Nachdem ich im Sommer mein Studium beendet habe, bin ich endlich wieder dazu gekommen, auch privat zu lesen (davor war das jahrelang eigentlich eine Ausnahme). Von folgenden Büchern möchte ich euch meinen Eindruck mitteilen.
Peter Heller: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannteDie Menschheit wurde von einer Seuche nahezu ausgerottet. Big Hig lebt mit seinem Hund Jasper und einem Waffennarren auf einem Flughafen in der Prärie. Regelmäßig fliegt er Patrouille, um sicherzustellen, dass sich ihnen niemand nähert. Falls doch, ist Bangley (der Waffennarr) zur Stelle. Eine ungewöhnliche Symbiose zweier unterschiedlicher Charaktere, die sich ihr gegenseitiges Überleben sichern. Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig, da der Ich-Erzähler immer wieder Gedankensprünge macht, oder mitten im Satz abbricht. Aber gerade das macht es so eindrücklich und manchmal treffen einen gerade die Dinge, die nicht ausformuliert werden mit Wucht.
Fazit: Absolut positive Überraschung. Eindrücklich, emotional und unkonventionell. Kaufempfehlung ohne Wenn und Aber!
9/10
Andy Weir: ArtemisNach "Der Marsianer" schreibt Andy Weir nun aus der Perspektive von Jazz, einer Schmugglerin in Artemis, der er ersten Stadt auf dem Mond. Jazz schlägt sich durch ihr Kleinganovenleben, bis ihr von einem schwerreichen Kunden ein Geheimauftrag für eine unfassbare Summe Geld angeboten wird. Jazz überlegt nicht lange und nimmt an. Dann kommen die Dinge richtig ins Rollen.
Spannender Thriller, der immer wieder auch durch seinen Humor punkten kann. Leider konnte mich die Geschichte trotzdem nicht hundertprozentig packen. Die Charaktere hätten mehr Tiefgang vertragen können, die Dialoge waren manchmal etwas hölzern. Außerdem hat es mir missfallen, dass Jazz als weiblicher Charakter doch ziemlich maskulin war. Wieso müssen starke Frauenfiguren so oft Männern ähneln (Stichwort "toughe Frau")?
Fazit: Ein guter SciFi-Thriller ohne jedoch den ganz großen Wurf zu landen. Dennoch unterhaltsam und schnell zu lesen.
6,5/10
Holger Karsten Schmidt: IsenhartEine weitere positive Überraschung. Mittelalter-Roman aus dem 13. Jahrhundert. Isenhart war kaum geboren, da war er auch schon wieder tot. Doch wie durch ein Wunder überlebt er und erfährt die große Gnade der Bildung, welche er mit großer Neugierde zu schätzen weiß. Behütet lebt er in der Nähe des heutigen Aspergs (bei Ludwigsburg) auf, bis ein brutaler Mord seine Geliebte aus dem Leben reißt. Es beginnt eine abenteuerliche Suche nach dem Mörder, auf der die Protagonisten (Isenhart und sein Freund Konrad, Sohn des örtlichen Burgherrn) zunächst in Maulbronn, Bruchsal und Speyer landen und schließlich sogar bis nach Spanien reisen.
Fazit: Ein spannendes Abenteuer, das zu einer Zeit spielt, als freies Denken ketzerisch war und ein wacher Geist Gefahr lief, einen frühen Tod zu finden.
9/10
J. Patrick Black: Die Neunte StadtIn einer fernen Zukunft führen die Menschen Krieg gegen die Valentines - Aliens, die beinahe die gesamte Erdbevölkerung ausgelöscht hatten. Dabei kommt die Thelemitie (oder so ähnlich, ist schon ein paar Wochen her
) zum Einsatz, eine quasi-magische Fähigkeit, welche die Menschen durch den Angriff der Valentines entdeckten. Doch die Invasoren scheinen ihre Strategie zu ändern. Eine Gruppe junger Helden erkennt die drohende Gefahr und versucht, diese abzuwenden. Eine spannende Geschichte, die aus zahlreichen Perspektiven erzählt wird. Das Ende schreit nach einer Fortsetzung. Der Haken, der gleichzeitig aber auch ein interessanter Erzählkniff ist: Am Anfang blickt man gar nicht, worum es überhaupt geht und was das für eine Erde ist, auf die man als Leser geworfen wird. Erst nach und nach entwickelt sich die Erzählung zu einem verständlichen Gesamtbild. Eigentlich eine tolle Idee, andererseits kann es auch zermürbend sein, wenn man erst einmal 200 (?) Seiten braucht, um in der Geschichte anzukommen.
Fazit: Für mich in der Kategorie "ungewöhnliche Science-Fiction" einzuordnen. Wenn man sich mal reingelesen hat, bekommt man eine gute Geschichte.
7/10
Bernard Cornwell: Sharpes FeuerprobeIndien 1799: Private Sharpe ist mit der Britischen Armee auf einem Feldzug und wird von dem psychopathischen Sergeant Hakeswill drangsaliert. Als ihm schließlich die Sicherungen durchbrennen und er Hakeswill angreift, droht Sharpe der sichere Tod durch Auspeitschung. Doch er erhält eine Gelegenheit, seine treue zur Britischen Armee unter Beweis zu stellen. Als vorgeblicher und glaubhafter Deserteur soll er sich in die Reihen der Feinde schmuggeln und seinem Vaterland einen Vorteil verschaffen.
Fazit: Eine unterhaltsamer historischer Roman, der aber auch Schwächen hat. So hat man z.B. nie das Gefühle, Sharpe könnte ernsthaft in Gefahr geraten. Außerdem gelingt es Cornwell nicht, eine dichte Atmosphäre zu spinnen. Dennoch kurzweilig zu lesen.
6/10