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Autor Thema: [FM19] Fürther Flachpass oder 4-6-0?- Historische Spielsysteme auf dem Prüfstand  (Gelesen 12173 mal)

knufschu

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Eigentlich sollte der Titel so lauten, aber das Thema ist zu lang: „Vom Fürther Flachpass bis zum 4-6-0 – Historische und alternative Spielsysteme auf dem Prüfstand“

Nach den beiden eher klassischen Stationen-Saves beim FC Nordsjaelland und bei der SG Wattenscheid 09 möchte ich nun einen neuen Ansatz versuchen.

Wie der Titel suggeriert, wird der Fokus in diesem Save eher taktischer Natur sein, wenngleich ich mir damit keinesfalls anmaßen will, den FM auch nur annähernd durchstiegen zu haben. Versuche ein 3-6-1 auf den Weg zu bringen sind z.B. bisher immer brachial gescheitert. ;-/
Aber gerade den FM nach und nach zu begreifen, ist der Grund für diese Spielidee, gepaart mit der fast schon zu passionierten Lektüre diverser Fußball-Fachbücher, v.a. Tobias Eschers Werke „Vom Libero zur Doppelsechs“ oder „Die Zeit der Strategen“, Ronald Rengs „Spieltage“ sowie Schröttles Mini-Buch „Spielsysteme im modernen Fußball“ oder der Blog „spielverlagerung.de“ sind hier zu nennen.

Während des Berichts wird also versucht das aufgenommene Wissen aus der Fachliteratur zu teilen und im FM anzuwenden. Das Hauptinteresse wird dabei bei den vermeintlich „alten“ Spielsystemen liegen, die ich versuche zu („neu“) deuten, in den FM zu übertragen und natürlich auch darüber zu berichten.

Wie in den vorherigen Stationen gibt es vermutlich zumeist einleitende Worte, die taktische Überlegungen oder den geschichtlichen Hintergrund zu dem jeweiligen System in den Blick nehmen.

Wie wird gespielt?

Der virtuelle Trainer ist ein ehemaliger Profi, auf nationalem Niveau, ausgestattet mit einer Fußballlehrerlizenz. Begonnen wird im Jahr 2018 (FM19) als arbeitssuchender Coach. Ab November 2018 wurden die ersten Bewerbungen an kriselnde Clubs geschickt.



Bewerbungen konnten in folgende, spielbare Länder gehen: Deutschland, England, Schottland (je 1. - 3. Liga), Finnland, Schweden, Norwegen, Italien, Spanien, Niederlande und Brasilien (je 1. - 2. Liga).

Auch, wenn Guardiola Spielsysteme nur als unbedeutende „Telefonnummern“ betitelt, so geben sie einem als Mitleser zumindest eine gewisse Auskunft, wie eine Mannschaft in etwa auflaufen könnte. Der virtuelle Coach greift dabei auf vermeintlich ältere oder unübliche Spielsysteme zurück, die aber auch heute in Ansätzen noch Anwendung finden.
Es werden also keine „Klopp-Pressing-Spielarten“, ein „Bielsa-4-2-3-1“ oder typische 4-4-2, 3-5-2-Systeme entworfen. Dennoch geht der taktischen Ausrichtung eine ordentliche Analyse der Mannschaft voraus, kein System wird erzwungen.
Hierbei scheint vorerst alles denkbar, von der schottischen Furche, über das lange beliebte WM-System im Fürther Flachpass, Sepp Herbergers „Wirbel“, Libero-Systeme, bis hin zu experimentellen Varianten, wie einem 4-6-0.

Unter „Neu-Deuten“ (s.o.) fällt, dass diese Systeme nicht zu 100% nach alter Prägung gespielt werden, denn (1.) bin ich dafür nicht belesen genug und (2.) eine reine Manndeckung wird schwerlich halbwegs erfolgreich umsetzbar sein.

Wenn ein System „auserzählt“ scheint oder das Management die Reißleine zieht, wechselt der Trainer natürlich die Station. Somit scheint es unwahrscheinlich, dass eine Station in Rehhagelscher oder Schaafscher Dauer trainiert wird.

Wer Spaß daran hat, ist eingeladen mitzulesen! Ich freue mich natürlich über Diskussionen oder Kommentare eurerseits.
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moraZy

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Das 2-3-5 System vom österreichischen Wunderteam der 30er Jahre habe ich selbst einmal ausprobiert...sehr erfolgreich sogar (österreichischer Meister und auch international achtbar geschlagen)
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Seerrrrrvaaaaaaas

05erpower

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Als dreierketten liebhaber bin ich dabei.
Wird ne geile story :)
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Akumaru

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Bin auch dabei, dennoch schmerzt der Abgang vom Peter immer noch etwas.  :'( :P

Grätsche

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Sehr sehr interessant. Da bin ich gerne dicht am Mann.  :police:

Zitat
Während des Berichts wird also versucht das aufgenommene Wissen aus der Fachliteratur zu teilen und im FM anzuwenden.

