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Umfrage geschlossen: 24.Oktober 2020, 19:03:21


Autor Thema: UEFA Champions League 2020/21  (Gelesen 37875 mal)

Dr. Gonzo

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #60 am: 09.Dezember 2020, 11:49:51 »

Noch was: Hat nicht irgendwann im Leben jeder von uns, auf eine entsprechende Frage, geantwortet: Der "rote" dahinten! Gemeint sind Leute mit roten, bzw. rot-blonden Haaren (wie Boris Becker & Co.). Ist das dann ab jetzt auch Rassismus?

Ne, ist mir noch nie passiert. Ich habe mal einen sehr großen Gegenspieler relativ laut als Riesen tituliert, das fanden er und seine Mitspieler tatsächlich beleidigend! Habe ihn in dem Moment ein bisschen ausgelacht, mich dann aber in der Halbzeit entschuldigt.

Als Schiedsrichter auf dem internationalen Parkett sollte man so oder so anders auftreten. Negro oder Negru mögen in der rumänischen Sprache evtl. harmlos sein, in anderen Sprachen aber nicht. Wenn in meiner Muttersprache beispielsweise "Nigger" eine harmlose Bedeutung hätte, würde ich das Wort gerade bei einem internationalen Spiel nicht nutzen. So intelligent und sensibel muss man in dem Job schon sein.


Ansonsten erinnert mich das an die Diskussion um Steffen Freund, der hat auch bis heute nicht verstanden, wo das Problem bei seinen Aussagen über Harit und Bentaleb ist. Ganz ohne böse Absicht, aber doch mit Alltags-Rassismus.
Schiri: "Wer war das?"
Vierter Offizielle: "Der Schwarze!"
Schiri: "Der Schwarze!"
Das Problem darin mag man nun erkennen oder eben nicht.
« Letzte Änderung: 09.Dezember 2020, 11:58:51 von Dr. Gonzo »
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I said a few words. Just straight talk, y'know.

Magic1111

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #61 am: 09.Dezember 2020, 12:13:07 »

Als Schiedsrichter auf dem internationalen Parkett sollte man so oder so anders auftreten. Negro oder Negru mögen in der rumänischen Sprache evtl. harmlos sein, in anderen Sprachen aber nicht. Wenn in meiner Muttersprache beispielsweise "Nigger" eine harmlose Bedeutung hätte, würde ich das Wort gerade bei einem internationalen Spiel nicht nutzen. So intelligent und sensibel muss man in dem Job schon sein.

Das stimmt natürlich. Gerade auf so einem Niveau im Profisport muss man schon z.B. auch die Gepflogenheiten kennen bzgl. des Landes, in dem man pfeift, oder auch die der teilnehmenden Mannschaften. Das ist unwidersprochen.


Schiri: "Wer war das?"
Vierter Offizielle: "Der Schwarze!"
Schiri: "Der Schwarze!"


M.E. kommt es auch auf den Kontext an, in dem wie was wann gesagt wird. Das Beispiel im Zitat, oder auch gestern in der Hektik (auch ohne Zuschauer) eines CL-Spiels, in dem man seine Wortwahl im Bruchteil einer Sekunde entscheiden muss, sehe ich nicht als bewussten Rassismus an.

Das hätte für mich die gleiche Auswirkung, als wenn auf der Auswechselbank ein noch völlig unbekannter Erling Haaland unter sonst nur braun- bis schwarz haarigen Spielern sitzt, und der vierte Offizielle mangels Namenskenntnis "der große Blonde" sagen würde.

Was anderes ist es, wenn man "der Schwarze", bzw. die schlimmen Schimpfwörter ganz bewusst z.B. in einem Streit sagt, oder auch gleichlautende Schmähgesänge aus den Fankurven.

Das ist natürlich purer Rassismus, weil es den anderen Menschen völlig vorsätzlich aufgrund seiner Hautfarbe beleidigt, und vor allen Dingen auch beleidigen soll.

