Ohne jetzt auf die konkrete Diskussion groß eingehen zu wollen*, täte uns als Gesellschaft ein rationalerer Umgang zum Thema Verbote ganz gut. Denn Verbot =/= Verbot. Eine Anschnallpflicht ist letztlich auch ein implizites Verbot, unangeschnallt zu fahren. Tempobegrenzungen nehmen wir z.B. innerorts ohne zu Murren hin. Aber was war das eigentlich schlimm, als FCKW verboten wurden. Windräder dürfen je nach Bundesland nur ab 1000 m oder ihrer zehnfachen Höhe Entfernung zum nächsten Wohnhaus errichtet werden. Es ist verboten, ohne Fahrkarte Bahn zu fahren oder ohne Eintritt ins Stadion zu gehen. Es ist verboten, meinem Nachbarn einfach einen fetten Haufen in den Garten zu setzen. Es ist verboten, Zigaretten ohne Warnhinweis zu verkaufen. Es ist als Ärztin verboten, auf der eigenen Homepage über Schwangerschaftsabbrüche zu informieren. Unsere Gesellschaft ist voll von Verboten, über deren Sinn oder Unsinn man mehr oder weniger geteilter Meinung sein kann. Letztlich sind das aber in aller Regel kulturell gewachsene Regeln, die in der Summe unser gesellschaftliches Leben in Bahnen lenken. Man kann darüber reden, ob insgesamt zu viel verboten wird. Man kann über unseren Freiheitsbegriff diskutieren. Aber eine Beschränkung mehr oder weniger entscheidet nicht darüber, wie frei unsere Gesellschaft ist.
*fürs Protokoll: Ich bin gegen ein Alkoholverbot, aber eine stärkere Reglementierung dieser Droge wäre möglicherweise überlegenswert. Im Übrigen ist ein Alkoholverbot auch etwas Anderes, als ein Tempolimit. Insofern ist der Vergleich auch einfach schief.