Ja, dass habe ich auch mal so gemacht. Der FM hat aber da so seine Tücken. Die auch noch von Version zur Version unterschiedlich ausfallen. Ich wünsche Dir ein gutes Gelingen und nicht so viele schlaflose Nächte.  >:D
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knufschu

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@moraZy: Bin auf das WM-System auch gespannt, mal sehen, wann es kommt.
@05erpower: Mit der 3er-Kette im FM stehe ich auf Kriegsfuß, bekomme da immer massenweise Gegentore, auch üer die Zentrale?!  :o
@Akumaru: Hach, der Peter ;) Der war im Sommer erstmal zum Abschied mit seiner Truppe auf Malle, so wie das Zweitligisten gerne machen.
@Grätsche: Danke, mal sehen, ob mich das Grübeln in Frieden lässt.


Ein 4-2-4 brasilianisch-ungarischer Prägung?

Willkommen in den 1950er Jahren des internationalen Fußballs!

Taktisches Vorwort: Das erste 4-2-4 wurde bereits in den 1950er-Jahren etabliert und zwar von der ungarischen Nationalelf unter Sebes. Der lange Weg dorthin kann hier nicht skizziert werden, aber - etwas heruntergebrochen - spielten die meisten Mannschaften zu der Zeit in einem 2-3-5 WM-System. Was also alles verschoben worden ist, kann man selbst an der Magnetwand nachbauen. :-) Mit diesem System haben die Ungarn England mit einem legendären 6:3 aus dem eigenen Wembley-Stadion geschossen, in Bern hat es aber nicht zum Titel gelangt, sondern es geschah ein Wunder.

Aus Ungarn oder weil berichtenswerte Großereignisse wie Weltmeisterschaften damals Standards setzen, schwappte das 4-2-4 dann über den großen Teich nach Südamerika und in Brasilien wurde häufiger eine Viererkette in der Abwehr beobachtet. Letztendlich wurde Brasilien damit 1958 Weltmeister, was womöglich nicht nur am 4-2-4 lag, sondern bestimmt auch an einigen herausragenden Spielern.

Das 4-2-4 findet auch aktuell im Offensivspiel mit dem Ball seine Verwendung. So spielt wohl u.a. Barca zu Hause gegen deutlich schwächere Gegner mitunter in diesem System.

Wohin geht die erste Reise?

Mitte November gingen dann die ersten Bewerbungen raus, als die ersten Clubs kriselten und den Trainer hinterfragten. Die Mails gingen in viele Winkel der Welt, nach Norwegen (Molde FK), Finnland (Jaro FF), Brasilien (FC Fortaleza), Deutschland (FC Ingolstadt) und auf die Insel (FC Middlesbrough, Preston North End).

Während Molde und Fortaleza kein Interesse an einem „No-Name“ hatten, hat folgender Verein schnell zugegriffen:





Der FC Middlesbrough!

Championship – Das ist schon eine große Herausforderung für die erste Station, eine Abnutzungsschlacht über 46 Spieltage! Vom Namen her mit Sicherheit der Attraktivste der Clubs unter den Bewerbungen.

Die Ausgangslage

Zum Zeitpunkt der Trainerentlassung lag Boro auf Platz 20, während der Vertragsverhandlungen stabilisierte sich die Truppe aber unter dem Interimstrainer mit zwei Siegen und machte einen großen Sprung auf Platz 10.

Der Kader & Das 4-2-4 brasilianisch-ungarischer Auslegung beim FC Middlesbrough

Eine ellenlange Kadervorstellung wird es hier nicht geben, aber ich versuche zu begründen, warum es zu dem 4-2-4 kam.



Der Kader ist insgesamt von hoher Qualität! Vor der Dreierkette in der Abwehr habe ich Angst, daher war ich froh, mit Ayala, Flint und Shotton nur drei Innenverteidiger vorzufinden. So war eine Viererkette oder „Zweierkette“ bereits schnell denkbar.

Auf den defensiven Außenbahnen braucht es im 4-2-4 eher Spieler, die den Ball gefahrfrei in das vordere Drittel transportieren können und eher das Mittelfeld unterstützen, aber bisweilen auch hinterlaufen und das Offensivspiel mit prägen. Für beide Seiten ist Spielermaterial (Jenkinson, Friend, McNair, Robinson, Rodriguez) vorhanden, das auch ausreichend Einsatzfreude, Geschwindigkeit oder Ausdauer dafür mitbringt.



