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Autor Thema: Die Wachablösung  (Gelesen 1902 mal)

WilQ

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Die Wachablösung
« am: 05.September 2010, 21:30:58 »

Es kann ziemlich kalt werden in der Schweiz - dachte ich. Doch obwohl im Winter die Schwiiz eher von Ski-Touristen und Bergfetischisten besucht wird, habe ich mich entschieden hier niederzulassen in der Hoffnung mein Leben auch nach der  Profikarriere weiter dem Fussball zu widmen. Meine Karriere endete ziemlich früh. In einem Freundschaftspiel anno 2007 gegen eine unterklassige Kickerelf aus Dortmund habe ich mein Kreuzband gerissen. Mit heutiger Medizin eigentlich kein Problem, aber während der Gesesung traten dann Komplikationen mit den Knie auf, so dass die Ärzte mir davon abrieten weiter diese Sportart professionell auszuüben. Das ist also fast 3 Jahre her. Damals konnte ich ein halbes Jahr an nichts anderes denken, hatte Depressionen und Entzugserscheinungen. Doch vor ungefähr einem Jahr hat ein alter Kollege, ein Manager bei einem renommierten Klub aus Gelsenkirchen mir geraten einen Trainerschein an der Sporthochschule Köln zu machen. Und so begab ich mich und machte zusammen mit einigen altgedienten und national bekannten Ex-Fussballern meine Uefa-Lizenz.

                                                                                                                                 

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Und nun war ich hier. Als ich das erste mal in der Schweiz war, da spielte meine Mannschaft gegen FC Basel in dem damals noch genanntem Uefa-Pokal. Wir gwannen 3:0 und warfen die Basler aus dem Wettbewerb. Ich weiß noch wie wunderschön die Atmosphäre damals im Station war. Die Zuschauer feuerten den Gegener so laut an, dass man sich untereinander nicht verständigen konnte.

Nun aber genug der Nastolgie. Es war also Januar 2010 als ich von Deutschland aus in die Schweiz auswanderte ( wer jetzt denkt ich hätte es aus steuerrechtlichen Vorteilen getan - ja, ich hab's :D) Ich gab mir ungefähr 2 Monate um mich hier einzuleben in meiner Berner Singlewohnung.
 
                                                                                                                               

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Und wie es so kommen musste, besuchte ich schon sehr bald die Spiele von BSC Young Boys und dem FC Bern. Da knüpfte ich auch einige Kontakte zu den Funktionären und den Trainern. Und dann kam das unglaubliche. Alain Baumann sprach mich an ob ich nicht ein Praktikum bei YB machen wolle um einige Erfahrungen zu sammeln. Das Angebot konnte ich nicht ablehnen, so unterschieb ich einen Praktikumsvertrag bis zu 01.06.2010.  Da mein Praktikum unentgeltlich sein sollte, versprach mir Alain bei der Jobsuche als Trainer zu helfen. :D


« Letzte Änderung: 05.September 2010, 22:50:29 von WilQ »
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Re: Die Wachablösung
« Antwort #1 am: 05.September 2010, 21:58:48 »

01. März also. Mein erster "Arbeitstag" bei YB. Nachdem ich mich mit dem Trainer Petkovic intensiver über den Tagesablauf unterhalten habe, sind wir zum Trainingsgelände los. Petkovic machte mich mit den Spielern bekannt und dann ging es auch schon los. Ich durfte einige Sachen, die ich während meines Lehrgangs gelernt habe auch anwenden. Und promt wurde ich von Vladimir angeschnauzt, dass das im Berner Fussball nicht so liefe, sie wären doch keine Versuchskaninchen einen deutschen Neu-Trainers. :)

07. März: meine erste Woche ist nun vorbei, und ich habe einige Erkenntnisse von der schweizer Fussballkultur machen können. Heute fand das Spiel gegen einen besonderen Gegner statt, nähmlich Xamax Neuchätel. Warum dieser Gegner so besonders war, sollte ich schon bald erfahren.
Meine Vorbereitung auf das Spiel lief so ab, Gegner paar Tage zuvor anschauen, Notizen machen, Trainer Bericht erstatten und die Gefahrstellen ausfindig zu machen.

22.April: Nun bin ich fast schon zwei Monate "Praktikant" im Dienste. Gestern hat Alain mich zu sich gerufen und mir über das Interesse von drei Klubs Bescheid gegeben. Unter Ihnen war eben auch Xamax.


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WilQ

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Re: Die Wachablösung
« Antwort #2 am: 05.September 2010, 23:44:53 »

15.Mai: Mein Praktikum bei YB neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Ich habe nun einige praktische Erfahrung gesammelt. Vor ein paar Tagen traf ich mich zu einem informativen Gespräch mit Herrn Rohrer und dem Präsidenten Bernasconi.