Daher ist vermeintlicher Rassismus in der Bewertung, ob ein solcher vorliegt, auch immer im Gesamtkontext des Geschehens zu sehen.

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DeDaim

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #62 am: 09.Dezember 2020, 13:11:32 »

Nochmal: Solange sich hier keine BlPoC äußert (und ich hätte großes Verständnis, wenn nicht), ist die Diskussion müßig. Ich als weißer Mann kann viel über Rassismus erzählen und habe natürlich auch meine Meinung dazu, aber so eine Diskussion führt völlig ins Leere, wenn die Perspektive der Betroffenen nicht eingenommen wird. Wenn ein Schwarzer sagt "Was du da gesagt hast, finde ich beleidigend und rassistisch", dann ist es nicht Aufgabe der weißen Mehrheitsgesellschaft, zu erörtern, ob das jetzt Rassismus ist oder nicht. Zunächst mal ist die Perspektive des Betroffenen ein- und ernstzunehmen. Im Gespräch lässt sich dann ja vieles klären und Verständnis schaffen.
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Rejs

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #63 am: 09.Dezember 2020, 13:53:16 »

Nochmal: Solange sich hier keine BlPoC äußert (und ich hätte großes Verständnis, wenn nicht), ist die Diskussion müßig. Ich als weißer Mann kann viel über Rassismus erzählen und habe natürlich auch meine Meinung dazu, aber so eine Diskussion führt völlig ins Leere, wenn die Perspektive der Betroffenen nicht eingenommen wird. Wenn ein Schwarzer sagt "Was du da gesagt hast, finde ich beleidigend und rassistisch", dann ist es nicht Aufgabe der weißen Mehrheitsgesellschaft, zu erörtern, ob das jetzt Rassismus ist oder nicht. Zunächst mal ist die Perspektive des Betroffenen ein- und ernstzunehmen. Im Gespräch lässt sich dann ja vieles klären und Verständnis schaffen.

Also Pierre Webo und Demba Ba fanden das, was gesagt wurde, gar nicht witzig. Und die Diskussion sollte da auch vor allem ums allgemeine gehen: Menschen nach Äußerlichkeiten zu kategorisieren, die mitunter beleidigend aufgefasst werden können. Wenn du beispielsweise in der Arbeit in einer Gruppe mit Geschäftspartnern bist, es mehrere Wortmeldungen gibt und einer sagt "die Blonde" ist als nächstes dran, kann das auch schon beleidigend sein, da es ja genug Witze über blonde Frauen gibt. Da braucht man einfach ein Gespür.
Ich sage es gerne nochmal. Solche dummen Aussagen können rausrutschen - sollte natürlich nie sein. Was war jetzt gestern der grobe Fehler? Der vierte Offizielle hat eben gar nicht eingesehen, dass er was potentiell rassistisches/beleidigendes gesagt hat und ist in eine komplette Abwehr- und Rechtfertigungshaltung. Das sieht man auch deutlich an den Fernsehbildern. Hätte er sich gleich entschuldigt, hätte vielleicht viel entschärft werden können Doch auch nachdem Ba auf ihn eingeredet hat, hat er sich im Recht gefühlt, nichts falsches gesagt zu haben. Das war mMn das große Problem daran. Vielleicht ist es in Rumänien Gang und Gäbe Menschen "negru" zu benutzen, aber wenn man merkt, dass das anderswo ganz und gar nicht super aufgenommen wird, dann sollte gerade in so einem professionellen Umfeld ein bisschen Selbstreflexion drin sein.