Das („Mini-“) Mittelfeld besteht ja nur aus zwei Spielern, einer davon ist etwas defensiver und räumt vor der Abwehrkette auf. Hier hat Boro schon einige richtig gute Pöhler. Zu nennen sind hier Mo Besic, eine Leihgabe von Everton und der in die Tage gekommene John Obi Mikel (etwas langsam, aber als „Sitter“ müsste es gehen). Zudem kommen noch Rodriguez und Saville in Frage.

Die zweite Position ist ein Spielmacher, der aus der „Tiefe kommt“ und die Bälle verteilen soll. Hier tummeln sich auch einige Spieler, die das können, u.a. Wing, McNair oder Howson.



Die vordere Viererreihe ist in diesem System von enormer Bedeutung! Die beiden Außen sind eher Hybride zwischen 8er und Flügelspieler (Halbstürmer). Hier hat Boro einiges zu bieten, van la Parra, Clarke sind schon richtig stark, aber auch Downing und Tavernier sind sehr gut auf den Positionen einsetzbar.

Endlich mal ein „kompletter“ Stürmer! Im Sturm ist Assombalonga gesetzt. Er wird unterstützt von einer hängen Spitze oder einer falschen Neun, je nach Situation. Diese Position kann auch ein guter Mittelfeldspieler besetzen.

Die zentralen taktischen Elemente sind das hohe, aggressive Pressing und ein eher schnelles Spiel. Für das hohe Pressing benötigt man natürlich Spieler mit viel Einsatzfreude. Im Ligavergleich ist Middlesbrough insgesamt super, super, super!

Die ersten Spiele im neuen System

Die ersten vier Gegner lauten Preston North End (A), Aston Villa (H), Blackburn Rovers (H) und Queens Park Rangers (A). Da sind schon mindestens zwei starke Gegner dabei, also echte Prüfsteine für das 4-2-4.

Spieltag 19 Preston North End (A)

Interessant ist das erste Spiel, denn bei Preston North End ist ja auch eine Bewerbung eingegangen. Die Lilywhites sind überfordert und werden mit 2:0 geschlagen ( Assombalonga, van la Parra). 

Die taktischen Erkenntnisse des Spiels:



→ Insgesamt nimmt Boro über 90 Minuten die 4-2-4-Formation ein, wobei ein Innenverteidiger etwas offensiver steht und die beiden zentralen Spieler sehr nah beieinander sind. Das wirkte im Spiel nicht immer so. Eventuell war der Blick zu unkritisch, beflügelt von dem starken Auftritt.


(4-4-2 NICHT 5-2-2)

→ Im Mute der Verzweiflung hat Preston North End in den letzten zehn Minuten ein hartes Offensivpressing unternommen und dabei Schwächen des 4-2-4 aufgezeigt, denn von hinten raus blieben bisweilen nur lange Bälle. Diese aber auf eine Überzahl auf den Außen.

Fazit: Insgesamt gibt es noch Ineffizienzen, aber PNE war ein dankbarer Einstieg.

Spieltag 20 & 21 Aston Villa (H) & Blackburn Rovers (H)

Aston Villa ist ein klarer Premier League-Kandidat, umso schöner war es anzusehen, dass die Villans keine Schnitte gegen Middlesbrough bekommen haben, aber dennoch „nur“ 2:1 verlieren.

Das Spiel gegen die Rovers verläuft fast identisch, sogar einen Tick besser und wird ebenfalls mit 2:1 gewonnen.

Die taktischen Erkenntnisse der Spiele:



→ Beide Gegner warten (Auswärtsspiel?) eher in der eigenen Hälfte und lassen so viele Wege mit Überzahlsituationen im Aufbauspiel für die Gastgeber zu. ...



→ … Dadurch entstehen viele Passoptionen. Selbst als sie später etwas höher angelaufen sind.



→ Das Angriffspressing von Boro bringt die Gegner immer wieder in Bedrängnis, lenkt sie auf die schwächer besetze Außenbahn und erzeugt so einige gute Torszenen. Zwischen Ballgewinn und Torabschluss liegen dann in der Tat nur wenige Sekunden. In diesem Beispiel netzt Assombalonga am Ende.

Fazit: Wenn der Gegner hinten wartet, gibt’s Haue ;)

Spieltag 22 Queens Park Rangers (A)

QPR kennt man vom Namen her, aber sie rangieren in der Championship eher unten, daher durften Spieler der zweiten Reihe mal ran. Diese waren nicht verantwortlich für das 1:1 Unentschieden, sondern u.a. das gut organisierte Pressing der Rangers.

