Saison 2019/2020
Januar 2020 / Mai 2020 Clausura
Copa Libertadores
Im Kader gab es keinerlei Veränderungen. Im kurzen Transferfenster zwischen Apertura und Clausura sind ohnehin nur drei Veränderungen erlaubt, und ich sehe keine Veranlassung, etwas zu tun. Alles, was jung, chilenisch und besser als das Vorhandene ist, befindet sich in für Colo Colo unerreichbaren Sphären; und alternde Stars aus anderen Regionen Südamerikas passen nicht in mein Beuteschema.
Etwas tut sich dann aber doch: Julio Barroso verlängert seinen Vertrag, bleibt noch ein Jahr als Rotationsspieler im Kader und wird ab sofort U19-Assistenztrainer. Ausserdem unterschreibt Matias Zaldivia einen Anschlussvertrag in seiner Heimat bei Atletico Huracán. Na gut. Also: Das nächste südamerikanische Toptalent auf der IV-Position wird bei mit unterschreiben! Scouts: Ausschwärmen!
Ausserdem erteile ich Ersatzkeeper Soto Soto die Freigabe für Verhandlungen, er wird uns auch verlassen nach der Saison.
Fangen wir diesmal mit dem - zumindest für Vorstand und Fans - bedeutendsten Wettbewerb an, der nationalen Meisterschaft. Wir legen los wie die Feuerwehr und bleiben zehn Spiele unbesiegt, setzen uns vom Start weg an die Spitze. Dann folgt eine ernüchternde 0:2-Heimpleite gegen die Katholischen. Kruzifix!
Die größte Konkurrenz kommt dieses Jahr von Union Española, die uns trotz einer 8S-2U-1N-Bilanz noch immer ein heisses Rennen liefern. Vier Spieltage vor Schluss der Clausura liegen wir drei Punkte hinter ihnen, bei einem Spiel weniger. Und die Niederlage gegen die Beichtbrüder hinterlässt Spuren. Ein Unentschieden gegen Huachipato, während Española gewinnt. Nicht schon wieder auf der Zielgeraden die Meisterschaft vergeigen, bitte! Es hilft nichts, auch im Spiel gegen Palestino versagen uns die Nerven. Wir haben mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse, aber keine einzige klare Chance. Das ist so verdammt ärgerlich! Union Española ist somit 4 Punkte vor uns, bei zwei ausstehenden Spielen. Die Gegner: Union Española und die Santiago Wanderers! Ich würde es gerne spannender machen, aber nach dem 0:0 zu Hause ist die Meisterschaft futsch. Wir entwickeln einfach nicht genug Druck. Schade. Zum Abschluss gibt es noch einen bedeutungslosen Sieg gegen die Santiago Wanderers.
Es geht also ins Halbfinale zur Teilnahme an den Playoffs. Gegner ist CD Palestino.
Schon im Hinspiel fegt meine durchrotierte Mannschaft über Palestino hinweg; das Rückspiel zu Hause ist sogar noch deutlicher. Wir haben uns damit ein Playoff gegen die Beichtbrüder von Universidad Catolica verdient.
Hier kommen wir zum ersten Teil unserer neuen Serie „Guess the Score“. Hier die Stats:
Und hier das Ergebnis:
Wir sind schockiert. Alle Statistiken belegen, dass es ein Spiel auf Augenhöhe war. Nur die Scoreline sieht anders aus. Bitter. Ich war entsprechend ungehalten in der Kabine, und das bleibt bei der Presse nicht unbemerkt:
Schultz in der Folge für einige Spiele mit einem ziemlich harten Bankplatz. Maulwurf, elender!
Das Rückspiel ist dann nur noch Kosmetik, immerhin gelingt ein Sieg, der aber selbstverständlich nicht reicht. Das war´s dann. Eigentlich kein Beinbruch, da die Copa-Quali über den Pokalsieg gesichert ist, aber die Fans sind not amused.
