Sagt mal, ist es euch vielleicht auch möglich, sachlich und konstruktiv zu diskutieren? Bei allem Frust und aller Emotion, die verständlich sind, muss das doch echt nicht sein. Mal davon abgesehen, dass man damit auch kein Stück weiter kommt...*
@Pneu: Was du da gerade machst ist eine Ablenkung vom Thema, um deine Position bezüglich Covid-19 (die mir ehrlich gesagt immer noch nicht 100% klar geworden ist) zu untermauern bzw. von deinen bislang nicht wirklich überzeugenden Argumenten abzulenken - nennt sich Whataboutism. Das bringt weder in der Diskussion einen Fortschritt, noch ist es die feine Art, anderen (in dem Fall Henningway, den du zitiert hast) auf mehr oder weniger unterschwellige Art zu unterstellen, andere Probleme würden sie nicht interessieren und hätten sie vorher auch nicht interessiert. Mal davon abgesehen, dass ich diese Unterstellungen gerade im Fall von Henningway für einigermaßen absurd halte: was soll das bringen?
Dir geht es um Verhältnismäßigkeit, richtig? Darüber kann und sollte man immer reden: welche Maßnahmen sind angesichts der Situation gerechtfertigt, wo gehen sie zu weit? Immerhin reden wir von Einschränkungen von Grundrechten, von der Bedrogung und Zerstörung von Existenzen usw. Schwierige Frage, was da schwerer wiegt. Ich persönlich bin der Meinung, das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit sollte schwerer als wirtschaftliche Belange wiegen. Ich bin aber auch froh, dass ich diese harten Entscheidungen nicht treffen muss. Im Übrigen hat sich gerade im Fall der Beherbungsverbote gezeigt, dass unser Rechtsstaat funktioniert und gerichte diese laut deren Auffassung unverhältnismäßigen Eingriffe gekippt haben. Es ist also durchaus legitim, einzelne Maßnahmen als unsinnig und unverhältnismäßig zu bewerten und sogar gegen diese zu klagen.
Verhältnismäßigkeit. Nun, die seit einem halben Jahr von allen Expert*innen angekündigte zweite Welle ist da - und nein, sie wurde nicht herbeigeredet (falls du der Meinung bist, dass doch: belege diese These bitte). Wir befinden uns gerade wieder in einer Phase exponentiellen Wachstums. Die drohende Gefahr sehr real: das Gesundheitssystem droht bei so einer Entwicklung an seine Grenzen zu geraten. Das bedeutet nicht nur, dass Covid-Kranke nicht mehr versorgt werden können, sondern auch alle anderen, die ins Krankenhaus eingeliefert werden und auf die Intensivstation müssten. Verhältnismäßigkeit: Sollen wir dem medizinischen Personal zumuten, zu entscheiden, um wessen Leben gekämpft wird und wer nicht versorgt wird (und sterben muss)? Im Übrigen, dass wir so viele freie Intensivbetten haben, sieht nur auf dem Papier gut aus. Das Personal, diese Betten alle zu betreiben, fehlt allerdings. Die Versorgung von Covid-Patient*innen ist noch einmal personalintensiver. Was also tun? Von allen Seiten wird betont, dass man einen zweiten Lockdown unbedingt verhindern will, um den wirtschaftlichen Schaden eben möglichst gering zu halten, da dieser ohnehin schon immens ist. Tote, Kranke, Folgeerkankungen, das alles belastet aber auch die Wirtschaft, weil Arbeitskräfte fehlen. Also muss irgendwie gegengesteuert werden und dabei - da ist das Zauberwort - die Verhältnismäßigkeit gewahrt werden. Wenn das Ziel ist, das Gesundheitssystem am Laufen zu halten, müssen die Maßnahmen dann eben danach ausgerichtet sein, dass die Infektionszahlen sich auf einem Niveau bewegen, die das Gesundheitssystem stemmen kann. Und auch wenn wir mittlerweile deutlich mehr über das Virus und seine Verbreitung wissen, als noch im Frühjahr: auch jetzt kann niemand genau sagen, welcher Weg der richtige ist und wie weit die Maßnahmen gehen müssen. Darum wird ja auch sehr öffentlich darum gerungen - was wiederum zur Folge hat, dass wir einen unübersichtlichen Flickenteppich mit teils unsinnigen Maßnahmen haben, die kaum noch zu vermitteln sind.
Verhältnismäßigkeit kritisieren bedeutet aber auch, sich mit dem Präventionsparadoxon auseinanderzusetzen: Wir sind in Deutschland bislang so gut durch die Pandemie gekommen, weil die ergriffenen Maßnahmen gewirkt und der Schaden somit abgewendet wurde. Das, was verhindert wurde, sehen wir eben nicht. Wir durften es aber z.B. in Norditalien, dem Elsaß und Teilen der USA "bewundern". Ich finde, wir haben es da verhältnismäßig gut getroffen.
Zu guter Letzt: Sorry, dass ich heute keine Quellen mitliefere. Ich bin müde und muss ins Bett. Das wollte ich aber noch loswerden.
Gute Nacht!
*Edit: Das galt für maddux und Pneu. Ensimismados Frage kam, während ich schrieb.