Allein aufgrund der gewünschten defensiven Kompaktheit sollte die Mentalität eher niedrig sein, also am besten Konter oder Defensiv. Ich entscheide mich für ersteres, weil Defensiv zu sehr das Tempo bei eigenem Ballbesitz drosseln würde, die Breite zu niedrig wäre, um gegnerische Defensiven auseinanderzuziehen und meine Innenverteidiger beim kleinsten Anzeichen von Druck Bälle einfach weghauen würden (aufgrund geringerer Risikobereitschaft).
Als Dynamik wähle ich Flexibel. Strikt würde mir die kreative Freiheit meiner offensiven Nicht-Spielmacher etwas zu sehr einschränken, mit Fluid wären wahrscheinlich meine zentralen Defensivspieler überfordert.
Team Instructions werde ich zunächst wahrscheinlich keine vergeben, da man über Mentalität und Rollenverteilung meist schon ziemlich gut bestimmen kann, was am Ende stilistisch auf dem Platz passiert.
Die Formation
Nun stellt sich die Frage, was für eine Formation in Frage kommt. Zunächst mal generell: Dadurch, dass ich defensiv kompakt stehen will, aber nicht allzu sehr auf schnelle Konter setzen, kommt keine Formation infrage, bei der mehr als zwei Spieler immer vor dem Ball sind, außer vielleicht bei einer Fünferkette, für die wir aber nicht genügend Breite in der Innenverteidigung haben. Da nur zwei und auch noch sehr ähnliche Stürmer im Kader sind, wird mit nur einer Spitze gespielt. Und in einer engen Formation wäre Stefaniak wahrscheinlich verschenkt.
Damit bleiben eigentlich nur noch 4-4-1-1 oder 4-1-4-1 übrig (theoretisch auch noch 4-5-1, aber ich mag klare Staffelungen im Mittelfeld und irgendwelchen asymmetrischen Formationskram testen wollte ich diesmal auch nicht). Ich bin kein besonders großer Fan des 4-4-1-1, da die Möglichkeiten, das zentrale Mittelfelddreieck zu besetzen, nicht so flexibel sind wie im 4-1-4-1 und es schwieriger zu balancieren ist, wenn beide AV mit nach vorne gehen.
Also entscheide ich mich für ein 4-1-4-1. Das hat auch einen Nachteil gegenüber dem 4-4-1-1, und zwar den recht großen Abstand zwischen Sturm und Mittelfeld, aber da gehe ich später noch näher drauf ein, wenn ich die Vor- und Nachteile meiner Taktik diskutiere.
Das Ganze sieht dann zu Beginn so aus:
Die Aussagen im Folgenden darüber, was die taktischen Maßnahmen und Rollenverteilungen bewirken, beschreiben zunächst mal nur die Ideen dahinter. Ob sie so funktionieren, wie geplant, wird man dann in den Spielen sehen.
Als rechter ZM ist eigentlich Lambertz als Stammspieler vorgesehen, der dort als BBM spielt. Generell ist die Taktik so angelegt, dass sich die Rolle immer nach dem Spieler auf der Position richtet. Wenn z.B. Aosman links spielt und Lambertz rechts, würde Aosman auch als CM(a) spielen und nicht als AP. Und wenn wie jetzt Aosman spielt, stelle ich vor Beginn eines Spiels Gogia auf eine Support-Duty um, um nicht zu viele Attack-Dutys zu haben.
Manchmal ist es ganz nützlich, Spieler, die nicht ganz in eine Rolle passen oder deren Rolle nicht ganz ins System passt, über PI anzupassen, um sie besser einzubinden. Meist ist das nicht nötig, aber um meine sehr offensiv denkende Mittelfeldreihe etwas auszubalancieren, habe ich diesmal ein bisschen mehr nachgeholfen (außerdem kann man so die IF-Rolle auch in der Mittelfeldreihe nachbauen). Im Folgenden die PI der ersten Elf, die ich zusätzlich noch aktiviert habe. Anweisungen in Klammern bedeuten, dass ich mir entweder noch nicht sicher bin oder sie in Abhängigkeit von seinen Nebenleuten aktiviere:
- Schwäbe: (Short Distribution)
- Aosman: (Dribble More)
- Hauptmann: Hold Position, (Dribble More)
- Lambertz: Close Down More, Move Into Channels
- Stefaniak: Dribble More, Cut Inside With Ball, More Risky Passes - also wie ein Inside Forward aus tieferer Grundposition
Defensiv entsteht mit den IVs und dem DM(d) ein tiefes Dreieck, dass zur Konterabsicherung dient. Aus einer höheren Position (z.B. mit Support-Duty) würden unsere langsamen DMs sonst zu schnell überspielt und würden dem Ball nicht mehr hinterher kommen. Außerdem ist das Zentrum bei Kontern zu und der Gegner wird auf den Flügel gedrückt, was generell leichter zu verteidigen ist.