                                                                                                                                               


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Nachdem man sich vom Schürrmann getrennt hatte, war der Verein auf der Suche nach einem unverbrauchtem Trainer, der die Mannschaft wieder stabilisieren sollte (Xamax belegte zum Ende der Saison nur den drittletzten Platz). Man hatte mir mitgeteilt, dass man sofort einen Trainer verpflichten wolle, der so in die Saisonplanung 2010/11 eingebunden wird. Aus persönlichen Gründen, habe ich aber darauf gepocht erst am 01.07. das Team zu übernehmen. So haben wir uns auch getrennt.

Ich war mir sicher, dass man sich bei Xamax jetzt nach einem anderen Trainer umsehen würde....


16.Mai: Als Patkovic mir die Raffinesse des eidgenössischen Abseitsfalle näherbringen will, werde ich ins Büro vom Herrn Baumann gerufen. Auf dem Weg dahin, wundere ich mich schon, was der Grund sein sollte, doch bei besten Willen kann ich mir keinen ersichtlichen Grund erdenken. Vielleicht hat Alain vom meinem gestrigen Treffen mit Xamax erfahren und will mir aus Mitleid einen Job als Greenkeeper anbieten...da wäre ich jedenfalls weiter als Lothar Matthäus bei den Bayern. Ich musste schmunzeln über diesen Gedanken.

...Und dann trat ich in die Geschäftsstelle ein. Bei vorbeigehen sah ich auf der Rezeption die neuste Ausgabe von "Sonntagsblick". Auf der Titelseite: Xamax findet Nachfolger für Schürmann, Mittwoch Pressekonferenz. 



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WilQ

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Re: Die Wachablösung
« Antwort #3 am: 06.September 2010, 10:49:07 »

Nun stand ich also im Büro des Sportdirektors. Ohne lange drumherum zu reden gab Alain bekannt, dass YB heute morgen ein Fax von Xamax erhalten haben mit der Bitte, mich zu verpflichten.
Alain gab mir das Schrieben und ich konnte kaum meinen Augen trauen.
" Wir bitten Ihnen einen 1-Jahresvertrag bis 30.06.2011 mit dem Monatsgehalt von jeweils 1500 €. Außerdem werden Sie ca. 250.000 € für neue Spieler erhalten, Wenn Ihnen dieses Angebot annehmen, so bitte ich Sie es heute bis 18:00 Ortszeit zu tun." 

Ich muss euch ehrlich sagen, da war für mich kein langes Nachdenken nötig. Schon eine halbe Stunde später saß ich in der Bahn Richtung Neuchâtel....



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Punkt 15:00 Uhr war ich am Ort, Herr Bensasconi empfang mich und kam sofort zu Sache. "Wir wollen in 3 Jahren soweit sein, das wir um den Titel spielen. Und in diesem Jahr hat die Qualifikation für den Europacup die höchste Priorität" - waren seine Worte. Dann gab es ne Menge Papierkram zu unterschreiben.


"So und jetzt hätten wir's geschafft , willkommen bei Xamax !"
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Re: Die Wachablösung
« Antwort #4 am: 06.September 2010, 17:30:38 »

Nun sind 2 tage nach meiner Unterschrift als Trainer bei Xamax vergangen. Heute findet die große Pressekonferenz statt. Als ich den Presseraum betrete ist die Mehrheit der Journalisten sichtlich erstaunt, waren sie sich doch so sicher, dass ein bekannterer Trainer das Team aus dem Kanton Neuchâtel übernehmen würde. Und schon rieselten die Fragen auf mich ein. Ob ich stolz sei, hier das Team übernommen zu haben, wie ich denn vorhabe die Mannschaft spielen zu lassen, ob ich einige Spieler verkaufe oder neue hole, usw. Nach 25 Minuten war der ganze Spuck vorbei, und am nächsten Tag stand das Kennenlernen mit den Spielern auf dem Programm. Nach dem letzten Spiel am 16.Mai das für die Xamax mit 3:3 gegen FC Zürich ausging, waren die Spieler froh, dass sie Saison vorbei war.

Hier der Kader mit dem ich mich also 3 Tage später bekanntmachte:



Wobei die Spieler, die es nicht in die Top-18 geschafft haben, die werden verkauft..hoffentlich für eine schöne Ablösesumme...:) Diese wären: Hodzic, Geiger, Taljevic, Omar und Gashi...

Nach dem Training meldet sich einer der Scouts bei mir. Angeblich hat er ein interessantes Stürmertalent in Italien gesehen, nähmlich einen gewissen Garraro aus der Jugend des AC Fiorentina. Ich gebe dem Scout die Anweisung den Stürmer zu beobachten. Bald ist ja die WM, da wird er noch ne Menge zu tun haben - dachte ich, als er mich in Ruhe lässt. Abends sehe ich mir dann die Jugendabtelung von Xamax an. Und prompt fällt mir ein Verteidiger auf. Er grätscht ja alles kurz und klein und bleibt dabei immer fair, und sein Spielverständnis würde eher zu einem passen, der schon seit Jahren gestandener Profi ist. Ich erkundige mich nach dem Namen des Jungen. Tony Tramoni - lässt der Jugentrainer mich wissen, ist erst Anfang dieser Saison zu Neuchâtel gestossen und hat mit seinen 16 Lenzen schon 2 Spiele in der Axpo Super League gemacht.
Nach weiteren Eindrücken habe ich mich entschieden, den Jungen mit den Profis in der 1. trainieren zu lassen. Billiger als irgendeinen osteuropäischen Abwehrrecken, deren Name dazu noch unaussprechlich ist,  wäre er alle mal.

