Tja, Henning, jetzt kannst du dir eine Erklärung aussuchen.
Ob es damit aber getan ist, weiß ich nicht. Denn auch das ist ja ein komplexes Problem, auf das manchmal die einfache Antwort die richtige sein mag, meistens aber eben nicht. Kluge Menschen driften nicht "einfach so" in parallele Realitäten ab. Was die anderen hier beschreiben sind ja eher die Folgen dieses Abdriftens. Das Bedauerliche an der ganzen Geschichte ist ja, dass man da auch gar keine inhaltliche Diskussion mehr führen kann, weil die gemeinsame Verständigungsbasis fehlt. Wenn Person A wissenschaftliche Erkenntnisse, Logik und Evidenz annimmt, Person B aber nicht, wird es schwierig werden, auf der Ebene einen Austausch zu finden. In deinem Fall besteht ja vielleicht aufgrund der persönlichen Beziehung noch Hoffnung, mit einer guten Gesprächsstrategie einen Anknüpfungspunkt zu finden.
Ich hab übrigens auch so einen Fall in der Familie, daher kann ich das gut nachfühlen, Henning: Meine Schwiegermutter ist in der ganzen Szene so tief drin, dass nahezu jedes Klischee erfüllt wird. Da kenne ich aber auch den Ursprung: Mein Schwager wäre als Baby fast gestorben und die Homöopathie hat ihn gerettet, so die Erzählung. Seither wird so ziemlich jeder Verschwörungsmythos geglaubt, den man sich vorstellen kann (das ist natürlich auch eine unterkomplexe Zusammenfassung). Ich schalte da mittlerweile auf Durchzug, es lohnt die Diskussion nicht. Und ich möchte dann auch nicht derjenige sein, der die Stimmung auf Familienfeiern versaut, falls sie mal wieder einen Klopper raushaut - zumal Teile der Familie zumindest für gewisse Aspekte empfänglich sind. Bitter ist dabei, dass die Beziehung zwischen meiner Frau und ihrer Mutter endgültig daran zerbrochen ist, dass wir unsere Tochter haben impfen lassen. Aber hey, um das Positive zu sehen: Dann muss ich mir den Mist nur alle paar Monate geben, wenn man sich mal wieder bei einer Feier sieht.