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Autor Thema: Arbeiten/Leben im Ausland  (Gelesen 101203 mal)

Signor Rossi

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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #320 am: 29.Dezember 2017, 19:12:09 »

Danke für die Info!
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Octavianus

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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #321 am: 29.Dezember 2017, 19:13:16 »

AgentGarcia wird mir sicher zustimmen, dass es wichtig ist, dass der jeweilige Sprecher die Sprache am besten muttersprachlich beherrschen sollte. Ist das nicht der Fall, eignet sich das Kind womöglich sprachliche Fehler an, die es später nur schwer wieder los wird.
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Joe Hennessy

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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #322 am: 29.Dezember 2017, 19:19:46 »

AgentGarcia wird mir sicher zustimmen, dass es wichtig ist, dass der jeweilige Sprecher die Sprache am besten muttersprachlich beherrschen sollte. Ist das nicht der Fall, eignet sich das Kind womöglich sprachliche Fehler an, die es später nur schwer wieder los wird.

Die paar sprachlichen Unzulänglichkeiten kann wohl jeder verkraften, sind sie schließlich ein Indiz dafür, dass die Sprache eben nicht die Muttersprache ist. Englisch ist auch nicht meine Muttersprache, ich beherrsche es dennoch gut genug (fließend), um es meinem Sohn beizubringen.
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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #323 am: 30.Dezember 2017, 08:25:42 »

@ Octavianus

Es stimmt. Es ist besser,wenn der Erziehende Muttersprachler ist...

@ J4y_z

Zwischen Beibringen und wirklich Aneignen besteht mMn ein Unterschied. Willst Du dem Kind die Sprache im Laufe der Sprachentwicklung nur beibringen, also auch in einem Alter, in dem die muttersprachliche Entwicklung schon weiter fortgeschritten ist, reichen " normale " Englischkenntnisse. Soll das Kind von Anfang an Englisch lernen, wäre es besser, wenn man Muttersprachler ist...das ist aber nur meine Meinung. Sollte ein Kollege hier mitlesen und anderer Meinung sein, bitte ich diesen sich hier zu melden...
Aber es ist auch so: manches lässt sich später mit einem guten Sprachmodell wieder geradebiegen. Da kommt es dann aufs Kind an....und auf das Sprachmodell des Erziehenden...
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Joe Hennessy

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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #324 am: 30.Dezember 2017, 09:35:32 »

Die Frage ist, ob man es wirklich "gerade biegen" MUSS. Die Sprache dient in erster Linie der Verständigung, und solange diese gegeben ist, muss man ein paar falsch ausgesprochene Wörter oder kleine Fehler im Satzbau nicht "gerade biegen". Das sieht ein Deutschlehrer oder Logopäde evtl. anders, ich kenne aber aus meinem Berufsalltag und privaten Umfeld genug Russlanddeutsche, die deutsch von ihren Eltern gelernt haben, und dadurch einen unverkennbar gebrochenen Akzent/Satzbau haben. Das hat sie aber nicht davon abgehalten, zu studieren, den Techniker zu machen oder sogar Bücher zu schreiben.

Der gleichen Meinung ist auch eine befreundete Logopädin, die hier in der Gegend drei Logopädiepraxen leitet.
« Letzte Änderung: 30.Dezember 2017, 09:39:20 von j4y_z »
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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #325 am: 30.Dezember 2017, 09:45:37 »

Klar, das geht auch so, das bestreite ich ja gar nicht  ;)
Es kommt auch darauf an, was man erwartet. Oft kommt es in der Logopädie auch darauf an, rudimentäre Sprachelemente zu vermitteln. Nicht jeder, der zweisprachig aufwächst, landet am Ende beim Logopäden....

Und das andere Kollegen das anders sehen ist mir bekannt  ;)
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White

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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #326 am: 30.Dezember 2017, 09:55:02 »

Manchmal hab ich das Gefühl 50% unserer Bevölkerung unter 20 hätte nen Besuch beim Logopäden bitter notwendig :D
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Joe Hennessy

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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #327 am: 30.Dezember 2017, 09:56:44 »

Manchmal hab ich das Gefühl 50% unserer Bevölkerung unter 20 hätte nen Besuch beim Logopäden bitter notwendig :D

Das dachte man von unserer Generation auch. Das Phänomen zieht sich durch.

