Oh Mann,
Deathloop hätte echt Potenzial gehabt. Stattdessen ist es ein Beispiel dafür, was mit dieser Industrie nicht stimmt. Nicht annähernd so krass wie das Redfall-Debakel, wo man ein hochspezialisiertes Studio an ein Projekt setzte, für das es gar nicht spezialisiert war (anschließende Personalfluktuation wie im Puff auf Pauli inklusive). Redfall war also so, als hätte Hollywood Sofia Coppola den letzten Fast-Film machen lassen. Grund: Das bringt einfach mehr Kohle als ihre "Bimmelfilmchen".
Deathloop ist kein schlechtes Spiel. Es ist eigentlich sogar ganz nett. Dana Nightingale ist halt eine der besten Level- und Kampagnenleute im Biz. Aber ich erklärs mal so: Kann sich noch jemand dran erinnern, wie damals Christopher Nolans Memento umgeschnitten worden ist? Der Grund: Testscreenings.
Man hatte Menschen den Film vorab gezeigt. Um zu sehen, wie er so ankommt. 100 Leute hamwer gefragt: "Nennen Sie uns etwas, was Ihnen an diesem Film gefällt!" Die Reaktion: Die Leute waren stabil verwirrt. Sie konnten den Abläufen der Handlung nicht folgen. Einige hatten Probleme, sich in den Hauptcharakter zu versetzen, weil er direkt zu Beginn jemanden umpustet. Manche merkten nicht, dass die Handlung nicht chronologisch ablief. Ein Boxoffice-Desaster kündigte sich an. Also hatte man Memento in letzter Minute umgemodelt: Alles lief streng nach Datum, Plan und Uhrzeit ab. Das machte zwar den Kniff des Drehbuchs zunichte. Und ließ nicht mehr viel über als einen netten Standard-Thriller mit Carrie-Anne Moss als Bonuseinlage. Aber hey: Testreaktionen waren eben Testreaktionen.
Erinnert sich jemand? Nein? Ich nämlich auch nicht.
Das ist Deathloop
nach seinem desaströsen Playtesting-Erlebnis, das so gelaufen ist wie mein fiktives Testscreening von Momento. Ergebnis: Das ganze Zeitschleifen- und Loop-Konzept ist nach dem Publikumstest überwiegend ein Unterblichkeits-Gimmick. Denn man interagiert selten direkt mit dieser Schleife. Statt sich die Lösung des Schleifen-Problems selbst zusammenzureimen, kaut einem das Spiel jeden Schritt mitunter aufs Kleinste vor. Das Spiel hält einen also nicht nur für kognitiv bedingt einsatzfähig. Dadurch ist der Spielablauf oft so monoton wie in einem China-MMO: Immer das nächste Ziel von der To-do-Liste abhaken, zum nächsten Laufen, den Rest erledigt das Spiel alleine. Klar, das Konzept war mutig und nicht einfach zu vermitteln. Aber hey, Filme kriegens auch gebacken, mehr als Knatterknatter zu liefern. Das hätte richtig spannend sein können!