Die taktischen Erkenntnissedes Spiels:



→ die beiden Mittelfeldspieler werden immer aus dem Spiel genommen. So bleiben aus der Abwehr eher lange Bälle, die Assombalonga mehrfach gut in den Fuß gespielt bekommt, aber einige Großchancen nicht nutzt. Normal müsste es nach rund 20 Minuten 2:0 oder gar 3:0 stehen.

→ QPR hat sich mittels langer Bälle dem Angriffspressing entzogen und das besser besetzte Mittelfeld im 4-4-1-1 von QPR hat sich die ganzen zweiten Bälle nach langen Abschlägen geschnappt.

→ Das In-Game-Coaching ist zudem in die falsche Richtung gegangen, denn das vertikalere Passspiel hat kein Mehr an guten Assombalonga-Szenen erwirkt, sondern unkontrolliertes Kick&Rush. Besser wäre ggf. ein Abkippen des defensiven Mittelfeldspielers gewesen, um eine Passoption zu bekommen oder die Außenverteidiger weiter nach hinten zu beordern. (aktuell: KFV (un).

Fazit: Das Spiel hat deutliche Schwächen des 4-2-4 ans Tageslicht gebracht. Das Angriffspressing zündete nicht und das wurde vom Coach zu spät im Spiel angepasst, weil einige gute lange Bälle kamen und man immer auf das zweite Tor gehofft hat.



Dennoch, die ersten vier Spiele laufen zufriedenstellend, drei Siege, ein Unentschieden. In der Tabelle bedeutet das Platz 9, mit größerem Blickwinkel nach oben.



Für die kommenden Partien werden v.a. die Außenverteidigerpositionen hinterfragt.
« Letzte Änderung: 01.April 2020, 09:17:28 von knufschu »
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Akumaru

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Sehr guter Start. Finde es top, daß du dich selbst hinterfragst und versuchst, Schwächen zu finden. Wenn du diese ausmerzen kannst, wird das 4-2-4 vielleicht unschlagbar (im FM18 hatte und habe ich mit einem abgewandelten, asymmetrischen 4-2-4 große Erfolge).

Grätsche

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Es freut mich zusehen, dass bei Dir der taktische Gedanke im Vordergrund steht. Ich freue mich auf mehr.
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Rabbitbrain

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Liest sich super, bin gespannt wie es weiter geht. ☝🏻😊
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knufschu

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@Grätsche, Akumaru & Rabbitbrain: Danke!


Ein 4-2-4 brasilianisch-ungarischer Prägung in Middlesbrough

Taktisches Vorwort: Das 4-2-4 hat für die Selecao übrigens bis mindestens in die 1970er Jahre überlebt. Bei einem kurzen, unveröffentlichten Save im FM in Brasilien habe ich in Testspielen viele Mannschaften auch noch in diesem System spielen sehen.
Der damalige Nationaltrainer Zagallo hatte mit Pelé, Jairzinho, Rivelino oder Tostao einige Top-Offensivpöhler, die er unterbringen musste, also wurde das gute alte 4-2-4 weiterentwickelt. Es führte zu nicht weniger als dem WM-Titel, ohne Turnierniederlage.  Auch das England aus dem Jahr 1966 wurde in der Gruppenphase geschlagen. Insgesamt schossen die Brasilianer im Turnierverlauf 19 Buden.

Spieltag 23 FC Reading (A)

Die „Royals“ laufen gegen Boros 4-2-4 ins offene Messer uns tun genau das, was sie nicht machen sollten, sie stellen sich hinten rein. Dafür bekommen sie vier Gegentreffer (Assombalonga, van la Parra, Fletcher, Clarke), aber erzielen auch zwei eigene Buden, diese aber „nur“ über Standards, daher, was also vorerst keine Sorgen bereiten sollte.

Die taktischen Erkenntnisse des Spiels:



→ Wenn der Gegner tief steht, rücken in diesem Spiel alle gut mit auf und wir können auch die Kopfballverteidigungen nach missglückten Flanken direkt wieder aufnehmen.



→ Im Spiel gegen den Ball war das Spiel ebenfalls zufriedenstellend, denn die Mannschaft stand sehr kompakt, nachdem die Pressinglinien etwas zurückgezogen und auf Standard gestellt worden sind. Da musste der Gegner schon spielerisch einige aufbieten, um da freie Räume zu suchen.

