Stefan, viel Spaß in South Yorkshire, und in Hillsborough gegen Cardiff bekommst Du ja auch deine Dosis Championship-Fußball.
Mir hat gerade wieder einer meiner Auftraggeber Freude gemacht und gezeigt, dass nicht alle ihre Freiberufler knebeln und knechten.
Hab gerade mal wieder einen schlimm vergewaltigten IT-Text zur Korrektur vor mir - der Auftraggeber hatte sich an das Unternehmen aus Riga gewandt, mit dem ich seit einigen Monaten zusammenarbeite. Mein Übersetzerkollege hatte zwar nicht den Google Translator angeworfen, aber spürbar keine Ahnung von der Materie - beispielsweise "acquire talent", also "Mitarbeiter anwerben", mit "Talente für die Mitarbeiter erwerben" übersetzen und solche Scherze (Jungs, ich erwerbe für Euch alle zwei Kannen Taktiktricks und ne Kiste Destillationswissen, wenn ihr mögt😂). Wie auch immer, für gut 40 Seiten, bei denen teilweise unklar ist, ob die rote Farbe von der Korrektur oder von einer verstellten Schriftfarbe kommt, soll ich die Auswertung der Bearbeitung schreiben - Fehler und Korrekturen in Excel eingeben, kommentieren, was da schief gelaufen ist, eventuell die Korrektur nochmal korrigieren, wenn da im dritten Anlauf immer noch Schrott steht, alles klassifizieren (1. Kann man korrigieren, muss man aber nicht, 2. Nicht im eigentlichen Sinne falsch, aber..., 3. Junge, was hast Du da veranstaltet? - also praktisch an jedem gefundenen Fehler die klassische Elfmeterdiskussion führen). Dazu noch in den ausgewerteten Korrekturen die Vorarbeiten zu einem Glossar leisten, weil der Auftraggeber nach einem Lösungsvorschlag gefragt hat, damit sowas nicht nochmal passiert. Zeiteinsatz: 4 Stunden. Wie realistisch das ist, könnt ihr euch ausmalen...
Wie auch immer, mein Ansprechpartner in Riga hatte mich, kurz bevor er ins Wochenende ist, nochmal angeschrieben und mich gebeten, ihm den bisherigen Report zu schicken und meine Meinung, wie lange es wohl dauert, fertig zu werden. Habe ich gemacht und direkt angekündigt, dass mein Abend noch lang wird. Seine Reaktion: Er hat sich für die bisherige gute Arbeit an dem Projekt bedankt - und gleich geschrieben, dass hier der geschätzte und der tatsächliche Aufwand nicht zusammenpassen. Auf jeden Fall meinte er, ich müsse mich am Wochenende nicht um das Projekt kümmern - und am Montag wird das Budget aufgestockt
Solche Kundschaft kann ich häufiger brauchen - das Gegenteil hab ich (bei einem anderen Kunden, dem ich anschließend noch drei Mahnungen schreiben durfte und der mir auch keine neuen Anfragen mehr zu schicken braucht) auch schon erlebt, also eine Ansage "mach Nachtschicht, aber Extrakohle gibt's nicht, und wenn das bis morgen früh um 5 dauert" bei einem unerwartet ausartenden Projekt.