Ich bin gerade mit "Man Made: A stupid quest for masculinity" von Joel Stein durch. Fantastisches Buch, anspruchsvoller, als es der Titel erahnen lässt und saukomisch. Der Autor ist Vater geworden und bekommt es mit der Angst zu tun: Wird sein Sohn auch so ein anti-maskuliner Waschlappen wie er? Immerhin stellt Stein den Prototyp des verweichlichten Mannes dar. Er ist klein, schwach, schlecht in allen Sportarten, er hasst Camping, Kämpfe, trinkt nur Wein kein Bier und macht mit Werkzeug mehr kaputt als heil. Also zieht Stein, Journalist, los und lässt sich auf die us-amerikanische Männerwelt ein - für seinen Sohn, damit er einmal besser in der Welt zurechtkommt, als Stein selbst und zu seinem Vater aufblicken kann. Er holt sein Pfadfinder-Abzeichen nach, macht bei der Feuerwehr mit, geht in den Wald jagen, durchläuft das Trainingslager der Marines und kämpft zum Schluss im Octagon gegen Randy Couture. Und findet auf seiner Reise zu sich selbst.
Das Buch ist in erster Linie witzig, wenn es auch viele Momente hat, in denen ich als Leser die Reflektionen von Stein über sich selbst und seine Umwelt interessant fand. Einen großen philosophischen Erkenntnisgewinn liefert es aber nicht. Dafür einen amüsanten Einblick in die us-amerikanische Gesellschaft und deren Männer- und Frauenbild, hautnah beschrieben durch die Augen eines Journalisten. Alles, was im Buch geschieht, ist tatsächlich passiert, dafür bürgt Stein. Auch die Namen der Protagonisten sind echt, wenn nicht anders angegeben. Stein gibt aber zu, dass er die Geschehnisse teilweise umsortiert hat und nicht chronologisch erzählt, wie es im Buch den Anschein macht.
Ich habe das Buch in den vergangenen Wochen im Zug gelesen und konnte nicht aufhören, zu kichern. Der Humor von Stein ist trocken und unverschämt, aber nie unter der Gürtellinie und immer ehrlich. Stein macht in manchen Passagen keinen Hehl daraus, dass er vom Vorgehen der Menschen, denen er begegnet nicht viel hält, bleibt aber trotzdem fair. Das Buch gibt es nur in englischer Sprache. Es hat 285 Seiten und ich kann es empfehlen. Es ist in 11 Kapitel unterteilt und lässt sich sehr bequem lesen, weil die Kapitel bis zu einem gewissen Grad in sich abgeschlossen sind. Man kann also gut vorankommen.
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Um selbst wieder was zum Lesen zu haben habe ich mir gerade "Snow Crash" von Neil Stephenson bestellt. Das Buch wollte ich schon lange lesen und habe entsprechend hohe Erwartungen.