der Kontrollzentrale der Waffe und kontrollierte, ob alle Systeme funktionieren. Er hasste diese Arbeit fast so sehr wie alle die Menschen, die vom rechten Weg abkamen. Urplötzlich wusste er, dass heute die Apokalypse anstand. Das Ende aller Menschen. Doch er wusste auch, dass er überleben würde. Er hatte den alten Bunker unter dem St. James’s Park. Er flüchtete. Seine Frau und seine Söhne glaubten ihm nicht. Er musste sie zurücklassen. Einzig Isaac nahm er mit, der im Park spielte. Sie versiegelten die Eingänge. Die Messinstrumente zeigten an, innerhalb von Stunden, von Tagen an, dass ein Leben auf der Oberfläche tödlich war. Wer sonst könnte sich gerettet haben? Niemand. Er war der einzige Mensch, der wusste, dass die Apokalypse kam. Er trauerte nicht einmal um seine Familie, da auch sie ihn verraten hatten. Ganz anders Isaac. Er zerbrach fast an Wut und Trauer. Keine guten Vorzeichen für einen zwölfjährigen Jungen.
Tage vergingen, Wochen vergingen, Monate vergingen, Jahre vergingen. Nach etwa drei Jahren zeigten die Systeme erstmals wieder an, dass die Oberfläche scheinbar wieder lebensfreundlich ist. Isaac war ganz aufgeregt. Er wartete nur darauf, die Welt zu erforschen. Er hatte sich extra aus den Materialien einen Anzug gefertigt, der ihm auch unter schwierigen Umweltbedingungen gute Überlebenschancen einräumen sollte. Er pflegte den Anzug mit großem Eifer, er war sein ganzer Stolz ähnlich der Ritterrüstung eines edlen Adeligen im Mittelalter. Und wie ein edler Ritter stürzte er aus dem Bunker, die Ritterrüstung angelegt und bereit, sich der Gefahr zu stellen. Adam warnte ihn wiederholt. Zwecklos. Kaum hatte Isaac das Siegel einer der Ausgangstüren geöffnete, stürmte er schon nach draußen. Die Türe versiegelte sich erneut von selbst. Just in diesem Moment verschlechterten sich die Messungen enorm. Es war wieder genauso lebensfeindlich wie zuvor. Adam wusste nicht, wie er handeln sollte, doch Herr Belial, der urplötzlich da war, untersagte ihm, Isaac zu retten.
„Oh nein, Herr Belial. Er ist mein Sohn. Er bedarf der Rettung“, versuchte Adam sein Gegenüber zu überzeugen.
„Gott hat sich das Opferlamm ausersehen, deinen Sohn. Dank seines Opfers wirst du wissen, wann die Zeit für dich reif ist. Wann du die Oberfläche betreten darfst. Sie wird das Paradies sein“, antwortete Herr Belial
Adam wusste, dass er ihm glauben konnte: „So sei es, Herr Belial.“
Die Messsysteme zeigten schreckliches an. Es war heiß. Sehr heiß. Isaac musste leiden. Womöglich verbrannte er bei lebendigem Leib. Adam hatte das nicht zu verantworten. Isaac hatte sich selbst entschieden. Keiner wusste, was durch die Türe hätte gelangen können, wenn sie nochmals geöffnet worden wäre. Adam nahm sich vor, dass er nun eine lange Zeit lebensfreundlicher Zeiten warten würde, ehe er den Bunker, seine Heimat, verließ.
Adam ließ den Blick in die Ferne schweifen. London, die strahlendste Megametropole Europas hatte gelitten. Verfall war allgegenwärtig. Nichts deutete auf Menschen hin. Adam machte sich auf den Weg, er wollte die Umgebung erkunden. Der Park war nun nicht mehr grün, sondern braun oder grau. Bäume waren abgestorben und von starker Hitze fast zerstört.
„Adam, schau doch. Siehst du die Rüstung funkeln?“
„Oh nein, Herr Belial. Das wir doch nicht mein Isaac sein?“
Es war nicht Isaac. Von Isaac war nichts mehr übrig. Aber es handelte sich um seine Rüstung. Die Handschuhe hielten eine Schallplatte eng umschlungen. In diese war etwas eingritzt. Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele schaden?
„Oh nein, Herr Belial. Ist meine Seele nicht mehr rein, da mein Sohn getötet wurde?“
„Aber nein, Adam. Es war sein Weg. Er wollte dieses Opfer.“
Adam musste den Weg fortsetzen, da er den Anblick nicht mehr ertragen konnte. Weit weg von diesem unheilsamen Ort.
„Adam, schau doch. Siehst du nicht diesen wundersamen Ort in der Ferne?“
„Oh nein, Herr Belial. Was meinst du nur?“
„Viel späht und schaut man, doch erblickt nur wenig.“
„Oh nein, Herr Belial. Ich verstehe euch nicht.“
Doch das änderte sich schnell. Er erblickte dieses Wunder. Ein Baum. In saftigem Grün, übersäht mit Blüten. Er wusste, dass das eigentlich nicht möglich wäre, doch es musste real sein. Auf eines war er stolz. Trotz neun Jahren und 322 Tagen in der Isolation blieb er bei klarem Verstand. Die Einsamkeit konnte ihm nichts anhand. Also machte er sich auf den Weg zu diesem Naturwunder. Bald schon erreichte der den Baum und fühlte die immense Kraft des Lebens.