Was den Zuschauerzuspruch angeht, sind wie jedenfalls schon die #1:
Der Vorstand will, dass wir die Gruppe erreichen. Aber Baffi will natürlich mehr! Wir bekommen eine sehr interessante Gruppe. Ich freue mich auf River Plate, die wir gleich zum Auftakt daheim begrüßen!
Und wir zeigen gleich, was in uns steckt. Ein umkämpftes, aber nicht unverdientes 1:0 gegen den großen Favoriten - ganz nach meinem Geschmack. Aber einfach machen wir uns das Ganze nicht. Eine völlig unnötige Niederlage gegen CD El Nacional, weil taktisch nicht klug gespielt, und der Sieg gegen River ist schon wieder passé! Der Turnaround gegen Tachirá, zu diesem Zeitpunkt Tabellenführern (!) gelingt, aber es war ein Geduldsspiel.
Beim Rückspiel zu Gast bei Tachira stellen wir uns schon deutlich besser an! Die haben den Ball, wir machen die Tore. Gegen El Nacional sieht es zunächst so aus, als gelänge die Revanche. Wir treten mit einer durchrotierten Elf an, denn nur 3 Tage später stieg das Clausura-Duell gegen Union Española! Wir dominieren, gehen verdient in Führung - und müssen dann einen Doppelschlag kurz vor der Pause schlucken. In Halbzeit zwei fehlt dann plötzlich die Souveränität. Wieder schaffen wir es nicht, Druck aufzubauen und kassieren die zweite Niederlage gegen den Außenseiter. Damit sind wir zum Abschluss gegen River Plate theoretisch noch unter Zugzwang, denn sollte El Nacional gegen Tachirá gewinnen, lägen diese ebenfalls bei 9 Punkten. Es zählt allerdings für die Platzierung zum Glück nicht der direkte Vergleich, sondern die Anzahl der Siege und die Tordifferenz - da liegen wir deutlich vorne. Und so ist die Niederlage zum Abschluss - knapp, aber hochverdient - nicht so schmerzhaft. Es geht also weiter in der Copa Libertadores.
Der Gegner ist ein alter Bekannter: Cruzeiro Esporte Clube, gegen die wir letztes Jahr das Recopa Sudamericana-Finale verloren haben (1:2, 1:1). Nun also die Chance zur Revanche?
Mit leicht modifizierter Taktik (den Härtetest zum Abschluss der Clausura gegen die Wanderers hatte sie bestanden!), geht es gegen den großen Favoriten aus Brasilien. Quiñónez wird in der offensiven Zentrale mit allen Freiheiten ausgestattet; davor soll der quirlige Marine als kompletter Stürmer (u) wirbeln, dribbeln und Räume aufreissen. Das Ganze in mit einer Konter-Mentalität, dabei wird die Abwehrreihe vorgezogen, um das Pressing effektiv gestalten zu können.
Die Herangehensweise wirkt noch etwas unausgewogen; wir kommen zwar zu einigen Abschlüssen, aber die hohe Abwehrreihe lädt die schnellen Stürmer von CEC zu Kontern ein. So kassieren wir dann auch das 0:1. Ich wäge noch ab, die Abwehrreihe gleich wieder zurück zu ziehen, poker aber noch ein wenig, denn wir haben unsere Chancen. Und dann trifft die Nummer 10! Quiñónez verwertet eine schöne Kombination. Und sofort gebe ich die Anweisung, etwas weniger hoch zu stehen und statt dessen zügiger nach vorne zu spielen.
Es entwickelt sich ein offenes Spiel, bei dem aber nur noch eine Mannschaft trifft. Marín nach (flacher!) Flanke von rechts, und schliesslich ein Eigentor (ebenfalls nach Hereingabe von der rechten Seite), und wir haben das Spiel tatsächlich gedreht! Mit einem 3:1 geht es ins Rückspiel. Ich könnte kaum glücklicher sein!