@Magic1111. Ich habe einige Bekannte, die leider schon sehr negative Erfahrungen mit Rassismus gemacht haben und die sagen eigentlich alle was ähnliches. Wenn n aggressiver Typ in der Bahn "du dreckiger XY" brüllt, ist das zwar mies, aber da können die drüber stehen. Viel schlimmer für die ist der unbewusst und nicht gewollte Rassismus. Einige von denen können wunderbar Dialekt, aber wenn sie zb in einer neuen Stadt in einem Restaurant sitzen fangen viele Kellner mit Babysprache an, weil sie denken: "Der sieht nicht "typisch Deutsch" aus, der versteht mich sonst nicht!" Das ist das verletzende. Darum sind eben diese unüberlegten Fetzen genauso kritisch zu sehen wie der hakenkreuzschwingende Skinhead.
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Maddux

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #64 am: 09.Dezember 2020, 16:10:42 »

Es ist ja auch nicht so als hätte Webo in einer Traube von Personen und/oder mehrere Meter weg gestanden das man noch damit argumentieren könnte das "der Schwarze" eine Beschreibung des Übeltäters wäre die einem im Eifer des Gefechts mal rausrutschen kann. Webo steht weniger als 2 Meter vom Vierten Offiziellen weg während der auf auf ihn zeigt und sagt "Der Schwarze. Gib dem Schwarzen die rote Karte.".
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Herr_Rossi

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #65 am: 09.Dezember 2020, 19:51:14 »

Angeblich soll Webo den vierten Offizizellen mehrmals "Zigeuner" genannt haben. Das macht die ganze Sache nicht besser.
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Ensimismado

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #66 am: 09.Dezember 2020, 22:17:24 »

Gibt es da irgendeine halbwegs seriöse Quelle zu?
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Herr_Rossi

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #67 am: 09.Dezember 2020, 22:27:03 »

Hier ist ein Tweet, aber man hört nicht wer das sagt. Und das ist wohl eine Szene nachdem das Wort "Negru" fiel.
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DeDaim

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #68 am: 09.Dezember 2020, 23:49:23 »

Guter Sportschau-Kommentar. Der Autor Philipp Awounou ist schwarz - also die von mir angemahnte Betroffenenperspektive:  https://www.sportschau.de/fussball/championsleague/kommentar-rassismus-eklat-paris-basaksehir-100.html
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Maddux

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #69 am: 10.Dezember 2020, 04:04:53 »

Guter Sportschau-Kommentar. Der Autor Philipp Awounou ist schwarz - also die von mir angemahnte Betroffenenperspektive:  https://www.sportschau.de/fussball/championsleague/kommentar-rassismus-eklat-paris-basaksehir-100.html
Der Abschnitt bezüglich das "negru" eine normale Bezeichnung in Rumänien ist kommt mir etwas zu kurz.
Hiezulande wird ja auch ständig gemeckert das man jahrzehntelang "Neger" oder "Schwarzer" gesagt hat ohne das sich jemand beschwert hätte. Der Anteil der afrikanischstämmigen Menschen an der Gesamtbevölkerung war hier aber, ähnlich wie in Rumänien, sehr gering, bzw ist es immer noch. Und diese Menschen hatten lange keine Möglichkeit sich öffentlich gegen solche Bezeichnungen zu wehren weil man sie nicht gelassen hat und/oder hat es aus Angst vor Repressalien nicht getan.
Man muss sich ja nur mal anschauen wie Menschen 2020 noch beleidigt und bedroht werden wenn sie fordern das man Schoko- bzw Schaumkuss oder Paprikaschnitzel sagen soll. Jetzt stellt euch mal vor in den 1960ern hätte ein Gastarbeiter oder Kind eines US-Soldaten öffentlich gesagt das Neger und Schwarzer rassistisch ist. Wenn der/diejenige sich überhaupt hätte öffentlich äußern dürfen, außerhalb von einer Studentenveranstaltung.
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DeDaim

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #70 am: 10.Dezember 2020, 08:36:50 »

Naja, was soll er denn da noch schreiben? Er schreibt, dass das Wort selbst, die gleiche Herkunftsgeschichte, wie bei uns das N-Wort hat, in Rumänien aber alltagssprachlich als Bezeichnung für Menschen mit dunkler Haut genutzt wird. Es herrscht aber Uneinigkeit darüber, ob der Begriff nun rassistisch ist oder nicht, und er fasst es so zusammen:
Zitat
Am vielleicht treffendsten formulierte es der schwarze rumänische Boxer Benny Adegbuyi, der sagte: "Negru ist nicht wirklich neutral, aber auch nicht wirklich rassistisch."