Fazit: Irgendwann steht auch mal das Verteidigen von Standards auf der Agenda. Allerdings müsste ich selbst auch mal an den eigenen schrauben ;)

Spieltag 24 & 25 Sheffield Wednesday (2:1 Heimsieg) & Ipswich Town (3:1 Heimsieg)

Rund um Weihnachten, also auch am Boxing Day (Hier eine schöne Zeile von Frank Turner: „It´s the day we go boxing“) gibt es zwei Heimspiele, um der Familie in den Feiertagen zu entkommen. Sowohl die „Eulen“ als auch „Town“ haben findige Scouts in ihren Reihen, die die Schwächen von Boros 4-2-4 erkannt haben und beide im kompakten 4-1-4-1 auflaufen.

Taktische Erkenntnisse aus den Spielen:



→  Nachdem Reading zwei Buden über Standards gemacht hat, schraubte ich auch an den Eckbällen herum. Die Inspiration für den Eckball kam aus dem berühmten 7:1 Deutschlands gegen Brasilien. Einige Spieler – darunter auch die Kopfballmonster – laufen auf den kurzen Posten, die Ecke fliegt aber – MUHAHAHAHA – auf den langen Pfosten. Dort steht zwar nicht Müller, aber Gestede, ein ordentlicher Kopfballspieler. Beide Tore gegen Sheffield sind dem Eckball zu verdanken.



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→ Die im 4-2-4 inhärente Unterzahl im Mittelfeld wurde im 4-1-4-1 oft verstärkt, da die beiden Spieler sehr nah beieinander standen. Das kann positiv sein, dann reichen „einfache“ Pässe, aber es wirkte auf mich eher ineffizient. Daher folgte ein Umstellungsversuch von ZSM zu MEZ. Das allerdings ging zu Lasten eines geordneten Spielaufbaus.



Fazit: Manchmal braucht es in Spielen individuelle Klasse und Standards, um einen Gegner zu besiegen. Der Dezember ist geschafft und es gibt eine Auszeichnung! Balsam für den wunden Rückspulfinger, dem FM-Aquivalent zum Reklamierarm?

Spieltag 26 Derby County (A)

Kategorie dreckiger Sieg! Die Rams dominieren mindestens die ersten 25 Minuten. Dann kreiert Boro die erste gute Szene und es steht 1:0, per Freistoß erhöht Wing – ohne Gegentreffer geht’s nicht, also fällt einer in der 93.

Taktische Erkenntnisse aus dem Spiel:



→ Schwer, etwas in Bildern zu fangen. Es ist eine Trias aus viele langen Pässe, zum Teil aufgrund zu weniger sichtbarer Anspielstationen in Kombination mit  „Und dann wird aber auch nicht richtig in den Zweikampf gegangen“. Zumindest kommen die Rams schnell durch die Zweiermitte hindurch, das offensive Pressing ist ihnen egal.



→ Offensiv machen die Rams das Zentrum dicht, aber irgendwie wollen die Spieler die „Anweisung“ über die Außen zu spielen heute nicht umsetzen. Die Außenverteidiger sind zudem aktuell keine kompletten Flügelverteidiger, so dass so das Mittelfeld mäßig unterstützen.

Fazit: Dreckiger Sieg, optisch eine Katastrophe, bei 7 eigenen Chancen. Im Mittelfeld muss sich noch etwas tun!

3. Runde FA-Cup Bristol City (Hin- und Rückspiel)

In der 3. Rundes des FA-Cup braucht es Hin- und Rückspiel. Beide Spiel zeigen taktisch ein ähnliches Bild und einen artverwandten Spielverlauf. Das Hinspiel endet 2:2, nachdem Boro lange führt, verletzt sich Shotton in der 82. Minute und es gibt keine Chance mehr zu wechseln und Bristol macht noch den Ausgleich. Im Rückspiel, hat Boro nach 120 Minuten über 30 Torschüsse, drei mal Alu getroffen, gewinnt aber in einem schwachen Elfmeterschießen.

Taktische Erkenntnisse aus den Spielen:



→ Maßnahmen im zentralen Mittelfeld waren von Nöten, diese konnten auch mithilfe von Spielern aus der zweiten Reihe getestet werden. Der Erkenntniswert ist nach beiden Spiel eventuell noch nicht gefestigt, aber es ist optisch in der Offensive besser, aber Bristol ist eine andere Nummer als die Rams.



→ Zudem griff das Angriffspressing in diesen Partien besser. Bisweilen konnten sie nur Notpässe spielen. Aber einer kommt dann halt mal gut an und dann knallt es hinten. Daher ist es durchaus zufriedenstellend, dass im Rückspiel kein Gegentor gefallen ist. Zunächst dachte ich, dass das Angriffspressing eher über die vordere Viererreihe alleine organisiert werden sollte, aber dem Eindruck nach, haben die anderen sechs Spieler dann nicht so recht nachgerückt sind und alle Bemühungen dahin waren.