« Letzte Änderung: 07.September 2010, 08:27:35 von WilQ »
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Re: Die Wachablösung
« Antwort #5 am: 06.September 2010, 17:40:56 »

Viel Glück bei deiner neuen Aufgabe. Schöne Einleitung.....
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Re: Die Wachablösung
« Antwort #6 am: 07.September 2010, 04:48:39 »

Viel Glück bei deiner neuen Aufgabe. Schöne Einleitung.....

Danke dir, jetzt geht es richtig los...heute möchte ich den Saisonstart mit den ersten Transfers weitermachen. Aber zuerst einmal steht die WM an, welche sehr viele Überraschungen mit sich gebracht hat und schließlich die Freundschaftspiele. :)
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WilQ

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Re: Die Wachablösung
« Antwort #7 am: 07.September 2010, 09:32:58 »

11. Juli 2010: Das WM-Finale steht an, und wer zuvor auf dieses Finale getippt hat, ist jetzt wohl schon Millionär geworden. Argentinien schlägt Sensationsfinalisten Ghana mit 3:1. Damit steht zum ersten Mal in der Geschichte der Wetlmeisterschaft ein afrikanisches Team im Finale. Weniger erfreulich ist das Abscheiden der Nati. Diese wird Letzter in der Gruppe mit Nigeria, USA und Brasilien und scheidet aus. Die deutsche Elf unter Trainer Joachim Löw wird Vierter nach der Niederlage gegen Spanien (Im Halbfinale unterlag man den Argentiniern in der Verlängerung mit 2-3, Badstuber erzielte in der 107. Minute ein Eigentor :( )


Meine Scouts haben jetzt vier Wochen in Südafrika verbracht, ne Menge Papierkram gesammelt und über jeden potenziellen Spieler Notizen gemacht. Doch alle Arbeit war umsonst.

Am 01. Juli erfahre ich vom Vorstand, dass der Klub sich in Übernahmensverhandlungen befindet und der Neuchâtel deswegen ein Transferembargo auferlegt worden ist, bis ein neuer Eigner gefunden wird. In der Ausgabe des Blick's erfahre ich, dass Bernasconi sich mit einigen Privatgeschäften verkalkuliert hat und Xamax zu Verkauf stellt. Schön sowas aus der Zeitung zu erfahren, statt vom Präsidenten selbst - dachte ich mir. Aber ich bin nun mal nur ein Trainer (und das ist auch gut so!!!) und kein Mädchen für alles, wie es gerne viele hätten. :)


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Nun musste ich zusehen, dass ich die Spieler - auch die, mit denen ich nicht plane so lange wie möglich halte. Und wenn der Spuck vorbei ist, so werde ich sie wohl im nächsten Transferfenster verkaufen.

Ich habe auch schon das einige Testspiele hinter mir das erste war gegen ES Malley, einem Klub aus der Challenge Lague: man gewann souverän 2:0 wobei das 1:0 Omar schoss, ein von mir eigentlich aussortierter Spieler.

Im zweiten Spiel ging es gegen FC Vaduz: man gewann 2:1, Varela schon 2 Tore und in der Verteidigung überzeugte eben der 16-Jährige Tramoni. Im nächsten Spiel schoss man Vevey Sports ab mit 5:0 wobei Varela hier sein drittes Tor machte, damit wurden alle drei Testspiele gewonnen. Aber dies war kein Grund sich zu entspannen. Es wurden viel zu viele Torchancen vergeben, war mein erster Eindruck. Und über die Flügel kamen zu wenig Flanken. Dies alles muss bis zum Saisonstart sitzen, sonst seh ich die Qualifikation für den Europacup in Gefahr.


Am 9.Juli erreichten mich folgende Nachrichten:


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und 



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Sowas nenn ich zur falschen Zeit am falschen Ort. :(  Nun kann ich mich wohl mit dem Kader der Vorsaison in die ersten Meisterschaftsspiele begeben.

Hier die Spiele im Juli:



Zuerst geht es also gegen den Tabellen-Vierten aus der Vorsaison nach Zürich und dann spielt man zu Hause gegen den amtierenden Meister. 4 Punkte aus diesen Spielen scheinen realistisch, wenn man die Erkenntnisse aus den Testspielen einbezieht. Aber durch die Übernahmensgespräche könnten die Spieler unnötig sensibilisiert sein, was ein großer Nachteil wäre. Ich bin jedenfalls gespannt.....



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