Diese Antwort mag nicht sonderlich befriedigend klingen, aber sie liegt vermutlich näher an der Wahrheit als der Vorwurf, Coltescu sei ein Vollblut-Rassist oder aber das Wort "negru" vollkommen unverfänglich.

Mehr kann man eigentlich in einem Kommentar, der vermutlich eine redaktionell vorgegebene Zeichenbegrenzung hat, nicht erwarten.


Hiezulande wird ja auch ständig gemeckert das man jahrzehntelang "Neger" oder "Schwarzer" gesagt hat ohne das sich jemand beschwert hätte.

Schwarz ist (in Deutschland, USA und andernorts) eine selbstgewählte Bezeichnung von BlPoC, die - verkürzt gesprochen - gemeinsame historische und soziale Erfahrungen umfasst. Die Urgroßmutter meine Frau meinte einmal, sie wolle auch nicht, dass die Leute einen Eiertanz um Begriffe aufführen. Sie sei Schwarz. Punkt. Das ist begrifflich und historisch etwas ganz Anderes als das N-Wort oder Mohr.

Siehe hierzu auch: https://diversity-arts-culture.berlin/woerterbuch/schwarz und https://www.derbraunemob.de/faq/
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Cologne88

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #71 am: 10.Dezember 2020, 11:09:30 »

Ich habe damit gerechnet, dass mein Post etwas kontrovers aufgefasst wird. Ich bin dankbar für Eure Antworten und diese helfen mir dazuzulernen und vielleicht ein besseres Verständnis zu entwickeln. Ich stelle fest, dass ich mir dem Thema Alltagsrassismus bisher zu wenig bewusst bin. Gleichwohl möchte ich nochmal klar stellen, dass es mir vor allem darum geht, dass heute viel zu oft nur noch in Extremen gedacht wird und die Grautöne die es einfach gibt unter den Tisch fallen. Ich hoffe mein Antwort-post wird nicht zu unübersichtlich und zu lang...

Rumänien ist in der EU.

Danke, das weiß ich natürlich auch. Ich habe mich scheinbar missverständlich ausgedrückt als ich von Osteuropa und der EU im Gegensatz sprach. Ich denke es ist unbestreitbar, dass in den osteuropäischen EU-Statten wie bspw. Rumänien, Ungarn, Polen diese Thematik eine andere Ausprägung wie hier in Deutschland, Frankreich, Großbritannien etc. hat. Und das man das berücksichtigen sollte.

Bei einer Täterbeschreibung würde man doch auch die Hautfarbe angeben und zwar auch wenn es ein Weißer war...
Da kannst du ohne Probleme sagen, dass derjenige eine helle oder (sehr) dunkle Hautfarbe hat, da musst du nicht sagen er ist WEIß oder SCHWARZ.

Es gibt aber schlicht auch wirklich weiße und wirklich schwarze Menschen und nicht nur etwas heller oder dunkler. Bei einer Täterbeschreibung, als Extrembeispiel, würde ich das definitiv auch so äußern. Wie die Polizei das dann weiterverarbeitet ist dann deren Sache.
Grundsätzlich sagte ich ja, dass ich persönlich mir der Sensibilität bewusst bin und mich wahrscheinlich anders äußern würde. Dies beruht a) auf persönlichen Erfahrungen, die ich gemacht habe und b) da das Thema hierzulande seit Jahren präsent ist. Das ich mich in einer Stresssituation trotzdem immer noch mal unglücklich äußern könnte, schließe ich aber auch nicht aus. Wenn man mich dann darauf aufmerksam macht, würde ich das einsehen.

