PK im Vorfeld zu meinem ersten Heimspiel in der Dritten Liga gegen Preußen Münster. Ich betrete den Raum und sehe mich etwa zehn Journalisten gegenüber. Ein paar bekannte Journalisten der Printmedien, einer von Radio RSG und einige unbekannt Gesichter. Ich nehme Platz und schaue in die Runde. Der erste meldet sich:
„Herr Way, im letzten Spiel gegen Wuppertal haben Sie sehr gut gespielt. Wird Ihrem Team das Auftrieb geben für das kommende Spiel gegen Münster?“
„Ja, wir zehren von der guten Leistung und haben viel Selbstvertrauen getankt.“
Ein anderer Journalist fragt: „Wie wollen Sie spielen lassen gegen die Preußen?“
„Natürlich volle Pulle von Beginn an.“
Und wieder der erste: „Da gab es Transfergerüchte in Bezug auf Predrag Luka vom AC Ajaccio. Werden Sie ihn verpflichten?“
„Nein, kein Interesse.“
Ich blicke wieder freundlich in die Runde. Niemand meldet sich. Die Reporter von Radio RSG stellen ihre Tonbandgeräte aus und fangen an einzupacken.
„Noch Fragen?“ frage ich freundlich.
Ein paar Journalisten blicken auf und lächeln, einige schütteln den Kopf, andere reagieren überhaupt nicht.
„Wirklich nicht? Ich bin hier!“ sage ich jetzt bestimmt.
„Danke, Herr Way.“ Bemüht sich einer zu sagen. Alle anderen räumen weiter zusammen oder befinden sich bereits im Gehen begriffen.
„SOFORT STEHENBLEIBEN!“ donnere ich in den Raum. Auf einen Wink von mir wird die Tür verschlossen. Die Journalisten erstarren und drehen sich protestierend zu mir um.
„Sie-„ Ich zeige auf die Journaille. „Sie werden mich nicht aus meinem Büro hierher zitiert haben für drei so lächerliche Fragen. Da hätte ich auch die Tochter unserer Salatwäscherin schicken können. Ich erwarte von Ihnen mehr Interesse!“
Man sieht sich ratlos an, einige scheint das zu belustigen.
„Falls Sie das hier komisch finden, mein Mitarbeiter Juri hat soeben die Tür verriegelt.“
Vor der Ausgangstür steht ein großer Mann, dunkel gekleidet, mit dunklen, langen, fettigen Haaren, Sonnenbrille und Mundwinkelnarbe.
„Sie können also“, fahre ich fort, „etwas Zeit aufbringen und zu meiner Erheiterung beitragen, indem Sie ein paar intelligentere Fragen stellen.“
Die Journalisten murmeln, scheinen aber angesichts der Aussicht auf ein Tete-a-tete mit Juri überzeugt zu sein, zu bleiben. Sie setzen sich wieder.
„Gut so.“ sage ich zufrieden. Ich zeige auf einen mir unbekannten Mann. „Sie da. Fragen Sie mich was.“
Der Mann schaut sich unsicher um, blättert dann in seinem Notizblock.
„Ähm…“
„Da kommt hoffentlich noch etwas mehr.“ Raune ich ihm freundlich drohend zu.
„Ähm, ja… also… der… der…“
„Der?“
„Der… Kader…“ Seine Stimme klingt eher fragend.
„Der Kader?“ gebe ich aufmunternd zurück.
„Ja, ähm, also, der Kader. Ist er…“
„Ja?“
„Ist er… vollständig?“ Das letzte Wort scheint dem Mann wie ein Gottgeschenk vorzukommen. Er strahlt über das ganze Gesicht. Ein Journalist neben ihm nickt zustimmend mit dem Kopf und hebt den Daumen.
„Ah, eine schöne Frage. Meine Antwort lautet: nein.“
„Nein?“ gibt der Journalist erstaunt zurück.
„Nein“, sage ich einfach. „Nächste Frage.“
Die Männer sehen sich um und an. Niemand meldet sich. Bis auf die Reporterin von Radio RSG, die plötzlich wild den Arm in die Höhe reckt und fingerschnipsend und winselnd wedelt.