Die generelle Idee bei der Rollenverteilung ist es, einen Rechtsfokus zu bekommen. Der Ball wird aufgrund der Spielmacherrollen recht viel zwischen Hauptmann und Gogia laufen. Um die herum gibt es dann mit dem rechten ZM und dem rechten AV zwei Spieler, die die Tiefe suchen, mit dem TM eine Option, den Ball über anschließende Ablagen weiter nach vorne zu bringen und der DM steht als einfache Rückpassoption bereit.
Noch ein paar Worte zu den
Schlüsselspielern im System:
Hauptmann soll die Position halten, einerseits, um die Offensivbewegungen seines ZM-Partners zu balancieren, andererseits, um für Verlagerungen nach links bereit zu stehen, wo Stefaniak dann mit seiner Dynamik und Kreativität für Chaos in der gegnerischen Defensive sorgen soll, während Heise Breite gibt und auch mal in die Tiefe starten kann, wenn sein Vordermann einrückt.
Die Idee hinter "mehr dribbeln" bei Hauptmann ist, dass er sich mit seiner Beweglichkeit aus engen Situationen auch sehr gut mit Ball am Fuß lösen können dürfte, um sich selbst Platz zu verschaffen. Dabei dürfte er spielintelligent genug sein, um nicht irgendwo ins Nichts zu dribbeln und sich selbst zu isolieren. In Klammern bleibt die Anweisung trotzdem, da wir ohnehin mit Stefaniak und Gogia zwei Spieler in der Mittelfeldreihe haben, die viel dribbeln, und auch Aosman vor allem dort seine Stärken hat. Und bei zu vielen Dribblinganweisungen könnte unser Offensivspiel unzusammenhängend werden. Auf jeden Fall etwas, das ich weiter beobachten muss.
Lambertz bekommt die Rolle des Mädchen für alles. Er beherrscht prinzipiell alle Mittelfeldaufgaben gut und hat zusätzlich noch ein unfassbares Arbeitspensum. Von daher soll er die Laufarbeit verrichten, immer überall zu finden sein, gerne auch mal in die Tiefe starten, um für dringend benötigte Durchschlagskraft zu sorgen, und gegen den Ball derjenige sein, der immer den Ballführenden anläuft, um zumindest etwas Druck auf den Gegner auszuüben.
Bei der Rollenverteilung von
Stefaniak und
Gogia bin ich mir ehrlich gesagt noch nicht ganz sicher. Im Spoiler gibt es eine kurze Begründung, warum ich Gogia auf den Flügel und nicht ins Zentrum stelle:
Im Zentrum sind wir ohnehin schon stark genug besetzt, während wir auf rechts ansonsten eigentlich nur Berko hätten oder Kreuzer eine Reihe nach vorne ziehen müssten. Meine Probleme mit Berko habe ich weiter oben schon beschrieben und einen linearen Winger auf Außen finde ich für ein ambitionierteres Ballbesitzspiel nicht so toll, solange dahinter kein spielstarker und relativ engstehender AV spielt, weil das Spiel auf dem Flügel dann schnell berechenbar wird. Kreuzer könnte zwar auch als spielstärkerer AV agieren, aber seine Stärken liegen doch in der Vorwärtsbewegung.
Ich will auf den Flügeln auf alle Fälle eine Asymmetrie, um eben den Gegner auf eine Seite zu locken (dort, wo der äußere Spielmacher steht), damit der offensive Flügel auf der anderen Seite Räume bekommt, die er attackieren kann. Den Spielmacher können beide problemlos geben. Beide sind kreativ und technisch stark. Für die die durchbrechende Rolle haben jedoch beide unterschiedliche Anlagen:
Stefaniak ist mit seiner starken Dynamik eigentlich kaum aufzuhalten, wenn er in höheren Zonen den Ball bekommt und genug Zeit hat, um Tempo aufzunehmen. Dafür fehlt ihm leider die Qualität im Abschluss. Bei Gogia ist es genau umgekehrt, wobei er mit seiner PPM "Comes Deep to Get Ball" auch häufiger mal einfach nicht hoch anspielbar sein dürfte, wenn er es eigentlich sein sollte.
Ich entscheide mich vorerst für die Variante wie im Bild oben, einfach weil Hauptmann als Linksfuß auch als linker Achter spielt. Und da Stefaniak als Rechtsfuß seinen Stil besser auf links einbringen kann, während der beidfüßige Gogia problemlos auf beiden Seiten spielen kann, gibt es diese Variante. Sie dürfte eigentlich balancierter sein, weil der Mittelfeldrenner somit die Seite unterstützt, über die auch der Großteil unseres Spiels laufen wird und Hauptmann außerdem immer die Verbindung zur linken Spielfeldhälfte hält, was es ihm leichter macht, im passenden Moment zu verlagern. Der Nachteil ist natürlich, dass mit Gogia unser vielleicht bester Abschlussspieler und Distanzschütze eine Rolle hat, in der er fast nie aufs Tor schießen wird. Eine weitere Möglichkeit, das zu verbessern, wäre es, Gogia ebenfalls als Inside Forward spielen zu lassen und "Exploit the Right Flank" zu aktivieren, aber ich teste zunächst mal meine Variante.