Wenn ich auf dem Kreisliga-Spielfeld als "weiße Kartoffel" bezeichnet wurde und werde, war und ist das dann auch rassistisch?

[...]

Ich finde es macht sehr wohl einen Unterschied, ob eine Äußerung rassistisch gemeint ist oder unglücklich gewählt wurde.

Zu 1.: Nein, weil Rassismus zumindest nach den mir bekannten Definitionen (die auch Sinn machen) die historische Komponente (Unterdrückung, Ausgrenzung, ...) mit beinhaltet. Es besteht einfach ein Unterschied zwischen Rassismus und "nur" Diskriminierung.

Zu 2.: Jain. Wenn man sich unglücklich ausgedrückt hat, entschuldigt man sich aber und versucht nicht, sich zu rechtfertigen und abzublocken. Selbst wenn das im ersten Moment eine reflexhafte Schutzreaktion sein sollte, kann man sich dann immer noch entschuldigen. Die Aussage bleibt aber rassistisch.

Das in aller Kürze dazu. Ansonsten sei an der Stelle auf das Buch von Alice Hasters verwiesen (gibt's auch auf Spotify kostenlos als Hörbuch): https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/was-weisse-menschen-nicht-ueber-rassismus-hoeren-wollen-aber-wissen-sollten/978-3-446-26425-0/
Ich selbst bin leider noch nicht dazu gekommen, es zu lesen oder zu hören, höre aber durchweg positives Feedback und es liegt auf meinem (wachsenden) Pile of Shame sehr weit oben.


Edit: Im Übrigen ist es müßig, darüber zu diskutieren, solange wir nur über und nicht mit von Rassismus betroffenen sprechen. Da ich euch alle privat nicht kenne, nicht weiß wie ihr ausseht und ob ihr Erfahrungen mit Rassismus gemacht habt, fällt es mir hier also sehr schwer, diese Diskussion einzuordnen.

Zu 1: Hier bin ich ehrlich gesagt ein Stück weit "unwissend". Eine Definition quasi aus dem Lexikon ist mir nicht bekannt. Natürlich verstehe ich das der historische Kontext per se nicht ausgeblendet werden kann. Für mich persönlich ist es jedoch schwierig nachzuvollziehen, dass in einer direkten Konfrontation, wo ich eindeutig wegen meiner Nationalität und Hautfarbe angepöbelt und beleidigt werde, dass als nicht rassistisch aufzufassen und wenn ich demjenigen dann quasi 1:1 dasselbe antworten würde, dann soll das auf einmal rassistisch sein? Ich finde entweder ist beides rassistisch oder beides nicht. Da Unterschiede zu machen fällt mir schwer. (Ich könnte gerne Beispiele aufzählen, aber ich denke es ist nicht Sinn der Sache solche Zitate hier aufzuführen!)

Zu 2: Da stimme ich Dir im Endeffekt zu. Frei nach dem Motto "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht". Wie ich weiter oben schon angedeutet habe, habe ich als Jugendlicher die persönliche Erfahrung mit einem Mitschüler gemacht. Nachdem er mich, ich meine unter Beisein eines Lehrers, darauf angesprochen hat, sind wir sogar Freunde geworden. Ich war mir vorher der anderen Seite nicht bewusst. Nachdem Abi hat sich das wie so oft etwas verflüchtigt, aber noch heute haben wir über soziale Medien Kontakt.

Vielen Dank für den Buchhinweis. Ich werde mich damit mal beschäftigen! Desweiteren stimme ich Dir Deinem "Edit" zu und Dein später verlinkter Sportschauartikel drückt im Kern auch das aus was ich meine, nur eben treffender und ausführlicher formuliert.

Ansonsten erinnert mich das an die Diskussion um Steffen Freund, der hat auch bis heute nicht verstanden, wo das Problem bei seinen Aussagen über Harit und Bentaleb ist. Ganz ohne böse Absicht, aber doch mit Alltags-Rassismus.