Ich deute mit dem Kopf auf sie: „Ja, Schnecke?“
„Man erzählt sich, Sie hätten keinen Physiotherapeuten. Ist da was dran?“
„Ja. Das stimmt. Aber wir haben bereits Verhandlungen aufgenommen.“
„Oh. Das ist… gut?!“ fragt Schnecke unsicher.
„Ja, das ist gut. Sabban.“
„Wie bitte?“
„Sabban.“
„Sabbern?“
„Nein, Sabban. Mit „A“ und „N“. Das ist ihr Name.“
„Eine Frau?“ Schnecke ich scheinbar positiv überrascht.
„Allerdings. Nicht, dass meine Jungs noch schwul werden.“
„Herr Way!“ Ein Journalist, den ich nicht kenne. „Homophobie?“
Ich muss kichern. „Sie kennen mich nicht, oder? Ich tue alles Mögliche, um ins Fernsehen zu kommen. Oder in die Presse. Ich kaufe Fußballclubs, ich versuche deren Präsidenten zu einem Schlaganfall zu überreden und ich beleidige mir unbekannte Menschen. Nächste Frage.“
„Wer steigt auf?“
„Wir.“
„Sicher?“
„Ja.“
„Und wer steigt ab?“
„Mir furzegal.“
Die Schnecke schnippt wieder. Ich nicke Ihr freundlich auffordernd zu.
„Herr Way, den Berechnungen unserer Redaktion zufolge müssten Sie die kolportierten Lottomillionen bereits restlos aufgebraucht haben. Können Sie uns erklären, wie Sie dennoch so viel Geld aufbringen können?“
„Natürlich, das… aber was muss ich sehen? Soo spät schon? Nein, also, das tut mir jetzt leid. Ihre Zeit ist rum. Schade, schade. Vielleicht beim nächstens Mal, ok. Und Schnecke, ich wünsche dann luftigere Kleidung. Tschöö.“
Damit gehe ich. Hat Spaß gemacht. Muss ja niemand wissen, dass ich einige semilegale Geldanlagen abgeschlossen habe, ebenso auch einige wenig erfreuliche Kontokonditionen. Und Kontostandorte.
Anm. d. Verf.: selbstverständlich hat eben genannter auch nichts gegen Homosexuelle!
2. SpieltagFC Remscheid (4.) – SC Preußen Münster (5.)Röntgenstadion, Zuschauer: 4.660
Die Preußen kommen mit einer ganz ungewöhnlichen Taktik daher, einem 3-4-2-1. Ich halte dem ein 4-2-3-1 entgegen mit der Hoffnung, dass meine Flügel deren Freiräume auf der Außenverteidigerposition bespielen können.
Kessler – Ferreira, Zeitz, Schönheim, Dang Khoa – Zimmermann, Tinga – Leandro, Nijholt, John – Zohore
Anpfiff.
5.: das ertse Mal geht die Taktik auf. Leandro läuft ungestört über den rechten Flügel. Seine Flanke in die Mitte wird von Nijholt und Zohore erwartet, beide ohne Gegenspieler, aber sie gerät zu nach ans Tor und Masuch kann klären
6.: John flankt jetzt, über Umwege kommt Nijholt zum Schuss, aber Masuch rettet.
8.: aus einer Ecke entwickelt sich eine gute Chance für Münster, aber der Kopfball von Boller springt von der Latte zurück ins Spiel und wird schließlich geklärt
13.: gute Chance für Münster, aber Udoji schließt überhastet ab und schießt drüber.
22.: TOR Preußen Münster (Karalis, Udoji) 0:1 - Udoji im Zweikampf mit Ferreira, der sich dabei verletzt und liegen bleibt. Udoji spielt jedoch weiter, flankt in die Mitte und Karalis versenkt den Ball aus sechs Metern.
23.: Ferreira kann nicht weiter spielen. Neuzugang Corstjens kommt, Zeitz geht ins Mittelfeld und Zimmermann nach rechts hinten.
