Ahh Philosophie, na das ist natürlich wichtig.
Also ich kenne die Prüfungskriterien an der Uni Hamburg nicht, deshalb ist das, was ich sage unter Vorbehalt und entspricht den Erfahrungen aus Prüfungen, die ich gelegentlich für Sozialwissenschaften, Politikwissenschaften, Englische Philologie und Rechtswissenschaften begleitet habe. Wenn es etwas Geisteswissenschaftliches ist und die Prüfung auf der Bachelorarbeit basiert, dann kann ich mir nur eine Verteidung vorstellen.
Beim Entstehungsprozess können fragen kommen, wie du die Arbeit an der Bachelorarbeit strukturiert hast. Prüfer sind da mitunter recht kreativ, es geht um Arbeitsweise, Strukturierung, dann um die Auswahl von Literatur (und die obligatorische Frage, warum denn das eine Lieblingsbuch des Prüfers nicht berücksichtigt wurde), die Bandbreite der Recherche (online, Bib, Magazine, Primärquellen, Fachzeitschriften, Kongressprotokolle, etc), den Aufbau der Bachelorarbeit selbst und die Kontinuität des Schaffensprozesses (Prüfer hören besonders gerne, dass im Laufe der Arbeitserstellung weiterhin aktuelle Fachliteratur zum Thema herangezogen wurde, um auf dem Laufenden zu bleiben

).
Das macht alles nur einen kleineren Teil aus. Wie es genau bewertet wird, liegt im Ermessen des Prüfers.
Das wichtigste ist dann die Verteidigung der Thesen, Hypothesen und Schlussfolgerungen. Die meisten bereiten sich nur auf eine Verteidigung der Schlussfolgerungen ihrer Arbeit vor. Das ist aber zu wenig, denn die erfolgt ja normalerweise schon in der Arbeit selbst. Wichtig ist auch, warum bestimmte Hypothesen aufgestellt wurden und andere, die zum Thema vllt auch naheliegen übergangen wurden. Analog die Auswahl der Thesen in deiner Arbeit, warum du bestimmte andere Thesen herausgelassen hast, die wissenschaftlich geläufig sind. Das ist eine schmale Gratwanderung, weil der Prüfling natürlich nie weiß, was der Prüfer so aus dem Hut zaubert. Manchmal können das auch abstruse Dinge sein, aber niemals den Fehler begehen und die Einwände des Prüfers kurz und knapp ablehnen, auch wenn der Fall erstmal klar zu sein scheint. Prüfer sind in der Regel sehr gut vorbereitet auf Verteidigungen (besonders was Fachliteratur zum Thema angeht), das ist nicht wie bei normalen mündlichen Prüfungen, wo mensch auch mit selbstbewusst präsentiertem Halbwissen überzeugen kann. Die allermeisten Prüfer bauen das Gespräch aber nicht als Kampf auf, also es kommen lediglich so fragen wie "Hmm, also mir ist beim Lesen in den Sinn gekommen, dass ja auch die Frage nach XXX eine gewisse Relevanz für ihre Forschung hat, sehen Sie das auch so?". Meistens ist die Prüfungsatmosphäre ganz angenehm und es entwickelt sich eher ein lockeres Gespräch über Fachliteratur und eigene Ansätze zur Themenbearbeitung als ein "Frage-Antwort-Spiel". Das hängt aber natürlich vom Prüfer ab. Aber auch in der Lockerheit muss immer beachtet werden, dass es sich um eine Prüfung handelt und der Prof durchaus jederzeit im Bewertungsmodus ist, auch wenn er locker aus der Hosentasche plaudert (sagt mensch das im Deutschen so?)
Was dein Thema angeht: Hast du deine Arbeit nach den 4 Disziplinen der Ethik aufgebaut oder dich auf eine konzentriert? Also "Doping im Sport aus Sicht der deskriptiven/Meta/normativen/angewandten Ethik"? Wenn du dich auf einen Bereich konzentriert hast, kann ich mir vorstellen, dass Fragen zu den anderen Bereichen kommen. Damit solltest du auch fit sein. Wenn du alle 4 Bereiche abdeckst, könnten so Fragen zu Ethik und dem Ethikbegriff allgemein kommen. Prüfer arbeiten sich gerne vom großen Ganzen auf kleine Details vor. Also erstmal wird so umfangreiches allgemeines Wissen beurteilt, bevor es dann wirklich in die Auseinandersetzung mit den Details der (Hypo-)Thesen und Schlussfolgerungen geht. Das handhabt aber auch jeder Prüfer etwas unterschiedlich. Wenn zur wissenschaftlichen Disziplin schon eine sehr fundierte Auseinandersetzung innerhalb der Arbeit stattgefunden hat (also 20 von 80 Seiten nur über den Ethik-Begriff in der Philosophie, mal etwas übertrieben formuliert

) wird das eher kurz gehalten. Als Faustregel bei der Verteidigung gilt, das vor allem das hinterfragt wird, was in der Arbeit etwas zu kurz gekommen ist. Also wenn du bestimmte Themenbereiche bewusst ausgeklammert hast, dann kannst du dir sicher sein, dass dazu inhaltliche Fragen kommen und eine Rechtfertigung verlangt wird, warum du darauf verzichtet hast (und bitte keine Antwort á la "Naja, ich hatte ja nur eine begrenzte Seitenanzahl, irgendwas musste rausfliegen"....alles schon gehabt, du würdest dich wundern).
Wie es bei deinem Thema aussehen könnte, weiß ich natürlich nicht. Ich kenne weder deine Arbeit, noch bin ich mit dem Philosophiestudium und dem Curriculum an der Uni Hamburg vertraut. Human Enhancement klingt erstmal gut. Was ich mir auch vorstellen könnte wären eher abwegige Dinge, also Verbindungen zu Genmanipulation, Ikonisierung in der Gesellschaft, das Verhältnis von Recht und Moral zueinander (Radbruchsche Formel) etc. Aber am besten ist es, wenn du das Gespräch mit dem begleitenden Prof führst. Wann ist denn die Prüfung? Also einen Monat solltest du mindestens Zeit haben, dich darauf vorzubereiten, was und wie er prüfen will. Das ist dein Recht, lass dich da nicht vertrösten. Profs haben immer viel zu tun, blablabla...Völlig egal, für dich ist die Sache ja auch sehr wichtig.