Ist das Alltags-Rassismus? So flapsig wie Freund das angesprochen hat wahrscheinlich ja. Er hat einfach so verallgemeinert und auf die beiden Jungs runter gebrochen und das nicht unterfüttert. Ich persönlich interpretiere da Folgendes rein auch wenn ich damit Gefahr laufe in der Luft zerrissen zu werden, da jetzt keine harten Zahlen und Quellen usw. kommen. Es beruht einerseits auf persönlichen Erfahrungen und andererseits darauf was man so über Nachrichten sowie Religons- und Geschichtsunterricht aufgesogen und vermittelt bekommen hat.
Amine Harit und Nabil Bentaleb sind beide in Frankreich geboren. Der eine hat marokkanische Eltern, der andere algerische Eltern. Sie sind arabisch und muslimisch großgezogen worden und aufgewachsen. Meines Wissens ist es so, dass sowohl in der arabischen wie auch der muslimischen Kultur die Begriffe Familie und Ehre anders vermittelt und gelebt werden wie bei uns. Die "Clanbildungen" die wir hier erleben, sind Großfamilien. Beerdigungen und Hochzeiten werden dort meist mit Hunderten Menschen begangen / gefeiert, welche zum Großteil zur Familie gehören. In der "rein" westlich (und christlich) geprägten Kultur ist dies eher selten der Fall. Rein subjektiv höre ich in meinem Freundes- und auch weit gefassterem Bekanntenkreis selten etwas von "meinem Cousin / meiner Cousine X. Grades ist das und das passiert" (Meist hört es beim 1. Grad auf, wenn überhaupt). Hier wird der Familienbegriff enger gefasst als dort. Gleichzeitig wird dort ein anderer Ehrbegriff vermittelt und wie man bei gekränkter Ehre diese wiederherzustellen hat, als höchstes Bsp. die Ehrenmorde, aber auch Blutrache usw. Dazu die eigenen Erfahrungen und Begegnungen die ich erlebt habe. Was da alles als Ehrverletzung genannt wurde und dadurch eine sehr starke Reaktion mit sich brachte. Da prallen teilweise Welten aufeinander. Vor diesem Hintergrund kann ich es nachvollziehen, dass man verallgemeinernd sagt, dass es einen nicht überrascht das Harit und Bentaleb suspendiert wurden. Nach der hier entstandenen Diskussion kann ich sehr gut verstehen, dass das als Alltags-Rassismus bezeichnet wird. Wahrscheinlich ist das sogar so und ich habe es bisher so nicht erkannt, ertappe mich dann jetzt aber dabei. In der Art von Freund geäußert und auf den Einzelfall runter gebrochen ist es das auch.
Gleichwohl finde ich das man in einer gesellschaftlichen Diskussion die Problematik ansprechen darf ohne direkt als Rassist gebrandmarkt zu werden. Denn mMn entzünden sich an den verschiedenen kulturellen Prägungen und der Fehlenden Auseinandersetzung damit die meisten Konflikte, die die Integration so schwierig machen.


Abschließend sage ich, man muss immer beide Seiten sehen und versuchen nachzuvollziehen. Danach kann man klar entscheiden wer völlig daneben liegt oder das Ergebnis leicht in die Mitte verschoben ist oder ganz. Wenn Webó da recht alleine stand, war es definitiv unangebracht. Stand er da recht im Pulk empfinde ich es als unsensibel und unglücklich, aber als sachliche Personenbeschreibung. Dann hätte man jedoch auf das Einreden der Anderen zur Einsicht kommen müssen und sich entschuldigen müssen, dass ein "Missverständnis" vorliegt. Da er das nicht tat, ist es ein starkes Zeichen, dass man dort nicht weitergespielt hat. Das der vierte Offizielle jetzt immer noch sich die Situation schönredet. Das kann ich mir dann nur noch damit erklären, dass er entweder an einer unsäglichen "Schiri-Arroganz" leidet (gibt immer wieder Schiris mit denen man partout nicht reden kann/darf), ihm es völlig unmöglich ist andere Sichtweisen zu betrachten oder er tatsächlich einfach ein Rassist ist. Jedenfalls braucht man ihn nun nicht mehr in Schutz nehmen.

