Guter Typ sowieso, einer der Autoren, war auch schon einer der Verwegenen und Standhaften hinter dem DFB-Sturm letzten Herbst, der den Grindels Transpranzfrei jetzt irgendwie an die DFB-Spitze gespült hat, vorläufig. Stimmt schon, so richtig Analyse ist selten. An der Fußballberichterstattung allgemein stört mich was ganz Anderes: Das ist nur im erweiterten Sinne Journalismus, im Grunde ist es das, was früher die Vereins-PR war. Heute ausgelagert. Fans, die es über die Absperrung geschafft haben (copyright Thomas Kistner). Und die Berichtenden sind spürbar längst Mitveranstalter, weil sie Millionen zahlen, um Eintritt zu finden. Mit einigen Ausnahmen, Nischenformaten auch immer wieder in Kicker und Co. Vielleicht wirds frühmorgens sogar während der EM wieder ein bisschen Abseitiges geben -- nachdem KMH im Campo Der Mannschaft™ mit Jogi bei Sonnenschein Händchen halten durfte, der Fanclub Nationalmannschaft sponsored by Coca Cola in eingeblendeten Werbe-Zwischenbildern jubilieren konnte und die Katrin mit dem Poldi plantschen durfte.
Was den Inhalt und die Art der (Spiel)Berichtserstattung angeht, wird es sicherlich Annäherungen geben. Aber genauso wie die Alfred Jux Draxlers Hauspostille unsinnigste Spieler- und Mannschaftsbewertungen nach Laufleistungen und Co. vornimmt und der Kicker die ollen Fußball-Floskeln in die Verlängerung schickt, gibt es in der Taktiknische ein bisschen den Hang, jeden Furz überzuinterpretieren. Und auch er hat mittlerweile seine inhaltsleere Floskeln gefunden. Wenn Mönchengladbach gut ohne Ball spielte und seine abkippenden Sechser ballnah verschob, mag das für eine eingeweihte Klientel eine eine akkurate Beschreibung einiger Spielmuster sein. Was es letztlich für das Spiel bedeutete, versandet nicht selten in der Tiefe des Taktikblogsprechvokabulars.
In der BBC-Nachanylse zum Atletico-Aus durfte ich glaube Rio Ferdinand vor Millionen halt salopp formulieren, dass das ja alles schön und gut sei, was Bayern da gespielt habe. Aber wenn man das Hintertürchen "back door" gegen solche Teams zum wiederholten Male offen ließe, dann passiere das halt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Sicherlich sehr salopp. Aber mir in dem Fall lieber als der Taktiknerd, der sich das mit "Bayern verteidigt mit Ball" kompliziertredet und mitunter den einfachen Kern der Geschichte nicht trifft. Hier wie dort gibts Licht und Schatten. Insgesamt wäre eine Annäherung beider Welten wünschenswert. Insgesamt ist es aber auch für den Fußball vorteilhaft, dass es mehrere Arten der Berichterstattung gibt. Denn sonst wäre er kein Volkssport und verdiente ein Guardiola auch keine Scheichmillionen (2022 Katar, 100%, Fußballsucht halt). Sondern ein Randzonengebiet, von dem außer Bloggern niemand berichtet.
as Lustige ist ja, dass selbst die Experten, wenn sie das entsprechend verpacken, teilweise mit Unbewiesenem durchkommen, und zwar bei sowohl den Fachleuten als auch dem Fan von der Straße -- ohne den der im Kern einfache Sport Fußball nicht denkbar wäre. Unbewiesenes? Jepp. Siehe Roland Loy. Und der hat untersucht.