@AgentGarcia, klar, ist mir bewusst. Ich habe da auch nur meine Meinung und bin kein Experte, daher ist es interessant, dass es da sogar unter Profis Differenzen gibt.
« Letzte Änderung: 30.Dezember 2017, 09:59:05 von j4y_z »
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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #328 am: 30.Dezember 2017, 09:56:55 »

Manchmal hab ich das Gefühl 50% unserer Bevölkerung unter 20 hätte nen Besuch beim Logopäden bitter notwendig :D

 ;D
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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #329 am: 30.Dezember 2017, 10:02:12 »

@ j4y_z

Klar, Deine Meinung ist auch gar nicht verkehrt  ;)

Und Differenzen innerhalb einer Berufsgruppe kennst Du bestimmt auch aus Deinem beruflichen Alltag  ;)
« Letzte Änderung: 30.Dezember 2017, 10:04:42 von AgentGarcia »
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Octavianus

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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #330 am: 30.Dezember 2017, 11:13:55 »

Mir ging es nur um den Hinweis, dass für das Erlernen einer Sprache mit dem Ziel eines muttersprachlichen Spracherwerbs ein Muttersprachler besser geeignet ist als jemand, der die Sprache zwar versteht, aber letztlich eben doch Fehler macht. Grundsätzlich halte ich das Ziel einer bilingualen Erziehung aber für lobenswert. Wenn man die Eltern die Gelegenheit dazu haben, dann sollten sie das auf jeden Fall wahrnehmen.
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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #331 am: 30.Dezember 2017, 11:17:15 »

Mir ging es nur um den Hinweis, dass für das Erlernen einer Sprache mit dem Ziel eines muttersprachlichen Spracherwerbs ein Muttersprachler besser geeignet ist als jemand, der die Sprache zwar versteht, aber letztlich eben doch Fehler macht. Grundsätzlich halte ich das Ziel einer bilingualen Erziehung aber für lobenswert. Wenn man die Eltern die Gelegenheit dazu haben, dann sollten sie das auf jeden Fall wahrnehmen.

Genau meine Meinung  ;)
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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #332 am: 30.Dezember 2017, 12:27:59 »

@ j4y_z

Klar, Deine Meinung ist auch gar nicht verkehrt  ;)

Und Differenzen innerhalb einer Berufsgruppe kennst Du bestimmt auch aus Deinem beruflichen Alltag  ;)

Jein. Ich bin Softwareentwickler. Vieles davon ist auch nur Handwerk. Kreatives Handwerk zwar, aber dennoch. Ob da etwas richtig oder falsch ist, merkst du daran, dass es entweder gar nicht funktioniert, oder nur kurz, oder sobald es ein anderer warten muss. Da herrscht dann eigentlich auch oftmals Einigkeit bei den Experten.

@Octa: oh, dass es dir um wirklich muttersprachlichen Spracherwerb ging, hab ich irgendwie übersehen.
« Letzte Änderung: 30.Dezember 2017, 12:30:20 von j4y_z »
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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #333 am: 30.Dezember 2017, 12:39:58 »

@ j4y_z

Klar, Deine Meinung ist auch gar nicht verkehrt  ;)

Und Differenzen innerhalb einer Berufsgruppe kennst Du bestimmt auch aus Deinem beruflichen Alltag  ;)

Jein. Ich bin Softwareentwickler. Vieles davon ist auch nur Handwerk. Kreatives Handwerk zwar, aber dennoch. Ob da etwas richtig oder falsch ist, merkst du daran, dass es entweder gar nicht funktioniert, oder nur kurz, oder sobald es ein anderer warten muss. Da herrscht dann eigentlich auch oftmals Einigkeit bei den Experten.

@Octa: oh, dass es dir um wirklich muttersprachlichen Spracherwerb ging, hab ich irgendwie übersehen.