Ich persönliche ziehe aus Euren Beiträgen und meiner Auseinandersetzung damit, dass ich aufgrund persönlicher Erfahrungen und Erlebnisse zu Teilen Vorbehalte entwickelt habe. Ich trete jedem neuen Menschen den ich kennen lerne zunächst mit einer gehörigen Portion Skepsis aber gleichzeitig auch offen entgegen, dass er mir die Skepsis nehmen kann. Dabei teile ich wohl tatsächlich die Menschen erstmal in verschiedene Kategorien ein. Diese sind aber unendlich breitgefächert und in Nuancen unterschieden. Ich für mich würde behaupten, dass Rassismus da keine Rolle spielt. Von außen könnte man das da jedoch vielleicht reininterpretieren. Ich lerne hier jedenfalls, dass ich mich in Zukunft mehr mit dem Thema beschäftigen sollte und möchte. Ich habe zuletzt ältere Hefte der Bundeszentrale für politische Bildung gelesen über die deutsche Historie von ca. 1830 bis kurz nach der Wiedervereinigung. Zur Zeit lese ich "Der China Schock". Gerade in letzterem Buch wird deutlich wie schwierig der Umgang miteinander ist aufgrund der verschiedenen Kulturen bzw. dem Unwissen über die jeweils andere Seite. Dort beschrieben auf Regierungsebene, aber dies färbt auf die Bevölkerungen ab und lässt sich letztendlich auf die Bevölkerungen und das Miteinander jedes Einzelnen übertragen. Denn auch Regierungen sind Menschen.
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DeDaim

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #72 am: 10.Dezember 2020, 11:32:06 »

@Cologne88: Auch wenn ich nicht in allem gleicher Meinung mit dir bin, finde ich deinen Post sehr stark. Zuzugeben, dass man dazulernen muss, die eigene Position zu reflektieren, das können heute nach meinem Empfinden immer weniger Menschen immer seltener. Da können wir uns alle ein Beispiel dran nehmen. Danke! :)
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Tim Twain

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #73 am: 10.Dezember 2020, 12:07:54 »

Bzgl großer Hochzeiten mit Hunderten Gästen
Bei meiner ehemaligen christlichen Kommilitonin aus Israel war das ähnlich, ist also auch kulturell und nicht nur religiös bedingt.
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fährt Fahrrad gegen den Kapitalismus im Fußball

migi

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #74 am: 05.Februar 2021, 13:45:03 »

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Topher

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #75 am: 08.Februar 2021, 19:45:34 »

Ich hänge mich da mal dran, auch, wenn schon ein paar Tage vergangen sind und teilweise schon Lösungen gefunden wurden.

Für wie zielführend halten wir es eigentlich, dass solche Spiele nicht in Deutschland stattfinden, wenn die Vereine sich einfach "Schlupflöcher" in anderen Ländern suchen?
Schließlich werden jetzt zwei Profimannschaften in andere Länder mit deutlich loseren Restriktionen entsandt. Ich bin kein Arzt, Virologe oder sonstwas, aber das steigert das Ansteckungsrisiko doch per se? Vorher ist eine Profimannschaft in ein Land mit deutlich strengeren Restriktionen gereist, das Risiko sollte hier geringer liegen.

So wirklich sinnvoll erscheint mir das nicht. Abgesehen von den Reisewegen und dem ganzen Tamtam, das sowieso um den Fußball gemacht wird.

Möchte keine großangelegte Grundsatzdiskussion lostreten, aber irgendwie erscheint mir das etwas kurzsichtig von den handelnden Personen.