Fazit: Ein unnötiges Rückspiel und dann auch noch Elfmeterschießen! Nachdem Harry Kane aktuell das Gegenteil beweist, lasse ich das Ablästern über die Qualitäten englischer Elfmeterschießen mal weg... (Die Pünktchen müssen aber sein ;))

Spieltag 27 Birmingham City FC (A)

Birmingham steht tabellarisch knapp hinter den Playoff-Rängen, dennoch geht Boro mit hohem Pressing in die Paarung und gewinnt mit 3:1 (Gestede (2x), van la Parra).

Taktische Erkenntnisse des Spiels:



→ Das Mittelfeldduett besteht in diesem Spiel aus einem ZSM (Ve) und einem ZM (Au). Zuvor war bestand das Duett aus BeM (Ve) und ZSM (Un) in leicht assymetrischer Anordnung. Dem Ersteindruck nach schafft die Neuausrichtung zumindest offensiv mehr Power. Besic (ZM) hatte sogar Torschüsse aus zentraler Position in dem Spiel!

→ Ein lecker Move ist übrigens den Außenverteidiger auch phasenweise mal als inversen Verteidiger spielen zu lassen, zwecks Mithilfe im Mittelfeld. Das bekommen die Gegner  bisweilen schwer in den Griff. Optisch ist das natürlich kein richtiges 4-2-4 mehr.

Fazit: Ich frage mich, wie schnell die Mannschaften auf Umstellungen im Spiel reagieren? Geht das prompt oder hängt es an der Qualität der Spieler in einer Mixtur aus Werten?

Spieltag 28 FC Millwall (H)

Langsam wird es unheimlich, wieder gewonnen, in diesem Fall endlich zu null! Die zwei Spieltore schießen McNair und Assombalonga. Millwall, aus dem Südosten Londons, hat im Prinzip nur zwischenzeitlich Chancen.

Taktische Erkenntnisse des Spiels:



→ In diesem Spiel sitzt das In-Game-Coaching. Das schnelle Gegenpressing durch die Sturmreihe schien kein Problem für die Lions, und zudem konnten sie gut Spieler zwischen den beiden Reihen Boros positionieren.

→ Erst das kompaktere Aufstellen hat da Abhilfe geschaffen. Das sah dann ähnlich aus, wie im Spiel gegen Reading (s.o.).



→ Das zweite Tor durch Assombalonga war schon der Kracher!

Fazit: Middlesbrough steht mal so richtig gut vorne drin und bisher noch kein Spiel verloren bei der neuen Station! Allerdings bin ich mit der Menge an Gegentreffern leicht unzufrieden, aber das mag an der offensiven Grundausrichtung des 4-2-4 per se zu liegen?





Das ist aktuell mehr als zufriedenstellend: Aber mindestens eine Frage bleibt für mich schon: Wie lange brauchen Spieler "in-Game", um auf Umstellungen zu reagieren?
« Letzte Änderung: 04.April 2020, 10:49:26 von knufschu »
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Grätsche

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Klasse! Echt super! Ich hoffe, nein ich bin mir sicher "Dein tolle Arbeit wird sich auszahlen" 👍👍👍👍👍
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Daniel Fonseca

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 :o alter Schwede echt krass!! Diese Mühen die du dir machst, super
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Leland Gaunt

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Starke Analyse deiner taktischen Vorgehensweise, macht Spaß das zu verfolgen und die Ergebnisse stimmen ja auch!
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FMGaunt

Das magische Dreieck 2.0

Immer schön GErade bleiben!

Akumaru

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In der Form mit dieser Taktik klarer Aufstiegskandidat. Sehr ausführlich, danke dafür!

Texas Alaska

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Lese hier auch hochinteressiert mit, auch wenn ich zugeben muss, dass ich den letzten Post mehrmals studieren musste...  :angel:

Kannst Du bei Gelegenheit vielleicht noch einen Screen deiner Formation mit den Rollen und taktischen Anweisungen posten? Das wäre gerade für Einsteiger wie mich sehr hilfreich.

Karagounis

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Da ist jemand aber fleissig gewesen. Sehr spannend zu verfolgen. Ich hoffe deine Bemühungen werden belohnt

knufschu

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@Grätsche, Daniel Fonseca, Leland Gaunt, Akumaru, Karagounis: Danke!
@Texas Alaska: Danke & Kommt in diesem Post!