30.: Remscheid von der Rolle. Beinahe ohne Gegenwehr kommt Karalis zum Torschuss, der von der Unterkante der Latte abprallt. Daraus entwickelt sich eiin Gegenzug, den Ola John leichtfertig gegen Strobl vertändelt.
33.: größte Chance für Remscheid durch einen Eckenkopfball von Schönheim
36.: Ola John will in die Mitte flanken, der Ball prallt zu ihm zurück und der Holländer schießt direkt, aber weit vorbei
39.: TOR Preußen Münster (Wittich, Vukovic) 0:2 – Freistoß kurz hinter der Mittellinie von Meha, der in die Mitte zu Vukovic passt und der gleich weiter zu Wittich. Der schießt aus 28 Metern unhaltbar in den Winkel.
45.+2: Leandro trifft in die kurze Ecke, hat beim Pass von Tinga aber deutlich im Abseits gestanden.
45.+3: Meha noch einmal für die Preußen, aber er schießt aussichtsreich drüber.
Halbzeit. Remscheid war feld- und chancenüberlegen, aber Preußen effektiver.
46.: Remscheid stellt um auf 4-1-3-2. Hauger und Rausch kommen für den enttäuschenden Zeitz und John.
53.: Doppelchance für Remscheid. Erst läuft Zimmermann unbehelligt in den Strafraum, scheitert aber zunächst an Masuch. Über Zwischenstationen kommt Nijholt zum Torschuss, setzt diesen aber daneben.
55.: TOR REMSCHEID (Corstjens, Nijholt) – Nijholt zieht einen Eckball weit auf den hinteren Pfosten, wo sich Corstjens gegen zwei Gegenspieler durchsetzt und zum 1:2 trifft.
58.: Leandro kommt zum Torschuss, scheitert aber an Masuch
65.: TOR REMSCHEID (Leandro, Nijholt) 2:2 – Nijholt dringt über links in den Strafraum ein und bricht zunächst den Angriff ab. Mit einer schnellen Drehung schiebt der den Ball dann aber quer in den Fünf-Meter-Raum, wo Leandro trocken vollstreckt.
69.: TOR REMSCHEID (Nijholt, Zimmermann) 3:2 – Doppelschlag für den FCR. Aus dem Anstoß heraus erkämpft sich Dang Khoa den Ball. Über Schönheim und Hauger wird Leandro in Szene gesetzt, der zunächst den Zweikampf gegen Strobl verliert. Dessen Befreiungsschlag erkämpft sich Zimmermann, der Nijholt in der Mitte einsetzt. Der zieht aus zwanzig Metern ab und lässt Masuch keine Chance.
73.: Kopfballchance Münster, aber ungefährlich
80.: Séla für den gelbgefährdeten Udoji. Münster jetzt im 3-4-1-2.
83.: Karalis schießt aus verzweifelter Position auf das Tor und verzieht vollkommen.
85.: toller Konter der Remscheider über Leandro, der den mitgelaufenen Rausch in der Mitte in eine Eins-gegen-Eins-Situation gegen Masuch schickt. Der Youngster überwindet den Keeper, scheitert aber am Torpfosten.
87.: Münster scheint verzweifelt. Boller schießt aus dreißig Metern, aber deutlich vorbei.
89.: Drei Minuten werden nachgespielt.
90.+1: Leandro geht frei auf der linken Seite und wird von Schönheim geschickt, er umspielt seinen Gegenspieler und wird dann wegen Abseits zurück gepfiffen. Ein sehr später Pfiff.
90.+2: Rausch mit direktem Diagonalpass auf Leandro, der aber gegen Kister das Duell verliert und dann Foul spielt. Dennoch bedeutet das einen wichtigen Zeitgewinn für den FCR.
90.+3: Meha gewinnt einen Zweikampf gegen Nijholt und geht die rechte Außenbahn entlang. Dann ertönt plötzlich der Schlusspfiff.
Abpfiff. Einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit hat der FCR den Sieg zu verdanken. Gemessen an den Feldvorteilen und Chancen verdient.
Nach dem Spiel werde ich darüber informiert, dass Felix Magath als Trainer des HSV im Stadion gewesen sein soll. Angeblich hat er Interesse an Thomas Kessler.