Steile These: Einen Salary Cap, der komplett nivelliert, würden wenige wollen. Oder ausgeglichene Ligen nach Vorbild nach amerikanischem Vorbild. Auf gewisse Art macht Ungleichheit den Fußball überhaupt populär, selbst krasse Ungleichheit, weil anders als in praktisch so gut wie allen anderen Teamsportarten selbst der krasseste Außenseiter punkten kann, und das selbst, wenn er 90 Minuten komplett dominiert wird. Das würde Fußballdeutschland um Gassenhauer der Marke "Zieht den Bayern die Lederhosen" bringen, keine Rebellen gegen das Imperium, weil es keinen David und keinen Goliath, sondern nuch noch Davids gäbe. Ich würde die reinen, an sich eindeutigen Ergebnisse gegen die vermeintlichen Verfolger auch bis jetzt nicht überbewerten, zumal man sie unterschiedlich interpretieren kann. Über einige Strecken hielt sich Dortmund nicht schlecht, und Bayern war auch wegen individueller Fehler extrem effizient. Wolfsburg geht mit Halbzeitführung in die Kabine und verliert das Spiel dann plötzlich in neun Minuten. Beide Spiele immerhin IN München. Heißt das, dass dieser FC Bayern jederzeit mühelos von Standgas auf Vollgas umschalten kann? Oder liest man hinein, dass die jeweiligen Rückspiele erheblich offener laufen könnten. Ansichtssache.
Eins darf man aber nicht vergessen: Mit den Situationen in den letzten Jahren hat das wenig gemein. Der Personaletat des FCB ist in den letzten Jahren absolut explodiert. Selbst das vermeintliche Wunder von Wolfsburg:
Magath hatte damals den zweitteuersten Kader der Bundesliga gezimmert, und war nicht weit weg von München. Selbst bei der Dortmunder
Titetlverteidigung wurde gerade mal die 100-Millionen-Schallmauer durchbrochen. Und noch bis um die WM 2006 hatte auch Bayern keinen Monsteretat, die ersten zarten Nachbrenner wurden damals bei der Attacke aufs Festgeldkonto gezündet. Mittlerweile geht das auf die ca. 200 Millionen zu -- ein Verfolger wie Wolfsburg hat gerade mal auf über 90 hochgerüstet laut Pressemeldungen. Das wirkt sich sowohl in der Breite aus, keine Brenos, Lells und Pranjics mehr, die sich (bei allem Respekt vor jedem Spieler) in Wolfsburg vernaschkatzen lassen. Aber auch in der Spitze. Solche Unterschiede gab es nie und hat es nie zuvor gegeben, Tendenz steigend. Werders parolenstarker Ex-Präsident-Politiker Lemke hatte schon in den 1980ern den Klassenkampf ausgerufen und damit die Liga elektrisiert, dabei war das damals streng genommen eigentlich ein Weserlüftchen in der Portokasse. Heute könnte er es problemlos tun, einigermaßen glaubwürdig.
Die Champions-League-Prämien sind übrigens auch nicht so einfach. Ein Premier-League-Absteiger bekommt aus dem Ligabetrieb ja so viel wie ein CL-Weitkommer, und da sind Fallschirmzahlungen als Abstiegs-Trostpflaster noch nicht mit eingerechnet. Die Prämien wiegen also unterschiedlich schwer. Zieht die Uefa da nicht mit, in der Spitze ähnlich lustig besetzt wie die Fifa, verliert auch die CL.