Mein erstes Save mit dem FM16, bzw. mein erstes Spiel mit einem Football Manager überhaupt. Ich bin sehr angetan, es läuft gar nicht übel und wegen Ereignissen, wie dem, von dem ich jetzt berichten möchte, ist es wirklich spannend und manchmal sogar denkwürdig.
Pokalfinale 2019: Bayern München gegen den 1. FC Köln.
Ich: In der vierten und bislang erfolgreichsten Saison beim FC. Nach den Plätzen 10, 13 und 9 haben wir in dieser Saison, allerdings mit sehr viel Glück und nur dank des besseren Torverhältnisses, den vierten Platz geschafft und damit nicht nur das Saisonziel übertroffen, sondern auch die Qualifikation für die Champions League in der Tasche. Das Ziel für die durch meine höchst geschickte Transferpolitik (der Vorstand ließ mir in den vergangenen Jahren freundlicherweise meist 75% der Transfereinnahmen, denn wir sind ja nicht Swansea!) und fachkundige Trainingsarbeit deutlich verbesserte Truppe war eigentlich Platz 6 gewesen und die Europaleague-Qualifikation.
Alles in Butter also. Aber Berlin, dass Finale im Pokal, dass ist jetzt eher ein Bonus und ich erwarte mir nicht allzu viel.
Denn der Weg hierhin war recht holprig. Bereits in der zweiten Runde mussten wir gegen Union Berlin ins Elfmeterschießen und auch das Halbfinale, auswärts (zumindest ein bisschen) gegen Bayer Leverkusen, fand erst dort einen glücklichen und nicht unbedingt verdienten Sieger. OK, Hoffenheim und Mainz haben wir recht eindrucksvoll vom Platz gefegt.
Aber gegen die Bayern, die gerade zum siebten mal in Folge deutscher Meister geworden sind, haben wir in meiner Amtszeit immer verloren, ja, noch nicht einmal auch nur ein einziges Tor erzielt! Vor jedem Spiel gegen diese unbezwingbare Truppe fragt mich die Presse, wann wir Manuel Neuer denn mal überwinden werden und ich sag jedes mal: „Datt klappt schon!“ Tut es aber nie.
Die Prognose des Reporters vor dem Spiel lautet folgerichtig: Unentschieden nach Verlängerung und Entscheidung erst im Elfmeterschießen.
„Ha!“, denke ich mir: „Ein wahrer Experte und mit Elfmeterschießen, ja, damit kennen wir uns inzwischen aus.“ Aber ich sag diesmal besser nix.
Wir spielen, wie seit zwei Saisons praktisch unverändert, mit unserem bewährten 4-2-3-1-System. Ich verändere das nie. Es hat lang genug gedauert, bis meine Jungs das drauf hatten und was ändern, ach, dass verwirrt sie nur und mich auch.
Die Bayern spielen, ja, wie die halt so spielen. Keine Ahnung ob der neue Trainer Laurent Blanc groß was geändert hat. Pep Guardiola ist zur aktuellen (!) Saison 2018/19 zu Manchester City gewechselt.
Egal, es geht los und wir haben praktisch keinen Ballbesitz. Das ist gegen die Bayern immer so. Ich mache es mir erstmal auf meiner Bank bequem und genieße die Aussicht auf das vollbesetzte Berliner Olympiastadion.
Nach etwas Vorgeplänkel und einigen überflüssigen Anmerkungen meines Co Uwe Grauer, 24. Minute, Flanke von rechts und Götze haut das Ding rein: 0:1 – ich bin nicht überrascht.
Willi Orban, in seiner ersten Saison bei uns und gewöhnlich ein recht zuverlässiger Innenverteidiger, hat gepatzt und schleicht fortan wie Falschgeld über den Platz (mit einer Wertung von 6.1).
Danach machen die Bayern bis zur Pause nix mehr und wir kriegen auch nicht viel auf die Reihe.
