Morgen jährt sich zum 19 Mal das legendäre Pokal-Halbfinale zwischen dem FC Schalke und Bayern München. Anlass genug, hier noch einmal daran zu erinnern. Hier der Bericht der WAZ vom 4.Mai 1984:
"Schalke steht kopf: Eines der größten Spiele in 80 Jahren"
Dieses Spiel - welch ein Spiel! Augenblicks-Eindrüce, die als Anekdoten fortgeschrieben werden. Dramaturgisch perfekt, obwohl es keine Dramaturgie gab. Tristess und Frohsinn. Faszination, Verzweifelung. Ende. Aufbruch. Resignation total und zaghafte Zuversicht. Von einer Minute auf die andere.
Das Spiel hatte kaum begonnen, als Schalke hintenlag. 0:2 sogar. Also hoffnungslos.
Hoffnungslos? "Schalkes Vatertagsausflug ist gesichert", stand auf meinem Notizblock. Denn am 31.Mai ist Himmelfahrt. "Vatertag", Pokalendspiel. Da sah ich beim 0:2 natürich keine Chance mehr. [Hans-Josef Justen, der Redakteur]
Aber Kruse. Thomas Kruse. 1:2
Aber Thon. Olaf Thon 2:2
Gegenzug postwendend, wie man so sgat. Rumenigge. Michael Rummenigge 2:3.
Jedoch wieder der Ausgleich. Dann sogar die Schalker Führung. Die Ahnung vom Finale. Doch Münchens 4:4. Verlängerung.
Ein dauernswerter MEnsch mittendrin: Walter Junghans, Schalke-Torwart, nett und symphatisch, wie der Mitmensch nur sein kann, bis dahin auch fehlerfrei, wie es der Fan verlangt, gab einen Roller aus der Hand. Und Dieter Hoeneß, fpr den das Kapitel Bayern nach trübsinnigen Erfahrungen um seine Vertragsverlängerung schon so gut wie abgeschlossen war, nutzte die unverhoffte Chance zum 4:5. Frau Junghans und Herr Junghans den Tränen nahe. Sie auf der Tribüne, er auf dem Rasen.
Dann Bernhard Dietz. Schalke Kapitän, Kumpel-Typ, voller Ehrgeiz, aber auch voller Mitgefühl für den Torwart. Er rannte, rackerte und riß das Ding noch mal rum: 5:5.
DOch nur ein Wahn von kurzer Dauer, weil Dieter Honeß noch einmal hinlangte. Zum 5:6. Was er denn wohl gewesen wäre, wenn Schalke seinen Thon nicht hätte: Letzte Sekunde, letzter Schuß, knallhart aus dem Fußgelenk, letztes Tor. [...]
DOch als ganz Schalke kopf stand, wo beruhigende Tabletten, Spritzen, Schnäpse verabreicht wurden, trug der Manager seinen Grimm durch die Gegend: "Scheiß Ergebnis" maulte Rudi Assauer, dem das Wiederholungsspiel [das gab es damal noch], die Verletzungen und der Kräfteaufwand [...] gar nicht in den Kram passten.
Der Mann hat nichts begriffen. Er hat nicht kapiert, dass in diesen zwei Stunden mehr Werbung für Schalke betrieben wurde als in den drei Jahren seines Wirkens.
Ich muss sagen, dass dies bis heute das wahnsinnigste Fussballspiel gewesen ist, welches gesehen habe.
Oder fällt jemandem noch ein Besseres ein?