Auf der Seite des Inside Forward spielt dann ein WB(s), der in erster Linie immer Breite geben soll und bei Gelegenheit auch mal startet, um eine Flanke zu schlagen, auf der des Spielmachers ein FB(a), der am besten immer den Lauf den an die Abseitslinie machen soll, sobald der Spielmacher nach innen zieht.
Sofern alles so klappt, wie ich mir das vorstelle, sollte es am Ende in Ballbesitz viele Verbindungen geben, um zu kombinieren und dabei immer genug Bewegung aus der Tiefe über (nach innen ziehende) Dribblings und Läufe aus der Tiefe, um auch in gefährliche Zonen zu kommen.
Außerdem dürfte das System stilistisch ziemlich flexibel sein. Über den Target Man bleibt immer die Option des langen Balls, falls es spielerisch doch mal zu schwierig zu lösen wird. So wird die Taktik gegen starke Gegner automatisch zur Kontertaktik. Wenn wir etwas mehr Spielkontrolle brauchen, können wir über die Anweisung "Play Out Of Defense" mehr zirkulieren. Wenn dann immer noch zu viel gebolzt wird, wird der TM zum DLF oder DF und der Torwart schlägt kurz ab. Gegen tiefstehende Gegner kann man noch die Mentalität auf Standard stellen, um mehr Bewegung und Breite zu bekommen. So kann man bestenfalls mit ein oder zwei Handgriffen die Taktik an die Spielsituation anpassen.
Allerdings gibt es auch ein paar potenzielle
Schwachstellen, auf die ich zu Beginn besonders achten sollte:
- Die Flügel sind sehr offensiv besetzt, was dem Gegner möglicherweise Räume für Konter liefert. Da muss ich dringend darauf achten, ob mein Defensivblock das ordentlich verteidigt bekommt oder ich vorsichtiger agieren muss.
- Der Abstand zwischen Sturm und Mittelfeld ist sehr groß. Gerade mit einem Target Man dürfte der Ball aber oft schnell in die Spitze gespielt werden. Schafft es der Stürmer konstant, den Ball lang genug zu halten, bis das Mittelfeld nachrückt? Das könnte gerade angesichts der eher schwachen Stamina-Werte im Mittelfeld problematisch werden, so dass wir im schlimmsten Fall gegen Spielende keine Entlastung mehr schaffen und uns zu weit hinten reindrücken lassen.
- Wie viele Dribbler verträgt die Taktik? Je nach Besetzung gibt es in der vorderen Mittelfeldreihe zwischen zwei und vier Dribblern. Wenn es zu viel wird, gibt es ein unzusammenhängendes Offensivspiel und viele Ballverluste im Mittelfeld.
- Gibt es genug Torgefahr? Unsere vielversprechendsten Möglichkeiten, aus dem Spiel heraus Torgefahr zu entwickeln, sind Flanken auf den Zielspieler und Durchbrüche von Stefaniak. Wenn eins von beidem nicht klappt, dürften wir Probleme bekommen, weil wir keinen Spieler der Sorte "macht auch mal ein Tor aus dem Nichts" haben. Unabhängig davon brauchen wir ein paar gute Standard-Routinen, denn eine Tormaschine wird so oder so nicht aus der Mannschaft.
Ziele
Was ist also drin mit dieser Mannschaft? Wenn man sieht, dass in der Liga auch Würzburg, Bielefeld und Sandhausen spielen, denen wir individuell klar überlegen sein sollten, sollte der Nichtabstieg das Minimum sein. Ansonsten lasse ich mich diese Saison mal überraschen, auch wenn der Mannschaft locker ein Platz in der oberen Tabellenhälfte zuzutrauen ist.
Auf jeden Fall sollte unser Fußball gut anzuschauen sein. Auch gegen starke Teams soll möglichst mutig nach vorne gespielt werden. Wenn es gegen Stuttgart nach 80 Minuten noch 0:0 steht, gehen wir noch auf den Siegtreffer.
Mittelfristig dürfte es schwieriger sein, konkrete Ziele zu formulieren, denn mit Stefaniak fehlt ab nächster Saison unser vielleicht bester Spieler und auch Gogia zu halten würde uns für unsere Verhältnisse recht viel Geld kosten. Also sagen wir mal: In den nächsten drei bis vier Jahren wollen wir in die Bundesliga.
Außerdem soll unabhängig von der tabellarischen Ausgangslage Dynamo Dresden für ambitionierten und konstruktiven Fußball stehen und der Kader immer in diesem Sinne zusammengestellt werden.
Und langfristig gebe ich zunächst mal keine Ziele aus, weil mir das ziemlich egal ist. Ich schaue einfach immer, was für einen Kader ich zusammenbekomme (gerne auch mit eigenen Talenten aufgefüllt) und was damit möglich ist.