Zur zweiten Halbzeit nehme ich Orban raus, bringe Neven Subotić (seit zwei Jahren bei uns, nachdem die verrückten Dortmunder ihn aussortiert hatten) und weise meine Jungs an, sie sollen „Nach vorne drücken.“
Zu merken ist davon erstmal nichts.
In der 70. Minute blase ich zum Angriff und brülle, inzwischen an der Linie stehend und wild mit den Armen fuchtelnd: „Alles nach vorne!“
Fünf Minuten später fällt das 1:1 – Huch!
Noch ganz verwirrt fuchtel ich weiter und rufe ins Spielfeld hinein, dass wir jetzt kein Risiko mehr eingehen. Ich will das Unentschieden in die Verlängerung retten und dass schaffen wir auch.
Zur Verlängerung nehme ich Marcel Risse vom Feld. Er ist einer meiner Lieblingsspieler und vom rechten Flügel, die gegnerische Abwehr hinterlaufend, immer mal für ein Tor gut. Aber heute nicht. Es ist nicht sein Abend und er ist auch schon ziemlich müde. Für ihn bringe ich Leonardo Bittencourt, der gewöhnlich nicht ganz so torgefährlich, aber in dieser Saison richtig explodiert ist und die beste Durchschnittsnote von allen bekommen hat.
In der 102. Minute verletzt sich Manuel Neuer.
Blanc, der Wicht, hat bereits 3x ausgewechselt. Ich kucke schlau zu ihm rüber, als er Julian Weigl ins Tor schickt (frag mich bitte niemand, wann genau der zu den Bayern gewechselt ist, vor drei Jahren?).
Kurz drauf bekommt Götze den Ball, lässt meine Abwehrreihe stehen und macht sein zweites Tor. Der Bursche hat in der gesamten zurückliegenden Saison nur zwei Tore geschossen und heute verdoppelt er seine Ausbeute? Was soll das?
Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass noch genug Zeit bleibt um meine Jungs wieder volle Attacke fahren zu lassen. Die kucken mich zwar wegen des vielen Hin und Her mittlerweile erstaunt bis entnervt an, aber, hey, heiße ich Pep oder was? Also, nach vorne und noch ein Tor, der Weigl, der hält doch nix!
Aber zuerst mal muss man vor das Bayerntor kommen. Die Minuten verrinnen, ich kaue nervös auf den Fingern und dann, ja, dann bekommt Bittencourt den Ball und zirkelt ihn wunderschön in die untere rechte Ecke. Mein Joker hat gestochen!
„Kein Risiko mehr!“, rufe ich wieder und habe merkwürdigerweise das Gefühl, dass mir niemand ernsthaft zuhört.
Dann ist die Verlängerung vorbei, es steht 2:2 und wir zum dritten mal in dieser Pokalsaison vor einem Elfmeterschießen. Und dieser Aushilfstorwart da, bei dem muss man doch nicht nervös werden. Das Ding ist so gut wie gewonnen. Ich versuche zuversichtlich auszusehen. Es gelingt mir kaum.
Und immer weniger, denn Timo Horn hält heute auch keinen Elfer...
Wir sind immer zuerst an der Reihe: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2, 3:3, 4:3, 4:4, 5:4, 5:5, 6:5... ich werde langsam unruhig und müsste mal dringend aufs Klo... 6:6, 7:6, 7:7, 8:7 und dann ist David Alaba für die Bayern dran...
Er nimmt Maß, schießt schwach nach unten rechts, Timo erahnt die Ecke, hechtet und hat den Ball!
Wir sind Pokalsieger, gegen die Bayern! Sensation!
Die Fans sind außer sich vor Freude, der Vorstand liebt mich, der Präsident wird beinahe zudringlich und die Presse nennt mich am nächsten Tag das „Superhirn“ hinter dem Erfolg. Und wenn es im Express steht, ja, dann muss es wohl stimmen: Ich bin ein Genie!