Ein 4-2-4 brasilianisch-ungarischer Prägung in Middlesbrough

Taktisches Vorwort: Das 4-2-4 ist zumindest historisch soweit umrissen. Mehr fällt mir nicht aus dem zusammengelesenen Wissen ein.


(Taktische "Wenn-Dann-Entscheidungen" folgen, die roten Balken zeigen, was aktuell in Frage steht)


Bisher scheinen diese Erkenntnisse vorerst gesichert:

→ Pro: Die offensive Wucht ist phänomenal! Pro Spiel entwickelt die Truppe bislang immer einige gute Torszenen. Diese entstehen entweder aus dem Angriffspressing heraus, aber auch Konterszenen über die schnellen Außen habe ich beobachtet. Insgesamt (siehe später) fallen die Tore eher aus Flanken.



→ Pro: Wenn der Gegner passiv spielt und/oder die Konter nicht sitzen bzw. insgesamt der Gegner klar individuell schwächer ist, so ist das 4-2-4 sehr dominant.

→ Kontra: Das „Zweiermittelfeld“ kann sehr schnell überspielt werden und für zweite Bälle ist es nicht gut.



→ Kontra: Wenn der Gegner gegen das offensive Pressing mit langen Bällen operiert und/oder sich gut aus dem eigenen Drittel kombiniert (mit Überzahlen im Mittelfeld), so fehlt mir die Idee für einen Plan B, wobei Konter (s.o.) ja scheinbar funktionieren.

FA Cup 4. Runde Swansea City

Swansea verpennt die Frühphasen beider Halbzeiten und bekommt in diesen jeweils ein Tor (Downing, Howson) eingeschenkt. Selbst treffen sie zu spät und rennen so einen Rückstand hinterher.

Taktische Erkenntnisse aus dem Spiel:





→ Wir packen Swansea über die linke Seite. Das hat zwei Gründe: 1. Tavernier hat auf der rechten Seite einen miesen Tag (Durchschnittsnote 6,4) und links ist die „Überzahlsituation etwas deutlicher“. Die Entscheidung wurde aber nicht ercoacht, sondern das haben die klugen Spieler alleine erledigt.

→ Ein frühes Tor zur fressen, hat Swansea sicherlich auch das Spiel erschwert.

Fazit: Souverän durchgespielt.

Spieltag 29 Bristol (H)

Drei mal Bristol in einem Monat – Wieder kommen sie zu Besuch, spielen in einem 4-1-4-1 und warten als Auswärtsteam hinten drin. Dieses mal läuft es „runder“ gegen einen kompakten, defensiven Gegner und Boro gewinnt 3:0! (Wing, Eigentor, Assombalonga)

Taktische Erkenntnisse aus dem Spiel:



→ Da Bristol uns das Zepter gerne lässt und uns kaum stresst, nehmen wir es dankend in die Hand. Die entscheidenden Pässe sind lange Bälle, die auf Assombalonga oder Gestede gehen, die diese dann in offensiver Klatsch-Pass-Manier verarbeiten.

→ Die „7:1-Gedächtnis-Eckballvariation“ funktioniert weiterhin gut! In diesem Fall entsteht durch sie ein erzwungenes Eigentor. Wie in dem Werk „Fußball-Taktik: Die Anatomie des modernen Spiels. Fußball verstehen durch Strategie-Analyse“ (Greulich, Neveling) gesagt, entscheiden manchmal „kleine Situazione“ (Trappatoni).

Fazit: Langsam entstehen die gelben Verbindungslinien (s.o.) in der Taktiktafel und das kann man auch im Spiel sehen, denn die Fehlpässe ins Seitenaus werden weniger.

Spieltag 30 West Bromwich Albion (A)

Die Baggies leben noch von einem guten ersten Saisondrittel, aber die Form lässt zunehmend nach. Zu Hause gehen sie mit 0:3 unter (Gestede, van la Parra, Assombalonga).

Taktische Erkenntnisse aus dem Spiel:



→ West Brom war in den ersten rund 25 Minuten auf Augenhöhe und konnte über den Mittelstürmer im 4-2-3-1, Gayle, immer wieder gute Aktionen im vorderen Drittel starten. Der Scout sah ihn im Vorfeld als hängende Spitze. Er ließ sich fallen, zog einen Innenverteidiger mit und passte dann schnell weiter („Spiel über den Dritten“: https://www.dfb-akademie.de/das-spiel-ueber-den-dritten/-/id-11008981). Ab der 30. Minute nahm sich der ZSM Wing seiner in enger Deckung an und fortan waren seine Pässe unter Stress mittelmäßig. Am Ende der 90 Minuten gab es die schlechteste Spielernote für Gayle. Manchmal hilft die gute alte Manndeckung!

