Ich bin Fan (aber kein Vereinsmitglied) vom FC Energie Cottbus. Seit ich vor ca. 12 Jahren meine Leidenschaft für den Fußball entdeckte, bin ich eher regional veranlagt, was meine Sympatien betrifft. Anfangs waren das Hansa Rostock, Carl-Zeiss Jena und eben Cottbus. Alle drei Teams waren bei mir ungefähr gleichberechtigt, weshalb ich zu der Zeit auch kein wirklicher Fan von einem der drei Teams war.
Die Entscheidung zugunsten vom FCE fiel dann, als wir ein paar mal das Stadion der Freundschaft besuchten, welches auch distanzmäßig klar das nächste war. Dort sahen wir wirklich packende Spiele und der Verein hat mich irgendwie berührt. Das blieb dann auch so und vertiefte sich mit dem Abstieg 2003. Während viele Möchtegern-Fans dem Verein bei Misserfolg den Rücken kehren, bin ich wirklicher Cottbus-Fan seit dem Bundesligaabstieg 2003. Zumal in den Jahren und danach der Verein auch manchmal zu einem Testspiel in unsere Stadt kam und damit auch die Spieler/Funktionäre mal richtig nah waren und man auch auf Autogramm-/Fotojagd gehen konnte.
Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich an Spiele wie das Derby gegen Hansa in der 1. Bundesliga vor einigen Jahren, als wir nach 80 Minuten noch 0:1 hinten lagen und das Spiel noch gedreht haben. Und das in einem extrem wichtigen Abstiegsendspiel 4 Spieltage vor Ende. Oder als wir die Bayern daheim 2:0 schlagen, obwohl diese vom Schiri einen Elfer geschenkt bekommen, den Tremmel aber von Ribery abwehrt.
Schlechte Laune bekomme ich auch noch, wenn ich daran denke, wie dumm Radeljic den Ball zum 0:1 im Relegationshinspiel 2009 abfälscht, am Ende verlieren wir daheim 0:3 und reißen natürlich in Nürnberg garnichts mehr. Oder wie Hünemeier 2011 im Pokalhalbfinale in der 90. Minute ins leere Tor köpfen kann, aber vergeigt. Sowas vergisst man nicht. Zumal ich bei der Situation meinen Drehstuhl durch das Zimmer warf, welches dabei meine Glastür am Schrank zerstörte. Das war es aber definitiv wert.
Leidenschaftliche Momente waren auch, als wir einmal 0:0 in Leverkusen spielten und keinen Angriff hatten und auch keinen freiwillig gestartet haben, nur Beton hinten angerührt haben. Und Rudi Völler nach dem Spiel uns als Antifußballer beschmipfte und meinte, sowas habe in der Bundesliga nichts verloren.
Ich mag natürlich auch andere Teams außer Energie; in Deutschland wären das Hansa Rostock und der SC Freiburg, in England mag ich ManUtd am meisten, andere Länder haben mit Juve, Rosenborg oder Anderlecht aber auch sympatische Clubs.
Vereine, die ich nicht nur nicht mag, sondern hasse, sind (natürlich) die Hertha und Ingolstadt. Unsympatisch sind mit Teams wie die Bayern, Schalke, ManCity oder Real Madrid.
Allgemein zeichnet einen Fan in meinen Augen absolute Identifikation mit dem Verein aus, jedoch sollte man auch Sachen kritisch hinterfragen und nicht alles zufrieden hinnehmen. Ich mag unseren derzeitigen Trainer Bommer auch nicht und sage auch, dass wir derzeit erfolgreich sind, obwohl er da ist, nicht wegen ihm. Jedoch bleibe ich Cottbuser, egal wer uns trainiert.
Man lebt und stirbt mit dem Verein, man leidet mit und feiert Erfolge, als habe man selbst das entscheidende Tor gemacht.
Als Fan muss man nicht im Stadion sein, jedoch sollte man zumindest einmal ein Spiel seines Vereins live erlebt haben, um nochmal zu spüren, wie es sich anfühlt, wenn die Lieblinge nicht nur im Stream oder TV feiern/leiden, sondern wenn man 10 Meter vom Torschützen wegsteht und feiert, als sei alles Böse der Welt verwiesen worden (dabei hat man nur das 1:2 erzielt). Ich bin auch nicht permanent im Stadion, gehe jedoch ca. zur Hälfte aller Heimspiele und war diese Saison auch schon bei Auswärtsspielen dabei (u.a. bei Union, überragende Stimmung dort übrigens, da können wir nicht mithalten). Wenn ich ins Stadion gehe, dann aber nur in den Stehplatzbereich, was mich als Student 9 Euro kostet, denn dort ist einfach die Stimmung geiler. Oben auf der Haupttribüne zu sitzen, fühlt sich fast an wie daheim vor dem TV, da fehlt mit etwas. Außerdem kann ich der Emotionen wegen eh nicht still sitzen während eines Spiels, da hat der Zuschauer hinter mir dann die Arschkarte gezogen.
Jeder sollte halt wissen, ob er Fan ist oder nur Sympatisant. Man merkt es meist selbst, wenn man mal seine Lieblingsclubs vergleicht, bei einem Team kribbelt es sicher mehr als bei allen anderen