Das Rückspiel bei Cruzeiro gehen wir abwartend an. Wir warten, bis etwas passiert. Und warten. Und warten. Und dann pfeift der Schiri ab - wir halten das 0:0 und ziehen somit ins Viertelfinale ein. Sehr schön!
Die Auslosung beschert uns wieder einen brasilianischen Gegner, diesmal noch eine Kategorie über Cruzeiro. Santos FC fordert uns heraus. Douglas Coutinho, Thalles, Tabata, Gustavo Henrique, Lucas Lima, Zeca … etliche Hochkaräter, deren Marktwerte jenseits der 10 Millionen liegen. Denen wollen wir einen ordentlichen Fight abliefern.
Der Versuch, das Spiel zu Hause zu kontrollieren, misslingt total. Zum Glück ist keiner der 10 Torschüsse von Santos in der ersten Viertelstunde im Tor. Ich gebe die Anweisung, tiefer zu stehen und schneller nach vorne zu spielen, das Pressing mehr zu dosieren. Unser spiel wird besser, ohne gut zu sein. Wir retten uns in die Halbzeit. Im zweiten Durchgang sieht das Ganze schon viel besser aus. So gehen wir nicht unverdient in Front, Alvarez verwertet einen schönen Spielzug über rechts! Leider halten wir die 0 nicht; einer der Angriffe von Santos landet bei Thalles, der eiskalt einschiebt. Zu allem Überfluss holt sich Pavez dann seine zweite Gelbe ab. Obwohl er fehlen wird: Wir nehmen gehen frohen Mutes ins Rückspiel!
Ohne Pavez also müssen wir nach Santos. Ihn ersetzt Felipe Larraín, der bislang nur sporadisch zum Einsatz kam, weil mit Arrancibia der zweite Balljäger verletzt ist. Also stellen wir auf zwei zurückgezogene Spielmacher um. In HZ 1 schlagen wir uns sehr gut, lassen wenig zu und kommen vereinzelt zum Abschluss. Gleich nach Wiederbeginn dann der Coup: Quiñónez und Marín kombinieren sich in die Box, Marín vollendet - wir haben unser Auswärtstor! In er Folge nimmt der Druck von Santos immer mehr zu, die Entlastung bleibt zusehends aus. In der 74. haben wir Glück, dass ein Abseitstor nicht gegeben wird. Ab dann geht den Santos-Spielern die Geduld immer mehr flöten, die Distanzschüsse nehmen zu. Und trotzdem fällt der Ausgleich, nach einer Ecke verwandelt Victor Ferraz einen Abpraller. Das war´s, die Lotterie muss entscheiden.
Und hier versagen leider ausgerechnet dem Debütanten Larraín im 6. Versuch die Nerven. Schade; Aus die Maus! So knapp, so bitter, aber wir werden noch stärker wiederkommen!
Damit ist sie Saison rum. Es ist schon mörderisch, was da in einem Jahr an Spielen für das Team ansteht. Damit man mal einen Einblick bekommt:
Der große Traum von einem Titel in der Copa Libertadores ist leider noch weit weg. Ein hartes Stück Arbeit, aber nicht weniger ist genug für Baffi.
Was noch geschah:
Die U19 zieht einsam ihre Kreise an der Spitze.
Und auch die Durchlässigkeit ins A-Team ist beeindruckend; gleich zwei meiner Jungs landen auf dem Treppchen für das chilenische Talent des Jahres:
Die nächste Generation wirft auch bereits ihre Schatten voraus; auch wenn diesmal kein wirkliches Megatalent dabei ist - wir sind gut gerüstet.
Das war´s mal wieder! Ich hoffe, ihr habt noch genauso viel Spaß an Baffis Werdegang wie ich. So viel, was ich euch noch gerne zeigen würde - die taktischen Überlegungen, die Kaderplanung, ein Blick auf die Talente aus dem eigenen Stall … wir dürfen alle gespannt sein, was ich davon umsetzen kann. Bis dahin!