Bisher habe ich hier ziemlich wenig dazu gelesen, was die neuen Rollen so bringen und wie man sie sinnvoll einbinden kann und würde mich freuen, wenn hier mal Leute von ihren Erfahrungen berichten.
Ich fange einfach mal an und singe ein langes Loblied auf den Inverted Wingback, weil der endlich ordentlich umgesetzt ist. Im 17er war der IWB nach dem zweiten Patch auch schon ok, aber bei weitem nicht so effektiv (abgesehen von den Exploit-Taktiken), da er aufgrund des Abwehrverhaltens der gegnerischen offensiven Außen nur selten den Winger freiziehen konnte.
In Ballbesitz positioniert sich der IWB je nach Duty wie auf Höhe der DM/CM, allerdings in den Halbräumen, also etwas weiter außen, und orientiert sich am Ball meist Richtung Zentrum und zirkuliert entweder weiter oder dribbelt drauf los.
Weil der IWB eine recht unorthodoxe Rolle ist, zunächst mal ein kleiner taktischer Exkurs, warum man überhaupt Außenverteidiger in Ballbesitz als Sechser/Achter spielen lassen sollte: Ausgedacht hat sich das Ganze Pep Guardiola in seiner Zeit bei den Bayern für Philip Lahm und David Alaba. Der ursprüngliche Hintergedanke ist, den eigenen offensiven Außen so möglichst gut eingesetzt zu bekommen, was sich natürlich anbietet, wenn dort Ribery und Robben auf der Höhe ihres Schaffens spielen. Das funktioniert bestenfalls aus zwei Gründen:
1) Der IWB zieht seinen direkten Gegenspieler Richtung Zentrum, sodass auf der Außenbahn mehr Platz entsteht.
2) Die Mannschaft kann so auch besser schnell flach von der anderen auf die Seite des Außenspielers verlagern. Wenn man beispielsweise zunächst über rechts angreift, verschiebt der Gegner auf diese Seite. Auf der anderen ist also viel Platz, in dem im Normalfall gleich zwei eigene Spieler stehen. Der ist aber normalerweise schwer anzusteuern, weil weit weg. Ein langer Schlag ist keine so gute Idee, weil der Ball dann lang in der Luft ist und die Ballannahme in der Regel länger dauert, sodass der Gegner genug Zeit hat, herüberzuschieben und einen zu stellen. Wenn der eigene AV dann nicht außen bleibt, sondern in den Halbraum einrückt, wo er zwar immer noch außerhalb des direkten Zugriffs des Gegners steht, aber durch einen Flachpass anspielbar ist, kann man verlagern, bevor der Gegner adäquat reagieren kann.
Ein netter Nebeneffekt des engeren AV ist, dass die Staffelung im Gegenpressing auch noch besser wird.
Im FM18 kann man das auch endlich so umsetzen und bekommt sogar noch ein paar andere Möglichkeiten, während der IWB in den Vorgängerversionen einfach ein Wingback war, der mit Ball am Fuß nach innen zieht. Man sollte sich aber nicht davon verwirren lassen, dass der eingesetzte Spieler laut Spiel seinen starken Fuß innen haben sollte. Je nachdem, ob das der Fall ist, unterscheidet sich einfach die Rolleninterpretation ziemlich stark. Für die meisten Anwendungen, die mir einfallen, ist aber ein Spieler mit dem starken Fuß außen sogar sinnvoller. Dann sollte man dort aber generell spielstärkere Akteure aufstellen.
Wichtig ist unabhängig von der Variante, dass die offensiven Außen ohne Ball die Breite halten sollten, weil man sonst seine Formation zu stark im Zentrum komprimiert, was sie einfach zu verteidigen macht. Das geht aber selbst mit IFs, wenn sie die Anweisung "Stay Wider" bekommen.
Für die klassische Guardiola-Bayern-Variante (wobei er das bei City auch so ähnlich umsetzt) nimmt man einfach zwei IWB(d/s) (ohne die PPM "Gets Forward Whenever Possible"!) im 4-1-2-3 Wide, wobei die IWBs ihren starken Fuß außen haben sollten und die Achter mindestens eine Support-Duty haben sollten, um sich nicht mit den IWBs auf den Füßen herumzustehen.
Ich habe mit ganz gutem Erfolg etwas getestet, was ich den "tiefen Raumdeuter" taufen würde. Der schwierigste Teil ist es, dafür den passenden Spieler zu finden, denn er sollte neben allem was ein Raumdeuter kann auch noch defensiv solide sein. In meinem Fall habe ich bei Athletic Bilbao Mikael Susaeta auf RV umtrainiert. Diesen stellt man als IWB(a) auf, davor einen W(s) (wobei ich mir das auch mit einem AP (s) oder WTM(s) vorstellen könnte). Der Sechser/Achter auf der Seite sollte dann auf alle Fälle eine absichernde Rolle bekommen, aber bestenfalls auch ordentliche Pässe spielen können, um den IWB zu schicken (der ebenfalls neue Carillero böte sich an). Die Idee ist, dass in diesem Fall der IWB selbst den Durchbruch erzielen will, indem er bis an die letzte Linie des Gegners durchzieht und sich für Bälle dahinter anbietet. Dadurch, dass er in den Raum zwischen IV und AV startet, zwingt er außerdem den AV weiter nach innen, wodurch der Winger noch mehr Raum bekommt für Flanken (vielleicht füge ich hier noch ein paar Screenshots an, um das vorzuführen).
Hat hier jemand schon Erfahrung mit dem Mezzala und Segundo Volante gemacht? Das sind beides Rollen, die ich sehr interessant finde, die ich aber noch nicht wirklich erfolgreich zum Laufen bekommen habe (hab allerdings auch noch nicht so viel getestet).