Ah okay, Softwarentwickler, auch sehr interessant  ;)
Ich wünsche mir oft, dass ich mich besser mit Computern auskennen würde. So bleiben meine Kenntnisse leider oftmals doch etwas begrenzt... ;)
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Tony Cottee

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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #334 am: 11.Januar 2018, 04:23:38 »

Vielen Dank fuer die vielfaeltige Rueckmeldung zum Thema bilinguales Aufwachsen.

Mittlerweile sind wir schon einen Monat in Singapur. Die Zeit fliegt. Seit 1,5 Wochen arbeite ich auch und meine Frau und meine Tochter verbringen die (Wochen-)Tage alleine. In 10 Tagen steht dann die erste Dienstreise an. Es geht nach Hong Kong und Tokio und in einem Monat ziehen wir dann in unsere erste 'eigene' Wohnung hier. Spaetestens dann beginnt der richtige Alltag.

Bisher gefaellt es uns hier weiter ausserordentlich gut. Da hat sich zu den bisherigen Berichten bisher nichts geaendert - nur das Leben im Serviced Appartement (so schoen es auch ist, wenn man Room Service und all das hat) koennte jetzt wirklich mal bald vorbei sein. Die eigenen vier Waende sind auf die Dauer doch durch nichts zu ersetzen. Ich waere jedenfalls kein Typ, der dauerhauft im Hotel leben koennte.

Im Job erlebe ich jeden Tag etwas Neues. Neben dem Standort hier in Singapur bin ich ja auch noch fuer Hong Kong, Shanghai und Tokyo zustaendig und es ist schon erstaunlich, wie gross die kulturellen Unterschiede zwischen Singapur, China und Japan nochmal sind. Eigentlich nicht verwunderlich, denn die Unterschiede zwischen Deutschen und z.B. Englaendern waren in Europa ja auch schon frappant und die reine raeumliche Entfernung zwischen den drei asiatischen Laendern ist ungleich groesser.

Von Europa aus hatte ich da aber irgendwie keinen Blick drauf, sondern habe "Asiaten" mehr oder minder als eine homogene Gruppe wahr genommen. Falscher konnte ich nicht liegen.

Insgesamt ist das Arbeitsklima allerdings sehr angenehm. Die Klischees vom unterwuerfigen, pflichtbeflissenen Asiaten kann ich nicht vollstaendig bestaetigen. Die Leute hier in Singapur bringen schon eine groessere Portion Respekt vor Hierarchien mit und auch die Eigenmotivation seine Arbeit gut und effizient zu erledigen, erscheint mir hoeher - aber unterwuerfige Ja-Sager arbeiten hier gluecklicherweise nicht.

Bei Interesse werde ich hier in losen Abstaenden weiter berichten und gerne auch Fragen beantworten bzw. auf bestimmte Themen eingehen, wenn gewuenscht.

Ach uebrigens: Monats- oder Jahreskarten gibt es hier so nicht, jedenfalls habe ich nichts entsprechendes gefunden.
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Octavianus

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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #335 am: 11.Januar 2018, 08:46:20 »

Danke für die Einblicke, dann sollte ich wohl wirklich mal einen Trip nach Asien planen. Vielleicht ja im nächsten Sommer.

Hier in Sofia hat die Schule schon am 3. Januar begonnen. Das war vielleicht eine Tortur, zwei Tage nach Silvester wieder morgens um 6 rauszumüssen. Ansonsten kann ich rückblickend noch etwas zu bulgarischen Gepflogenheiten rund um die Feiertage erzählen.

Im Voraus muss ich bekennen, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben Weihnachten und Silvester im Ausland gefeiert habe. Davor feierte ich das doch tatsächlich immer in Deutschland. Hätte ich so auch nicht für möglich gehalten.