„Adam schau doch. Siehst du nicht dieses Tier?“
„Oh nein, Herr Belial. Ob es denn so friedlich ist?“
Das Tier regte sich. Es war eine Schlange von außergewöhnlicher Pracht.
„Ihr seid der Mensch, der der Welt das Licht gebracht hat. Das Paradies ward euch versprochen.“
„Oh nein, Herr Belial. Herr Schlange weiß von unserem Übel!“
„Adam, das Licht war dein. Schlangen sind edle Tiere. Edel war der Jüngling in seiner Rüstung. Doch er brachte uns nicht das Licht. Adam sorgt für das Licht. Vertraue uns.“
„Oh nein, Herr Belial. Die Schlange sah Isaacs Leid. Aber warum soll ich ihr vertrauen.“
„Du vertraust mir, Adam. Vertraue auch der Schlange.“
„Oh nein, Herr Belial. Ich weiß es nicht.“
„Adam, du brachtest der Welt das Licht. Du sollst belohnt werden. Schau doch. Der Apfel wartet auf dich.“
Adam sah den Apfel.
„Oh nein, Herr Belial. Wie ist das möglich“
„Adam, iss ihn ruhig. Ein neuer Zyklus soll beginnen. Eine neue Spezies wird emporsteigen und alles unterjochen. Der Kreis schließt sich.“
„Oh nein, Herr Belial. Ich muss diesen Apfel genießen. Er wirkt so schmackhaft. Er ist unwiderstehlich“
Adam nahm sich den kleinen, runden, leuchtend roten Apfel und verspeiste ihn glücklich. Es dauerte nicht lange und da sah er es auch: Das Licht.
1496 Wörter / verwendete Stichwörter: Mega-Metropole, Schallplatte, Desozialisierung und Ritterrüstung
Die Kurzgeschichte
Die Sonne brannte auf seiner Haut. Danielson wußte nicht wo es weiter geht. Sein Ziel war, trotz der endlosen, einer Wüste ähnlichen Weite vor ihm, kaum zu sehen. Lediglich am Horizont konnte er sein Ziel, die Person die er jagte ausmachen. Er blickte zurück, durch die verschmierte Scheibe konnte er nur die Silhouetten der Personen sehen. Plötzlich hörte er Schreie, und konnte eine Person erkennen, die verzweifelt gegen die Schleuse aus Glas schlug. Doch er wusste, dass ihn niemand folgen würde. Er nam einen tiefen Atemzug, und begann sein Ziel zu verfolgen, um seinen Fall aufzulösen. Der Gedanke, dass es sein letzter werden könnte, machte ihm heimlich Angst.
Der ganze Schlamassel begann für Danielson mit dem ersten Mordfall im Bunkerkomplex seit 16 Jahren. Ein Mann wurde am Bahnhof von BK-152, dem Komplex wo er der Sheriff ist, erschlagen von seinem Hilfssheriff, dem Klon Larjov-3, gefunden. Bei Danielson weckte der Fall ungute Erinnerungen, er war der Sheriff bereits beim letzten Mordfall, und dieser war der Grund warum er von der Verwaltung zum kleinen und ruhigen BK-152 strafversetzt wurde. Danielson stand deshalb unter Beobachtung, das wusste er von Anfang an. Umso wichtiger war es, ruhig, diskret und souverän den Fall zu bearbeiten. Hilfe erhoffte sich Danielson, von der Kameraünerwachung, der allmächtigen und allgegenwärtigen Verwaltung, die oft fluch, in diesem Fall aber Segen ist. Doch wie tief in seinem innerem doch befürchtet, stellte sich heraus, dass der Mord in der Nacht passierte, wo die Beleuchtung bereits ausgeschaltet war. Und in der Nacht funktionierten zwar die Kameras, die Bilder ließen aber nicht die Leute, die in der Nacht unterwegs waren, eindeutig erkennen. Und auch Danielsons Hoffnung, den Mörder anhand der Laufwege zu bestimmen, zerschlug sich bereits mit der Tatsache, das in dem Apartment aus dem der Mörder kam, drei Leute leben. Bei diesen drei handelt es sich um Alex-4, ein bulliger Klon, der wenig Intelligenz zu haben scheint (Wie das sein kann obwohl man theoretisch perfekte Menschen schaffen könnte, blieb Danielson ein Rätsel), Tom-5, ein Klon der einen Astralkörper besaß, als sportlich galt, aber dem es an Geld mangelte, und Anna-2, weiblicher Klon, als gebildet geltend. Als Mordmotiv in Frage kam eindeutig Gier, immerhin besaß das Mordopfer über mehrere als teuer geltende Schallplatten, während alleine die Tatsache, dass die drei Tatverdächtigen zusammen lebten, über ihr Vermögen viel aussagten. Dagegen sprach, dass die vier Personen freundschaftlich gegenüberstanden. Danielson beunruhigte zudem die Frage, woher das Opfer sein Geld hatte. Eventuell war es Mitglied einer Untergrundorganisation? (bei der Ironie des Wortes kam selbst Danielson ins Schmunzeln). All das fragte er sich, als er auf dem Weg zur Befragung der drei Tatverdächtigen war. Die Bewohner von BK-152 schauten ihn misstrauisch an, auch sie wussten mittlerweile, was sich ereignete, und natürlich wusste man, warum Danielson der Sheriff von BK-152 war.