Fazit: Habe bisher selten mit Manndeckung gearbeitet, aber die Innenverteidiger hatten so weniger Mühe hinten drin und konnten ihren Job machen, solide verteidigen.

Spieltag 31 Leeds United FC (H)



Ein alter Bekannter aus dem Wattenscheid-Save! Barry Douglas! Hach, warme Erinnerungen?!

Taktische Erkenntnisse aus dem Spiel:

→ Verdammter Douglas! ;) Er macht per Freistoß das 1:0, kurz darauf fällt noch das 2:0 nach einem Abwehrfehler. Taktisch fehlen mir die Ideen in diesem insgesamt ausgeglichenen Spiel. Die Mitte ist etwas leer, was beim 4-2-4 wohl normal ist. Also wurde ein Verteidiger invers aufgestellt.

→ Eventuell hätte ein Angriffspressing geholfen?

Fazit: Die erste Niederlage, gegen einen würdigen Gegner,bei über 20 eigenen Torschüssen. Die beiden sehenswerten Gegentore fallen nicht aus taktischen Ursachen heraus, sondern aus einem Freistoß und einem individuellen Fehler.

Spieltag 32 Sheffield United (A)

Gefährlich! Die Blades! Starke Wappen in der Championship bislang. Nun denn, die Blades gehen nach 51 Sekunden in Führung und Bororennt diesem zu frühen Rückstand hinterher, der mehr als verdiente Ausgleich fällt dann in der 88. Minute durch den Joker Howson.

Taktische Erkenntnisse aus dem Spiel:



→ Der Gegner spielt im seltenen 5-2-1-2, welches aber eher ein 3-4-3 ist? Der taktische Kniff von Coach Chris Wilder ist nicht dumm, sie nehmen Wing aus dem Spiel. Wie? Per Doppeldeckung! Das passiert, wenn der Chefcoach wie Augenthaler im Spiel nicht aufpasst. War aber nicht der Zebec ;)

Fazit: Dumm gelaufen.

FA-Cup 5. Runde AFC Sunderland (H)

In der FM-Freizeit wird gerade die zweite Staffel von „Sunderland Til I die“ rezipiert, dann noch das youth-Save von 05erpower, also doch wohl die perfekte Vorbereitung auf die FA-Cup-Paarung?

120 Minuten brauchts gegen den Tabellenzweiten aus der League One.



Taktische Erkenntnisse gibt es in dem Spiel keine neuen, die zweite Garde tut sich schwer, kreiert aber über 20 Torschüsse, 2x Alu dabei.

Spieltag 33 Blackburn Rovers (A)

Im Ewood Park der Rovers gibt es ein leistungsgerechtes 1:1, nachdem Assombalonga ein frühes 1:0 nach unter einer Minute erzielt.

Taktische Erkenntnisse aus dem Spiel:



→ Die Form bzw. die Verletzung eines besseren Innenverteidigers verhindert aktuell mehr in dem Spiel. Dem Gegentreffer geht ein kapitaler Bock von Ayala voraus, denn er geht den Weg der Nummer7 (Armstrong) nicht mit und der netzt.



→ Sowieso ist es heute nicht Ayalas Tag, die Gegner laufen ihn immer gut auf dem schwachen Fuß an und er kann den Ball oft nur wegpöhlen. Dass er am Ende eine 6,9-Note bekommt erschließt sich keinem.

Fazit: Selten ist es nur ein Grund, aber aktuell sieht das Spiel Boros offensiv weiterhin ordentlich aus.

Spieltag 34 - 35 Queen Park Rangers (H), Wigan Athletic (A)

Beide spiele werden mehr oder weniger locker gewonnen. QPR bekommt zwei Gegentore, Wigan „nur“ eines.

Taktische Erkenntnisse aus den Spielen:



→ Das offensive Pressing bringt beide Gegner, eher aus dem unteren bzw. mittleren Teil der Tabelle stammend, in Bredouille. So

Fazit: Einige Verletzungen machen Boro zu schaffen, aktuell gibt es nur einen gelernten Außenverteidiger, was man auch teilweise im Spiel erkennt, denn die Spieler stehen manchmal komisch auf dem Feld rum.





Aktuell ist es Platz 2 in der Tabelle, bei bisher erst einer Niederlage.
« Letzte Änderung: 07.April 2020, 15:33:38 von knufschu »
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bäm, was für ein geiler Thread! 8)
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Akumaru

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Abgesehen vom Ausrutscher gegen Leeds läuft es weiterhin sehr gut. Klasse, was du da veranstaltest!