Weihnachten habe ich demnach zusammen mit meiner Freundin und ihrer bulgarischen Familie gefeiert. In Deutschland gibt es ja auch sehr unterschiedliche Bräuche, bisher kannte ich es jedenfalls so, dass man an Heiligabend eventuell Kaffee und Kuchen isst und dann gibt es abends den obligatorischen Kartoffelsalat mit Würstchen. Nach dem Abendessen ist Bescherung und das war es auch schon. An einem der beiden Feiertage gingen wir dann meist irgendwo abends oder mittags essen, haben dafür aber dann den restlichen Tag nichts gegessen und am anderen Feiertag gab es dann den Festtagsbraten (ob Fisch, Wild oder Ente ist dabei unerheblich, mal etwas Großes und anderes).

Hier war das nun anders. Oma stand den ganzen Tag in der Küche und hat gekocht wie verrückt. Es gab unzählige Speisen und eigentlich arbeitet man sich von vegetarischen zu fleischhaltigen Speisen vor, doch gefühlt war überall Gehacktes oder einfach nur Wurst dran. So hemmungslos geschlemmt habe ich zu Weihnachten noch nie. Irgendwann konnte ich dann nicht mehr. Die Bescherung gab es trotzdem noch und jeder bekam eine Tüte mit seinen persönlichen Geschenken. Währenddessen lief im Hintergrund wie immer der Fernseher. Irgendein Musikkanal mit Rocksongs. Ich fand es etwas surreal, aber sehr witzig. Die folgenden Tage haben wir dann Spaziergänge gemacht, keine großen Dinge, auch keine feierlichen Essen, also sehr entspannt. Das fand ich persönlich gut und ich konnte ein wenig abschalten.

Dann stand auch schon Silvester vor der Tür und ich musste mich erneut umstellen, da niemand hier in Bulgarien das so nennt. Meist spricht man einfach nur vom Neujahr. Hier mein kurzer Einwurf vor der Party:
Vor Jahren träumte ich davon, im Ausland mal Silvester zu feiern. Nun denken manche dabei vielleicht an eine super chice Party in einem hippen Ort oder Land und ursprünglich dachte ich auch so, aber tatsächlich begehe ich heute meine erste Neujahresparty im schönen Bulgarien, wo ich heute zunächst mit meiner Freundin ein Kloster und einen Wasserfall besuchte in der Nähe von Etropole, um nun bei Botevgrad zu feiern. Wo? Genau, am Arsch der Welt in einem Hotel der Marke Realsozialismus. Aber es ist unglaublich cool und die vielen Leute hier haben Bock auf Party. In diesem Sinne. Kommt gut rein ins Jahr und feiert mit denjenigen, die euch am Herzen liegen.
Das Hotel war schon speziell. Ein riesiger Bunker, Marmor überall, die Zimmer sahen dann aber eher mittelprächtig aus. Wir waren glücklicherweise die ersten Gäste und konnten somit die Präsidentensuite abstauben. Wir haben sie so getauft, weil das Zimmer über eine großflächige Glasfront verfügte und an der Ecke des Gebäudes lag. Das Panorama war also nicht schlecht. Rund um das Hotel gab es nichts. Eine gigantische gepflasterte Ortsmitte mit Rathaus und Spielplätzen, allerdings nahezu ausgestorben. Treppen führten auf grüne Wiesen und die modernen Sportgeräte und umzäunten Kinderspielplätze standen im krassen Gegensatz zu den größenwahnsinnigen administrativen Gebäuden.

Die Party war gut durchorganisiert, nicht ganz so streng wie in einem FDGB-Erholungsheim, aber gewisse Ähnlichkeiten lassen sich nicht von der Hand weisen. Wir haben zusammen mit knapp 20 Freunden gefeiert, die alle um die 30 herum waren, wir waren auch die einzigen mit zwei Babys am Tisch und gleich zwei weitere Freundinnen sind schwanger angereist. Da wir im Hotelsaal nicht die einzige Gesellschaft waren, gab es noch diverse andre Gruppen, vermutlich war unsere jedoch die zahlenmäßig größte. Der Salat war überraschend gut, das muss man dem Caterer zugutehalten, die Hauptspeise war dagegen ziemlich mau und "bulgarisch warm" (d.h. geradeso lauwarm). Ein interessantes Konzept habe ich bei den Getränken beobachten können. Eine gewisse Zahl war je Tisch bereits im Preis inbegriffen, alles weitere musste man entweder bestellen und direkt bezahlen oder konnte es selbst mitbringen. Ich also nochmals rauf in unser Zimmer und eine Pulle Schnaps und einen Wein aus dem Kühlschrank geholt und direkt damit einmal durch den Saal. Witzig fand ich, dass die anderen Gäste das teilweise kaschiert haben, indem die Flaschen in Tüten gebracht wurden. Ich war mir da mal wieder nicht zu schade, meinen Alkoholkonsum offen zur Schau zu stellen. :D

