Streamingdienste haben die Sehgewohnheiten mit einigen Vor- und Nachteilen nachhaltig komplett verändert. Ich kann mir gut vorstellen, dass Werbefreiheit ein Punkt ist, bei dem sich fast alle Konsumenten einig sein werden, dass man sie beibehalten will. Ich bin gespannt wo diese Entwicklung hinführt, sehe aber nur wenig Gutes drin.
Dadurch das es jetzt wieder so viele Anbieter gibt die auch unterschiedliche Serien exklusiv im Angebot haben wird es ja auch nicht gerade besser. Es werden auch Serien nach einer Staffel eingestampft bei der man dann keine Auflösung hat,dass war am Anfang auch noch anders. Allgemein entwickelt es sich da gerade nicht so verbraucherfreundlich und mehr hin zu den Problemen der alten TV Ära,da passt die Werbung ja auch gut rein.
Ich schrieb ja von ein paar Nachteilen und ein paar Vorteilen. Das ist wohl auch ein Nachteil... Wobei ich da irgendwie nie das Problem gesehen habe. Was die Anbieter ja wiederum als Vorteil haben ist die Sache mit den Monatsabos, was es davor in der Breite nicht gab. Zumindest hätte ich mir früher gerne mal ein paar Monate Premiere geholt - aber für ein Jahr Laufzeit ging das finanziell einfach nicht. Aber heute: Sich anmelden, kündigen, wo anders anmelden und das Abo aktivieren dauert bei mir nicht mal 5 Minuten. Ich kenne viele Familien die sich für die Kinder über die kalten 3-4 Monate Disney+ holen und dann wieder abmelden. Ich wechsel die Anbieter 4-5 mal im Jahr durch. Auch wenn die Gesamtsituation nicht kundenfreundlich ist, ist das Handling der Situation sehr komfortabel. Allerdings hat das nichts mit der Werbung zu tun.
Letztlich wird es darauf hinauslaufen, dass die Abo-Preise für Filme und Serien ohne Werbung steigen. Wer sich nicht mehr leisten kann oder will, der wird vermutlich die aktuellen Preise (bestenfalls leicht darunter) mit Werbung bekommen. Meine Vermutung - ohne mich bislang näher damit befasst zu haben.
LG Veni_vidi_vici
Das Leute, die nicht so viel Geld haben, mit dem Angebot von Amazon jetzt einen Streamingdienst haben finde ich positiv. Bei Netflix und Disney hilft es natürlich nicht, weil "ohne Werbung" ja einfach teurer wird. Wenn man es sich jetzt nicht leisten kann, kann man es danach auch nicht.
Aber grundsätzlich stimme ich dir zu. Auf lange Sicht wird sich da zeigen was Werbung wert ist.
Was mich eigentlich daran stört, ist der Punkt, den ich auch schonmal bei Onlinemagazinen und Newsseiten angesprochen habe. Werbung macht sich bezahlt wenn man klickt. Ich habe Angst, dass sich bei Serien und Filmen dadurch die gleiche Klickbait-Mentalität herausstellt, wie bei Texten im Internet und die Qualität im Durchschnitt sinkt. Zwei drei Spots zu Beginn, dann muss man die Zuschauer dazu bringen 15 Minuten am Ball zu bleiben und nochmal zwei drei Spots abgreifen. Ab da kann der Film scheiße werden. Netzflix zählt heute schon einen Film als gesehen, wenn man 90 Sekunden reingeschaltet hat... Auch bei Computerspielen hat man vor einigen Jahren gehört, dass der Start ins Spiel für Designer wichtiger ist als das Ende. Dort wird der Hype generiert und das Ende wird zum Teil heute eh nicht mehr erreicht. Alles was so Entwicklungen fördert sehe ich negativ für das Medium.
Qualitativ sind die Produktionen von Netflix heute schon zu einem großen Teil das, was vor 15 Jahren Direct To DVD gewesen wäre. Das heißt nicht, dass da noch ein paar richtig gute Sachen raus kommen. Aber man merkt, dass Netflix versucht mit Masse den Katalog voll zu machen. Sogar große Produktionen wie zuletzt in Red Notice konnten nicht abliefern, ziehen aber mit großen Namen. Aber auch die Oldguard, Extraction, Bright, The Outsider: Alle haben gemeinsam, dass sie 1-2 große Schauspiel-Namen haben, alle gleich aussehen und eher mittelmäßig sind. Das sind jetzt zwar alles Filme, aber bei Serien wurde das Problem schon angesprochen: Die werden bei Netflix zum Teil schneller eingestellt, als man sie in die Watchlist nehmen kann. Wenn jetzt darüber hinaus gesehene Werbung an die Produktionen geknüpft wird kann noch einfacher und automatisierter die Formel gefunden werden, die zu viel Aufmerksamkeit führt. Film(und Serien)kunst wird weiter industrialisiert.
Aber auch Disney macht bei der Qualitäts und Contentspiral mit. Man hört schon von Studios und vor allem VFX-Künstler, die sich weigern mit Marvel zusammen zu arbeiten, weil der Crunch so hart ist, weil sie zu viel produzieren. Und wie es hier schon vor kurzem hieß: Es ist nicht so, dass alles was von Marvel und Star Wars gerade so erscheint geil wäre.
Dazu kommt noch, dass die Werbung nicht vergleichbar ist mit der Werbung früher im TV. Früher wurden zielgruppenorientiert Werbung geschaltet. Bei Kinderfilmen lief was anderes als Nachts um 22 Uhr und ob man wirklich den richtigen addressiert war ein Glücksspiel. Aber beim Streaming und allgemein im Internet ist Werbung personalisiert möglich. Mehr Werbefläche sorgt für mehr Wert der Daten und mehr Wert der Daten sorgt für mehr Gründe Daten zu sammeln.
Die Punkte stören mich wesentlich mehr als die drohenden Preiserhöhungen wenn man weiterhin keine Werbung möchte.