Doch, vier Seiten vorher.
Aber mal ernsthaft: ein unglaubliches Armutszeugnis und der Beweis dafür, dass die UEFA-Kampagne RESPECT nicht den Stoff wert zu sein scheint, auf dem sie genäht ist (zumindest für diesen Verein). Laut Kicker.de schießt Adriano ja nicht nur das Tor, er sieht hernach auch seinen Fehler nicht ein UND animiert sein Team zur Verteidigung, als die Dänen den Ausgleich geschenkt bekommen sollen. Das hat dann mit seinem "Instinkt", womit er den ersten Treffer erzielt hat, weniger zu tun. Ebensowenig auch seine Aussage nach dem Spiel, der sei "auf alle sein drei Tore stolz". Das hat viel zu sehr System. Die UEFA wird drastisch reagieren müssen, will sie sich nicht lächerlich machen.
Das Problem ist, dass der UEFA schlicht und einfach die Hände gebunden sind. Natürlich war das kein "fair play" von Adriano, aber eben auch nicht "strafbar". Es ist das erste mal, dass so etwas in dieser Art auf höchster Fußballebene vorkommt, deswegen kann ich den Rummel nachvollziehen, aber es gab beispielsweise genug Fälle, wo Spieler den Ball nicht ins Aus geschossen hatten, obwohl ein gegnerischer Spieler verletzt am Boden lag. Auch daraus resultierten Tore, und die Aufregung lässt von Fall zu Fall nach. Die UEFA kann auch nicht einfach anfangen, solche Dinge zu ahnden, denn so würden sie sich selbst ins Bein schießen.
Außerdem möchte ich die Spieler etwas in Schutz nehmen. Es geht im Profifußball um eine Menge Geld, vor allem in der CL. Man trainiert die ganze Woche auf dieses Spiel hin, und tut alles, um weiterzukommen. Ich bin mir sicher, dass 85% der Spieler, die "fair play" spielen, das tun, weil es sich eben so gehört, nicht weil sie der Überzeugung sind, sie machen gerade das Richtige. Denn in der Natur des gemeinen Sportlers ist es, gewinnen zu wollen.
Ich kann mich noch an den weltweiten Aufschrei erinnern, als Suarez 2010 das Tor gegen Ghana per Hand verhinderte. Er bekam seine Strafe, Ghana den Elfmeter und trotzdem war er wochenlang der Buhman. Ich meine, es ging darum, dass sein Land ins Halbfinale einer Weltmeisterschaft einzieht. Ich hätte 100pro dasselbe gemacht, da besteht für mich kein Zweifel. Notbremsen oder Spielverzögerungen sind auch kein fair play, aber da Kräht kein Hahn danach, genauso wie sich kein Mensch mehr in einer Woche darum kümmern wird, wie unfair doch Adriano war.
Ein verletzter Spieler kann auch selbst der unfaire Spieler sein, wenn er nur schauspielert, um das Spiel zu unterbrechen. Das ist als Beispiel ungeeignet. In diesem Fall hat der Donezk-Spieler dem Schiedsrichter deutlich sichtbar zu verstehen gegeben, dass dieser den Ball fallen lassen muss, er spielt ihn dann zu den Dänen zurück. Das hat er auch getan, aber ein Spieler seines Teams hat dann daraus einen deutlichen Vorteil gezogen. Insofern würde ich hier von einem Fall von vorsätzlicher Täuschung ausgehen. Ich bin mir nicht so sicher, dass dann da keine Handhabe besteht.
Das Argument mit dem Geld ist ja ein beliebtes Argument. Wenn ich Dich hier richtig verstehe, dann argumentierst Du pro Unfairness. Stellt sich also die Frage: was ist eigentlich Fairness? Und hälst Du es nicht für ein wenig, nun, "unsozial", den eigenen Vorteil über alle anderen Dinge zu stellen? Das entspricht nicht unbedingt dem kategorischen Imperativ. 
Nein ich bin nicht pro "Unfairness". ich unterstelle Fußballern lediglich einen Siegeswillen. Dieser wird aber zu oft als "Unfairness" fehlinterprätiert. Da kommen wir gleich zu deiner Frage, was Fairness eigentlich ist. Meiner Meinung nach ist Fairness im Sport ein Begriff, dessen Weitreichigkeit von vielen Leuten als Aufforderung gesehen wird, sich das Wort zurechtzubiegen wann und wie sie es wollen. Macht Adriano von Shakjtor, ein Verein zu dem die wenigsten einen Bezug haben, gegen den symphatischen Underdog aus Dänemark auf diese Weise ein Tor, ist es unfair. Verwandelt mein Lieblingsverein aber einen, zu Unrecht gegeben Elfmeter, ist das "eben Fußball". Ich finde es extrem scheinheilig, (ich beziehe mich übrigens auf den allgemeinen Tenor nach dem Donezk Spiel, nicht auf Kommentare hier im Forum) wenn man Sportlern gezielte Unsportlichkeit unterstellt. Es ist in 95% der Fälle, der von mir oben angesprochene Siegeswille, der Fußballer zu "unfairen" Szenen antreibt. Warum begehen Fußballer Notbremsen oder taktische Fouls? Nicht weil sie unfair sein wollen. Sie tun einfach in dem Moment instinktiv das, was für ihre Mannschaft das Beste ist. Es kann mir keiner erzählen, er denkt, Spieler schießen den Ball gerne ins aus, wenn ein Gegenspieler angeschlagen ist. Sie machen es total widerwillig, weil es der gute Ton so verlangt, und um nicht Thema solcher Diskussionen zu werden, wie wir sie gerade führen. Instinktiv würden sie weiterspielen. Adriano hätte das Tor auch nicht gemacht, wäre Shaktjor 3:0 vorne gewesen, so aber folgte er einfach seinem Siegeswillen und machte das wichtige Tor.
Außerdem: Die UEFA kennzeichnet "Unfairness" während eines Fußballspiels, indem sie sie von den Schiedsrichtern ahnden lässt. Wenn es aber keine Vorschriften gibt, die ein bestimmtes Verhalten regeln, handelt der Spieler daher auch nicht unfair, wenn er dieses Verhalten praktiziert. Gibt es, wie es bei Adrianos Tor nun doch der Fall zu sein scheint, eine zu befolgende Regel, trägt der Schiedsrichter die Schuld, weil er versäumt hat, diese anzuwenden.