Es gab im Saal einen DJ, der zunächst einen Mix aus unzähligen bulgarischen Folkloretänzen und bulgarischer Popmusik anbot. Zu den Folkloretänzen später mehr. Auch eine Sängerin war vor Ort, die einige Klassiker geträllert hat. Da das Publikum eher Mitte 40 und älter war, war auch die Songauswahl entsprechend, was mich aber noch nie gestört hat. Pünktlich vor Mitternacht hielt der bulgarische Präsident seine Neujahrsansprache, dann gab es den Countdown und unmittelbar nach Mitternacht wurde die Nationalhymne gespielt und mitgesungen. Im Anschluss daran wurde der dunavsko horo gespielt, ein sehr einfacher Folkloretanz, zu dem dann der komplette Saal aufbrach. Ich habe mich erkundigt und mir wurde versichert, dass das die traditionelle Abfolge ist. Ansprache, Countdown, Hymne, dunavsko horo. Enttäuscht war ich aber vom Feuerwerk. Das Hotel hatte angeblich auch etwas versprochen, was ich aber nicht wirklich gesehen habe. Die meisten haben geböllert, so dass unsere 100er Batterie mit vielen Raketen wohl das Interessanteste war. Viel später am Abend tauchte dann noch eine Blaskapelle auf, die dem Publikum so richtig eingeheizt hat. Inzwischen war auch die Musik fest in der Hand des Tschalga, dem bulgarischen Popfolk, den angeblich nie jemand hört, der aber so beliebt zu sein scheint. Man denke hierbei an Musik der Marke Helene Fischer, nur mit dem kleinen Unterschied dass sie sich in bulgarischen Tschalga-Songs als absolut williges Sexobjekt darstellen würde.

Am nächsten Morgen waren wir recht früh wach, weil wir nicht bis zum Ende auf der Party waren (ich war pünktlich zu Silvester etwas verschnupft). Die Suche nach einer Kneipe gestaltete sich sehr schwierig. Im Nachbarort konnten wir schließlich unsere Kater und Kätzchen mit Ayran und deftigen Suppen besänftigen. Einige mussten schon am 2. Januar wieder arbeiten, weshalb wir den Abend dann genutzt haben, um bei einem gemütlichen Abendessen das Neue Jahr entspannt zu beginnen. Endlich wieder essen... Eine letzte Tradition habe ich dabei noch kennengelernt. Die Surwakari. Mit einer Rute aus Kornelkirschenzweigen beglückwünschen einen kleine Kinder zum Neuen Jahr. Da unsere Kleinsten noch nicht sprechen können, haben das die Eltern gemacht. Ich fand es witzig, vor allem gibt man als Beglückwunschter normalerweise einen kleinen Obulus für diesen Segen. Auspeitschen gegen Bezahlung zu Beginn des Jahres? Oh yeah! :D

Traditionell gibt es rund um Silvester auch die Baniza, ein Blätterteiggebäck, das mit Joghurt und Ei gebacken wird. Ich behaupte ja, dass meine Oma die beste macht, aber das behauptet sowieso jeder waschechte Bulgare von sich selbst. In die Baniza werden Glückslose gesteckt, ich kenne es auch mit Kornellkirschenzweigen, die je nach Form etwas Bestimmtes zu bedeuten haben. Meist zieht man Wünsche wie Gesundheit, eine neue Liebe, ein Haus, Geld usw. Ich kenne diesen Brauch schon lange und finde ihn eigentlich sehr sympathisch.