"Wir fragen, ob's für uns eine Ausnahme gibt – und wenn nicht, dann machen wir halt was "noch Schlimmeres". Jetzt mal aus UEFA/Vereinsperspektive. Oder schneide ich da jetzt was falsch mit?
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Kaestorfer

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #76 am: 08.Februar 2021, 20:12:12 »

Manchester City vs. Gladbach wird auch in Budapest stattfinden.

Bayernfahne

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #77 am: 08.Februar 2021, 22:30:02 »

Ich hänge mich da mal dran, auch, wenn schon ein paar Tage vergangen sind und teilweise schon Lösungen gefunden wurden.

Für wie zielführend halten wir es eigentlich, dass solche Spiele nicht in Deutschland stattfinden, wenn die Vereine sich einfach "Schlupflöcher" in anderen Ländern suchen?
Schließlich werden jetzt zwei Profimannschaften in andere Länder mit deutlich loseren Restriktionen entsandt. Ich bin kein Arzt, Virologe oder sonstwas, aber das steigert das Ansteckungsrisiko doch per se? Vorher ist eine Profimannschaft in ein Land mit deutlich strengeren Restriktionen gereist, das Risiko sollte hier geringer liegen.

So wirklich sinnvoll erscheint mir das nicht. Abgesehen von den Reisewegen und dem ganzen Tamtam, das sowieso um den Fußball gemacht wird.

Möchte keine großangelegte Grundsatzdiskussion lostreten, aber irgendwie erscheint mir das etwas kurzsichtig von den handelnden Personen.

"Wir fragen, ob's für uns eine Ausnahme gibt – und wenn nicht, dann machen wir halt was "noch Schlimmeres". Jetzt mal aus UEFA/Vereinsperspektive. Oder schneide ich da jetzt was falsch mit?

Ohne, dass ich über irgendein fundiertes Hintergrundwissen verfügen würde, waren das exakt meine Gedanken zu dem Thema. Klingbeil von der SPD hat dazu gesagt, dass das ein falsches Signal sendet und man so ein Spiel dann lieber hätte verschieben sollen, als es woanders auszutragen - als ob er seit einer Woche auf dieser Welt wäre. Wann hat die UEFA sich je um so etwas gekümmert? Die Wettbewerbe werden durchgeboxt, komme was wolle. Selbst nach dieser kräftezehrenden Saison soll noch eine Europameisterschaft gespielt werden und die Politik glaubt allen Ernstes, man könne durch bestimmte Auflagen Verantwortungsbewusstsein bei der UEFA erzwingen? Mag sein, dass ich mit meiner Meinung alleine dastehe, aber das ist doch arg blauäugig...
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Ich kann, dass ich nichts kann.

White

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #78 am: 09.Februar 2021, 02:06:20 »

Die Auflage wäre eine Strafe in einer Höhe, dass die Einnahmen aus einem solchen Spiel für die UEFA daneben verpuffen.
Alleine, dass die UEFA sich hinstellt und RB Leipzig dafür verantwortlich macht, eine andere Spielstätte zu finden ist für mich schon eine unglaubliche Frechheit. Es ist nicht Leipzigs Problem, dass Liverpool nicht einreisen darf. Genauso ist es nicht Citys Problem, wenn umgekehrt BMG nicht einreisen darf.
Andererseits liegt es in der Verantwortung der Vereine, ihre eigenen Angestellten zu schützen. Es ist schon hart, welcher Druck da ausgeübt wird offensichtlich, so dass die Vereine ihre Pflichten da einfach ignorieren.
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Leland Gaunt

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Re: UEFA Champions League 2020/21
« Antwort #79 am: 09.März 2021, 23:02:51 »

Da hat der Nachbar es aber nochmal richtig spannend gemacht, aber Sevilla ist auch fies zu spielen.
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FMGaunt

Das magische Dreieck 2.0

Immer schön GErade bleiben!