16 Jahre zuvor ereignete sich ein Mordfall im Bunker 104, ein deutlich größerer als der in dem Danielson heute arbeitet, und Danielson stand vor dem selben Problem, wie nun auch. Mord in der Nacht, Täter trotz großflächiger Kameraüberwachung nicht identifizierbar. Zu spät merkte Danielson damals wer der Täter war. So hatte dieser die Chance zur Flucht genutzt und in diesem Bunkersystem gibt es nur eine Fluchtmöglichkeit: über die Schleusen in die Außenwelt. Diese Möglichkeit galt als suizidial, da die Außenwelt unbewohnbar war. Obwohl dadurch der Mord damit geklärt war, sorgte das Verschwinden des Täters für Unmut bei der Verwaltung, und so wurde Danielson strafversetzt.
Doch als er schließlich zur Befragung im Haus der drei Tatverdächtigen ankam, waren es genauerweise nur zwei. Auf die Frage wo der fehlende Klon, Anna-3, war, sagte Larjov-3, der die Klone überwachen sollte, dass er ihr erlaubt habe, noch was einkaufen zu gehen. Sofort beschlich Danielson ein ungutes Gefühl, und per Telefonat mit der Verwaltung ließ er sofort eine Lokalisierung der Gesuchten anordnen. Sie befand sich derzeit in einem höher gelegegenen Parterre, und Danielsons schlechtes Gefühl verstärkte sich dadurch noch. Zum einen war der nächste Ausgang zur Außenwelt nicht weit entfernt, und auch das nächste Winkaufszentrum war weit entfernt. Und so begann Danielson sich auf den Weg zu ihrem Standpunkt, während er über die Telefonverbindung mit der Zentrale über ihre Bewegungen informiert wurde.
Früher kurz nachdem die Bunker eingeführt wurden, waren die Schleusen noch stark gesichert, angeblich zum Schutz der Bewohner durch äußere Einflüsse. Doch mittlerweile lebt fast die gesamte Weltbevölkerung in den Bunkern, da die Außenwelt als Folge jahrzehntelanger Umweltverschmutzung unbewohnbar ist. Und die, die sich einen Platz in den Bunkern nicht leisten konnten, scheinen nicht mehr zu leben. Und da aufgrund der Unwirtschaftlichkeit der Erde der Wunsch nach außen zu gehen logischerweise nicht zu groß ist, und man keine Angriffe von außen erwartet, sind die Schleusen mittlerweile nur noch von einzelnen Wachleuten, die übermüdet Dienst haben, bewacht.
Danielson fühlte sich wie in einem Deja-Vu, denn er konnte über die Telefonleitung hören, wie die Tatverdächtige den einzigen Wachmann locker überwältigte und die Schleuse öffnete. Und als Danielson ankam, sah er nur noch wie sich die Schleuse schloss, und Anja-3 los lief.
Als Danielson die Verfolgung begann, fragte er sich, warum er auf die verrückte Idee kam, unbedingt draußen die Verfolgung aufzunehmen. War es sein Pflichtbewusstsein, seine Scham, den letzten Fall bereits auf ähnliche Weise nicht gelöst zu haben. Dabei ist nichtmal sicher, ob sie die Täterin ist, vor allem, da bis auf die typische Gier, ihr ein Mordmotiv fehlt. So läuft Danielson über das Land, auf der Verfolgung der Person, und auf der Verfolgung der Auflösung seines Falls. Anscheinend hat Anja-3 nicht bemerkt, dass sie verfolgt wird, denn sie bewegt sich in einem normalem Tempo weiter. Kurz vor einer Reiterfigur, im Hintergrund sieht man den Schatten einer Megametropole, welche bereits von der Natur zurückerobert wird, dreht sie sich plötzlich um und schreit los. Sie schreit davon, dass sie ihn geliebt habe. Und so fällt Danielson ein, dass er, der seit Jahren keine Beziehungen mehr zu Personen pflegte, einen Mlrd aus Eifersucht gar nicht bedacht hatte. Immerhin scheint Liebe in einer Welt, in der neue Personen per klonen geschafft werden, nichts mehr wert zu sein. Dann zückt Anja-3 ein Messer, und ersticht sich selbst. Danielson hebt sie auf, und versucht sie zurück in den Bunker zu tragen. Noch einen Mörder straflos davonkommen zu lassen, lässt er nicht zu. Dabei fällt ihm auf, dass diese Außenwelt, gar nicht so schädlich ist.
1047 Wörter / verwendete Stichwörter: Astralkörper, Schallplatte und Mega Metropole
Am Ende wurde von mir immer die Wortanzahl und die Stichwörter hinzugefügt.