Mal eine kleine Geschichte aus dem Selbstständigenleben, die eigentlich nicht wirklich einen gefrusteten Hintergrund hat, aber vielleicht einen verständnislosen:
Ich habe im Jahr 2013 eine junge Azubi ins Team geholt, die ewig lange einen Ausbildungsplatz gesucht hat. Als ich zusagte, war sie total euphorisch. Im Laufe der drei Jahre hat sie sich dann nicht wirklich klug angestellt, ist aber ein sehr liebes und gutgelauntes Mädchen, was die Stimmung im Team oft gut beeinflusst hat. Auch ist sie nicht faul, nur eben nicht intelligent. Dazu kommt ein gehöriges Maß Naivität. Zwei Mal erhielt sie von mir eine Abmahnung, in beiden Fällen hätte ich ihr auch kündigen können. Habe ich aber nicht, da ich wusste, dass sie kaum eine weitere Ausbildungsstelle finden würde. Dann ist sie sehr häufig krank und oft auch habe ich mir die Frage gestellt, ob man wegen des Durchfalls jetzt tatsächlich eine Woche krank feiern muss usw.. Die Abschlussprüfung fand im August 2016 statt und ich habe ihr danach einen Zeitvertrag angeboten, weil wir in ihrem Ressort unglaublichen Mangel haben. Ich habe ihjr immer klar gemacht, dass sie sich jederzeit für eine Festanstellung qualifizieren kann, wenn sie nur etwas konzentrierter arbeitet. Die Prüfung hat sie dann verhauen. Ich habe sie weiter beschäftigt, was ich nicht hätte tun müssen, damit sie für die Nachprüfung im Thema bleibt. Im Dezember kam dann die Nachprüfung, die sie bestanden hat. In der Zwischenzeit hat sich die Personallage nochmals verschlechtert, sie hat sich aber noch immer nicht gebessert. Weil sie so ein Naivling ist, habe ich ihr eine mündliche Kündigung ausgesprochen mit einer Frist von sechs Monaten. Mein Hinweis: Stand jetzt bist Du in sechs Monaten raus, aber ich würde mir sehr wünschen, wenn Du Dich bis dahin hier etablierst und uns damit weiterhilfst. Immerhin haben wir ja nicht unerheblich viel Mühe investiert. Die Kündigung könnte ich ja jederzeit zurücknehmen.
Für die Chance war sie sehr dankbar und versprach ihr Bestes. Heute, eine Woche später, kommt sie zu mir und überreicht mir ihre Abschlusszeugnis. In der Hülle mit dem Zeugnis befand sich dann der Mutterpass: Schwanger. Da die Kündigung bislang nur mündlich ausgesprochen war, ist sie damit nichtig.
So sehr ich mich persönlich für die freue und ihr jedes Glück der Welt gönne, so sehr finde ich diese Art und Weise enttäuschend. Natürlich muss man bei jungen Frauen mit Schwangerschaften rechnen, aber warum kann man nicht mit offenen Karten spielen? Ich habe eine andere Kollegin, die genau das gemacht hat, die mir klar sagte, dass sie ein zweites Kind möchte. Wir haben gemeinsam für die Zeit, die dann letztes Jahr eingetreten ist, vorgeplant und alles war gut.