OK, anderes Thema. Ich finde Wettsysteme per se interessant, so dass ich mal die vergangene Bundesliga-Saison in Bezug auf die Unentschieden analysiert habe. Die Idee ist, für jede Mannschaft im Heimspiel auf Unentschieden zu setzen und bei Mißerfolg im nächsten Heimspiel den Einsatz zu erhöhen. Nimmt man die Bayern mit 2 Unentschieden bei Heimspielen außen vor sind Hannover und Mainz mit 3 Unentschieden sowie Wolfsburg mit 8 Unentschieden die Ausreißer. Bei den Spieltagen gab es 16 Mal (also an nahezu der Hälfte) 3 bzw. 4 Unentschieden, an zwei Spieltagen jedoch kein einziges. Während Wolfsburg 5 Mal hintereinander Unentschieden spielte, klappte es bei Stuttgart einmal erst im 10. Versuch, bei Bayern im 9. Hannover spielte die letzten 9 Spiele nicht Unentschieden und Augsburg die letzen 8 nicht.
Kurzer Hinweis: In meiner ersten Analyse hatte ich die Bayern ausgeklammert. Da diese jedoch immer für ein Unentschieden gut sind und es dort zumeist überdurchschnittliche Quoten gibt, sollte man das eigentlich mitnehmen, auch wenn dies mitunter eine längere Durststrecke zur Folge hat. Zudem ging ich ursprünglich von einer durchschnittlichen Unentschieden-Quote von 3 aus. Dies ist jedoch, zumindest in der ersten Saison, nicht rentabel. Ich gehe deshalb jetzt von einer durchschnittlichen Unentschieden-Quote von 3,3 aus, was mehr der Realität entsprechen sollte. Zu beachten ist auch jeweils der Abzug der Wettsteuer, sofern dies beim jeweiligen Wettanbieter der Fall ist, die durchschnittliche Quote sollte also auch netto mindestens 3,3 betragen.
In meinem ersten Beispiel beträgt der Einsatz jeweils 1€ und wird um 1€ pro Team erhöht, sofern das Heimspiel nicht Unentschieden ausging. Zu beachten ist, dass man zunächst in Vorleistung gehen muss. Bis zum 5. Spieltag steht die Bilanz bei -22€. Aufgrund einiger Spieltage mit 3 oder 4 Unentschieden bessert sich das Ganze bis zu 61€ am 21. Spieltag auf. Am 22. Spieltag gab es jedoch kein einziges Unentschieden, dennoch gibt es mit einer Bilanz von 63€ am 26. Spieltag ein kleines Zwischenhoch, daraufhin geht es abwärts, die Schlussbilanz beträgt -30€. Der höchste Einsatz, der an einem Spieltag getätigt werden muss, beträgt 44€, der höchste Nettogewinn 29€ und der höchste Nettoverlust 32€.
In meinen zweiten Beispiel wird mit dynamischer Erhöhung gearbeitet, da man ansonsten ab dem 5. Heimspiel ohne Unentschieden nur noch mit Verlust arbeitet. Also wird der Einsatz jeweils soweit erhöht, dass man für die einzelne Mannschaft mindestens 2€ Gewinn macht (so wie es auch bei 1€ Einsatz wäre), sollte es zu einem Unentschieden kommen (6€ beim 5. Spiel, 9€ beim 6. Spiel etc.). Die Endsituation sieht zwar besser aus, aufgrund der vielen negativen Serien zu Saisonende kommt man allerdings nur zu einem kleinen Plus. Nach einer Bilanz von 76€ am 17. Spieltag kommt es trotz der 0 Unentschieden am 22. Spieltag zu einem neuen Hoch von 172€ am 30. Spieltag, ehe die Endbilanz bei 31€ stehenbleibt. Der höchste Einsatz, der an einem Spieltag getätigt werden muss, beträgt 93€, der höchste Nettogewinn 91€ und der höchste Nettoverlust 68€.
In meinem dritten und letzten Beispiel wird der Einsatz jeweils verdoppelt, sollte es nicht zu einem Unentschieden kommen. Nach einem anfänglichen Betrag von -23€ am fünften Spieltag steigert sich die Summe zunächst auf 261€ am 15. Spieltag, ehe sie sich ins negative kehrt und bis auf -95€ abfällt. Dann schlägt nacheinander die Stunde von Bayern und Stuttgart und die Bilanz klettert bis auf 1537€. Zum Schluss beträgt sie jedoch nur noch 872€. Zu beachten sind die hohen Summen. Der höchste Einsatz, der an einem Spieltag getätigt werden muss, beträgt 590€, der höchste Nettogewinn 1126€ und der höchste Nettoverlust 415€.
Nur mit Durchhaltevermögen und etwas Kapital in der Hinterhand gerät man in die Gewinnzone, den letzten Notgroschen sollte man also nicht unbedingt setzen. Irgendwann spielt nahezu jedes Team mal wieder Unentschieden (in der Bundesliga gab es bisher nur drei Vereine, die in Heimspielen einer Saison kein einziges Mal die Punkte teilten (die Bayern sind da überraschenderweise nicht dabei), bis dahin kann der Einsatz jedoch schon für manch einen unbezahlbar sein. Auf andere Ligen ist das System durchaus übertragbar, eine völlig dominierende Mannschaft sollte man jedoch lieber ausklammern. Ein Team wie Benevento kann jedoch immer dabei sein. Erste Ligen sind zu bevorzugen, da es dort in der Regel weniger Spielausfälle gibt und man nicht das Problem hat, ständig die Nachholtermine zu erfassen. Die jeweiligen Beträge der beiden letzten Spieltage sollte man dann in die nächste Saison übernehmen und nicht wieder bei 1€ anfangen, um die Verluste wieder auszugleichen, Absteiger sind mit ihren jeweiligen Einsätzen durch die Aufsteiger zu ersetzen (aus demselben Grund). Wichtig ist, hierbei nicht zu gierig zu werden, obige Beispiele sind jeweils nur mit 1€ Anfangs-Einsatz gespielt worden. Alternativ kann man sich auch eine Liga mit einer hohen Unentschieden-Häufigkeit aussuchen (Seiten dazu gibt es genug), um dann bei gleichbleibenden Einsatz immer auf Unentschieden zu wetten. Da die Quote meistens über 3 liegt sollte eine Unentschieden-Quote von 30% ausreichend sein. In der Bundesliga wird dies jedoch selten erreicht und von der Historie anderer Ligen lässt sich ja auch nicht auf die Zukunft schließen, von daher ist das auch keine Gewinngarantie. Als Optimierungstipp könnte man noch die ersten beiden Spieltage aussetzen und erst dann mit den angepassten Einsätzen einsteigen, da ansonsten mindestens 3 bzw. 4 Unentschieden eintreten müssten, um mit einem Gewinn am jeweiligen Spieltag abzuschließen, mit den höheren Einsätzen ist dies schon eher möglich.
Wer Interesse an der genauen Berechnung hat, dem kann ich gerne die Excel-Tabelle zur Verfügung stellen, da lässt sich dann auch mit anderen Quoten oder Einsätzen herumexperimentieren.