Anderes Thema: Ich hab auf einem Ohr heute gehört, dass heute bundesweit viele Priorisierungen zur Impfung fallen. Gruppe 3 ist doch aber erst seit 1,5 Wochen berechtig. War es das jetzt mit der Priorität für Gruppe 3? Wozu hat man die den aufgemacht, wenn man der von der Anzahl wahrscheinlich größten Gruppe gerade mal 1.5 Wochen gibt, um geimpft zu werden, bevor man die Anderen hinterher schickt?
Keine Ahnung, ob es stimmt. So oder so muss ich aber eines sagen: Ich habe gestern mit jemandem, den ich für gar nicht mal so blöd halte, seit längerer Zeit mal wieder ausführtlich gesprochen. Natürlich war auch Politik Thema. Seine Meinung zu -für uns - unverständlichen Entscheidungen unserer Regierung war Folgende: "überleg dir mal, was das CDU-Parteibuch dazu sagt."
Und ich muss sagen, wenn es darum geht die "Stammwählerschaft" der Union glücklich zu machen, machen die einen einigermaßen guten Job. Und die gleiche Frage kann man auch hier stellen. Die Stammwählerschaft ist so weit durch, dann kann der Rest ja jetzt auf einmal "glücklich gemacht" werden, auch wenn es total chaotisch wird.
Ich weiß nicht, ob ich der Argumentation folgen möchte. Die größte Altersgruppe bei den CDU-Wählern sind die 60-jährigen. Gerade die 60 jährigen sind in Gruppe 3, um die es ging.
Außerdem finde ich die Erklärung zu einfach. "Die machen das nicht, weil das nicht für 'ihre' Wähler ist." Ich bin kein CDU-Wähler und trotzdem gibt es viele Entscheidungen in den letzten 16 Jahren die mir gefiehlen. Ein Zufall, weil ich in der Schnittmenge wie ein über 60-jährigen denke? Und wenn die Grünen mal an der Macht wären, würden in der nächsten Pandemie Ausflüchte gesucht werden, warum die Jungen vor den Alten gimpft werden müssen?
Weiß nicht...
Mittlerweile habe ich etwas herumgelesen. Die Priorisierung wurde nur für Astra, J&J und Artzpraxen aufgehoben. Das kann ich mir sogar noch alles einigermaßen erklären. Astra will niemand und das Zeug soll nicht im Kühlschrank eingehen.
Zu J&J ist mir nichts bekannt, ich hab aber zum Beispiel gehört, dass das gerne für Obdachlose und Menschen in prekären Situationen genutzt wird. Es ist einfach ein wahnsinniger Vorteil in diesen Fällen, dass der zweite Termin wegfällt. Eventuell steht bei so etwas die Priorisierung im Weg.
Arztpraxen klagen, wie ich bereits aus den Nachrichten und aus dem privaten Umfeld mitbekam, öfters darüber, dass Abends noch Impfstoff über ist aber kein bereitweilliger priorisierter Arm mehr gefunden werden kann. Eigentlich dürfen die Ärzte den Impfstoff dann aber nicht wirklich irgendjemandem geben, bzw kämen wahrscheinlich in Erklärungsnot, vor den priorisierten Patienten die gerade zu dem Zeitpunkt nicht da waren, aber trotzdem auf eine Impfung warten. Da wäre es natürlich eine moralische Erleichterung tagsüber und bei der Terminvergabe seine Patienten nach Gusto priorisieren zu können und Abends wenn die Zeit knapp ist das Zeug überall reinzuhauen, was willig ist. Klingt ein bisschen nach Batman... Als Nachteil sehe ich hier aber, dass die Arztpraxen heillos überlaufen sein werden. Das sehe ich kritisch.
Die komplette Priorisierung soll im Juni fallen. Das halte ich immer noch für früh unter der Überlegung, dass Prio 3 wahrscheinlich wesentlich mehr Menschen als 1 und 2 beeinhaltet. Allerdings ist das auch nur ein Gefühl und die Impfgeschwindigkeit ist mittlerweile so ordentlich, dass das auch passen könnte.
Der grundlegende Gedanke deines Freund gefällt mir nicht, weil er die tiefere Überlegungen verkürzt und aufhört ins Detail zu gehen. Immer wenn eine Entscheidung getroffen wird, die mir nicht gefällt sage ich, dass das halt "mal wieder" nur für die Stammwähler war, wie immer. Wenn es eine Entscheidung ist, die mir gefällt, kann ich mich dann mit Zufall und dem blinden Huhn und seinem Korn herausreden. Ich muss das dann aber nicht wirklich anerkennen, weil die Partei ja sonst nur immer für ihre Stammwähler da ist.
Und wenn mal eine Partei an der Macht ist, zu deren Hauptwählergruppe ich plötzlich gehöre, brauch ich neue Argumente. Ich sollte ja dann nicht plötzlich gutheisen was ich vorher als systematischen Fehler betrachtet habe. Und wenn die Partei dann doch mal nicht Politik für mich macht komme ich in Erklärungsnot. Das ist für mich eine etwas passive Opferrolle.
Den Gedanken würde ich als Beispiel für Politikverdrossenheit sehen.