Du musst doch keine großen Stacks aufbauen, um effektiv zu verteidigen. Stelle einen riesigen Stack auf ein Feld mit schlechten Defensivbedingungen und daneben einen kleinen "Aufhalt-Stack" auf ein Feld mit idealen Bedingungen. Sobald die feindliche Armee in schwere Kämpfe verwickelt ist auf dem einfach zu verteidigendem Feld, ziehst du die andere Armee (vllt sogar mit Gewaltmarsch) rüber.
Dass natürlich lange Grenzregionen so nicht immer verteidigt werden können ist klar aber auch nur realistisch.
Dass der Gegner sich in der Verteidigungsposition befindet, wenn er auf dein Land vorrückt und du ihn dort angreifst, erscheint auf den ersten Blick natürlich ungeschickt. Fakt ist aber, dass die gegnerische Armee eine Weile Zeit hatte, sich einzugraben und Verteidigungspositionen zu erreichten. Das spielte in der Kriegsführung vor 400 Jahren eine größere Rolle als heute oder im 2. WK. Aber ich bin auch der Meinung, dass eine gehaltene Festung auf dem Gebiet Vorteile im Kampf bieten sollte, wenn auch nur geringe.
Das Verhalten der gegnerischen Armee erlebe ich auch ganz anders als du. Die Franzosen greifen sehr aggressiv an, die Österreicher auch. Dass sie nun aber ihre 60er Stacks nicht gegen einen 90er Stack preußisches Militär verheizen ist klar. Da warten sie lieber, ob nicht irgendwelche Bündnispartner bald eingreifen können oder sie warten zumindest darauf, bis die attrition deine Armee etwas ausgedünnt hat. Denn 1% ist bei 900.000 Soldaten schon eine große Menge, wenn dann noch Belagerungsfaktoren dazukommen, ist von dem 90er Stack bald nicht mehr viel übrig. Da lohnt es sich schon, mit dem Angriff noch eine Weile zu warten, das würde ich als Spieler genauso machen.
EU ist aber natürlich nunmal kein HoI. Der Fokus ist aber auch ein anderer. Das Kampfsystem von EU ist zweckmäßig, ohne besonderen taktischen Tiefgang. Andere Faktoren spielen hier eine größere Rolle. Für EU kann ich mir auch schwer ein komplexeres System vorstellen, irgendwo müssen immer Kompromisse gemacht werden, sonst wird das Spiel zu überladen. Wenn wie bei HoI Einheitentypen, Wetter, Beschaffenheit der Provinz (Berg, Hügel, Wald, Gehölz, Wüste, Dschungel, Stadt, Ebene, Arktik), Nachschub, Offiziersrating, Organisation, Truppenstärke, Soft-/Hard Armor, Piercing, verteilter Provinzangriff, Offensiv- /Defensivtaktiken der Anführer, Anführer-Skills, Anführer Attribute, Nacht&Tag, Doktrien, Stacks und Forschungsstand in den militärischen Part einfließen würden, wäre das des Guten ein wenig zuviel.
Trotzdem ist die KI bei EU4 natürlich nicht perfekt, aber überraschend hervorragend im Vergleich zu anderen Paradox-Spielen ein paar Monate nach dem Release. Wenn ich da an HoI1,2,3(!) zurückdenke oder auch EU3 vor den AddOns, dann ist "wiz" tatsächlich ein wizard was KI-Coding angeht.