Ich verstehe immernoch das gesamt Problem eigentlich nicht. Murmel beschwert sich über die Aktionärsausschüttungen, aber die sind doch völlig normal und ein realistisches Abbild. Warum das bei jedem Verein in der BuLi so gehandhabt wird, weiß ich nicht. Ich bin kein Buchhalter und weiß nicht, was so alles abgeschrieben wird.
Das Grundproblem, welches Murmel beschreibt, ist ja eher, dass man Vereine wie Ajax nie zum zahlungskräftigsten Verein machen kann, weil die Nebeneinnahmen neben Champions League zu gering sind (oder eben die Nebenausgaben). Das liegt aber zu einem großen Teil sicherlich an der festen Reputation der niederländischen Liga. Im Moment ist es so geregelt, dass ein Spieler so lange in der Liga bleibt, bis seine Reputation nicht die Weltspitze erreicht. Erreicht die Reputation die Weltspitze, will er entweder zu einem größeren Verein wechseln oder er verlangt so ein hohes Gehalt, dass man ihn sich nicht leisten kann. Das spiegelt im Prinzip die jetzige Situation in Holland. Es gibt dort viele starke junge Spieler, aber sobald sie extrem gut werden, wechseln sie ins Ausland (siehe Ronaldo, Nistlerooy, van der Vaart und wer da nicht noch alles gewechselt ist). Zum einen liegt das natürlich daran, dass die Spieler bei großen Vereinen spielen wollen, zum anderen liegt es aber auch daran, dass Vereine im Ausland mehr bezahlen können (siehe Elia zum Beispiel). Dass Vereine im Ausland mehr zahlen können liegt zum größten Teil daran, dass in dem Land der Liga mehr fußballinteressierte Menschen sind. Fußball ist ein Werbesport, also richten sich die Einnahmen der Vereine nach der Reichweite ihrer Werbebotschaften.
Also stellt das Spiel die Lage Hollands im Prinzip perfekt dar. Holland hat eine durchaus gute Liga, aber letztendlich wohnen zu wenig Menschen in Holland, als dass die holländischen Sponsoring-Unternehmen dort viel Geld in die Vereine pulvern könnten. Es lohnt sich einfach nicht so richtig für sie. Selbst wenn ein Verein die Champions League gewinnt, ist das wurscht.
Beispiel: Bayern München wird von Liga Total gesponsort. Liga Total ist ausschließlich für den deutschen Markt interessant, vielleicht noch Österreich/Schweiz (wenn man es dort überhaupt empfangen kann?!). Die Reichweite des Sponsorings erstreckt sich also auf die Anzahl der Fußballseher/innen in Deutschland. Die Anzahl der Menschen wird durch den Gewinn der Champions League nicht im geringsten erhöht. Zwar laufen die Bayern mit ihren Liga Total Trikots auch in Madrid über den Rasen und sind im englischen Fernsehen zu sehen, aber die Menschen dort können damit nichts anfangen. Lediglich der Werbewert der Bayern auf nationaler Ebene steigt ein wenig, weil sie öfter im Fokus der Berichterstattung stehen. Aber das ist wirklich marginal.
Genauso läuft es auch im Beispiel Ajax. Auch wenn Ajax das neue Barcelona wird, wenn die Sponsoren nur auf den niederländischen Markt aktiv sind, dann bleibt für sie nur eine sehr stark begrenzte Anzahl von Menschen interessant. Deshalb gibt man auch nicht mehr Geld. Etwas anderes wäre es bei Firmen, die Global Player sind. Also Automarken wie VW, BMW, Opel, Renault oder FIAT. Aber die sponsern in der Regel keine Fußballteams, weil die internationale Reichweite nicht hoch genug ist. Nur die Ausscheidungsspiele der Champions League werden europaweit überall gezeigt und für die paar Spiele lohnt sich ein Sponsoring nicht.
Was soll nun also eine niederländische Firma, die Ajax sponsort, groß machen? Im Moment wird Ajax von AEGON gesponsert. AEGON ist ein riesiger Versicherungskonzern, von dem in Deutschland nur wenige etwas gehört haben. Auch in England oder Spanien kennt man AEGON in der Regel nicht, sondern die Tochterunternehmen wie Scottish Equittable. Aber es ist ja schonmal bemerkenswert, dass überhaupt ein global player Ajax sponsort, das ist eigentlich eher selten.
Man kann sich also durchaus darüber unterhalten, ob Ajax nicht auf Dauer mehr Ausschüttungen durch Fernseheinnahmen der Liga erhalten sollte, weil die Liga eines mehrfachen Champions League-Siegers natürlich interessanter wird. Aber dass es automatisch einen Geldsegen von Sponsoren gibt, ist einfach unrealistisch.
Auch der Vorschlag, dass man gewisse Dinge wie die Dividende steuern können soll, hat mit Realität nichts mehr zu tun. Im FM von SEGA übernimmt man die Rolle eines Trainers. Das war immer so und möge doch bitte auch so bleiben, denn es ist erfolgreich. Mitspracherecht ist nett (und soll wohl auch im 11er kommen, mit den neuen Vorstandsgesprächen), aber dass der Trainer bestimmt, dass ein neues Stadion gebaut wird, ist fern jeder Realität. Der Trainer ist Angestellter eines Vereins, er ist ein Projektleiter. Der Vorstand des Vereins hat die Entscheidungsgewalt. So ist das in jedem kleinen Unternehmen und auch bei Amateurvereinen ist das so. Inwiefern das neue Reputationssystem dauerhaft die Wettbewerbsfähigkeit anhebt, möge man bitte abwarten und darüber muss man vorher nicht schon wettern. Wenn mit der Reputation die Einnahmen steigen, hat man auf Dauer keine Probleme, mit den Top Clubs mitzuhalten oder aufzuschließen. Auch heute ist das meiner Meinung nach schon eindeutig möglich durch gutes Scouting und gute Taktiken. Es ist ohnehin unrealistisch davon auszugehen, dass Ajax in den nächsten 10 Jahren die beste Mannschaft Europas hat.