Das mal als kleiner Einblick.
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Stefan von Undzu

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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #336 am: 11.Januar 2018, 09:23:43 »

Sehr interessante und amüsante Einblicke. Danke dafür.
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Tony Cottee

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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #337 am: 11.Januar 2018, 10:35:32 »

Weltklasse. Silvester in Bulgarien. In Singapur war unser erstes Silvester eher mau. Es hat geregnet und wir haben aus dem Apartement im 21. Stock zwischen zwei Hochhaeusern das Megafeuerwerk in der Marina Bay zumindest erahnen koennen.

Es gab Essen vom Bringdienst (hervorragendes japanisches Essen) und ich habe im Supermarkt an Silvester (hat auch an Sonn- und Feiertagen immer geoeffnet) eine Flasche Gin fuer etwa 60 EUR gekauft. Wir haben also mit Gin&Tonic angestossen und unsere Tochter ist puenktlich um 23:45 Uhr wach geworden und um 00:30 Uhr wieder ins Bett getragen worden, so dass wir zumindest zusammen waren. Als wir unseren Freunden in Deutschland ein frohes neues Jahr gewuenscht haben, waren die meisten davon noch nicht mal auf dem Weg zur Silvesterparty ;-)

Weihnachten war das Wetter besser. Das haben wir hauptsaechlich am Pool verbracht. Am zweiten Weihnachtstag waren Freunde aus Deutschland zu Besuch und wir haben Champagner mit Blick auf das Marina Bay Sands in einer Rooftopbar getrunken. Dekadent geht die Welt zu grunde, mag man denken. Aber die Flasche Champagner war guenstiger als zwei Runden Gin&Tonic. Also haben wir uns quasi 'billig' mit Moet&Chandon betrunken :-)
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Muffi

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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #338 am: 11.Januar 2018, 11:22:17 »

Sehr cool, ich lese immer sehr gern eure Berichte, ruhig mehr davon. :)
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Tony Cottee

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Re: Arbeiten/Leben im Ausland
« Antwort #339 am: 31.Januar 2018, 10:42:01 »

Letzte Woche war ich auf Dienstreise in Hong Kong und Tokyo.

Waehrend Hong Kong die etwas dreckigere, coolere und verruchtere Schwester von Singapur ist, ist Tokyo ein voellig anderer Planet. Ehrlich.

Es ging los mit einem Taxifahrer im Anzug und weissen Handschuhen, der allerdings kein Englisch verstand, keine lateinischen Buchstaben lesen konnte und erst wusste, wohin er fahren sollte, nach dem ich ihm Google Maps vor die Nase gehalten habe.

Es ging weiter mit beheizten Klobrillen, Amaturen mit etwa 10 verschiedenen Optionen fuer die Unterleibsreinigung nach Toilettengang, dem Vorschlag Udon-'Bukkake' zu essen and so on and so on...wirklich eine andere Welt.

Die Kollegen hingegen sind super nett. Ich wurde gefeiert, weil ich beim gemeinsamen Teamdinner alles gegessen habe. Hoehepunkt: Rohe Huehnerherzen und Huehnerleber mariniert in einer leichten Senfvinaigrette...war wirklich lecker, wenn man nicht drueber nachgedacht hat. Auch der japanische Whiskey wusste zu ueberzeugen.

Naechste Woche dann das naechste grosse Abenteuer: Shanghai. Ich werde im zweithoechsten Hotel der Welt wohnen und bin schon gespannt wie ein Flitzebogen. Aus dem Tokyo-Abenteuer habe ich gelernt und meine Kollegen vor Ort gebeten, mir den Satz: 'Ich moechte gerne zum Park Hyatt Hotel gefahren werden' auf chinesisch aufzuschreiben.

Je nachdem, wo ich dann lande, werde ich merken, ob ich bei den Kollegen beliebt bin oder nicht ;-)
« Letzte Änderung: 31.Januar 2018, 10:46:02 von Tony Cottee »
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